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Der Welt-Detektiv Band 6

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Sammlung bergmännischer Sagen Teil 36

Das arme Bergmannsleben ist wunderbar reich an Poesie. Seine Sagen und Lieder, seine Sprache, seine Weistümer reichen in die älteste Zeit zurück. Die Lieder, die wohlbekannten Bergreihen, die Sprachüberreste, die Weistümer sind teilweise gesammelt. Die Sagen erscheinen hier zum ersten Mal von kundiger Hand ausgewählt und im ganzen Zauber der bergmännischen Sprache wiedergegeben. Das vermag nur zu bieten, wer ein warmes Herz für Land und Leute mitbringt, wo diese uralten Schätze zu heben sind; wer Verständnis für unser altdeutsches religiöses Leben hat, wer – es sei gerade herausgesagt – selbst poetisch angehaucht ist. Was vom Herzen kommt, geht wieder zum Herzen, ist eine alte und ewig neue Wahrheit. Hat der Verfasser auch nur aus der Literatur der Bergmannssagen uns bekannte Gebiete begangen, verdient er schon vollauf unseren Dank. Seine Liebe zur Sache lässt uns hoffen, er werde mit Unterstützung Gleichstrebender noch jene Schaetze heben, die nicht an der großen Straße liegen, sondern an weniger befahrenen Wegen und Stegen zu heiligen Zeiten schimmern und zutage gefördert sein wollen.


IV. Vermischte Sagen

24. Im Ziezelgrund

bei Haueisen sieht man noch zahlreiche Schlacken von einem Schmelzofen (nach anderen von Backöfen), welche die Venediger (ach anderen die Bergmännchen) dort erbauten.


25. Reichenbach im Voigtland

nennen altere Nachrichten eine Bergstadt wegen der Goldwäschen in der nahen Göltzsch und im Bach, der durch die Altstadt fließt. Die reiche damalige Ausbeute aus dem Seifenbächlein, wie dieses Wasser noch jetzt heißt, sei auch die Ursache des Namens Reichenbach gewesen.


26. Die Stadt Eisenberg

soll ihren Namen von einer beim ersten Anbau gefundenen Ader Eisenocker erhalten haben.


27. Goldberg

Die Stadt Goldberg, an der Katzbach gelegen, soll ihren Namen davon erhalten haben, dass man in alten Zeiten, namentlich im 12. bis 13. Jahrhundert, daselbst sehr viel Gold in den Bergwerken fand. Darum sagte ein Sprichwort: »Die Goldberger begraben ihre Toten in lauter Gold«, weil zu der Zeit der Kirchhof auf dem Niklasberg der einzige Ort war, der nicht von Bergwerken unterminiert war. Dadurch aber, dass Bergknappen von hier mit dem Liegnitzer Herzog in die Tartarenschlacht zogen und größtenteils in derselben das Leben verloren, geriet der Bergbau sehr ins Stocken. Im 14. Jahrhundert hob er sich wieder, bis er im t15. endlich wieder ganz aufhörte, man fand nichts mehr. Die Sage erzählt, die Bergknappen zu Nikolstadt hätten einen Mönch erschlagen, der den zehnten von ihnen gefordert hatte. Vor seinem Tod aber habe dieser den ganzen schlesischen Bergbau verflucht und die Goldgruben mit einem geheimen Bann belegt, sodass sie keinen Ertrag mehr lieferten.


28. Oberhalb Frankenthal

am Wehr, stand im 13. oder 14.  Jahrhundert ein Kupferhammer, der sein Kupfer von der Berghöhe zwischen Töppeln und Pörsdorf bezog. Übrig ist von ihm nichts mehr als eine Wiese, die die Hammerwiese genannt wird und auf der es nicht richtig sein soll.


29. Kupferner Kessel wird golden

Wenn man einen kupfernen Sennkessel hundert Jahre lang in die Erde vergräbt, so wird er zu purem Gold, und es blühen alsdann gelbe Blumen an der Stelle. Ein solcher Kessel ist in der Alpe Klesenza eingegraben und der ist längst schon zu Gold geworden. Auch die gelben Blumen hat man einmal an der Stelle gesehen, aber am Nachgraben wurde man leider durch einen Felsensturz verhindert.


30. Das Teufelsloch

Vom schweizerischen Sargans zieht eine mächtige Gebirgskette längs des linken Rheinufers herab nach Werdenberg und weiter nach Sennwald, wo sie sich in das Kamorgebirge fortsetzt. In der Gegend über Sax und Gams erhebt sich auf dem Rücken dieses Gebirgszuges wie ein riesiger Tafelaufsatz eine senkrecht stehende Felsenwand, in der Mitte mit einem Loch, das durch die ganze Dicke der Wand geht, sodass, wenn abends die Sonne hinter dieselbe zu stehen kommt, ihre Strahlen wie eine goldene Garbe durch die Felsenöffnung dringen, was einen sehr überraschenden Anblick gewährt. Vom rechten Rheinufer, namentlich von der Lichtensteinischen Pfarre Bendern aus, erscheint die Öffnung dem freien Auge rund und ungefähr 7 Zoll weit im Durchmesser, mit einem Tubus besehen aber bei 30 Schuh hoch und nach oben zugespitzt.

Über die Entstehung dieser Öffnung in der Felsenwand meldet die Sage: Ein Bauer verpfändete dem Teufel seine Seele, wenn er – der Teufel – das ganze Schäner Ried an einem Tag abmähe und einbringe; doch sollte die Arbeit vor dem Abendläuten vollendet sein, widrigenfalls der Vertrag keine Gültigkeit mehr hatte. Der Teufel war schon bis zum Binden des letzten Fuders gekommen, als plötzlich und unerwartet die Abendglocke vom Benderer Kirchturm ertönte. Im größten Zorn über die mühevolle, beinahe vollendete und doch vergebliche Arbeit und in bitterem Verdruss, dass ihm des Bäuerleins arme christliche Seele entgangen war, fasste der Teufel den Wiesbaum und schleuderte ihn mit so riesiger Gewalt von dannen, dass er wie ein mächtiger Pfeil die Breite des Tales durchfuhr, über den Rheinstrom flog und im jenseitigen Gebirge die bezeichnete Öffnung schlug, die man von der Zeit an das Teufelsloch nannte.