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Die drei Musketiere 09

Alexander Dumas d. Ä.
Die drei Musketiere
1. bis 3. Bändchen
Historischer Roman, aus dem Französischen von August Zoller, Stuttgart 1844, überarbeitet nach der neuen deutschen Rechtschreibung

IX.

D’Artagnan zeigt sich in einem eigentümlichen Licht.

Nach Verlauf einer halben Stunde kehrte d’Artagnan zurück, wie dies Athos und Porthos vorhergesehen hatten. Er hatte auch dieses Mal seinen Mann verfehlt, welcher wie durch ein Zauberwerk verschwunden war. D’Artagnan war ihm mit dem Degen in der Faust durch alle benachbarten Straßen nachgelaufen, ohne etwas zu finden, was dem Gesuchten glich. Dann kam er auf das zurück, wobei er vielleicht hätte anfangen sollen und klopfte an die Tür, an die sich der Unbekannte gelehnt hatte. Aber vergeblich ließ er zehn- bis zwölfmal hintereinander den Klopfer ertönen. Niemand antwortete, und Nachbarn, welche infolge des Geräusches auf ihre Türschwelle liefen oder die Nase durchs Fenster steckten, gaben ihm die Versicherung, dieses Haus, dessen Fenster sämtlich verschlossen waren, sei seit sechs Monaten völlig unbewohnt.

Während d’Artagnan in den Straßen umherlief und an die Türen klopfte, hatte sich Aramis bei seinen zwei Gefährten eingefunden, sodass d’Artagnan, in sein Zimmer zurückkehrend, die Versammlung vollzählig vorfand.

»Nun?«, fragten die drei Musketiere zugleich, als sie d’Artagnan mit Schweiß auf der Stirn und zornentstelltem Gesicht eintreten sahen.

»Nun!«, rief dieser und warf seinen Degen auf das Bett. »Der Mensch muss der leibhaftige Teufel sein. Er ist verschwunden wie ein Phantom, wie ein Schatten, wie ein Gespenst.«

»Glaubt Ihr an Erscheinungen?«, fragte Athos seinen Kameraden Porthos.

»Ich? Ich glaube nur das, was ich gesehen habe. Da ich nie Erscheinungen gesehen habe, so glaube ich nicht daran.«

»Die Bibel«, sagte Aramis, »macht es uns zum Gesetz, daran zu glauben: Der Schatten Samuels erschien Saul. Es ist dies ein Glaubensartikel, den ich nicht gern in Zweifel ziehen lasse.«

»In jedem Fall ist dieser Mann, ob nun Mensch oder Teufel, Körper oder Schatten, Täuschung oder Wirklichkeit, zu meiner Verdammnis geboren, denn durch seine Flucht entgeht uns ein herrliches Geschäft, meine Freunde, ein Geschäft, wobei man hundert Pistolen und vielleicht noch mehr hätte gewinnen können.«

»Wie das?«, fragten Porthos und Aramis.

Athos aber begnügte sich, seinem Stummheitssystem getreu, d’Artagnan nur mit einem Blick zu befragen.

»Planchet«, sagte d’Artagnan zu seinem Diener, der in diesem Augenblick durch die ein wenig geöffnete Tür seinen Kopf steckte, um womöglich einige Brocken vom Gespräch zu erhaschen. »Geh hinab zu meinem Hauseigentümer Bonacieux und sage ihm, er möge uns ein halb Dutzend Flaschen Beaugencywein schicken. Ich ziehe diesen vor.«

»Ah, du scheinst offenen Kredit bei deinem Hauseigentümer zu haben?«, fragte Porthos.

»Ja«, antwortete d’Artagnan, »von heute an, und seid nur ruhig, wenn sein Wein schlecht ist, so muss er uns anderen holen.«

»Man muss gebrauchen und nicht missbrauchen«, sagte Aramis spruchreich.

»Ich habe immer behauptet, d’Artagnan sei der einsichtsvollste Kopf unter uns vieren«, bemerkte Athos. Nachdem er diese Meinung ausgesprochen hatte, auf welche d’Artagnan mit einer Verbeugung antwortete, verfiel er alsbald wieder in sein gewöhnliches Stillschweigen.

»Aber nun lasst einmal hören, wie verhält sich die Sache?«, fragte Porthos.

»Ja«, sprach Aramis, »teilt es uns mit, lieber Freund, wenn nicht die Ehre einer Dame bei dieser Eröffnung beteiligt ist. In diesem Fall würdet Ihr besser daran tun, das Geheimnis für Euch zu behalten.«

»Seid unbesorgt«, erwiderte d’Artagnan, »es wird sich niemands Ehre bei dem, was ich Euch mitteilen will, zu beklagen haben.«

Hierauf erzählte er seinen Freunden Wort für Wort, was sich zwischen ihm und seinem Hauswirt begeben hatte, und wie der Mann, der die Frau des würdigen Hauseigentümers entführte, derselbe war, mit dem er an der Herberge zu Meung Streit gehabt hatte.

»Eure Angelegenheit ist nicht schlimm«, sagte Athos, nachdem er den Wein als Kenner gekostet und mit einem Zeichen angedeutet hatte, dass er ihn gut finde. »Man könnte wohl aus diesem braven Mann fünfzig bis sechzig Pistolen herausbringen. Nun entsteht nur noch die Frage, ob fünfzig bis sechzig Pistolen so viel wert sind, dass man vier Köpfe dafür aufs Spiel setzt.«

»Aber bemerkt wohl«, rief d’Artagnan, »dass eine Frau bei dieser Angelegenheit beteiligt ist, eine entführte Frau, eine Frau, die man ohne Zweifel bedroht, die man wahrscheinlich martert und zwar all dies, weil sie ihrer Gebieterin treu ist.«

»Bemerkt wohl, d’Artagnan«, sprach Aramis, »Ihr erhitzt Euch meiner Ansicht nach ein wenig zu sehr über das Schicksal der Frau Bonacieux. Das Weib ist zu unserem Verderben geboren und von ihm rührt all unser Unglück her.«

Bei dieser Sentenz von Aramis runzelte Athos die Stirne und biss sich in die Lippen.

»Ich hin nicht wegen Frau Bonacieux unruhig«, rief d’Artagnan, »sondern wegen der Königin, die der König im Stich lässt, die der Kardinal verfolgt, und welche die Köpfe ihrer Freunde einen nach dem anderen fallen sieht.«

»Warum liebt sie das, was wir am meisten auf der Welt verabscheuen: die Spanier und die Engländer?«

»Ei! Meiner Treue!«, sprach Athos, »ich muss gestehen, dieser Engländer ist im höchsten Grad würdig, geliebt zu werden. Ich habe nie eine so erhabene Miene erblickt, wie die seine.«

»Abgesehen davon, dass er sich kleidet wie kein anderer Mensch«, sprach Porthos. »Ich war im Louvre an dem Tag, wo er seine Perlen ausstreute. Ich habe zwei aufgerafft, die ich für zehn Pistolen das Stück verkaufte. Und du, Aramis, kennst du ihn?«

»So gut wie Ihr, Messieurs, denn ich befand mich unter denjenigen, die ihn im Garten von Amiens angehalten haben, wo mich der Stallmeister der Königin, Monsieur von Putange, eingeführt hatte. Ich war um diese Zeit im Seminar, und die Geschichte kam mir damals sehr schlimm für den König vor.«

»Wenn ich nur wüsste, wo sich der Herzog von Buckingham befindet«, sagte d’Artagnan, »so sollte mich das nicht abhalten, ihn bei der Hand zu nehmen und zur Königin zu führen, wäre es auch nur, um den Kardinal wütend zu machen; denn unser wahrer, unser einziger und ewiger Feind, Messieurs, ist der Kardinal. Wenn wir Mittel und Wege finden könnten, ihm einen recht garstigen Streich zu spielen, so würde ich, ich gestehe es, gern meinen Kopf einsetzen.«

»Und der Krämer hat Euch gesagt, d’Artagnan«, sprach Athos, »man habe den Buckingham unter einem falschen Vorwand kommen lassen?«

»Sie befürchtet es.«

»Wartet, Aramis.«

»Was?«, fragte Porthos.

»Immer zu! Ich versuche mich gewisser Umstände zu erinnern.«

»Und nun bin ich überzeugt«, sprach d’Artagnan, »dass die Verhaftung dieser Kammerfrau der Königin sich auf die Ereignisse, von denen wir reden, und vielleicht auf die Gegenwart des Monsieur von Buckingham in Paris bezieht.«

»Der Gascogner ist voll kluger Gedanken«, sagte Porthos mit Bewunderung.

»Ich höre ihn sehr gerne sprechen«, versetzte Athos, »sein Patois ergötzt mich.«

»Messieurs«, rief Aramis, »hört mich an.«

»Hören wir Aramis«, sprachen die drei Freunde.

»Gestern befand ich mich bei einem gelehrten Doktor der Theologie, den ich bei meinen Studien zuweilen um Rat frage.«

Athos lächelte.

»Er wohnt in einem öden Quartier«, fuhr Aramis fort. »Es entspricht aber seinem Geschmack, seiner Beschäftigung. In dem Augenblick nun, wo ich aus seinem Haus trat … «

Aramis hielt inne.

»Nun!«, fragten seine Zuhörer, »in dem Augenblick, wo Ihr aus seinem Haus tratet …«

Aramis schien nicht recht daran zu wollen, wie ein Mensch, der mitten in einer Lüge sich durch ein unvorhergesehenes Hindernis gehemmt sieht. Aber die Augen seiner drei Gefährten waren auf ihn geheftet, ihre Ohren erwarteten gespannt die Fortsetzung. Es gab kein Mittel, zurückzuweichen.

»Dieser Doktor hat eine Nichte«, fuhr Aramis fort.

»Ah! Er hat eine Nichte«, unterbrach ihn Porthos.

»Eine sehr noble Dame«, sagte Aramis.

Die drei Freunde brachen in ein Gelächter aus.

»Ah! Wenn Ihr lacht oder wenn Ihr zweifelt«, sagte Aramis, »so erfahrt Ihr nichts mehr«.

»Wir sind gläubig wie Mohammedaner und stumm wie Gräber«, erwiderte Athos.

»Ich fahre also fort«, sprach Aramis. »Diese Nichte besucht ihren Oheim zuweilen. Gestern befand sie sich nun zu gleicher Zeit mit mir bei ihm, und ich machte ihr das Anerbieten, sie an ihren Wagen zu führen.«

»Ah, sie hat einen Wagen, die Nichte des Doktors?«, unterbrach ihn Porthos, der unter anderen Fehlern auch den einer großen Fessellosigkeit der Zunge besaß. »Eine schöne Bekanntschaft, mein Freund.«

»Porthos«, sprach Aramis, »ich habe Euch bereits mehr als einmal bemerkt, dass Ihr sehr indiskret seid, und dass Euch dies bei den Frauen schadet.«

»Messieurs! Messieurs!«, rief d’Artagnan, der bereits klar dem Abenteuer auf den Grund sah, »die Sache ist ernst. Lassen wir also womöglich alles Scherzen.«

»Ein großer, brauner Mann, mit adeligen Manieren … halt, so etwa in der Art des Euren, d’Artagnan.«

»Vielleicht derselbe«, sagte dieser.

»Wohl möglich«, fuhr Aramis fort, »er näherte sich mir plötzlich in Begleitung von fünf bis sechs Menschen, die ihm ungefähr auf zehn Schritte folgten, und sagte mit dem höflichsten Ton zu mir: ›Monsieur Herzog und Sie, Madame‹, fuhr er gegen die Dame fort, die ich am Arm führte …«

»Ah! Die Nichte des Doctors?«

»Still, Porthos!«, sprach Athos. »Ihr seid unerträglich.«

›Wollet gefälligst in diesen Wagen steigen, und zwar ohne den geringsten Widerstand zu versuchen, ohne Lärm zu machen.‹

»Er hielt Euch für Buckingham!«, rief d’Artagnan.

»Ich glaube es«, antwortete Aramis.

»Aber diese Dame?«, fragte Porthos.

»Er hielt sie für die Königin!«, sagte d’Artagnan.

»Allerdings!«, erwiderte Aramis.

»Der Gascogner hat den Teufel im Leib«, rief Athos, »nichts entgeht ihm.«

»Es ist nicht zu leugnen«, sprach Porthos, »Aramis hat die Gestalt des schönen Herzogs und auch etwas von seiner Tournure. Dennoch scheint es mir, dass die Musketiertracht …«

»Ich trug einen ungeheuren Mantel«, entgegnete Aramis.

»Im Monat Juli? Teufel!«, rief Porthos. »Befürchtete der Doktor, man würde dich erkennen?«

»Ich begreife, dass sich der Spion durch die Tournure täuschen ließ«, sprach Athos, »aber das Gesicht …«

»Ich hatte einen großen Hut«, sagte Aramis.

»O! mein Gott«, rief Porthos, »was für Vorsichtsmaßregeln, um Theologie zu studieren.«

»Messieurs, Messieurs«, sagte d’Artagnan, »verlieren wir nicht die Zeit mit unnützem Geschwätz. Wir wollen uns zerstreuen und die Frau des Krämers aufsuchen. Das ist der Schlüssel der Intrige.«

»Eine Frau von so untergeordneter Stellung! Ihr glaubt, d’Artagnan!«, sprach Porthos verächtlich die Lippen verziehend.

»Es ist die Patin La Portes, des vertrauten Dieners der Königin. Habe ich Euch das nicht gesagt, Messieurs? Und dann war es diesmal vielleicht Berechnung von der Königin, dass sie so tief unten Beistand suchte. Die erhabenen Köpfe sieht man von fern, und der Kardinal hat ein gutes Gesicht.«

»Wohl!«, sprach Porthos, »doch setzt zuerst mit dem Krämer einen Preis fest und zwar einen guten Preis.«

»Das ist unnötig«, entgegnete d’Artagnan, »denn ich glaube, wenn er uns nicht bezahlt, so wird man uns von einer anderen Seite bezahlen.«

In diesem Augenblick ertönte auf der Treppe das Geräusch eiliger Schritte, die Tür öffnete sich mit Getöse und der unglückliche Krämer stürzte in das Zimmer, wo Rat gehalten wurde.

»Ach! Messieurs«, rief er, »rettet mich, ums Himmels willen, rettet mich. Es sind vier Männer da, die mich verhaften wollen. Rettet mich, rettet mich.«

Porthos und Aramis sprangen auf.

»Einen Augenblick«, rief d’Artagnan und gab ihnen sogleich ein Zeichen, ihre halb gezogenen Degen wieder in die Scheide zu stecken. »Es bedarf hier nicht des Mutes, sondern der Klugheit.«

»Doch wir lassen nicht …«, rief Porthos.

»Ihr lasst d’Artagnan machen«, sprach Athos. »Ich wiederhole es: Er ist der Einsichtsvollste von uns, und ich meinesteils erkläre, dass ich ihm gehorche. Tu, was du willst, d’Artagnan.«

In diesem Augenblick erschienen die vier Leibwachen an der Türe des Vorzimmers, doch als sie vier Musketiere mit dem Degen an der Seite in aufrechter Haltung erblickten, zögerten sie, weiterzugehen.

»Tretet ein, Messieurs, tretet ein«, rief d’Artagnan. »Ihr seid hier in meiner Wohnung und wir sind insgesamt treue Diener des Königs und des Monsieur Kardinals.«

»In diesem Fall werdet Ihr Euch nicht widersetzen, wenn wir die Befehle, die wir erhalten haben, vollstrecken?«, fragte derjenige, welcher der Anführer der kleinen Mannschaft zu sein schien.

»Im Gegenteil, Messieurs, wir werden Euch im Fall der Not unterstützen.«

»Was spricht er da?«, murmelte Porthos.

»Du bist ein Einfaltspinsel«, sagte Athos, »schweig!«

»Aber Ihr habt mir versprochen …«, flüsterte der arme Krämer ganz leise.

»Wir können Euch nur retten, wenn wir frei bleiben«, antwortete d’Artagnan rasch und ebenfalls leise, »machen wir aber Miene, Euch zu verteidigen, so verhaftet man uns ebenfalls.«

»Es scheint mir jedoch …«

»Kommt, Messieurs, kommt«, sprach d’Artagnan laut. »Ich habe keinen Grund, den Monsieur zu beschützen. Ich sah ihn heute zum ersten Mal und aus welcher Veranlassung! Er wird es Euch selbst sagen, um die Bezahlung meiner Hausmiete zu fordern. Ist dies wahr, Monsieur Bonacieux? Antwortet!«

»Es ist die reine Wahrheit«, rief der Krämer, »aber der Monsieur sagt Euch nicht …«

»Schweigt über mich, schweigt über meine Freunde, schweigt besonders über die Königin, oder Ihr stürzt alles ins Verderben, ohne Euch zu retten. Vorwärts, vorwärts, Messieurs, führt diesen Mann weg!«

D’Artagnan stieß den ganz betäubten Krämer in die Hände der Leibwachen und sagte:

»Ihr seid ein Halunke, mein Lieber, Ihr kommt und verlangt Geld von mir, von einem Musketier! Fort ins Gefängnis! Noch einmal, Messieurs, führt ihn ins Gefängnis und haltet ihn so lange wie möglich unter Schloss und Riegel. Ich gewinne dadurch Zeit, zu bezahlen.«

Die Sbirren verwickelten sich in Danksagungen und nahmen ihre Beute mit sich fort.

In dem Augenblick, wo sie hinausgingen, klopfte d’Artagnan ihrem Führer auf die Schulter, füllte zwei Gläser mit Beaugencywein, den er der Freigebigkeit des Monsieur Bonacieux zu verdanken hatte, und sprach: »Werde ich nicht auf Eure Gesundheit, werdet Ihr nicht auf die meine trinken?«

»Das wäre eine große Ehre für mich«, antwortete der Anführer der Sbirren, »und ich nehme es dankbar an.«

»Auf Eure Gesundheit also, Monsieur …, wie heißt Ihr?«

»Boisrenard.«

»Boisrenard!«

»Auf die Eure, mein edler Monsieur. Wie heißt Ihr, wenn es gefällig ist?«

»D’Artagnan.«

»Auf die Eure, Monsieur d’Artagnan.«

»Und vor allem«, rief d’Artagnan, als erfasste ihn eine Begeisterung, »auf die des Königs und des Kardinals!«

Der Anführer der Sbirren hätte vielleicht an der Aufrichtigkeit d’Artagnans gezweifelt, wenn der Wein schlecht gewesen wäre, aber der Wein war gut und der Mann somit überzeugt.

»Aber was für einen teuflischen Unsinn habt Ihr da gemacht?«, sagte Porthos, als sich die vier Freunde wieder allein befanden. »Pfui! Vier Musketiere lassen einen Unglücklichen, der um Hilfe ruft, in ihrer Mitte verhaften! Ein Edelmann trinkt mit einem Schergen!«

»Porthos«, sprach Aramis, »Athos hat dir bereits bemerkt. Du seist ein Einfaltspinsel, und ich pflichte seiner Ansicht bei. D’Artagnan, du bist ein großer Mann. Wenn du einmal an der Stelle des Monsieur de Tréville stehst, so bitte ich um deine Protektion für eine Abtei.«

»Ah, ich kann nicht klug aus der Sache werden«, sagte Porthos. »Ihr billigt, was d’Artagnan getan hat?«

»Ich glaube, bei Gott wohl«, erwiderte Athos. »Ich billige nicht nur, was er getan hat, sondern ich wünsche ihm sogar Glück dazu.«

»Und nun, Messieurs«, sprach d’Artagnan, ohne sich die Mühe zu geben, Porthos sein Benehmen zu erläutern, »alle für einen, einer für alle, das ist unser Wahlspruch, nicht wahr?«

»Indessen«, sagte Porthos.

»Strecke die Hand aus und schwöre«, riefen Athos und Aramis zu gleicher Zeit.

Besiegt durch das Beispiel, streckte Porthos unter leisen Flüchen die Hand aus. Die vier Freunde wiederholten mit einer Stimme die von d’Artagnan vorgesprochene Formel:

»Alle für einen, einer für alle.«

»So ist es gut«, sagte d’Artagnan. »Jeder gehe nun ruhig nach Hause, und aufgepaßt! Von diesem Augenblick an liegen wir im Streit mit dem Kardinal.«