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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das Versprechen der Gesetzlosen – Kapitel 3

Das Versprechen der Gesetzlosen
oder Der Überfall auf das alte Militärgefängnis
Kapitel 3
In die Enge getrieben

Nachdem sie die Decken auf ihren Schultern gerichtet hatten, machte sich Shaw daran, ein passendes Versteck für seine Notiz zu finden, während einer der Gefährten einen gebrochenen Stab fertigte – ein Zeichen, von einem Mounted Scout gesehen, welches ihm sagte, dass eine Patrouille an dieser Stelle wichtige Informationen verborgen hatte.

Die Herstellung des Zeichens war sehr einfach.

Von einem nahen Strauch schnitt Jennings einen grünen Zweig ab, brach die Spitze, ließ die Enden herunterhängen und legte den gebrochenen Stab in die Mitte des Weges, mit der hängenden Spitze auf die Stelle weisend, wo Shaw die Notiz unter einen Stein versteckt hatte, der gegen den Felsblock gelegt worden war.

Mit Interesse beobachtete der Youngster die Platzierung des Zeichens, welches als eine Methode der Kommunikation zwischen den Scouts nicht in den Regeln und Vorschriften stand, sondern als eines der vielen Zeichen von den Männern selbst ausgedacht worden war und deshalb nur durch Erfahrung gelernt werden konnte.

»Angenommen, jemand anderes sieht das Zeichen. Wird dieser es nicht entfernen oder die Notiz lesen?«, fragte Scotty.

»Kaum«, gab Shaw zurück. »Dass es sich dabei um einen gebrochenen Stab eines der Scouts handelt, ist den meisten Reisenden, die auf den Pfaden unterwegs sind, bekannt. Aber sie wissen nicht, was dies bedeutet, und sie haben einen gewaltigen Respekt. Ich habe es selbst gesehen, dass Männer deswegen zehn Fuß um die Stelle reiten, um sicher zu sein, diese nicht zu beschädigen.«

»Aber hat bisher noch kein Scout jemanden erzählt, was dies zu bedeuten hat?«

»Noch nicht!«, erwiderte Jennings mit Nachdruck. »Eine Kugel wartet auf den Mann, der die geheimen Zeichen der Mounted Scouts verrät. Sie sind ein Teil unseres ungeschriebenen Codex. Du wirst, Kleiner, nachdem du ein wenig gedient hast, mehr bei unseren ungeschriebenen Ausritten finden, als in denjenigen, die der Colonel in deinen Nüschel haut.«

»Aber wie kann ich diese erlernen«, fragte der Youngster. Seine Ungeduld spiegelte sich in seiner Ausdrucksweise wider.

»Indem du deine Augen und Ohren offenhältst«, antwortete Shaw.

Während des letzten Teils dieses Gespräches hatte sich das Trio zum zweiten Mal auf den Weg zum Plateau gemacht, wo vorher ihre Pferde verschwunden waren.

Mit einem plötzlichen Aufschrei fiel der Veteran auf die Knie und studierte für einige Minuten den Boden. Er lief um eine Stelle herum, an welcher Spuren zeigten, wo eines der Pferde gestanden hatte. Danach Shaw stand mit einem Blick völliger Empörung in seinem Gesicht auf.

»Sag, Jennings, du und ich sollten in die Schule für Anfänger zurückkehren«, schnaupte er. »Red hat mit uns das alte Spiel gespielt und Lumpen um die Hufe gebunden. Wir haben daran nicht gedacht.«

Ohne darauf zu antworten, untersuchte der andere Oldtimer die Spuren, welche sein Gefährte entdeckt hatte, und bestätigte seine Vermutung mit einem Kopfnicken. Seine Reaktion darauf verdeutlichte, dass er diesen Trick nicht gefasst hinnahm.

»Vielleicht hast du uns dieses Mal überrumpelt, Red Rogers!«, zischte er und schüttelte drohend die Faust. »Aber bevor Andy Jennings mit dir fertig ist, wünschst du, du hättest niemals sein Pony mitgehen lassen!«

»Ganz meinerseits!›, grunzte Shaw.

Ohne weitere Umschweife nahmen sich die drei Scouts, die von dem berüchtigten Outlaw so gedemütigt worden waren, vor, ihre Pferde zurück zu bekommen und den Desperado vor Gericht zu bringen.

Vorsichtig, Ohren und Augen offen haltend, folgten sie den Spuren entlang des Berghanges.

Weit über ihnen, auf einem Plateau auf der rechten Seite des Weges, ereignete sich ein anderer Vorfall.

 

Auf der Rückseite einer Felsbank, die etwa vierzig Fuß breit war, erhob sich eine Felswand, die von einer breiten Spalte abgetrennt wurde. Tief in dieser offenbarte das unruhige Aufflackern eines Lagerfeuers die Umrisse zweier Männer und einer Frau, während auf dem Plateau in der Nähe des Eingangs die drei Armeepferde zufrieden grasten.

Die Männer strotzten förmlich mit ihren Gewehren und Messern, während sich das Mädchen nur durch ihre Röcke im Aussehen von ihren Begleitern unterschied. Sie selbst trug einen Patronengürtel um ihre Taille, in welchem zwei Six Shooter und ein Bowiemesser steckten.

»Es war das Risiko wert, dass die Scouts den Schrei von Red Rogers gehört haben«, erklärte der Outlaw, als er seinen Gefährten über die Umstände seiner Entdeckung berichtete.

Dementsprechend höhnisch waren die Kommentare der anderen auf die Dummheit der Scouts.

»Was vermutest du, was sie jetzt tun werden. Gehen sie zum Fort zurück uns holen Verstärkung?«, fragte das Mädchen.

»Wahrscheinlich«, behauptete der andere.

Aber der Geächtete hatte eine andere Meinung.

»Ich wette das ganze Gold in meinem Gürtel gegen einen Kieselstein, dass sie jetzt auf unserer Spur sind. Warum ließ ich die Pferde auf dem Plateau, wo sie von ihnen gesehen werden können?«

»Aber was nützt es, sich der Gefahr auszusetzen, in einen Pistolenschuss zu laufen, Red?«, hinterfragte das Mädchen.

»Es wird kein Risiko geben, Rosie«, erwiderte der Desperado. »Aber auch wenn es eins gäbe, würde ich es in Kauf nehmen. Ich brauche die Pfadfinder genauso wie wir ihre Pferde nötig haben.«

Diese Aussage verwirrte die Gefährten von Red. Für ein paar Momente versuchten sie es zu verstehen, gaben kurze Zeit später jedoch auf und fragten, fast im selben Atemzug: »Warum?«

»Mit ihnen steht es in meiner Macht, eine Art Bedingungen stellen zu können, falls andere Scouts mich umzingeln. Wenn ich einige Geiseln gehabt hätte, wäre ich beim letzten Mal nicht gefangen genommen worden.«

Den Vorteil erkennend, welcher ihnen im Fall einer Ergreifung zuteilwerden könnte, sprang das Mädchen auf ihre Füße.

»Lass uns gehen und sehen, ob sie uns verfolgen«, rief sie und eilte zum Eingang der Höhle.

Aber bevor sie auf die Hochebene gehen konnte, hielt sie Red zurück.

»Komm hierher zurück, Rosie«, befahl er, «wenn du so scharf darauf bist. Ich werde es herausfinden. Während ich darauf aus bin, sie die Ponys sehen zu lassen, sollen sie denken, dass ich eingeschlafen sei.«

Diese Worte verdeutlichten die gefeimte Gerissenheit des Banditen.

Als er den Eingang der Höhle erreichte, legte sich Red auf seinen Bauch und kroch mit unendlicher Vorsicht über das Plateau bis zum Rand. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn vor Freude schreien. Die drei Scouts kletterten stetig nach oben.

Leicht könnte der Outlaw sie mit seinem Gewehr attackieren. Aber wie er Rosie erklärte, wollte er sie lebendig.

Heimlich arbeitete Red sich seinen Weg zurück und betrat die Höhle.

»Kommt schon. Sie sind fast da«, kicherte er grimmig. »Pedro, du nimmst den ersten Mann. Lass ihn weit genug auf das Plateau gehen, damit der Zweite nicht zurückkehren kann. Ich nehme diesen. Rosie, du deckst den dritten Kerl mit deinen Six Shooters ab. Wenn Pedro und ich unsere Männer gefesselt haben, werden wir uns deinem annehmen. Vorsicht jetzt. Pedro, bring die Lassos. Legt euch auf eure Bäuche. Es gibt einige Felsen, hinter denen wir uns verstecken können. Denkt daran – ein Laut, und das ganze Spiel ist verdorben.«

Mit äußerster List erreichten die Desperados ihre Verstecke und erwarteten in jeder Hinsicht wachsam das Auftauchen der Scouts.

In völliger Unwissenheit über die Falle, die für sie gelegt worden war, quälten sich Jennings, Shaw und Scotty den Pfad in besagter Reihenfolge hinauf.

Ohne Schwierigkeiten hatten sie die von den Pferden genommene Strecke verfolgt, weil die Hufeisen auf dem felsigen Pfad durch die Lumpen geschnitten und hier und da verräterische Abdrucke hinterlassen hatten. Mit der Sonne war Wind aufgekommen. Als eine Böe aus der Richtung des Plateaus herabblies, blieb Jennings stehen, schnüffelte aufgeregt die Luft ein und legte dann sein Gewehr zu einem bereits geladenen.

»Unsere Ponys sind in unmittelbarer Nähe. Ich rieche sie«, hauchte er seinen Gefährten zu. »Passt jetzt auf. Schießt nicht, bis ihr ihre Schüsse zählen könnt.«

Vorsichtig nahm das Trio ihren Aufstieg wieder auf.

Als Jennings Kopf über dem Niveau des Plateaus sichtbar wurde, blieb er wieder stehen. Diesmal sprach er kein Wort. Drei Finger hochhaltend, nickte er in Richtung der Felsbank und winkte seine Gefährten zu. Indem er einen Finger auf seine Lippen legte, gab er ihnen zu verstehen, zu schweigen. Mit den Gewehren im Anschlag bestiegen die Scouts die Hochebene im Gänsemarsch. Der Anblick der Ponys bescherte ihnen ein Grinsen der Freude auf ihren Gesichtern.

»Wo kann Red sein?«, flüsterte Scotty.

»Er schläft wahrscheinlich«, erwiderte Shaw.

Kaum hatten die Worte ihre Lippen verlassen, wurden sich die Scouts ihres Irrtums bewusst.

Mit einem markerschütternden Schrei sprangen der Outlaw und Petro in die Rücken von Shaw und Jennings und zwangen sie zu Boden, während Rosie die Mündungen ihrer Six Shooter in Scottys Rücken bohrte und dabei zischte: »Wenn du auch nur einen Muskel bewegst, pumpe ich deinen Kadaver voller Blei!«