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Der Welt-Detektiv Band 6

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Sammlung bergmännischer Sagen Teil 28

Das arme Bergmannsleben ist wunderbar reich an Poesie. Seine Sagen und Lieder, seine Sprache, seine Weistümer reichen in die älteste Zeit zurück. Die Lieder, die wohlbekannten Bergreihen, die Sprachüberreste, die Weistümer sind teilweise gesammelt. Die Sagen erscheinen hier zum ersten Mal von kundiger Hand ausgewählt und im ganzen Zauber der bergmännischen Sprache wiedergegeben. Das vermag nur zu bieten, wer ein warmes Herz für Land und Leute mitbringt, wo diese uralten Schätze zu heben sind; wer Verständnis für unser altdeutsches religiöses Leben hat, wer – es sei gerade herausgesagt – selbst poetisch angehaucht ist. Was vom Herzen kommt, geht wieder zum Herzen, ist eine alte und ewig neue Wahrheit. Hat der Verfasser auch nur aus der Literatur der Bergmannssagen uns bekannte Gebiete begangen, verdient er schon vollauf unseren Dank. Seine Liebe zur Sache lässt uns hoffen, er werde mit Unterstützung Gleichstrebender noch jene Schaetze heben, die nicht an der großen Straße liegen, sondern an weniger befahrenen Wegen und Stegen zu heiligen Zeiten schimmern und zutage gefördert sein wollen.


IV. Vermischte Sagen

6. Ein Toter verwest nicht.

Am 20. September 1568 hat man zu Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge einen Bergmann namens Oswald Barthel, der 61 Jahre vorher (1507) in den Sauberg gefallen war, noch ganz unverwest in seiner ledernen Bergkappe und Kleidern mit dem Grubenbeil, Rascheltasche und Tscherper wiedergefunden.


7. Näpfchenpfenninge

In alten Zeiten hatte es ein Pochjunge eines Morgens verschlafen. Er wohnte am Zellbach in Clausthal und lief deshalb gleich hinten aus seiner Gartenpforte über die Bremerhöhe zu seinem Talpochwerk zu. Wie er eben aus seiner Pforte trat, stolperte er über etwas. Als er sich umsah, erblickte er einen Maulwurfshaufen, der glänzte wie Silber. Er fuhr mit der Hand so hindurch, und was er damit fassen konnte, das steckte er in seine Tasche und beeilte sich dann, an Ort und Stelle zu kommen. Dann dachte er den ganzen Tag über nicht mehr an den Vorfall. Wie er aber des Abends nach Hause kam, klingelte es in seiner Westentasche, und wie er sie auszog, siehe da, da waren lauter blitzblanke silberne Näpfchenpfennige darin. Von diesen hatte die Familie noch bis auf den heutigen Tag mehrere aufbewahrt.


8. Der Traum

Ein Bergmann in Clausthal träumte in der Nacht, er würde am darauffolgenden Tage Schaden nehmen. Darum fuhr er am Morgen nicht ein, blieb daheim und legte sich auf das kleine Sofa, das in seiner Stube stand. Da fiel aber das Plätteisen herunter, das über ihm am Balken hing, und erschlug ihn. Von der Zeit an fahren die Bergleute noch unverzagter als zuvor in den tiefen Schacht. Sie sagen, man sehe aus dieser Begebenheit, dass man überall in Gottes Hand stehe, und dass sie den, den sie erreichen wolle, auch auf dem Sofa zu finden wisse.


9. Steiger Calvör

In einer Grube auf dem Andreasberg wurde das Rotgülden gegraben, das war so kostbar, dass die Bergleute, die aus dem Schacht kamen, am ganzen Körper untersucht wurden. Dort kamen nun in einer gewissen Zeit sehr viele Bergleute zu Tode, die des Nachts arbeiteten. Einst nahmen sich zwei Kameraden vor, die Ursache dieser Todesfälle zu untersuchen. Da kam um die Mitternachtsstunde ein furchtbares Brüllen und Getöse, und es näherte sich ein unbändiger Ochse. Als aber die biederen Hauer diesen mit dem Bohrfäustel und mit dem Zweimenschenbohrer angriffen und ihm gehörig das Fell bearbeiteten, verstummte das Gebrüll, und bald darauf bat es mit menschlicher Stimme aus der Ochsenhaut heraus ums Leben. Die Bergleute rissen nun die Ochsenhaut herunter und brachten den Steiger der Grube, mit Namen Calvör, zum Vorschein. Dieser bot ihnen viel Geld, wenn sie schweigen wollten, denn er hatte die Ochsenhaut, die er im Schacht verborgen hielt, dazu benutzt, um die Bergleute zu erschrecken und dann zu töten, und so ungehindert das gewonnene Rotgülden aus dem Schacht bringen zu können. Die Bergleute aber wollten sein Geld nicht und zeigten ihn an. Aber als er festgenommen werden sollte, hatte er sich in den Schacht gestürzt. Dort hat er noch lange nachher gespukt und ist überall den Bergleuten im Wege gewesen.

Diese sagten dann: »Da ist wieder der lange Calvör mit seiner Ochsenhaut.«