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Der Welt-Detektiv Band 6

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Der Arzt auf Java – Erster Band – Kapitel 8

Alexander Dumas d. Ä.
Der Arzt auf Java
Ein phantastischer Roman, Brünn 1861
Erster Band
Kapitel 8

Die Beratung

Gleich allen nervösen Krankheiten war auch die des Eusebius langwierig und schwer. Auf die Gehirnerschütterung, welche sich durch das rasende Delirium äußerte, welches Esther so sehr in Schrecken setzte, folgte ein hitziges Fieber, und auf dieses dann ein Zustand der Ermattung, nicht minder beunruhigend, wie die vorhergehenden Phasen der Krankheit. Die geistige Kraft des jungen Mannes schien, wo nicht erloschen, doch wenigstens betäubt zu sein. Die fürchterlichen Krisen, denen er unterworfen gewesen war, hatten ihm zugleich die Erinnerung und die Fassungskraft geraubt. Er sprach wenig und schien die meiste Zeit nicht einmal zu bemerken, was rings um ihn her vorging. Von allen erloschenen Gefühlen erwachte zuweilen nur eines, und dieses wurde durch die Anwesenheit Esthers an seinem Krankenbett hervorgerufen. Die Liebe zu seiner Frau war durch alles das vermehrt, was die anderen Gefühle verloren hatten. Esther schien der Schutzengel geworden zu sein, der in diesem, durch Leiden erschöpften Körper die Seele zurückhielt, welche demselben zu entfliehen auf dem Punkt stand. Stundenlang blickte er, seine beiden Hände in den ihren liegend, seine Frau an. Wenn diese durch ein Zeichen, ein Wort, eine Bewegung, ihre Zärtlichkeit aussprach, belebte sich der für gewöhnlich matte, tote Blick ihres Gatten mit ungewöhnlichem Glanz, ohne dass der Mund des Kranken ein Wort aussprach, und erinnerte so durch seinen Ausdruck die junge Frau an die süßen und glühenden Schwüre der ersten Tage ihrer Leidenschaft. Wenn dagegen Esther gezwungen war, sich vom Bett ihres Mannes zu entfernen, wurde Eusebius traurig, unruhig, unglücklich. Verlängerte sich diese Abwesenheit, so fand er durch unerhörte Anstrengungen die Sprache wieder. Die Augen von Tränen erfüllt, rief er sie angstvoll. Kam sie zu ihm zurück, so betrachtete er sie mit fieberhafter Unruhe. Als wollte er dem Zeugnis seiner Augen nicht glauben, strich er ihr dann mit den Händen über das Gesicht, befühlte ihre Arme, ihre Knie und gewann erst einige Ruhe wieder, wenn wenige Worte der Zärtlichkeit, eine Liebkosung, ein Kuss dem unglücklichen jungen Mann hinlänglich bewiesen hatten, dass es wirklich seine Frau sei, die an seiner Seite stand.

Von der Vergangenheit, von der furchtbaren Nacht, in welcher er den Beistand des Doktors Basilius aufsuchte, von dessen Tod, von der großen Erbschaft, die dem armen Ehepaare zufiel war nie die Rede. Eusebius hatte alles vergessen oder es schien wenigstens so. Er bemerkte nicht einmal die Veränderungen, welche die Erbschaft in seinem Hauswesen hervorgebracht hatte. Er nahm die Sorgfalt zahlreicher Diener, die ihn seit seiner Krankheit umringten, in Anspruch, als wäre er von jeher an eine solche Dienerschaft gewöhnt. Er wunderte sich nicht, statt der schmutzigen, finsteren Wände der Hütte in der Krokotstraße, die vergoldeten Tapeten, die reichen Vorhänge des Hotels auf dem Königsplatz zu sehen, in welchem Madame van der Beek seit ihrer Zusammenkunft mit dem Notar Maes ihre Wohnung aufgeschlagen hatte.

Es ist unnötig, zu erwähnen, dass die Sorgfalt, welche Eusebius seiner Frau während der Krankheit derselben erwiesen hatte, jetzt von dieser reichlich vergelten wurde. Die besten Ärzte Batavias waren herbeigerufen worden, um dem Kranken ihre Pflege zu widmen. Als im Zustand ihres Mannes keine Besserung eintrat, vereinigte sie alle zu einer Konsultation und forderte sie auf, ihr Urteil über das Hinschmachten auszusprechen, welches zu vollenden drohte, was vom Fieber begonnen worden war.

Die Jünger des Aeskulap hatten dadurch, dass sie von Europa nach Indien gegangen waren, nichts von den Traditionen ihres Standes verloren, und die Ärzte Batavias waren in ihren Urteilen ebenso voneinander abweichend, wie bei ähnlichen Gelegenheiten die von Paris, London oder Amsterdam es nur irgend sein können. Sie teilten sich in zwei Parteien, indem zwei von ihnen erklärten, Eusebius sei rettungslos verloren, während zwei andere Esther die schönsten Hoffnungen verliehen. Ein Fünfter schwieg. Sein Ausspruch hätte die Waagschale nach der einen oder anderen Seite niederdrücken können. Aber wie sehr man auch in ihn drang, begnügte er sich doch damit, zu sagen, der Kranke könnte genesen, wenn sein Zustand sich nicht verschlimmerte. Wäre dies aber der Fall, so stände er für nichts.

In Beziehung auf die anzuwendenden Mittelwaren die Meinungen indes ungleich verschiedener. Als die Konsultation beendet war, befand sich die arme Esther in einem Zustand der Betäubung, welcher dem ihres Mannes wenig nachgab. Sie war allein und kam sich sehr verlassen vor. Bei der Gemütsstimmung, in welche die Krankheit ihres Mannes sie versetzte, hatte sie keine Bekanntschaften gesucht. Überdies wirkte der schlechte Ruf des Doktors Basilius, und das Ärgernis, welches dessen sonderbares Testament erweckte, auch auf seine Erben zurück. Die neuen Nachbarn in Weltevrede blickten auf Eusebius und Esther kaum mit besserem Auge, wie früher die des armen chinesischen Viertels, welches sie in ihrem Elend bewohnt hatten.

Der Notar Maes war die einzige Person von Wichtigkeit, mit welcher Madame van der Beek in Verbindung blieb. Er hatte sich, so viel es in seiner Natur lag, gut und teilnahmsvoll gegen sie bewiesen. Ehe das Gericht sie in Besitz der Reichtümer des Doktors setzte, schoss er den jungen Gatten bereitwillig die Summen vor, deren sie in ihrer Lage bedurften. Es war daher natürlich, dass Esther sich entschloss, beim Notar Maes Rat zu suchen. Um 1 Uhr nachmittags trat sie in sein Arbeitskabinett. Sie fand ihn daher ernst und steif, wie er sich während der ersten Viertelstunde ihres Zusammentreffens gezeigt hatte.

Sie erklärte ihm die Ursache ihres Besuches.

Der Notar hörte sie an, ohne mit den Wimpern zu zucken, und antwortete ihr dann mit dem Ton der Überzeugung: »Ich sehe keinen Grund, sich zu beunruhigen, Madame. Der Zustand des Herrn van der Beek ist ernst, aber zum Glück hat die göttliche Vorsehung das Heilmittel dem Übel an die Seite gesetzt.«

»Das Heilmittel? Ach, wenn Sie eines kennen, so sprechen Sie, Herr Maes. Ich beschwöre Sie, und müsste ich auch das ganze Vermögen meines Onkels opfern, so würde ich dieses Mittel anwenden.«

»Sie haben gar nichts zu opfern, Madame, und weit entfernt, Sie irgendetwas zu kosten, wird dieses Mittel sogar Ihr Vermögen vermehren. Es wird für Sie eine Quelle neuen Reichtums sein und Sie zu den reichsten Kolonisten Batavias machen.«

»Aber was ist das für ein Hilfsmittel?«

»Die Arbeit!«, sagte ernst Herr Maes.

»Die Arbeit?«, wiederholte Esther verwundert.

»Ja, Madame. Van der Beek leidet, weil er unbeschäftigt ist, wie sein Magen leidet, weil man ihm nicht die passende Nahrung gibt. Ihn zu einer unbedingten geistigen Diät verurteilen, heißt seinen Tod ebenso sicher herbeiführen, als wenn Sie ihn einer unbedingten physischen Diät unterwerfen wollten. Geben Sie ihm die Sorge, die Unruhe, die kleinen Leiden zurück, welche die wahren Triebfedern des Lebens sind. Sie werden sehen, dass er seine Kraft und seine Jugend wiedergewinnt. Er rühre sich und er wird leben.«

»Aber Sie bedenken nicht, mein Herr«, sagte Esther, »dass mein Mann kaum zwei zusammenhängende Gedanken fassen kann und nicht vier Worte hintereinander zu sprechen vermag.«

»Das alles wird sich mit der Sorge um seine Interessen finden, meine teure Dame. Es ist mit der Arbeit, wie mit dem Spiel. Sobald ein Würfel eine seiner Seiten gezeigt hat, ergreift das Fieber den, der ihn warf. Der Dämon der Gewinnsucht schüttelt ihn, wie der Spieler selbst den Becher schüttelt, der sein Glück oder seinen Untergang in sich trägt. Die Arbeit, Madame van der Beek, ist das Universalheilmittel, das einzig wahre, das einzig sichere. Die Arbeit wird Ihrem Mann die Gesundheit zurückgeben. Sehen Sie, nehmen Sie mich zum Beispiel«, fuhr der Notar fort. »Hätte ich keine Arbeit, so würde ich mir eine Kugel durch den Kopf jagen. Die Arbeit allein lässt mich den Jammer des Lebens, die Schmerzen des Herzens vergessen.«

»Die Schmerzen des Herzens?«, sagte Esther, ihn unterbrechend. »Ich hätte geglaubt, an der Seite der Madame Maes müsste diese Art der Schmerzen Ihnen vollkommen unbekannt sein.«

Der Notar errötete, indes geriet er nicht in Verwirrung. »Ja«, fuhr er fort, ohne auf diese Bemerkung zu achten, »ja, die Arbeit triumphiert über den bittersten Kummer, wie über die physischen Leiden. Ich zum Beispiel, der ich unter der Last der Arbeit erliege, die in diesem brennenden Klima doppelt peinlich ist, ich lebe nur noch durch sie, für sie. Ich fühle, dass, wenn die Arbeit mir mangelte, ich ersticken würde, aus Mangel der notwendigen Elemente, die Lebenstätigkeit meines fieberhaften Geistes zu erhalten. Folgen Sie meinem Rat und versuchen Sie dieses Heilmittel bei Herrn van der Beck. Stacheln Sie durch die Sorgfalt für seine Interessen die Trägheit seines Geistes auf. Ist er sich selbst zurückgegeben, so treibe er Geschäfte, gleich viel welche. Er kaufe eine Pflanzung, er errichte ein Handelshaus in Batavia, er baue Kaffee an, ernte Reis, raffiniere Zucker, destilliere Arak, verkaufe Indigo, Tee, Gewürze, was er will, wenn er nur irgendetwas verkauft, wenn er gleich mir Tag und Nacht für seine Geschäfte zu sorgen hat. Und in kurzer Zeit werden Sie ihn gesund und wohlgenährt sehen wie mich.«

Madame van der Beet betrachtete staunend den riesigen Notar und fragte sich, ob die Heilung nicht etwa schlimmer sein mochte als das Übel. Daran wagte sie die Bemerkung: »Ich glaubte, mein Herr, wenn der Abend gekommen ist, mischten Sie einige Zerstreuung in Ihre Arbeiten?«

»Irrtum, Madame, sehr ernster Irrtum!«, sagte Herr Maes. »Ich sehe wohl, dass Sie mich ebenso beurteilen, wie der gemeine Haufen. Weil Meister Maes infolge der Stellung, die er einnimmt, und der angesehenen Personen, mit denen er in Berührung steht und die er als Gäste bei sich sehen muss, eine reiche und gut servierte Tafel führt, sagte er: Meister Maes ist ein Leckermaul. Und das ist ein Irrtum«, fuhr der Notar mit melancholischem Ton fort, »denn dieser Haufen weiß nicht, wie sehr ich dabei meinem Geschmack Zwang antun muss. Er sagt: Der Notar Maes fährt gleich einem Nabob in einem vierspännigen Wagen spazieren, sobald die Nacht eingebrochen ist. Nein, der Notar Maes fährt nicht spazieren, sondern er besucht ganz einfach irgendeine Pflanzung, deren Besitzer eine Hypothek aufnehmen will. Dieser Haufen sagt ferner: Der Notar Maes besucht sehr häufig den Campong, das italienische Viertel. Man sieht ihn dort öfter in den Kulissen des Theaters, als im Tempel. Ach, Madame, der gemeine Haufen weiß nicht, dass mein unglückliches Amt mich dazu zwingt.«

»Ihr Amt, mein Herr?«

»Ohne Zweifel, Madame! Dort weiß ich die lockeren Herren zu finden, mit denen ich Geschäfte habe, denn es wird Ihnen nicht unbekannt sein, dass unsere Kaufleute mit den Bewohnern des himmlischen Reiches in sehr lebhaftem Verkehr stehen. Nun wohl, es ist also aus Eifer für die Geschäfte, aus Sorge für die Interessen meiner Klienten, dass ich ganze Nächte mit diesen Schelmen mit geschlitzten Augen zubringe, Tsion und Arat mit ihnen trinke, bis sie unter den Tisch fallen. Aber dies geschieht nur, weil man den verschlagenen Schelmen nicht anders beikommen kann, als wenn sie etwas Branntwein im Bauch haben. Das alles aber, Madame, gehört zu den Frondiensten meines Amtes, und diese erscheinen mir sehr bitter, beim köstlichen Leben, welches meine teure Arbeit mir bereitet.«

»Sie fangen an, mich zu überzeugen, mein Herr«, sagte Esther mit einem unmerklichen Lächeln.

»Ich wünsche es«, entgegnete der Notar, »ich wünsche es dringend.«

»Aber«, fuhr die junge Frau fort, »wie soll man etwas Ähnliches von einem armen Kranken erlangen?«

»Ach, Madame, dazu gibt es tausend Mittel.«

»Geben Sie mir eines an.«

»Indem Sie ihm den Ertrag der Arbeit zeigen – Gold. Der arme Herr van der Beek hat davon in seinem Leben noch nicht viel gesehen. Geben Sie ihm daher Gold zu sehen, zu berühren. Sagen Sie ihm: Eusebius, dies gehört uns, aber man will es uns nehmen, man bedroht uns in unserem Besitz. Gehört er zu dem Menschengeschlecht, so werden Sie sehen, wie beim ersten Wort sein Blick sich belebt. Bei dem zweiten wird dieser Blick Licht in sein Gehirn werfen, und von dem Augenblick an wird er seinen Verstand und seine Kraft wiedergewinnen.«

»Aber wenn ich ihm sage, dass unser Vermögen bedroht ist, muss ich ihm die Testamentsklausel mitteilen.«

»Früher oder später muss er sie dennoch kennenlernen.«

»O nein, mein Herr, nie, nie!«

»Nun, dann ersinnen Sie irgendetwas anderes, wodurch er erweckt wird, wenn Sie nicht wollen, dass diese Betäubung in den Tod übergehe.«

Die arme Esther war so betrübt, so unentschlossen und besonders so ermüdet durch ihr Zögern, dass sie mit dem Entschluss nach Hause zurückkehrte, den Rat des Notars Maes zu versuchen.

Eines Tages, als Eusebius wieder mehrere Stunden mit dem Kopf gegen die Brust seiner Frau gelehnt zugebracht hatte, und diese, auf dem Bett sitzend und die Hände des Kranken in den ihren haltend, eine größere Ruhe in der Physiognomie ihres Mannes und einen lebhafteren Ausdruck als gewöhnlich in seinem Blick bemerkte, beschloss sie, zu sprechen.

»Freund«, sagte sie, »weißt du, dass wir reich sind?«

Eusebius schien gegen ihre Worte so gleichgültig zu sein, dass er mit den weichen Locken ihres schönen Haares spielte.

»Die Not, durch die wir so viel zu leiden hatten«, fuhr Esther fort« »brauchen wir jetzt nicht mehr zu fürchten. Sieh, fügte sie hinzu, indem sie auf die Decke des Bettes eine Handvoll Goldstücke warf, »wir besitzen tausendmal so viel Gold, als du hier vor Augen siehst.«

Eusebius richtete einen Seitenblick auf das Gold. Als ob dessen Gewicht ihm lästig würde, stieß er es von seinem Schoß, sodass die Stücke auf den Teppich rollten. Als dann das liebliche Gesicht Esthers sich über ihn neigte, streiften seine Lippen leise die Stirn seiner Frau.

»Eusebius«, sagte sie, »fühlst du dich denn nicht glücklich, reich zu sein? Bist du nicht stolz, deine Frau in reichem Schmuck zu sehen?«

Eusebius sah sie mit einem Blick der Liebe an.

»Weißt du wohl«, sprach Esther weiter, »dass ich mich jetzt nicht mehr in den ärmlichen Kleidern zu zeigen wagte, die ich ehedem trug? Es scheint mir, als würdest du mich weniger lieben, wenn du mich so sähest.«

Eusebius strengte sich an und antwortete: »Habe ich dich nicht so zuerst gesehen? Habe ich dich nicht so aufrichtig geliebt? Warst du nicht schön, und liebte ich dich nicht, ehe du reich wurdest?«

Es war das erste Mal seit seiner Krankheit, dass er so auf den Gedanken seiner Frau einging.

Dennoch sagte diese, betrübt über den geringen Erfolg, den das durch den Notar geratene Verfahren hatte: »Liebst du mich denn noch immer?« Dabei fand sie im Ausdrucke der Zärtlichkeit, der aus den Zügen ihres Mannes leuchtete, den Gedanken, ein anderes Mittel zu versuchen.

»Ja«, erwiderte Eusebius, »und mehr, als ich dich jemals geliebt habe.«

»Auf diese Liebe rechne ich«, sagte die junge Frau, »und dennoch fürchte ich zuweilen, dass sie mir entgehen möchte.«

Eusebius zuckte die Achseln und sagte: »Unmöglich!«

»Ich hoffe es«, entgegnete sie, »und gleichwohl scheint man darauf gefasst sein zu müssen, dass die innigsten und aufrichtigsten Gefühle gleich allen Dingen hienieden ihr Ende erreichen.«

»Wer sagt das? Wer sagt das?«, rief Eusebius, indem er sehr blass wurde.

»Ein Mann, der eine tiefe Wissenschaft und eine große Menschenkenntnis besaß, eben der, welchem wir unser gegenwärtiges Glück verdanken.«

»Du willst vom Doktor Basilius sprechen?«.

Von ihm selbst.«

»Ach, der Doktor Basilius!«, rief Eusebius indem er krampfhaft sich im Bett aufrecht setzte und seine Stirn in beide Hände presste, als wollte er das anstürmende Blut zurückdrängen. »Der Doktor Basilius! O mein Gott, es ist also wahr! Es ist also kein Traum?«

»Es ist wahr, dass seine Gelehrsamkeit mich gerettet hat, es ist wahr, dass seine Güte uns bereicherte«, sagte Esther, welche bei der Aufregung ihres Mannes vor Furcht bebte, zu weit gegangen zu sein. »Das ist wahr.«

Aber Eusebius hörte sie nicht mehr. Bei dem Namen des Doktors war er leichenblass geworden. Seine irren Augen sahen nichts mehr, seine Zunge stammelte. Es schien, als ob das fürchterliche Delirium, welches den ersten Abschnitt seiner Krankheit bildete, zurückkehren wollte.

»Der Doktor Basilius«, sagte er, »ja, ich erinnere mich! Der malayische Dolch, der Vertrag, die drei Leichen, die Friesin, die Negerin, das gelbe Weib mit den entsetzlichen Augen, mit den Augen, die in das Herz dringen, wie die Klinge eines Messers. Ach, es war also wahr; ich habe das alles nicht geträumt? Ich habe ihn gesehen, ich habe ihn gesehen! Zu mir Esther, zu mir. Verlass mich nicht, nicht eine Minute, hörst du? Bleibe stets an meine Brust geschmiegt, an mein Herz gedrückt, sonst – sonst kommt der Mensch mit dem dämonischen Lachen und trennt uns!«

Der Unglückliche ergriff seine Frau und zog sie so fest an seine Brust, wie in jener Nacht des Sturmes und der Todesqual, in welcher er sie zu verlieren gefürchtet hatte, und der Doktor sie ihm zurückgab.

Alle diese Bewegungen waren von unzusammenhängenden Worten begleitet. Esther fürchtete nicht nur das Delirium, sondern den Wahnsinn.

»Mein Freund, mein Freund«, sagte sie, indem sie ihm Gesicht und Hände mit Küssen bedeckte, »im Namen des Himmels, beruhige dich!«

Statt sich aber zu beruhigen, zitterte er in ihren Armen, und die junge Frau sah voll Schrecken, wie seine Haare sich auf dem Kopfe sträubten und kalter Schweiß ihm von der Stirn perlte.

»Nein«, sagte er, »nein, es gibt nur ein Mittel, um auszuweichen, und zwar, dies verfluchte Land zu verlassen, das ganz mit Geistern und Phantomen bevölkert ist, welche dich mir rauben wollen, meine teure innig Geliebte! Ach, lass uns fort, lass uns fort!«

Mit einer gewaltigen Anstrengung sprang er aus dem Bett, riss Esther mit sich fort und stürzte ohnmächtig mitten im Zimmer nieder.

Esther hielt ihn für tot, stieß lautes Geschrei aus und rief alle Ärzte herbei, welche Eusebius gepflegt hatten. Zum Glück kam keiner von ihnen, und nach Verlauf einer Viertelstunde öffnete Eusebius die Augen wieder.

Diese furchtbare Krisis war der Beginn seiner Genesung.