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Deutsche Märchen und Sagen 16

Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

16. Jan im Himmel

Jan ging eines Abends in seinen Garten und setzte da eine Bohne in die Erde. Als er am anderen Morgen wiederkam, da war die Bohne bis in den Himmel hineingewachsen. Da kletterte Jan an der Bohne hinauf und kam an die Himmelstür. Da stand der Apostel Petrus und fragte: »Jan, was willst du?«

»Ich will in den Himmel«, sprach Jan.

»Dafür muss ich zuvor die Erlaubnis bei unserem Herrgott holen«, sprach Sankt Peter. »Raste, derweil ich das tue, hier ein bisschen auf meinem Dreifuß aus.«

»Gut«, sprach Jan.

Sankt Peter ging in den Himmel und machte die Tür hinter sich zu.

Jan aber wurde die Zeit lang und er schaute vom Dreifuß nieder auf die Erde und sah dort drei Waschweiber, welche wuschen und waschweiberten. Da nahm Jan ein Bein vom Dreifuß und warf das unter die Weiber. Eine jede meinte, die andere hätte das Bein geworfen. Sie fingen an, sich zu beschimpfen. Bald darauf schlugen sie sich sogar.

Jan lehnte den Dreifuß an die Wand und lachte aus Herzenslust, denn er hatte große Freude, dass ihm der Streich so gut gelungen war.

Inzwischen kam Sankt Peter zurück und wollte den Dreifuß wieder nehmen und sich setzen, aber er fiel zu Boden, so lang er gewachsen war. Da sprach er: »Jan, wo ist das eine Bein aus meinem Dreifuß.«

»Ei, sieh doch«, antwortete Jan und lachte dabei. »Ich habe es unter die Waschweiber geworfen und die schlagen sich gottserbärmlich.«

»Fängst du hier solche Streiche an«, rief da Sankt Peter zornig, »dann packe dich nur schnell fort.«

Da ging Jan und suchte das Ende seiner Bohne, aber die hatte ein Schwein zernagt und gefressen. Jan besann sich nicht lange, machte aus Nudelteig ein langes Seil und ließ sich daran herab. Als er aber auf Kirchturmhöhe noch von der Erde war, da hörte sein Seil auf. Er wusste nicht, was anders zu machen, als sich fallen zu lassen. Das tat er auch und fiel zwanzig Klafter tief in die Erde, sodass er nun nicht wusste, wie er da herauskommen könne.

Während er sich noch bedachte, wie er das anfangen solle, kam ein kleines Vögelchen geflogen. Das fing er sich, tötete es, rupfte ihm die Federn aus und machte daraus ein Kopfkissen, worauf er bald einschlief. Als er wieder erwachte, fiel ihm ein, dass er eine große Schaufel zu Hause habe. Die ließ er sich holen, grub damit ein Treppchen und stieg ganz gemächlich herauf. Als er oben war, zündete er die Federn des Vögelchens an. Das gab einen so erschrecklichen Brand, dass die eiserne Schaufel in seiner Hand schmolz. Das Holz am Stiel blieb aber unversehrt.