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Sammlung bergmännischer Sagen Teil 43

Das arme Bergmannsleben ist wunderbar reich an Poesie. Seine Sagen und Lieder, seine Sprache, seine Weistümer reichen in die älteste Zeit zurück. Die Lieder, die wohlbekannten Bergreihen, die Sprachüberreste, die Weistümer sind teilweise gesammelt. Die Sagen erscheinen hier zum ersten Mal von kundiger Hand ausgewählt und im ganzen Zauber der bergmännischen Sprache wiedergegeben. Das vermag nur zu bieten, wer ein warmes Herz für Land und Leute mitbringt, wo diese uralten Schätze zu heben sind; wer Verständnis für unser altdeutsches religiöses Leben hat, wer – es sei gerade herausgesagt – selbst poetisch angehaucht ist. Was vom Herzen kommt, geht wieder zum Herzen, ist eine alte und ewig neue Wahrheit. Hat der Verfasser auch nur aus der Literatur der Bergmannssagen uns bekannte Gebiete begangen, verdient er schon vollauf unseren Dank. Seine Liebe zur Sache lässt uns hoffen, er werde mit Unterstützung Gleichstrebender noch jene Schaetze heben, die nicht an der großen Straße liegen, sondern an weniger befahrenen Wegen und Stegen zu heiligen Zeiten schimmern und zutage gefördert sein wollen.


IV. Vermischte Sagen

43. Das Wachsen der Erze

G. E. Löhneiß (Bericht vom Bergwerk, Leipzig 1690, p. 19) schreibt: Es gibt die Erfahrung, dass noch immerdar Steine und Felsen wachsen, denn man findet Stollen, die nach üblichem Stollenrecht so weit genommen sein, dass man mit einem Laufkarren geraum hindurchfahren können, die mit der Zeit so zusammengewachsen sind, dass einer mit Not dadurch kommen kann. So sieht man auch, dass oft das Gebirge die Kappen an Türstöcken wie auch die Tragstempel gar ineinanderschiebt und große Strauben daran drückt. Wenn man am Rammelsberg auf einer Strecke ein Stück Erz liegen lässt, so wächst es in kurzer Zeit wieder an, sodass man es nachher wieder mit Schlägel und Eisen heraushauen muss.«

Johannes Mathesius (Luthers Liebling) schreibt in seiner Sarepta (Bergpredigten) p. 34 b., (auch hierüber von Löhneiß zitiert): »… dass auf Albertham in St. Lorentz Fundgrube, innerhalb 20 Jahren in einem Stempel gediegen Silber gewachsen sei, denn da sich der Steiger in der Grube umgesehen hat, sei er in einer Strecken gewahr worden, dass sich eine weiße geharfte Art im liegenden wohl halbes Orts hoch habe angelegt und gesehen, als ob das Gestein verziert wäre. Als er solches herabgestochen und gesichert hatte, habe er Silber gefunden, als ob es von einem Taler gefeilt wäre, welches in der Probe 17 Mark gehalten habe.

Wie er sich in der Gruben umsieht, woher es dahin gesindert sei, wird er gewahr, dass es aus der Fürst dahin getrofft sei, aus einer schwebenden Strosse, die unten und oben, hinten und vorn verfahren gewesen war, welche nur seine Bergfeste kaum drei oder vier Span dick gehabt habe, und sieht, dass eine gewisse Guhr oder Molkenfarbe Wasser auf den Stempel gesiegen oder geliefert, die auf den Stempel in das Brunloch geronnen und danach im Liegenden herabgeflossen und sich allda angelegt, geliefert und erharst haben. Wie er aber den Stempel ausgeschlagen hatte, habe er ein strauben und Spalten gediegen zienich weiß Silber, darin sich Hacken schneiden lassen, gefunden. Als aber der Steiger die Guhr über sich nachgebrochen hatte, habe er eine Maute Erz angetroffen, davon er Ausbeute geben, dann eben in der Teufe hatte zuvor das mächtige Erz auffen Hauptgang gebrochen, davon sich ein Splitterlein abgekempt und wie es vom Gang weggefallen, habe es sich aufgetan und ein Bauch geworfen in der schwebenden Strossen, davon diese Schweflichte und Quecksilbrichte Feuchtigkeit kommen oder gegoren hatte, aus welcher Guhr auch im verfahrenen Felde und unverschrottenem Gang gediegen Silber gewachsen sei.«

Seite 30 sagt Mathesius: »Gott hat Kraft seines Wortes Metallsamen in die tiefen Abgründe der Erde geworfen, aus dem er durch Sonne, Mond und Sterne und durch der Elemente Kraft ein Erz nach dem anderen wachsen lässt. Wer etwas von dem Samen hätte, der könnte reich werden.«

Bei Kuttenberg und bei Arelsgrun soll das Gold aus der Erde herausgewachsen sein, sodass es die Schnitter mit dem Getreide abgemäht haben. Das Erz verdrückt sich, verschwindet plötzlich, wenn es von einem bösen Auge angesehen oder von einer diebischen Hand angefasst wird oder wenn ein böser Wind aus einem unwahren Mund es anweht. Ein schöner Anbruch vor Ort verschwindet, wenn man falsche Eide schwört.

In der Schrift Neue Sammlung merkwürdiger Schichten heißt es, dass zuweilen Gold und Silber aus der Erde nicht nur wie lange Fäden oder Draht, sondern auch als ziemlich große Reiser, ja kleine Bäumchen wachsen.

Diese Behauptung wird mit folgenden Historien belegt:

In der kaiserlichen Kammer zu Wien wird ein zusammengewundener goldener Draht gezeigt, vier Ellen lang und sechs Quentlein schwer, den ein Bauer bei Tartza, vier Meilen von der Stadt Eperies in Oberungarn, in einem Fluss gefunden hatte.

Bei Dresden sah ein Winzer in seinem Weinberg etwas wie ein Seil hervorgucken. Er zog es langsam aus, und siehe, es war etliche Ellen lang, aber es zerbrach. Wie er es probieren ließ, war es das feinste Gold.

Ein anderer war müde und schnaufte unter einem kühlen Baum ein wenig aus. Da sah er etwas Gelbliches aus der Erde hervorragen. Wie er es vollends herauszerren wollte, merkte er, dass es unten in der Erde eingewurzelt sei. Er schlug mit der Haue etliche Mal dran, allein es blieb unbewegt stecken. Endlich zog er einen ziemlichen Zahn hervor, wies ihn dem Goldschmied, so nichts anderes als das beste Gold daraus machen konnte. Der Winzer merkte sich den Ort. Als er wieder dahin kam, war noch ein solcher Zahn hervorgeschossen. Er langte ihn auch und wiederholte diese Arbeit, bis ihm sein Junker und endlich der Fürst den Weinberg streitig machte.

Ein Bauer fand beim Pflügen etliche Ellen Draht. Ohne zu wissen, was es sei, wickelte er denselben seinem Ochsen um die Hörner. Als er nun bald darauf einmal Holz nach Eperies zu Markte führte und eben vor eines Goldschmieds Haus anhielt, fragte ihn dieser, woher er den Draht hätte. Der Bauer erzählte es und gab ihn um ein Geringes aus Unverstand hin.

Ein anderer Bauer in Schlesien an der mährischen Grenze merkte, dass sein Pflug von etwas Hartem unter der Erde angehalten würde. Wie er nun nachschaute, war es ein ziemlich schwerer goldener Draht.

Ein anderer fand in einem kleinen Bach unter dem Sand fünf Drahtringe im Gewicht von 30 Dukaten.

Auf einer amerikanischen Insel werden auf manchen Bergen Bäume gefunden, die güldene Adern haben.

Im Jahr 1602 wurde aus einem französischen Bauernweinberg eine schöne goldene Weinrebe als sonderbare Rarität König Heinrich dem Großen präsentiert.

Am Main und Neckar sind oftmals Weinblätter, ganz von Gold, gefunden worden.

In Ungarn wuchs an einem Ort über Goldadern ein Weinstock, dessen Stamm mit goldenem Draht gleichsam umwickelt war.

Die Ursache dieser metallischen Vegetation ist nach unserem Gewährsmann C. E. F. und nach Kirchner, L., dass die Wurzeln der Weinreben und Bäume metallischen Saft einsaugen, der sich ferner in Blätter und Reiser ergießt.