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Oberhessisches Sagenbuch Teil 12

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Der Fettborn zu Meiches

Wer kennt nicht die Meicheser Totenkirche? Sie liegt einsam auf der Höhe über dem Ort. Wenn man an das Erzählen kommt, könnte man von ihr ein ganzes Reff voll erzählen, dass einem das Maul nicht stillstünde. Vor ihr im Freien steht der alte heilige Taufstein, der ist zerborsten, seitdem einmal Mutwillens halber die Heidenleute (Zigeuner) bei nächtlicher Weile darin Feuer angezündet haben. Ehedem sammelte sich darin Regenwasser, das war allezeit heilkräftig gegen die Augenkrankheiten und die Alten haben es hehlings gar dick oben geholt. Sider selbiger Zeit aber ist seine Wunderkraft auf den Fettborn übergegangen, der im Grund unter der Totenkirche springt, und er ist um deswillen erüm und die düm hoch berühmt. Nun war auch einmal ein Mann dort gewesen, hatte aus der Quelle sich ein Glas vollgefüllt und dasselbe dann unter sein Wams gesteckt.

Auf dem Rückweg, denn es wurde damals Heu gemacht, begegnete ihm einer mit der Sense auf dem Buckel, der sprach mit Spott zu ihm: »Nun, warst du auch über dem Born?«

Da schämte er sich, dass jener ihn für abergläubisch und nicht für aufgeklärt hielt, und sagte mit saurem Gesicht: »Ich will es nur gestehen, ja, ich habe auch ein Glas voll von dem schlechten Wasser mitgenommen!«

Wie er aber das Wort schlecht aussprach, zersprang ihm von selber klirrend das Glas unter dem Wams. Das Wasser lief ihm kalt über den ganzen Leib hinab bis in die Stiefel. Man sieht, das Gute soll man nicht verachten vor bösen Menschen!


Das Ziegelteichbörnchen bei Merlau

Nicht weit davon, wo ehedem das Schloss zu Merlan stand, ist ein Börnchen, das Ziegelteichbörnchen, das steht in hohem Ansehen mit seinem Wasser, nicht bloß im Dorf, sondern in der ganzen Gegend. Sein Wasser battet (hilft) den Kindbetter’schen, wenn es bei der Geburt schwer zugeht. Wenn Leute irgendwo auf dem Abschied liegen, holt man es ihnen zum Labtrunk. Aus diesem Börnchen stammen alle Merlauer.


Der Goldborn auf der Feldbrücker Höhe

Von Betzenrod nach Feldbrücken, etwas seitwärts am Wege, ist das Goldbörnchen. Zwei Soldaten saßen selbander auf der Bank vor der Hauptwache zu Frankfurt. Dem einen hatte es geträumt, so erzählte er, und der andere lauschte (hörte) zu.

»Denk nur an«, sagte er und hielt sich den Bauch vor Lachen, »was man für zwerche Dinge doch träumen kann! Da soll es ein Ort im Reich geben mit Namen Feldbrücken und dabei einen Goldborn, wo viele Schätze vergraben wären. Larifari, es mag mir auch dreimal davon träumen, ich glaube es doch nicht!«

Der andere Soldat aber, der aus dem Vogelsberg war, schwieg still dazu und dachte: Lache du nur. Ich weiß, wo Feldbrücken liegt, und item: Kommt Zeit, kommt Rat! Also bat er nicht lange darauf um Urlaub. Als er hinkam ins Gebirge, erkundigte er sich hinten herum der Gelegenheit. Und richtig, das Glück war ihm günstig. Er hob den Schatz, brachte ihn in Sicherheit und kaufte sich dann mit dem Geld vom Kriegsdienst los. Dann zog er in seine Heimat und wurde ein großer Bauer, dem es gut ging bis ans Ende.