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Denise Mulligan – Insel-Horror Part 5

Gunter Arentzen
Denise Mulligan
Insel-Horror
Part 5: Eine magische Reise

Zitat:
Nichts stand in seinem Leben ihm so gut, als wie er es verlassen hat. Er starb wie einer, der sich auf den Tod geübt, und warf das Liebste, was er hatte, von sich, als wär’s unnützer Tand.

(Macbeth)

Prolog

Der Hüne

Stonehenge, 05. August

»Diese Kammer ist schwarz!«, stellt Milou fest, nachdem sie ihren Schreck verdaut hat. Ein Blick auf den eServ verrät ihr, dass sie jegliche Verbindung zu welchen Netzwerken auch immer verloren hat.

Die Wände, die Decke und der Boden sind pechschwarz gehalten. Fackeln und Kerzen erhellen die Kammer; sie brannten bereits bei unserer Ankunft und sehen nicht aus, als würden sie in den nächsten Stunden ausgehen.

Im hinteren Drittel des Raums befindet sich ein kleiner Tisch, dahinter eine Tür. Auf dem Tisch wiederum legt nicht eine Phiole mit Blut, sondern eine Schriftrolle.

Neugierig treten wir an den Tisch heran und öffnen besagte Rolle. Schrift, geschwungen und alt, wartet darauf, von uns entziffert zu werden.

»Kann das einer von euch lesen?«, fragt Milou.

»Ich kann es lesen!«, sagt Sonya lächelnd. »Es ist die Schrift der Göttin! Sie selbst hat dies für jene verfasst, die sich auf die Suche nach ihrem Blut machen!«

»Ja …« Obgleich ich solch eine Schrift nie zuvor sah, ergeben die Zeichen auch für mich sinnvolle Sätze. »Dies, Sucherin, ist der Fingerzeig, der dich auf deiner Quest fortschreiten lässt!«

Sonya nickt mir erfreut zu. »So ist es! Nur weiter!«

»Zu dritt seid ihr gekommen, doch nur die Sucherin soll durch diese Türe treten. Wisse, dass dies eine Welt fern der deinen ist! Finde den Weg hinauf zum Kloster der Göttin. Dort, in den tiefen Katakomben, wartet der nächste Hinweis!«

Ich schaue die beiden anderen an. »Das war es, mehr steht hier nicht!«

Diesmal applaudiert Sonya.

»Und was machen wir?«, ruft Milou entsetzt. »Hier in dieser Kammer verrotten? Ohne Nahrung und …«

Sie kann den Satz nicht beenden, denn aus dem Nichts erscheint ein Tisch mit köstlichen Speisen und Getränken. Auch Betten sowie Sessel und Tische erscheinen in der Kammer, Schriftrollen und Bücher.

»Warum nur ich?«, sinniere ich laut.

»Vermutlich, weil du die Druiden retten willst!«, sagt Milou.

»Und, um dich von mir und meiner Hilfe zu trennen!« Sonya klingt traurig, während sie meine Hand umfasst. »Kehre zurück!«

»Warte, geh nicht so einfach!«, ruft Milou. »Hier stehen drei Betten. Du kannst dich ausruhen und …«

Aus dem Nichts erscheint ein Hüne von einem Mann, schleudert Milou zur Seite und stürzt sich mit einem gewaltigen Schwert auf mich.

Sonya stößt einen Schrei aus und will sich zwischen uns stellen, doch auch sie wird einfach beiseite gefegt. Noch ehe ich begreife, saust das Schwert bereits auf mich nieder …

Ich spüre nicht nur den Luftzug, sondern auch einen scharfen Schmerz, als die Klinge mein Ohrläppchen erwischt, dann aber ins Leere geht, da ich mich im wahrlich letzten Moment zur Seite werfe und so Schlimmerem entgehe.

Das Schwert kracht gegen den Boden, der Hüne stößt einen enttäuschten Schrei aus und ich ignoriere Schmerz und Blut, wirbele herum und trete zu. Mein Fuß kracht gegen seine Rippen, wieder schreit er – diesmal vor Schmerz – und ich selbst spüre eine Erschütterung, die vom Fuß hinauf bis zur Hüfte läuft. Hat der Stahlknochen?

Mit nur einer Hand reißt er das Schwert herum, schlägt nach mir und schafft es erneut nicht, mich zu erwischen. Durch einen Sprung bringe ich mich in Sicherheit, reiße endlich die Pistole hervor – und habe Ladehemmung.

Ladehemmung?

Diese Waffen haben nie Ladehemmung!

Selbst der Laser, mit einem Finger aktiviert, funktioniert nicht. Die Pistole, sie ist völlig nutzlos!

Wütend schleudere ich sie dem Hünen an den Kopf – und treffe tatsächlich. Zwar verletzt sie ihn nicht, bringt ihn aber aus dem Konzept. Das gibt mir die Chance, nach dem schlanken Schwert auf dem Tisch zu greifen.

Schwert?

Da lag doch eben kein Schwert! Und auch … kein Bogen oder Köcher mit Pfeilen! Was zum Geier …

Meine Hand umschließt den Griff der Waffe, der Hüne reißt sein Schwert in die Höhe – und sackt kraftlos zu Boden, als meine Klinge seine Brust in Herzhöhe durchbohrt.

Er schreit nicht, er versucht keine Gegenwehr – nichts. Aufrecht sackt er in die Knie, Blut fließt über seine Lippen – dann schließen sich langsam seine Augen.

Als ich das Schwert zurückziehe, kippt er nach vorne. In einem Anfall puren Glücks traf ich sein Herz, und das tötete ihn sofort.

Zumindest nehme ich das an.

Schwer atmend stehe ich vor dem Toten und blicke ihn an. Noch immer tropft Blut von meinem Ohr, doch Sonya kommt näher, küsst mich auf die Lippen – und sofort schwindet der Schmerz.

»Deine Seele wird ein geheiltes Ohr verkraften!«, wispert sie. »Und nun solltest du dich umziehen und zur Ruhe kommen. Drei Betten warten darauf, genutzt zu werden.«

»Wir müssen den Toten raus…« Ich halte inne, denn zu meinem Erstaunen verschwindet der Leichnam. Selbst das Blut, zuvor eine Lache, löst sich auf.

»Ich nehme an, das war nur ein Scherge jener, die Denise stoppen wollen?«, fragt Milou. Sie ist zornig!

Sonya nickt. »Ich spüre die Magie; sie ist mir vertraut. Aber Milou – ich kann nichts dafür. Es ist nicht meine Schuld! Ich gehöre nicht zu jenen, die Denise stoppen wollen. Im Gegenteil …«

Sie hebt meine Pistole auf. »Sie wird dir nicht helfen. In einer Welt ohne Feuerwaffen wirst auch du nur Schwerter, Pfeile und Bogen nutzen können. So will es der göttliche Ausgleich!«

»Der göttliche Ausgleich?«, fragt Milou. »Was für ein Ausgleich soll das sein? Denise ist eine moderne Kriegerin, sie kennt sich nicht mit Schwertern …«

Ich drehe die Klinge locker in der Hand. »Schon gut – so ganz unerfahren bin ich nicht!«

»Nein?«, wundert sich Milou.

»Nein!« Im Geiste sehe ich uns wieder durch Bagdad gehen. Langsam, vorsichtig – Schritt für Schritt.

Die Sonne war bereits untergegangen, ein bleicher Mond hing an einem nachtschwarzen Himmel.

Plötzlich brachen knapp 200 Guerillas aus Nischen und Schächten am Boden hervor. Sie hatten sich mit reflektierenden Thermodecken unserer Überwachungstechnik entzogen und standen nun mit ihren Krummschwertern unmittelbar zwischen uns; viel zu nahe, um Gewehre oder auch Pistolen sinnvoll einsetzen zu können. Wir verteidigten uns, so gut es ging, wehrten die Schläge ab und setzten unsere Kampfmesser ein; es war ein furchtbares Gemetzel. Blut spritzte aus tiefen Wunden, die Schreie der Verletzten und Verstümmelten erfüllten die Luft.

Vor meinem geistigen Auge sehe ich wieder das wutverzerrte Gesicht eines Irakers. Unwillkürliche weiche ich zurück, spüre den Flashback kommen. Meine Hand hebt sich zur Abwehr, … doch die Bilder verblassen.

»Anschließend forderten wir Schwerter an. Echte Schwerter. Unser Versorgungsoffizier fragte, ob wir noch alle Tassen im Schrank hätten – bis er die Bilder der Schlacht sah.«

Wieder ziehen Bilder auf, ich sehe mich nach einem dieser Schwerter greifen. Ein Einhänder, sehr leicht und sehr strapazierfähig. Sie bestanden nicht aus Stahl, sondern aus dem gleichen, leichten und extrem strapazierfähigen Material, aus dem auch unsere Kampfmesser bestanden.

»Ein Trainer für mittelalterliche Fechtkunst, vor dem Krieg unterrichtete er Schauspieler und trat mit einer Show auf Mittelalter-Spektakel auf, gab uns allen einen Crashkurs im Schwertkampf. Manche von uns fungierten anschließend als Multiplikatoren, am Ende besaßen 500 Soldaten Schwerter.«

»Ich wusste nicht, dass im Krieg solche Waffen eingesetzt wurden«, sagt Milou leise. »Hast du dieses Schwert noch?«

Ich betrachte jenes, das ich in Händen halte. Es ist mein Schwert. Die auf Ausgleich bedachte Göttin gibt mir jene Waffen, mit der ich mich in dieser Welt bestmöglich verteidigen kann, ohne mir aber einen technischen Fortschritt einzuräumen.

Milous Augen weiten sich, als ich ihr die Gravur auf dem Griff zeige. Cmd. Denise Mulligan – Göttin, führe meine Hand in der Schlacht!

»Das ist also deine Waffe!«, stellt meine Freundin fest. »Und was ist mit Pfeil und Bogen?«

»Den Umgang damit beherrsche ich ohnehin, denn Kampfbögen werden in etlichen Spezialeinheiten zum lautlosen Töten, aber auch zum Verschießen von Kletterhaken etc. eingesetzt.«

Ich nehme den Bogen in die Hand und erkenne sofort, dass auch dieser eigentlich in meiner Waffenkammer zuhause in London liegen sollte. Leicht und stabil, mit optischem Visier und digitaler, hier jedoch inaktiver Zielhilfe.

Auch all meine anderen elektrischen Geräte funktionieren nicht!

»Du solltest essen und die Nacht hier bei uns verbringen. Drei Betten – das hat einen Grund!«, insistiert Milou.

Sonya stimmt ihr zu. »Es ist eine Einladung«, lässt sie mich wissen, während sie an die Tür tritt und einen Blick hinaus wirft.

Details kann ich nicht erkennen, wohl aber, dass es draußen dunkel ist.

Natürlich wäre es fahrlässig, bei Dunkelheit durch völlig unbekanntes Terrain zu marschieren.

Also gebe ich nach und helfe Sonya, zwei der Betten aneinander zu schieben. Milou fragt grinsend, ob sie sich Ohrenstöpsel in die Ohren schieben soll, doch ich verneine. Auch wenn ich Sonyas Attraktion noch immer schwer widerstehen kann, werde ich nicht in Milous Gegenwart mit ihr schlafen.

Denke ich!

Doch kaum haben wir uns für die Nacht niedergelegt – Zähne putzten wir mit Trinkwasser und dem Finger, zur Waschung dienten Hygno-Tücher –, spüre ich Sonyas Lippen auf meinen, ihre Hand jedoch zwischen meinen Schenkeln.

Einem ersten Impuls folgend will ich das Spiel unterbinden, doch Sonya wispert mir zu, dass wir einander Tage oder Wochen nicht mehr sehen werden.

Hinzu kommt, dass ich mich ihr noch immer nicht widersetzen kann. Ihre im wahrsten Sinne des Wortes magische Anziehung macht mich hilflos und schwach.

Daher beteilige ich mich an dem sündigen Spiel. Wir versinken in leidenschaftlichen Küssen, unsere Hände finden zielsicher die sensiblen Punkte.

Als es mir kommt, berste ich fast. Doch nur ein Wimmern dringt über meine Lippen und fließt zudem in Sonyas Mund.

Milou atmet ruhig und gleichmäßig – sie hat von alledem nichts mitbekommen. So zumindest hoffe ich. Vielleicht aber stellt sie sich auch nur schlafend, um mich nicht zu beschämen.

Andererseits – vor zwei Jahren teilten wir uns einen Raum, und sie war es, die mit einem Typen intim wurde, während ich nur zwei Meter entfernt lag und beiden verstohlen zuschaute.

Nach einem letzten, innigen Kuss schlafen wir ein. Es ist die letzte gemeinsame Nacht für lange Zeit!


Die vollständige Story steht als PDF, EPUB,MOBI und AZW3 zur Verfügung.

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