Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern … Teil 34

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern, Zauberern und Gaunern
Dem Ende des philosophischen Jahrhunderts gewidmet
Adam Friedrich Böhme, Leipzig, 1796

Die Haare von der heiligen Walpurga und Crescentia und die Beschwörungen der Mönche schaffen Linderung.

In W. einem Oberpfälzischen Marktflecken und berühmten Kloster lebte 1788 ein Mädchen, die vom leidigen Teufel ganz unbeschreiblich geplagt wurde. Sie diente nämlich bei einem Mann, der selbst vieles mit dem Bösen zu tun gehabt haben mag. Seit den drei Jahren, da sie aus dessen Diensten getreten war, wurde sie unaufhörlich von dem argen Feind verfolgt. Sie fiel anfangs oft mitten auf der Straße ohnmächtig nieder, doch vermutete man damals nichts weiter als eine Krankheit und brachte sie leicht wieder zur Vernunft. Allein die Krankheit verließ das Mädchen nicht mehr und brachte die sonderbaren Zufälle hervor. Sie lebte zum Beispiel drei Monate hindurch, ohne nur das Geringste zu essen, sagte sie. Man glaubte es, da sie im Gegenteil tagsüber wohl gegen 30 Maß Wasser trank. Die Mönche im Kloster disputierten schon darüber, dass dies nicht mit natürlichen Dingen zugehen könne. Der Schluss fiel zuletzt dahin aus, man müsse, um der Sache auf den Grund zu kommen, den Hexenrauch versuchen. Und siehe, sobald der Rauch dem Mädchen nahegebracht wurde, bekam es die wunderbarsten Verzuckungen. Sie warf sich im Bett herum wie eine Rasende, der Körper zitterte und bebte und wurde wohl ellenhoch emporgeworfen. Der Hexenrauch hatte diese Wirkung nicht, wenn er nicht von Priesterhand geweiht war. Man unterließ nicht, auch verschiedene Arzneien, und zwar zuerst Laxierungen anzuwenden. Sie brachten aber, so stark sie immer sein mochten, keine Wirkung hervor. Man fiel daher auf den Gedanken, dem Mädchen Brechpulver einzugeben, und diese zuerst zu weihen und zu segnen. Das wirkte. Die Patientin fing an, sich ganz gewaltig zu erbrechen. Da man untersuchte, was aus ihrem Magen herausgekommen war, fand man viele Scherben von Apothekergläschen, Schuhnägel, Karlsbader Nägel und Büschel von Menschenhaaren. Darüber waren alle Zuschauer freilich höchstens verwundert. Die Mönche kamen aus dem Kloster und fingen an, den Teufel mit aller Gewalt durch Beschwören zum Ausfahren zu treiben. Das Erbrechen stellte sich in der Folge zu bestimmten Zeiten ein und war so häufig, dass man von der­ gleichen Materialien ganze Schächtelchen voll gesammelt und als Dinge, vom Teufel kommend, aufbewahrt hat. Unter anderen fand sich darunter ein dicker Nagel, drei Zoll lang. Doch gab sie von dergleichen Sachen nicht mehr von sich, als man allenfalls unter der Zunge verbergen kann. Die Ärzte versuchten bei diesen außerordentlichen Umständen auch außerordentliche Mittel, zum Beispiel Haare von der heiligen Walpurga und Crescentia, die sie dem Mädchen eingaben. Es erfolgte mehr Wirkung als von gewöhnlichen Brechmitteln. Die häufigen Beschwörungen der Mönche hatten auch zuweilen die Wirkung, dass der böse Geist auf einige Zeit Ruhe gab; jedoch hatte er das arme Geschöpf bis auf jene Zeit noch nicht verlassen und auch seine Stimme, einen sonderbaren Husten ausgenommen, noch nicht aus ihr hören lassen.