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Deutsche Märchen und Sagen 53

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

53. Das weiße Kaninchen zu Dendermonde

Auf dem Wällchen (Vestje) zu Dendermonde wohnte vor alten Zeiten eine Milchfrau, die ihren Kunden allzeit getaufte Milch, das ist Milch mit Wasser vermischt, lieferte. Die Bäuerin starb sonder Beichte und seitdem schwärmte ihr Geist jede Nacht in Gestalt eines weißen Kaninchens um, welches rief:

Ik heb myn ziel aen den duivel verkocht
Omdat myn zoete melk niet en dogt.

(Ich hatte meine Seele dem Teufel verkauft,
darum taugte meine süße Milch nicht.)

Seit die alten Wälle der Stadt vernichtet sind, sieht man das Kaninchen nicht mehr.


54. Kaninchen zeigt den Schatz.

Ein Bauer zu Windham sah jede Nacht ein weißes Kaninchen unter seinen Holzschober kriechen. Da er das Tierchen gern gefangen hätte, verlegte er das Holz und fand ein Loch darunter. In der folgenden Nacht setzte er sich darauf. Als das Kaninchen kam und ihn darauf sitzen sah, lief es lange rund, ohne sich ihm zu nähern.

Da fragte er endlich: »Ei, warum kriechst du nicht in dein Loch?«

Darauf antwortete das Kaninchen zu nicht geringem Schrecken des Bauern: »Das glaube ich wohl, dass ich nicht hineinkrieche. Du sitzt ja darauf.«

»Dann komm, ich will weggehen«, sprach der Bauer und wollte aufstehen.

Aber das Kaninchen sprach: »Nein, nein, du kannst Besseres tun. Ich habe da in meinem Leben einen Schatz vergraben, grabe das Loch nur weiter und du wirst ihn finden. Nimm ihn und ich bin erlöst.«

Das tat der Bauer und er fand einen so großen Schatz, dass er den Hof, worauf er als Pächter wohnte, kaufen konnte und mit demselben alles umliegende Land.