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Felsenherz der Trapper – Teil 14.3

Felsenherz der Trapper
Selbst Erlebtes aus den Indianergebieten erzählt von Kapitän William Käbler
Erstveröffentlichung im Verlag moderner Lektüre GmbH, Berlin, 1922
Band 14
Tom Brack, der schwarze Häuptling
Drittes Kapitel

List gegen List

Eine Viertelstunde später lagen Felsenherz und der Comanchenhäuptling, der dem alten Ben und den anderen Reitern auf der Flucht zu der Waldzunge gerade in die Arme gelaufen war, auf dem Boden der kleinen Lichtung lang ausgestreckt und an sechs Pfähle gefesselt, die die Apachen für jeden ihrer wertvollen Gefangenen in die Erde getrieben hatten. Auch der Rappe und der Braune waren den Feinden in die Hände gefallen. In dem Wäldchen brannten jetzt einige zwanzig Feuer.

Die beiden Gefangenen wurden von zehn Apachen bewacht, die im Kreis um sie herumhockten. Außerdem waren noch die drei Bluthunde ganz in der Nähe angebunden, und der alte Ben, der kleine krummbeinige John und noch drei Plantagenaufseher, alles rüde, kräftige Gesellen, saßen dicht dabei an einem kleinen Feuer und tranken Tee,den sie stark mit Rum vermischt hatten.

Ben hatte jetzt bemerkt, dass auch Felsenherz wieder bei Bewusstsein war, erhob sich und trat zu den Gefangenen heran. Er war wie immer halb betrunken, gröhlte nun mit heiserer Stimme: »Sieh da – die beiden berühmten Westmänner durch den alten Ben so fein überlistet! Ja, ja, der alte Ben versteht seine Sache! Master Felsenherz, dieser Hinterhalt hier im Wäldchen war doch famos, he? War so recht was für ein Greenhorn, wie Ihr es seid! Halte schon so viel von Felsenherz, dem Freund des roten Halunken Chokariga gehört! Na – ich hätte Euch für schlauer gehalten!« Er lachte höhnisch und gab dem Schwarzen Panther dann einen Fußtritt.

»Besinnst dich wohl noch, Rotfell, wie du und deine Comanchen mich vor drei Jahren gehetzt haben! Wolltet mir damals den Skalp nehmen! Nun kommt es umgekehrt, nun wird der Schnelle Büffel Euch schleunigst in die Llano Estacado bringen und dort am Grab des Großen Bären, des von Felsenherz erschlagenen Oberhäuptlings, so ein wenig am Marterpfahl kitzeln lassen – he – he! Wird ein kapitaler Spaß werden, zumal Ihr beide noch Gesellschaft bekommt, nämlich einen schwarzen Halunken, den Tom Brack, den wir inzwischen schon noch abfassen werden!« Er spie neben den beiden aus und fügte hinzu. »Ich verachte Euch, Ihr Greenhorns! Der alte Ben ist mehr wert als ein ganzes Dutzend Berühmtheiten Eures Schlages!«

Er hätte seine Beleidigungen und Schmähungen wohl noch fortgesetzt, wenn nicht Howard Glaynbourg, der Plantagenbesitzer, hinzugekommen wäre und ihn ziemlich grob zurechtgewiesen hätte.

»Schert Euch an Euer Feuer zurück, Ben!«, rief er ärgerlich. »Lasst die beiden in Ruhe. Zwei Wehrlose derart zu beschimpfen, ist nicht gerade ein Zeichen von Mut!«

Ben brummte, schritt aber doch dem Feuer wieder zu und stärkte sich durch einen Schluck Rum.

Glaynbourg setzte sich zu Häupten des blonden Trappers nieder und begann mit derselben heuchlerischen Freundlichkeit, mit der er soeben für die Gefangenen eingetreten war: »Master, es tut mir leid, dass alles so gekommen ist. Hätte ich schon vorher gewusst, dass Ihr Felsenherz seid, dann würde ich Euch in unserem Lager dort am Hügel anders behandelt haben. Ben hat auch ohne meine Einwilligung Euch diesen Hinterhalt gelegt. Ich möchte nun gern für Euch etwas tun. Aber der Schnelle Büffel will Euch gutwillig nicht freilassen.«

Er hatte englisch und so leise gesprochen, dass die Apachenwächter ihn nicht verstehen konnten. Nur Chokariga war kein Wort dieser heuchlerischen Sätze entgangen. Er wusste bereits ganz genau, was Glaynbourg mit diesen Redensarten beabsichtigte, denn er hatte ja vorhin den Schnellen Büffel und den Plantagenbesitzer im Lager drüben am Hügel eine Weile belauscht, bevor er entdeckt wurde. Aber er hütete sich, dies irgendwie zu verraten.

Glaynbourg fuhr dann auch nach kurzer Pause fort: »In den Ansiedlungen erzählt man sich, dass Ihr, Master Felsenherz, dabei gewesen seid, als vier Säcke mit Goldkieseln nördlich der Guadalupe-Berge im sogenannten Apachensee an einer sehr tiefen Stelle versanken. Wie wäre es, wenn wir Weißen Euch und Chokariga nunheimlich befreien und dann mit Euch gemeinsam versuchen würden, jene Schätze aus dem See zu beben?«

Der Trapper überlegte blitzschnell. War es nicht in dieser Lage am klügsten, auf dieses weißen Schurken Vorschlag scheinbar einzugehen? Denn – dass Glaynbourg ein Schurke war und es niemals ehrlich meinte, davon war Felsenherz überzeugt! Ohne Zweifel hätte der Plantagenbesitzer, wenn es wirklich gelang, das Gold zu bergen, ihn und den Schwarzen Panther heimtückisch beseitigt.

So erwiderte er denn, Glaynbourg solle nur versuchen, sie zu befreien, das Gold würde man dann schon irgendwie bergen.

»Aber wie?«, fragte Glaynbourg rasch. »Der See soll an jener Stelle zwölf Meter tief sein …«

»Das wird sich schon finden«, meinte der Trapper ablenkend. »Freilich ist die Stelle zum Tauchen zu tief. Man muss etwas anderes ersinnen.«

»Und – wird Euch etwas einfallen?«, forschte Glaynbourg ebenso gierig.

»Ich hoffe, Master. Sorgt nur, dass wir die Roten loswerden!« Glaynbourg erhob sich. »Das, denke ich, wird glücken«, sagte er noch und schlenderte davon.

Felsenherz sann nun angestrengt darüber nach, wie der Plantagenbesitzer wohl von jenen erst drei Wochen etwa zurückliegenden Ereignissen1, im Verlauf derer tatsächlich vier Goldsäcke im Apachachensee versunken waren, Kenntnis erhalten haben könne.

Schließlich kam ihm die Erleuchtung und damit hatte er zugleich die Erklärung für das Bündnis zwischen den Apachen und den weißen Menschenjägern gefunden: Der Schnelle Büffel hatte genau dieselben Absichten gehabt, nämlich jene Schätze zu heben, und hatte von der höheren Intelligenz der Bleichgesichter Hilfe bei diesem Unternehmen erhofft, denn er allein nicht gewachsen war.

Kurz: Glaynbourg und die seinen sollten den Apachen beim Bergen der Goldsäcke behilflich sein, und jetzt war der Plantagenbesitzer mit Wissen des Oberhäuptlings zu Felsenherz gekommen und hatte ihm jene verräterischen Vorschläge nur zum Schein gemacht! Felsenherz’ Erfindungsgabe sollte also nur schlau ausgenutzt werden. In Wahrheit dachte Glaynbourg gar nicht daran, die beiden Gefangenen wirklich zu befreien! Es sollte hier eben eine Komödie in der Weise gespielt werden, dass die Weißen sich scheinbar von den Apachen trennten und die Gefangenen mitnahmen!

Der weitere Verlauf der Dinge bestätigte diese Vermutungen des Trappers vollkommen.

Kurz vor Tagesanbruch nämlich wurden die zehn Apachen, die bisher die Gefangenen bewacht hatten, durch sechs Leute des Plantagenbesitzers abgelöst.

Felsenherz musste innerlich über die Dummheit des Schnellen Büffels und Glaynbourgs lächeln. Denn in jedem Fall wäre ihm ja, selbst wenn des Plantagenbesitzers Vorschläge ihn nicht stutzig gemacht hätten, diese Ablösung der Apachen durch die Sklavenaufseher aufgefallen.

Niemals hätte der Schnelle Büffel geduldet, dass zwei so wichtige Gefangene von den Bleichgesichtern bewacht würden. Niemals würden auch wie jetzt die gesamten Apachen sich auf der anderen Seite der Lichtung zum Schlaf niedergelegt haben, ohne auch nur eine einzige Wache von ihren Kriegern im Lager aufzustellen.

Als der Morgen graute, kam Glaynbourg herbeigeschlichen, zerschnitt die Fesseln der Gefangenen und ließ sie schnell durch den alten Ben und den kleinen John an den Bach führen, wo der Braune und der Rappe schon bereitstanden.

Auch die übrigen Weißen schienen mit dem lautlosen Davonschleichen aus dem Lager verblüffendes Glück zu haben. Kein Apache erwachte.

So setzte sich denn der Reitertrupp, dem Ben, John und zwei andere Leute als Späher vorausritten, nach Süden zu in Marsch.

Glaynbourg, Felsenherz und der Comanche hielten sich an der Spitze des Zuges.

Der heuchlerische und heimtückische Glaynbourg spielte jetzt noch wortreicher den ehrlichen, wohlmeinenden Freund der beiden Westmänner und nahm deren kurzen Dank für die Befreiung, den sie ihm ja abstatten mussten, um ihn nicht argwöhnisch zu machen, mit stolzem Lächeln entgegen.

Im Galopp und im Trab ritt man bis gegen Mittag weiter. Um diese Zeit hatte man einige steinige Höhenzüge erreicht, wo Ben den Haupttrupp erwartete und vorschlug, den Pferden die Hufe mit Decken zu umwickeln.

Dies geschah denn auch.

Felsenherz und der Comanche würdigten den alten Trunkenbold keines Blickes. Ben fühlte sich in ihrer Nähe auch nicht recht behaglich und blieb als Späher stets weit voraus.

Erst nach Dunkelwerden lagerte man unweit der Nordgrenze der texanischeu Hochlandwüste, der Llano Estacado, in einer Schlucht, die Ben für diesen Zweck ausgesucht hatte.

Felsenherz und Chokariga nahmen mit Glaynbourg und dessen Freunden, ebenfalls Plantagenbesitzer wie er, an einem Feuer Platz.

Nachher streckten die beiden Westmänner sich dann dicht nebeneinander zum Schlaf aus, und jetzt endlich fanden sie Gelegenheit, einige Mitteilungen auszutauschen, indem sie ganz leise miteinander flüsterten.

Der Comanche erzählte seinem weißen Bruder, dass er den Schnellen Büffel und Glaynbourg belauscht und so von deren sauberem Plan, das Gold aus dem Apachensee mithilfe der beiden Savannenläufer herauszuholen und sie nachher wieder zu überwältigen, Kenntnis erhalten hatte.

Felsenherz wieder berichtete von seinem Zusammentreffen mit dem schwarzen Häuptling der entflohenen Sklaven und von dessen hervorragenden Eigenschaften als Präriemann und halb indianischer Abstammung.

Nachher fügte er hinzu: »Ich bin überzeugt, dass dieser Tom die Menschenjäger nicht aus dem Auge lassen und irgendwo überfallen wird. Wir werden uns dabei ganz neutral verhalten und auf kürzestem Weg allein zum Apachensee reiten und die Goldsäcke woanders verbergen. Sie sollen dem Schnellen Büffel und jedem anderen für alle Zeit entzogen werden. Ich weiß, dass mein roter Bruder genau so denkt wie ich.«

Der Comanche entgegnete nur: »Mein Bruder Harry und ich haben stets dieselben Gedanken.«

Die Nacht verging ohne Zwischenfall.

Gleich nach Sonnenaufgang wurde der Ritt fortgesetzt. Man erreichte sehr bald die Llano, in der bekanntlich endlose Reihen von Stangen den Weg zu den nächsten Wasserstellen anzeigen.

Mittags machte Felsenherz den Comachen auf einige Aasgeier aufmerksam, die westlich der Marschrichtung des Trupps aufstiegen.

Nach einer Stunde erhoben sich weit im Westen abermals mehrere Aasgeier in die Lüfte, kreisten eine Weile und ließen sich wieder herab.

Glaynbourg hatte die Vögel genauso wenig beachtet, wie Ben dies tat, der jetzt hinter dem Zug herritt.

»Es sind Reiter dort rechts neben uns«, flüsterte Felsenherz, als zum dritten Mal mehrere Geier dort drüben sichtbar wurden. »Die Reiter bleiben stets mit uns auf einer Höhe. Es ist Tom Brack mit den seinen.«

Chokariga nickte nur.

Und wieder kam der Abend.

Die Llano Estacado ist keineswegs ein endloses, flaches Sandmeer. Nein, es gibt darin eine Menge kahler Höhenzüge, tiefe Canyons, wild zerklüftete Felspartien und unendliche Felder von fast mannshohen Kaktusstauden, die so dicht stehen, dass niemand sie passieren kann.

Glaynbourg fragte nun die beiden Westmänner, wo man lagern solle. Felsenherz erklärte, dies solle Ben bestimmen, den Glaynbourg ja als ortskundigen Führer angeworben hätte.

Der alte Ben war nun schon weniger scheu und zeigte sich sogar von einer recht anmaßenden Seite, nachdem er die erste Angst, der Comanche könnte ihn des Fußtritts wegen zur Rechenschaft ziehen, überwunden hatte.

Er befahl denn auch ganz wie einer, der hier allein zu bestimmen hätte, dass man in einem Canyon, einer tiefen, langen Schlucht mit steilen Wänden, die Nacht über bleiben solle.

Als man an der Südwand des Canyons, die sich hier zu einer Art Grotte nach innen wölbte, lagerte, als Ben oben am Rande der Canyonwände je zwei Wachen aufgestellt hatte, als vier große Feuer brannten und die Sklavenaufseher sich an Tee mit Rum gütlich taten, begann Glaynbourg den blonden Trapper wieder auszuhorchen, wie dieser die Goldsäcke zu heben gedenke.

Man werkte, dass diesen doch fraglos reichen Mann, der seine Sklaven auf seiner Plantage bis aufs Blut peinigte und durch ihre Arbeit es zur Wohlhabenheit gebracht hatte, jetzt nur ein einziger Gedanke beherrschte: das Gold!

Felsenherz antwortete ihm abermals ausweichend, gähnte und breitete seine Decke zum Schlaf aus.

Er und der Häuptling lagen etwas abseits hinter einigen Steinen.

Als gegen elf Uhr die Wachen auf den Canyonrändern abgelöst wurden und als nun vier halb betrunkene Aufseher ihre Posten oben entnahmen, flüsterte Chokariga Felsenherz zu: »In dieser Nacht wird der Angriff erfolgen. Des Schwarzen Panthers Augen bemerkten vorhin drüben im Canyon hinter den Steinblöcken die Gestalt eines Mannes. Ben, das elende Bleichgesicht, hat es nicht einmal für nötig gehalten, hier unten ebenfalls Wachen aufzustellen.« Um Mitternacht brannten die Feuer nur noch ganz schwach.

Felsenherz und der Comanche schliefen nicht. Alle anderen lagen da und schnarchten. Nur oben am Rand der Canyonwände, die hier etwa fünfzehn Meter hoch waren, schlenderten die Wachen faul und schlaftrunken auf und ab.

Der Mond schien schräg in die Schlucht hinein und ließ die Nordseite im Dunkel.

Dann stieß Felsenherz den Schwarzen Panther sacht an.

Von oben her waren zwei dumpfe Schreie erklungen.

»Die Wachen sind erledigt«, meinte der Trapper kurz. Wieder verstrichen fünf Minuten.

»Verlassen wir den Lagerplatz!«, schlug der Häuptling vor. »Der schwarze Tom wird uns ungehindert passieren lassen …«

Doch es war schon zu spät.

Schlangengleich huschten die Neger heran.

Die beiden Westmänner duckten sich hinter den Steinen zusammen.

Felsenherz wollte nicht, dass die Leute Glaynbourgs im Schlaf von den Schwarzen, die ihren Peinigern gegenüber kein Erbarmen kennen würden, abgeschlachtet werden konnten, nahm ein Sternchen und warf es dem kleinen John ins Gesicht. Fluchend fuhr dieser empor.

Auch ein paar andere wurden munter.

Da – zwölf – fünfzehn Schüsse.

Wilde Aufschreie.

Abermals Schüsse.

Dann stürzten sich die Schwarzen auf die zehn Überlebenden, schlugen sie nieder.

Tom Brack, in der Rechten eine Pistole, hatte sich auf Glaynbourg geworfen, versetzte ihm einen Kolbenhieb.

In wenigen Minuten konnten die Menschenjäger, die den Kugeln entgangen waren, gefesselt werden.

Der schwarze Häuptling ließ frisches Strauchwerk in die Glut der Feuer werfen.

Als die Flammen hochleckten, traten Felsenherz und der Comanche aus ihrem Versteck hervor.

Der Trapper rief dem herkulischen Mulatten zu: »Tom – jetzt ist es genug mit dem Morden! Wir mischen uns nicht in Eure Angelegenheiten ein. Aber wir werden auch nicht dulden, dass Ihr Eure zehn Gefangenen etwa niederschießt!«

Die beiden waren im Nu von den Negern umringt, die den Westmännern gegenüber eine drohende Haltung annahmen.

Auch Tom Brack sagte nun finster: »Ihr habt Euch mit unseren Peinigern zusammengetan. Ihr seid nicht besser als sie! Gebt freiwillig Eure Waffen ab. Ihr seht, dass Widerstand nutzlos ist.«

In der ganzen Art des schwarzen Häuptlings offenbarte sich eine stolze, überlegene Ruhe.

Wie er so dastand, die Büchse im Arm, die Hand am langen Bowiemesser, sah man ihm an, dass in seinen Adern das Blut des berühmten Delawarenstammes floss.

Felsenherz erwiderte gelassen: »Tom. Du irrst dich. Glaynbourg und seine Leute sind unsere Feinde, wenn sie uns auch zum Schein aus den Händen der Apachen befreit haben.«

Da ertönte Glaynbourgs höhnische Stimme: »Tom – er lügt aus Angst! Er und der Comanche hatten uns versprochen, Euch zu fangen, Euch einen Hinterhalt zu legen!«

Felsenherz wandte sich dem Plantagenbesitzer zu. »Elender Lügner!«, rief er. »Ich werde Tom beweisen, dass Ihr uns schändlich ausnutzen und nachher wieder den Apachen ausliefern wolltet! Sage selbst, Tom, wem du mehr glaubst: mir oder dem Mann, der euch Neger wie das elendste Vieh behandelt hat!«

Der lebhafte Blick des Mulatten ruhte jetzt mit verächtlichem Ausdruck auf dem Sklavenhalter.

»Meinst du, weißer Schurke, dass Tom sich von dir betrügen lässt!«, erklärte er mit unheimlicher Ruhe. »Wenn ein Mann wie Felsenherz, der überall als Beschützer der Hilflosen und Bedrängten bekannt ist, mir versichert, dass er nicht dein Verbündeter sei, dann gilt mir das mehr als tausend Schwüre aus deinem heuchlerischen Mund! Ein Mann wie der berühmte Trapper würde nie etwa aus Angst vor uns etwas behaupten, was nicht der Wahrheit entspricht!«

Dann wandte er sich an Felsenherz und den Comanchen.

»Ihr seid frei!«, sagte er kurz. »Ich werde diesen Glaynbourg, der jetzt bleich und zitternd wie ein schuldbewusstes Weib seine Strafe erwartet, nicht ermorden! ^ -enm Brack ist kein Mörder! Meine Mutter war Hakiwara, die Tochter eines großen Häuptlings der Delawaren!« Er öffnete das farbige Wollhemd auf seiner Brust und deutete auf eine helle Tätowierung von der Größe einer Kinderhand, die eine Schildkröte darstellte. »Hier ist der Beweis, dass ich ein Delaware bin, dass ich als Stammesangehöriger betrachtet wurde, bis dann eines Tages weiße Schurken mich als Knaben im Wald überfielen, wegschleppten und jenem Glaynbourg verkauften. Zwölf endlose Jahre habe ich auf dessen Plantage unter den Negern als Sklave gelebt, zwölf Jahre genügten, mich zum Todfeind aller Sklavenhalter zu machen. Eines meiner Augen lief unter den Peitschenhieben jenes Schurken aus. Männer, Frauen sah ich zu Tode gemartert werden. Kinder wurden den Alligatoren zum Fraß vorgeworfen. Und nirgends gab es einen Menschen, der für uns eingetreten wäre, nirgends durften wir uns beschweren! War es ein Wunder, dass ich schließlich in aller Heimlichkeit unsere Flucht vorbereitete, dass wir mit Gewalt uns die Freiheit verschafften? Sprich, Chokariga, Häuptling der Comanchen, was würdest du mit einem Menschen wie diesem Glaynbourg tun? Sprich, denn du bist ein Indianer, ein Sohn der roten Rasse, die langsam dahinsicht!«

Der Schwarze Panther erwiderte laut und fest: »Ich würde mit diesem Schurken kämpfen! Mag er sein Leben verteidigen! Mag er sein Messer nehmen, nimm du das deine – und du wirst deine Rache haben!«

Tom Brack nickte. »Es sei! Bindet ihn los! Gebt ihm sein Jagdmesser!«

Glaynbourg kreischte plötzlich vor Augst auf. »Nein – nein. Er würde mich töten!«, brüllte er. »Ich bin wie ein Knabe seinen Riesenkräften gegenüber. Master Felsenherz, Ihr seid ein Weißer wie ich! Ihr dürft das nicht dulden!«

Der blonde Trapper schaute den Elenden voller Verachtung an und blieb stumm.

Tont Brack winkte seinen Leuten. »Gebt ihm sein Messer! Los – verteidige dich, Schurke!«

Da sank dieser jämmerliche Mensch vor dem Mulatten in die Knie und winselte um Gnade.

Tom spie vor ihm aus, gab ihm einen Fußtritt und rief: »Tom ist ein Delaware! Sein Messer soll nicht durch das Blut dieses Feiglings beschmutzt werden! Schneidet ihm beide Ohren ab – und jagt ihn in die Llano hinaus!«

Im Nu lagen schon drei, vier der herkulischen Schwarzen auf dem nutzlos sich Wehrenden. Im Nu hatten sie ihm mit zwei Schnitten die Ohrmuscheln abgetrennt, rissen ihn hoch, trieben ihn mit Kolbenstößen in den Canyon hinein. Zwei der Neger ritten hinter ihm her, bis er das Ende des Canyons erreicht hatte und halb toll vor Angst den Sanddünen verschwunden war.

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  1. Vergleiche Band 16 Das Geheimnis des Gambusino