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Fort Aldamo – Band 68

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 68

Einmal Hölle und zurück

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 12. 06. 2018, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Vor einigen Monaten rettete Finnewacker dem Gouverneur des Arizona Territoriums, dessen Tochter und einem General das Leben. Gouverneur McPearson revanchiert sich, indem er Finnewacker, Vivienne und Colonel Brooke zu sich nach Phoenix einlädt. Finnewacker ist der Ehrengast auf einer großen Party. Und wie es der Teufel will, verhindert der alte Haudegen ein Attentat auf den Gouverneur. Dadurch beginnt ein höllisches Spielchen. Finnewacker wird vom Bruder und Freunden des Attentäters gekidnappt. So wollen die Banditen den Gefangenen freibekommen. Außerdem fordern sie noch 500.000 Dollar Lösegeld.

Der Austausch findet statt. Und dann setzt Master Sergeant Finnewacker alles daran, um die Outlaws und das Lösegeld wieder nach Phoenix zurückzubringen. Er muss sich schon einiges einfallen lassen, um die Halunkenbande in die Knie zu zwingen.

Leseprobe

»Verflixt und zugeschmiert! Was hat denn das schon wieder zu bedeuten?«, fragte Master Sergeant Finnewacker, kommissarischer Commander von Fort Aldamo und Spieß der Strafkompanie.

Er warf das kleine Zettelchen, das vor wenigen Minuten mit einer Brief­taube aus Camp Lowell angekommen war, auf seinen Schreibtisch.

Sergeant Fitzgerald, Finnewackers Stellvertreter, zuckte mit den Schul­tern und sah den bulligen Haudegen fragend an.

»Vielleicht solltest du mir mal vor­lesen, was in dem Wisch steht, mein Alter. Dann könnte ich dir viel leicht ’nen Tipp geben.«

Finnewacker zupfte an seinem bu­schigen Schnurrbart, der wie eine Bürste abstand. Und das war ein schlechtes Zeichen, was den Gemüts­zustand des alten Kämpen betraf.

Der Commander starrte auf seine Zigarre, die im Aschenbecher vor sich hinqualmte, und nickte dann.

»Ich soll mich so schnell wie möglich in Camp Lowell beim Regiment melden. Der Befehl stammt vom alten Brooke persönlich.«

»Ist das alles?«, fragte der klein­wüchsige und krausköpfige Fitzgerald erstaunt. »Und da regst du dich auf?«

Master Sergeant Finnewacker winkte ab.

»Ich rege mich überhaupt nicht auf!«, polterte er. »So eine kleine Andeutung hätte nicht schaden können. Ich tappe nun mal nicht gern im Dunkeln.«

»Ach was, Finnewacker. Lass dich überraschen. Wenn ich so recht über­lege, dann hast du nichts ausgefressen. Hier in Fort Aldamo läuft der Laden prächtig. Wir kommen auch mal einige Tage ohne dich aus. Ich schaukele das schon. Du kannst getrost reiten.«

»Und ich würde doch zu gern wissen, was Colonel Brooke von mir will. Mein Routinebesuch wäre erst in vier Wochen fällig. Da muss etwas geschehen sein, von dem ich keine Ahnung habe.«

Der kleine Krauskopf grinste breit.

»Wann willst du losreiten?«

»Bei Sonnenuntergang, Kleiner. Ich nehme Black Devil. Kaporus?«

Sergeant Fitzgerald nahm Haltung an.

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

»Und sorg dafür, dass der dicke Kü­chenbulle mit dem Proviant nicht geizt. Kleiber hat manchmal einen verdamm­ten Sparfimmel, und den muss er nicht gerade an mir ausprobieren.«

»Aye, Finnewacker!«

»Du übernimmst das Kommando während meiner Abwesenheit. Dass mir das alles klappt, sonst setzt’s einiges, wenn ich wieder zurück bin.«

Der altgediente Sergeant seufzte.

»Yes, mein Alter. Da läuft nichts schief. Darauf kannst du dich wie immer ver­lassen.«

»Na gut, Kleiner. Ich will dir mal glauben. Ab mit dir. Ich erwarte deine Vollzugsmeldung in einer Stunde.«

»Zu Befehl, Finnewacker!«

Fitzgerald salutierte voller Elan und sauste davon, während sich Finnewacker wieder setzte und missmutig auf seine Zigarre starrte.

»Und ich würde doch zu gern wissen, was der alte Brooke van mir will!«

Dann aber dachte Finnewacker an Vivienne, seiner Freundin, die in Camp Lowell lebte. Die Aussicht auf einige schöne Stunden verbesserte seine schlechte Laune schlagartig.

 

*

 

Ein anstrengender Fünf-Tage-Ritt lag hinter Master Sergeant Finnewacker, als er am späten Vormittag Camp Lowell vor sich liegen sah.

Finnewacker wischte einige Schweißperlen von seiner Stirn und tätschelte seinem Rapphengst den schlanken Hals.

Größere Zwischenfälle hatte es auf dem Ritt nicht gegeben. Einmal hatten es einige Indianer auf seinen Skalp abgesehen gehabt, doch Black Devil, der Apachen-Mustang, hatte gezeigt, was in ihm steckte. Die indianischen Krieger hatten die Verfolgung schon bald abbrechen müssen.

In Gila Bend hatte Finnewacker einen tüchtigen Schluck in Winthers Saloon zu sich genommen. Ähnlich war es in Casa Grande gewesen.

Nun lag Camp Lowell vor dem wa­ckeren Haudegen.

In drei Reihen standen die Stein­baracken, die als Unterkünfte dienten. Das großzügige Areal war von einem hohen Bretterzaun umgeben, der be­wacht wurde.

Camp Lowell war kein Fort, son­dern eine Garnison. Ein Regiment war hier seit längerer Zeit stationiert. Doch Camp Lowell war nicht nur eine Gar­nison, sondern auch eine kleine Stadt, die sich innerhalb weniger Jahre aus einem Handelsposten entwickelt hatte.

Der Torposten salutierte zackig. Er kannte den Master Sergeant und wusste, wie dieser auf Nachlässigkeiten im Dienstbetrieb reagierte.

»Master Sergeant Finnewacker aus Fort Aldamo zum Rapport zu Colonel Brooke bestellt, Corporal.«

»Sie können reinreiten, Master Ser­geant. Bestimmt finden Sie sich alleine zurecht, oder soll ich …«

»Schon gut, Corporal.«

Die große Tür wich ächzend und quietschend zurück. Finnewacker ritt ins Camp hinein und sprang in der Nähe der Kommandantur aus dem Sat­tel. Er ließ sein Pferd an der Tränke saufen und winkte einen Sergeant zu sich heran.

»Du könntest dich um mein Pferd kümmern«, sagte er. »Hinter ihm liegt ein langer Ritt. Komm aber nur nicht auf die Idee, aufsitzen zu wollen, denn dann katapultiert dich der Hengst in die Sonne hinein.«

»Aye, Master Sergeant«, antwortete der Blaurock. »Ich bringe den Vierbei­ner anschließend in den Pferdestall. Recht so?«

Finnewacker nickte und lächelte, als er Major Deshay aus einer der Baracken hervortreten sah.

Die beiden Soldaten begrüßten sich herzlich.

»Ich habe schon auf Sie gewartet, Finnewacker. Sie sind wie immer äu­ßerst pünktlich. Wollen Sie sich erst ein wenig frisch machen, oder sofort Colonel Brooke aufsuchen?«

Major Deshay lächelte, als er Finnewackers fragenden Blick sah.

»Sie platzen ja fast vor Neugierde, Finnewacker. Gut, wir sollten Sie nicht länger auf die Folter spannen und gehen gleich zum Regimentskommandeur.«

So geschah es auch.

Der Colonel war ein alter, im Dienst ergrauter Soldat. Wie Finnewacker war er im Krieg gewesen und hatte auf der Seite der Konförderierten gekämpft.

Das sicherte dem Master Sergeant nicht nur ein gewisses Wohlwollen zu, sondern verband die beiden ›Rebellen‹ regelrecht miteinander.

Kurz darauf stand Finnewacker vor Colonel Brook und meldete sich zackig zur Stelle.

»Ich freue mich, Sie zu sehen, mein lieber Finnewacker«, sagte Brooke und reichte ihm die Hand. »Na, ist in Fort Aldamo alles in Ordnung?«

»Yes, Sir«, tönte Finnewacker. »Es läuft alles bestens. Keine besonderen Vorkommnisse, Sir!«

»Das freut mich, Master Sergeant. Ich habe aber nichts anderes erwartet. Stehen Sie bequem.«

Colonel Brooke nickte seinem bes­ten Mann freundlich zu und deutete dann auf einen Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand.

»Nehmen Sie Platz, Finnewacker. Es gibt da einige Dinge zu besprechen. Und wie ich Sie kenne, möchten Sie brennend gern erfahren, warum ich Sie nach Camp Lowell befohlen habe?«

»Yes, Sir!«

Finnewacker nahm Platz. Der alte Brook ließ sich auf seinen Sessel fallen, der protestierend ächzte.

»Zigarre?«

»Zigarren dieser Art sehr gern, Sir«, scherzte der alte Haudegen und wusste, dass er sich das bei seinem Vorgesetzten erlauben durfte.

Brooke schmunzelte.

»Ich will es kurz und bündig ma­chen, Finnewacker. Sie erhalten von mir einen Marschbefehl nach Phoenix. Sic werden dort erwartet!«

»Was …?«, entfuhr es dem Com­mander von Fort Aldamo. »Yes, Sir!«, verbesserte er sich und saß kerzenge­rade auf seinem Stuhl.

»Gut, Finnewacker. Ihnen wird eine hohe Ehre zuteil. Kein anderer als Gouverneur McPearson hat Sie in die Hauptstadt des Arizona Territoriums eingeladen. Er will sich offiziell dafür bedanken, dass Sie ihm und seiner Tochter vor einigen Monaten das Leben gerettet haben!«

Nun war es heraus.

Finnewacker sah Colonel Brooke verblüfft an. Das musste er erst ein­mal verdauen.

An den Vorfall mit dem Gouverneur hatte er schon lange nicht mehr gedacht. Damals waren der Gouverneur, seine Tochter und ein General namens Hut­ton den Apachen in die Hände gefallen.

Finnewacker hatte das in gewohn­ter Art und Weise alles wieder ins Lot gebracht. Er hatte die Gefangenen aus dem Tal der Skelette unter Einsatz seines Lebens gerettet.

Und es war dem alten Kämpen auch gelungen, eine größere Auseinanderset­zung mit den Apachen zu verhindern.

 

*

 

»Überrascht …?«, fragte Colonel Brooke.

»Das ist richtig, Sir. Wenn ich mich recht entsinne, sollte der Vorfall von damals nicht an die große Glocke ge­hängt werden, wenn ich es einmal so ausdrücken darf, Colonel.«

»Das ›Geheimnis‹ bleibt auch nach wie vor gewahrt, Finnewacker. Es ist eine rein private Einladung des Gou­verneurs, der sich auf diese Art und Weise bei Ihnen nochmals persönlich bedanken will. Auch General Hutton wird anwesend sein. Hoher Bahnhof, wie Sie es immer bezeichnen, Finne­wacker. Und noch etwas, ich werde Sie begleiten.«

Finnewackers Augen begannen zu strahlen.

»Das freut mich aber sehr, Sir«, ant­wortete er herzlich.

»Dann können wir wieder mal so richtig von Rebell zu Rebell miteinander reden«, meinte der Colonel schmun­zelnd. »Uns steht eine Sonderkutsche der US Kavallerie zur Verfügung. Bis nach Phoenix sind es immerhin über zweihundert Meilen, die wir so beque­mer als im Sattel zurücklegen können. Außerdem wären die Strapazen für mich zu groß geworden. Ich bin leider nicht mehr der Jüngste.«

Der hohe Offizier seufzte.

»Aber, aber, Sir«, rief Finne wacker. »Sie gehören noch lange nicht zum al­ten Eisen. Darauf verwette ich meine Streifen.«

»Na ja, mein lieber Finnewacker, das kann ich wohl besser beurteilen. Ich nehme an, dass Major Deshay oder ein anderer Offizier irgendwann meinen Posten übernehmen wird. Doch das hat wirklich noch ein wenig Zeit.«

Colonel Brooke legte seine Zigarre in den Aschenbecher.

»Abreise morgen bei Sonnenauf­gang. Sie haben Urlaub bis zum We­cken. Wollen Sie hier in Camp Lowell übernachten, oder bei einer gewissen schönen Frau, die bereits auf Sie wartet. Ich habe mir erlaubt, Ihre Freundin Vivienne von Ihrem Kommen zu unter­richten.«

»Ich melde mich morgen früh pünkt­lich zur Stelle, Sir«, erwiderte Finne­wacker und lächelte zurück. »Danke für Ihre Worte, Sir.«

Master Sergeant Finnewacker stand auf, als sich der Colonel erhob.

»Grüßen Sie Vivienne von mir, Fin­newacker. Dann bis morgen!«

»Yes, Sir!«, schmetterte der Com­mander von Fort Aldamo und schlug die Hacken krachend zusammen.

Er verließ die Kommandantur. Major Deshay erwartete ihn in der Schreib­stube und nickte den alten Kämpen zu.

»Alles klar, Master Sergeant?«

»Yes, Sir. Die Überraschung ist dem Colonel und Ihnen gelungen.«

»Gut, Master Sergeant. Wir sehen uns morgen zur Abfahrt der Stage Coach. Ich wünsche ihnen viel Spaß in der Town!«

»Danke, Sir.«

Finnewacker sah nach Black Devil, dem rassigen Apachen-Mustang, den er von Großer Bär vor einiger Zeit ge­schenkt bekommen hatte.

Der Sergeant hatte den Rapphengst gut versorgt.

Master Sergeant Finnewacker be­dankte sich bei dem Blaurock.

»Lass dir in der Kantine ’nen Drink auf meine Rechnung geben, mein Gu­ter«, sagte er leutselig. »Ich lasse den Schwarzen für einige Tage hier im Stall. Es wäre gut, wenn du dich um ihn kümmern würdest. Ich spreche mit Colonel Brooke darüber. Aber immer daran denken, niemand kann Black De­vil reiten, ohne später seine morschen Knochen zu sortieren.«

»Aye, Master Sergeant. Ich kümmere mich um dieses prächtige Pferd, obwohl ich bezweifle, dass ich diesen Satans­braten nicht reiten könnte.«

Finnewacker grinste lässig.

»Wenn’s dich juckt, mein Bester, dann versuch dein Glück. Ich garantiere für nichts und möchte auch später keine Vorwürfe hören, wenn’s in die Hose gegangen ist. Ich habe dich gewarnt!«

Nach diesen Worten stiefelte Fin­newacker davon. Bald lag der Militär­stützpunkt hinter ihm.

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 68. Bastei Verlag. Köln. 12. 06. 2018