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Romantruhe-Western Band 30

Kendall Kane
Romantruhe-Western Band 30
… und alle jagen Chester Boone

Western, Paperback, Romantruhe, Kerpen-Türnich, September 2018, 72 Seiten, 4,95 Euro, Titelbild: Pujolar
www.romantruhe.de

Kurzinhalt:
»Gestatten, mein Name ist Boone, Chesterfield Aaron Boone. Meine Freunde nennen mich Chester, meine Feinde aber, und die sind berufsbedingt in meinem Bekanntenkreis leider in der Überzahl, einen gottverdammten Schießer und Hu­rensohn. Ich bin Gunman, ich lebe von meinen Schießkünsten, aber hätte ich gewusst, was in dieser speziellen Geschichte so alles auf mich zukommen würde, ich hätte ziemlich schnell ziemlich viele Meilen zwischen mich und meinen Auf­traggeber gebracht. Anfangs ging es nur um das Aufspüren eines Zuchtbullen, der unter Brüdern gut fünftausend Dollar wert war. Aber gegen Ende der Ge­schichte war halb Texas auf meiner Fährte.

Comancheros, die sich um ein gutes Geschäft gebracht sahen, ein eifersüchtiger Ehemann, die halbe Yamparika-Comanchen-Nation und ein Häuflein Siedler, die absolut nicht einsahen, warum ihre Probleme nicht auch meine waren. Ehrlich, alle jagten mich.«

Leseprobe

Als ich mich auf dem hölzernen Vorbau von Finnegan’s Gemischtwarenladen postiert hatte, war es noch tiefdunkle Nacht gewesen.

Nun stand die Morgensonne Colorados bereits zwei Fingerbreit über den Hü­geln der Stadt. Ihre Strahlen färbten das umliegende Land purpurrot.

Ich stand zwischen hoch aufgestapelten Weidenkörben, prall gefüllten Baumwollsäcken und allerlei Frachtkisten, durchflutet von kaltem Hass und von der Gewissheit, bereits in geraumer Zeit einen Menschen erschießen zu müssen.

Frauen mit Einkaufskörben gingen an mir vorbei. Zwei Oldtimer unterhielten sich einige Yards von mir entfernt und ein kahlköpfiger Salooner fegte mit ei­nem Besen aus zurechtgeschnittenen Weidenzweigen auf der gegenüberliegen­den Seite der Straße die Reste einer wilden Nacht aus seinem Etablissement.

Kein Mensch schenkte mir um diese Zeit hier in Brownsville auch nur einen Blick.

Nur einmal torkelte Dusty, ein stadtbekannter Säufer und Herumtreiber, auf mich zu und erzählte, dass Mister Callahan jetzt beim Frühstück sei. Ich gab dem armen Teufel einen Silberdollar, Dusty griente über alle Backen und verschwand schleunigst im Golden Palace Saloon.

Seither war fast eine halbe Stunde vergangen.

Aber ich hatte Geduld. Geduld und Ausdauer waren schließlich die Hälfte mei­nes Erfolges. Ein mittelgroßer Mann mit dunklen, stechenden Augen trat auf den hölzernen Vorbau des Golden Palace Saloons und zündete sich eine Zigarette an. Hastig blickte er sich um und eilte dann rasch die Hauptstraße entlang in Rich­tung Mietstall. Er sah mich nicht.

Er bemerkte nicht, wie ich langsam meine Deckung verließ, den ledernen Si­cherheitsgurt am Schlagbolzen meines schweren Navy Pocket Colts löste und ihm folgte. Rasch bog er in eine schmale dunkle Gasse ein.

Als ich feststellte, dass wir allein waren, beschleunigte ich meine Schritte. Der andere hörte das Klingeln meiner Radsporen und drehte sich abrupt um.

Er stand total beschissen da, eben wie ein blutiger Anfänger. Die Morgensonne traf voll sein sichelbärtiges Gesicht und blendete ihn.

Nervös trat er ein wenig zur Seite und versuchte, in den Schatten eines abge­stellten Box Brake Frachtwagens zu flüchten. Vergeblich.

»Hallo Callahan«, sagte ich betont freundlich.

»Verdammt, was wollen Sie von mir? Lassen Sie mich in Ruhe! Los, ver­schwinden Sie von hier.« Nervös musterte mich der Kerl von oben bis unten.

»Das kann ich leider nicht, Callahan. Ich verfolge deine Spur schon seit vier Wochen. Eines muss ich dir aber zugestehen, so ein Arschloch wie dich hatte ich schon lange nicht mehr in meinem Programm.«

Ohne mein Gegenüber aus den Augen zu lassen, zog ich einen zusammengefal­teten Zettel aus meiner linken Hosentasche und warf ihn Callahan zu. Der fing ihn geschickt auf und überflog rasch die wenigen Zeilen auf dem Papier. Ein gehetzter Ausdruck trat in seine nervös flackernden, kohlrabenschwarzen Augen. Er ließ das Blatt einfach fallen.

Das Papier war ein Steckbrief.

Sein Steckbrief!

William Charles Callahan, gesucht wegen Bankraub und Mord. 1.000 Dollar Belohnung, tot oder lebendig, waren auf seinen Kopf ausgesetzt. Eigentlich ziemlich viel für einen einfachen Bankräuber. Aber die beiden Menschen, die er erschossen hatte, waren Kinder gewesen. Deswegen war eine Kleinstadt im Sü­den von Texas völlig aus dem Häuschen und deswegen war ich hier.

»Ich bin Chester Boone!«, sagte ich.

»Der Revolvermann?«

»So nennt man mich auch.«

»Ich komme aber nicht freiwillig mit«, sagte Callahan.

»Das tut mir aber echt leid«, seufzte ich ergeben. Ich konnte den folgenden Verdruss förmlich riechen. »Jetzt hör mir mal gut zu, du Scheißkerl. Entweder du kommst aus freien Stücken mit zum Stadtmarshai oder ich …«

»Oder was, du Revolverheld?«

»Ich bekomme dich sowieso, Callahan. Du bist in diesem Land erledigt, denn auch für deine Leiche gibt es inzwischen eine Belohnung. Also, wie willst du

es?«

In seiner pickelgesichtigen Fratze begann es zu arbeiten und Wut blitzte in sei­nem hassverzerrten Gesicht auf.

Callahans Rechte fuhr unter den Stoff seines weit geschnittenen Baumwollhemdes und kam mit einem großkalibrigen, übel aussehenden Revolver wieder zum Vorschein.

Verflucht! Und ich gab diesem verdammten Mörder auch noch eine reelle Chance!

Erst, als er die Mündung seiner wuchtigen Taschenkanone auf meinen Schädel richtete, reagierte ich.

Meine Hand stieß nach unten und mit einer schnellen flüssigen Bewegung zog ich meinen Colt aus dem Leder und schoss noch von der Hüfte aus.

Die Wucht des einschlagenden Projektils warf William Callahan gegen das Vorderrad des dahinterstehenden Wagens.

Brüllend rutschte er langsam daran hinunter.

Der Revolver entfiel seiner Faust und er presste stöhnend die flache Hand sei­ner Linken auf die faustgroße Wunde hoch in seiner Schulter, aus der nun unab­lässig Blut pulste.

»Das hättest du auch einfacher haben können«, sagte ich bitter.

Ohne Mitleid starrte ich den Kerl an, indessen ich automatisch die abgeschos­sene Kammer meines Revolvers nachlud.

Langsam sackte Callahans Kopf zur Seite. Auf der Mainstreet von Brownsville entstand hektische Betriebsamkeit. Halb angezogene Menschen eilten aus ihren Häusern herbei. Männer und Frauen rannten fragend die Mainstreet entlang, an­dere blickten sensationslüstern aus den Fenstern der umliegenden Häuser und verbogen sich in der Hoffnung auf ein besseres Blickfeld schier die Hälse.

Ich wartete.

Dann kam der Stadtmarshal. Er war ein vierschrötiger, ungemein drahtig wir­kender Endvierziger mit einem kantigen Schädel auf den Schultern. Er hielt eine doppelläufige Schrotflinte mit abgesägter Choke-Mündung in den Fäusten. Eines jener Dinger, mit denen man einen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes in zwei Teile schießen konnte. Er richtete den Lauf des stählernen Monstrums so­fort auf mich.

»Schmeiß deinen Revolver weg und heb die Hände hoch!«, bellte er ungehalten in meine Richtung. Dabei starrte er mich unentwegt aus seinen kleinen, listig funkelnden Knopfaugen an.

Sofort streckte ich beide Hände in friedfertiger Absicht mitsamt meiner Waffe in die Höhe und hütete mich dabei, auch nur eine falsche Bewegung zu machen.

Dieser Eisenfresser von Stadtmarshai schien nämlich auf Derartiges gerade­wegs zu lauern.

»Mein Name ist Boone«, sagte ich leise. »Chesterfield Aaron Boone.« Dann deutete ich mit vorgerecktem Kinn auf die leblose Gestalt, die da vor uns im Dreck der Seitengasse in ihrem Blut lag, und starrte Marshal Eisenfresser direkt in die Augen.

»Das ist William Callahan. Bankräuber, Mörder und …«

»Boone? Boone der Revolvermann?«, unterbrach mich der Sternträger.

Ich nickte sichtlich erfreut, dass sich die Bekanntheit meiner Person bereits bis in dieses abgelegene, todlangweilige Siedlerkaff herumgesprochen hatte.

Der Gesetzesvertreter jedoch legte den Kopf schief und sah aus, als hätte er so­eben eine schleimige Kröte verschluckt.

»In jeder Stadt, wo Sie bisher aufgetaucht sind, gab es danach nichts als Är­ger.«

Ich zuckte die Achseln. »Ich kann leider nichts für meinen Ruf. Aber keine Angst, Marshal, sobald ich die Bestätigung vom Friedensrichter erhalten habe, dass ich diesen Hurensohn hier erwischt habe, verlasse ich umgehend ihre freundliche Stadt.«

Die Mundwinkel des Sternträgers zuckten nervös. »Darauf können Sie einen lassen, Boone. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass Sie Ihre Bestätigung um­gehend erhalten. Danach verschwinden Sie sofort von hier.«

Ich tippte mit dem Zeigefinger meiner Rechten betont lässig an den Rand mei­nes breitkrempigen Texashutes und verließ wortlos die Seitengasse. Der Marshal wich mir aus, als hätte ich die Krätze. Ich beobachtete sein Getue nicht weiter, schließlich war ich als Gunman von meinen Zeitgenossen, der sogenannten eh­renwerten Bürgerschaft, solcherlei Verhalten andauernd gewöhnt. Ich vermietete meinen Revolver und es war ein harter Job. Dafür verachtete man mich, aber verdammt, es war kurz nach Ende des Krieges und ich hatte nichts anderes ge­lernt außer Reiten, Schießen und Lassoschwingen. Auch ich wollte leben! Ei­gentlich war für mich das Thema zu diesem Zeitpunkt gegessen, aber da gab es noch etwas, was ich mir absolut nicht verkneifen konnte. Als ich fast das Ende der dunklen Seitengasse erreicht hatte, drehte ich mich noch einmal um und mus­terte den Marshal eingehend von oben bis unten.

»Eine Frage noch, Marshal. Haben Sie Kinder?«

Nervös kaute der Sternträger auf seiner Unterlippe herum und nuschelte schließlich kaum verständlich vor sich hin: »Yeah, zwei sogar. Ein hübsches Mädchen und einen prächtigen Jungen. Aber ich wüsste verdammt noch mal nicht, was einen Revolverschwinger wie Sie das eigentlich angeht.«

»William Callahan erschoss bei seinem Bankraub kaltblütig die beiden einzigen Menschen, die ihm bei seiner Flucht aus der Stadt im Weg standen. Andrew war neun und Kathreen gerade mal sieben, als sie aus dem Store neben der Bank ka­men. Sie hatten sich dort nach der Sonntagsmesse eine Zuckerstange gekauft und waren aufgeschreckt durch die Schießerei auf die Straße genau vor Callahans Kanone gerannt. Darüber sollten Sie einmal nachdenken, Marshal, bevor Sie Leute wie mich verurteilen.

Ach, übrigens … grüßen Sie Ihre Kinder von mir.«