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Slatermans Westernkurier 10/2017

Auf ein Wort, Stranger, heute packen wir weiter.

Wenn einer eine Reise macht, tut er gut daran, seine Habe ordentlich zu verpacken. Das gilt heute und das galt besonders im 19. Jahrhundert entlang der Frontier.

Nachdem wir in der letzten Kolumne über das Packen und Beladen im Einzelnen sowie über das Verschnüren der Last im Besonderen berichtet haben, wollen wir uns diesmal den Hilfsmitteln zuwenden, die das Packen leichter, sicherer und bequemer machen sollten.

Dazu gehört zum Beispiel der Pack Saddle, zu deutsch Packsattel. Er wurde von den spanischen Eroberern nach Amerika gebracht und bestand ursprünglich aus einem mit schwerem Filz unterlegten, halbkreisförmigen Holzgestell, das mit einem Sattelbauchgurt und mit Riemen um Hinterhand und Brust unverrückbar festgehalten wurde.

Aus diesem entwickelten die Prärieindianer, nachdem sie mit dem Pferd vertraut geworden waren, den Indianerpacksattel, bei dem Hirschgehörn das Holzgestell ersetzte.

Dieser Gehörnsattel erinnerte die frühen Pelzhändler und weißen Trapper vom Aussehen her an einen Sägebock und sie fanden sehr bald heraus, dass diese Form für das Befestigen von Pelz- und Häuteballen beiderseits des Packtiers idealer nicht sein konnte.

Von nun an eroberte der Sägebock-Packsattel den amerikanischen Westen.

Der deutschstämmige Georg Decker konstruierte 1804 in Kentucky einen Leichtgewicht-Packsattel aus einem Bandeisengestell mit verstellbaren Rundbügeln und Segeltuchüberzug. Dieser Decker-Packsattel erwies sich für lange Märsche durch Wald- und Berggebiete als dermaßen nützlich, dass ihn viele Cowboys auch heute noch verwenden.

Schon bald war er nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken, weshalb man heute noch den Kopf darüber schüttelt, warum die US-Armee diesen Sattel nicht übernahm, sondern eine eigene Konstruktion, den sogenannten McClellan-Sattel, einführte. Er war voll ledergepolstert und besaß sitzlehnartige Sattelbäume, sodass man zur Not auch auf dem Packsattel reiten konnte. Er war aber weder bequem, noch praktisch für den Transport von Gütern.

Realitätsfremd eben, wie so vieles, was damals der Gedankenschmiede der Armee entsprang.

 

*

 

Eine weitere gute Idee war das Pannier oder Pack Bag.

Er bestand aus festem Segeltuch oder Leder und wurde mit zwei Riemenschlaufen am Sattel befestigt. In dieser Packtasche wurden kleinere Gegenstände wie Patronen, Kochgeschirr etc. verstaut, während man größere Dinge oben auf dem Gesamtpacken festschnallte.

Dies alles wurde mit einer Packplane, englisch Pack Cover, bedeckt, die aus schwerem, steifen Gummisegelstoff bestand und die ganze Packlast vor Feuchtigkeit schützte.

Mit einer Länge von fast 3 Metern und einer Breite von ca. 1,20 Metern war die Pack Cover so groß, dass man damit auch beinahe das ganze Packpferd vor Regen schützen konnte.

Eine weitere gute Idee zum Transport von Gütern war der Kyack, auch Packlade oder Packkasten genannt.

Der Holz-Kyack war ein selbst gemachter Kasten ohne Deckel mit zwei Rohhauthängeschlaufen an den Schmalseiten.

Sein größerer und auch weitaus bekannterer Bruder war der sogenannte Willis Metall-Salz-Kyack, eine aus Zinkblech bestehende Packsatteltraglade, die, gegen zwei Winkeleisen geschweißt, mit breiten Eisenringen beiderseits an einem Sägebock-Packsattel befestigt wurde. Er fand überall da Verwendung, wo es galt, barrenförmige Salzblöcke in mineralsalzarme Weideregionen zu transportieren, um dem Vieh dort Nährstoffe zuzuführen, die ihnen durch das sonnenverbrannte Buschland verwehrt blieben.

Er kam vor allem in Arizona, Neu Mexiko und den südlichen Gegenden von Texas zum Einsatz.

Dort war auch der Ursprung des Carreta, einem zweirädrigen Wagen, dessen Räder aus massivem Holz bestanden. Er wurde zwischen 1830 und 1865 auch von den amerikanischen Ranchern des Südwestens benutzt, sozusagen als Vorläufer des späteren Round-Up-Wagens.

Damit findet das Thema Packen sein Ende.

Zum Schluss ein Hinweis in eigener Sache.

Eine umfassende Berichterstattung über das Geschehen jener Tage schließt auch eine Auseinandersetzung mit Themen nicht aus, die nicht gerade dem Mainstream entsprechen.

Stichwort Sex sells.

Obwohl im prüden Amerika bis heute noch gewisse Dinge totgeschwiegen werden, nimmt gerade das Thema Sexualität einen großen Teil der Pioniergeschichte ein.

Homosexualität, Sodomie und käufliche Liebesdamen waren schon damals in aller Munde.

Begleiten Sie uns also, wenn wir in den nächsten beiden Kolumnen versuchen, ein Sittengemälde des Wilden Westens aufzuzeichnen.

In diesem Sinne bis zum nächsten Mal,

euer Slaterman

Quellenhinweis:

  • H. J. Stammel, Der Cowboy – Legende und Wirklichkeit, Bertelsmann Lexikon Verlag
  • Archiv des Autors