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Der Welt-Detektiv Band 6

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Der Marone – Dem Verwüster auf der Spur

der-marone-drittes-buchThomas Mayne Reid
Der Marone – Drittes Buch
Zweiundvierzigstes Kapitel

Dem Verwüster auf der Spur

Als Cubina diesen Befehl gegeben hatte, wandte er sich dem Gebirge zu und eilte zu dem Pförtchen in der Gartenmauer. Da erblickte er etwas, was ihm in seiner tiefen Niedergeschlagenheit große Freude gewährte.

Unter den mit Quaco gekommenen Maronen befand sich auch ein junger Mann, der gleiche Angst und Bekümmernis mit Herbert und Cubina empfand, wenn auch nicht über den Verlust einer Geliebten oder einer Cousine, so doch über den eines ebenso teuren Wesens, einer Schwester. Einer Schwester, derentwegen er über das Weltmeer gefahren, als Sklave verkauft, wie ein Verbrecher gebrandmarkt, mit Geißeln grausam gepeitscht war und jede Unbill, die ein Mensch einem anderen Menschen antun kann, erduldet hatte. Denn dies war alles der Fall bei dem jungen Fellahfürsten, dem unglücklichen Cingües.

Was vermochte aber nun Cubina wie Cingües so hohe Freude zu gewähren? Was konnte es wohl anderes sein, als das unverhoffte Auffinden der Braut des einen und der Schwester des anderen: Yola!

Das Mädchen kam ihnen durch das Gartenpförtchen entgegen, eilte mit großer Hast auf die von ihr erblickten Männer zu und stand im nächsten Augenblick zwischen ihrem Bruder und ihrem Geliebten, von beiden zärtlich umarmt und geherzt.

Was sie zu erzählen hatte, dazu bedurfte es nur kurzer Zeit. Sie war in einer der Kammern gewesen, als die Räuber in die große Halle eindrangen. Unbekümmert war sie mitten unter die Räuber in der großen Halle gelaufen. Hier wurde sie wie Smythje zu Boden geschlagen und lag einige Zeit bewusstlos in Ohnmacht da, ohne zu wissen, was neben ihr vorging.

Als ihr Bewusstsein zurückkehrte und sie um sich zu sehen vermochte, bemerkte sie sogleich, dass ihre junge Herrin nicht mehr da war. In jenem Augenblick waren die Ungetüme bereits beschäftigt, das Haus anzuzünden. Ein Schrei außerhalb des Hauses machte sie aufmerksam und sie erkannte die Stimme ihrer Herrin. Jetzt gelang es ihr, sich durch die offene Tür hinauszuschleichen und die große Treppe hinunterzukommen, da die Räuber sowohl mit der Beute als auch mit dem Brandstiften zu sehr beschäftigt waren, um sie zu bemerken oder es auch vielleicht nicht der Mühe werthielten, sie noch weiter zu verfolgen.

Als sie draußen war, hatte sie ihre junge Herrin in den Armen eines riesigen missgestalteten Mannes forttragen sehen. Über dem Gesicht trug er eine Maske, aber dennoch wollte sie bestimmt behaupten, dass es ganz derselbe Mann war, den sie in der Nacht vorher mit dem Juden zusammen gesehen hatte. Der Maskierte, dessen Aufmerksamkeit gänzlich von seiner kostbaren Beute in Anspruch genommen zu sein schien, ging allein davon und überließ es den Übrigen, das Werk der Plünderung und Zerstörung zu vollenden.

Das afrikanische Mädchen, das in ihrer Heimat wohl schon ähnlichen Auftritten beigewohnt hatte, begriff sofort die vollkommene Unmöglichkeit, ihrer Herrin in diesem Augenblick zu Hilfe zu kommen. Deshalb gab sie es auf, irgendeinen nutzlosen Versuch zu machen, sondern entschloss sich ebenfalls, dem Räuber zu folgen und sich zu vergewissern, zu welchem Ort er sie wohl hinschaffen würde. Dann konnte sie leicht nach Willkommenberg zurückkehren und diejenigen führen, die etwa zur Verfolgung ausgesandt würden.

Mit dieser Absicht schlich sie still hinter dem Räuber her, trug Sorge, sich nicht von ihm sehen zu lassen und verlor ihn nicht aus den Augen. Die Dunkelheit begünstigte sie hierbei sehr, sowie auch der abschüssige steile Weg, der sie befähigte, von unten zu sehen, ohne selbst gesehen zu werden.

So folgte sie dem Räuber den Abhang des Berges hinauf und auch noch auf die Berglehne selbst, immer dicht hinter ihm her, bis sie ihn zu ihrem größten Erstaunen mit ihrer jungen Herrin auf dem Arm plötzlich in die Erde verschwinden sah, ganz wie ein in der Hölle Entwichener, der ein holdes Wesen der Welt geraubt und es nun in seine finstere unterirdische Behausung entführt.

Ungeachtet der übernatürlichen Furcht, die ihr das plötzliche Verschwinden einflößte, war das mutige Mädchen doch nicht zurückgeschreckt, zu der Stelle, wo das Verschwinden stattfand, hinzugehen. Hier freilich verringerten sich ihr Schrecken und ihr Erstaunen bald, als sie, über den Felsenrand blickend, den Schein von Wasser auf dem Grund eines düsteren, zu ihren Füßen gähnenden Abgrunds gewahrte. Im Zwielicht konnte sie auch ganz wohl eine Art Treppe den Felsenhang hinunter bemerken, und dies zerstörte auf einmal jeden Gedanken an etwas Übernatürliches.

Weiter nachzufolgen versuchte sie nicht. Hatte sie doch vollkommen genug gesehen, um später eine Verfolgung führen zu können. Deshalb kehrte sie sofort um und eilte denselben Weg den Bergabhang hinunter. Hierbei musste sie an Cubina und die Maronen denken, wie bald ihr mutiger Geliebter mit seiner tapferen Schar ihre unglückliche Herrin befreit haben würde. Gerade jetzt erkannte sie den Herzgeliebten selbst, der alle ihre Gedanken erfüllte, beim Licht des flackernden Feuers.

Ihre Geschichte wurde Cubina und seinen Gefährten in raschen abgebrochenen Sätzen mitgeteilt. Ohne geringe Zeit zu verlieren, gingen sie alle durch das Gartenpförtchen und stiegen den Berg hinauf. Yola blieb mit Quashie und den anderen Hausbediensteten bei dem Feuer zurück.

Cubina bedurfte keinen Führer, um ihn zum Teufelsloch zu bringen. Durch die von ihm belauschte geheime Unterredung vorher gewarnt, als auch durch die Ereignisse des vorherigen Tages, hatte er längst den eigentlichen Urheber jener höllischen Tat geahnt. Ja, er war davon überzeugt, dass, wer auch den Plan zuerst ersonnen, die Hand, die ihn ausgeführt hatte, doch jedenfalls die Chakras, des Myalmannes, gewesen war.