Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Atlantis Teil 5

Die Minenstadt am Tschadsee prangte in reichem Festschmuck. Seit vierundzwanzig Stunden arbeitete der Sonderdienst des afrikanischen Luftverkehrs. Seit den frühen Morgenstunden landeten die Flugzeuge in immer dichterer Folge. Von allen Seiten der Windrose her kamen sie an und wetteiferten mit den Bahnlinien, Tausende und aber Tausende von Gästen heranzubringen. Von Timbuktu her rollten die Züge in Abständen von fünf Minuten in den großen Zentralbahnhof ein.

Die neue gewaltige Minenstadt, die hier anstelle des alten Kuka in wenigen Jahren aus dem Boden gewachsen war und nach der amerikanischen Geburtsstadt des Kaisers, Minneapolis, den Namen Mineapolis (Minenstadt) erhalten hatte, war diesem Massenandrang nicht gewachsen.

Die große Anzahl der von der kaiserlichen Regierung Geladenen nahm die wenigen Hotels und Unterkunftsstätten im Voraus in Anspruch. Die meisten mussten im Freien bleiben, wo freilich eine gut arbeitende Organisation der Regierung für Erfrischungen aller Art sorgte.

Von zehn Uhr Vormittag an begann sich der Riesenkreis um den Schacht mit Zuschauern zu säumen.

Eine von Minute zu Minute wachsende Menge drängte gegen die hölzerne Barriere, an deren Innenseite zum weiteren Schutz des Schachtes ein starker Truppenkordon aufgezogen war. Kurz vor elf Uhr verkündete ein brausendes Rollen die Ankunft des kaiserlichen Hofzugs. Die reservierten Tribünen füllten sich mit dem glänzenden Gefolge des Kaisers.

Punkt elf Uhr betrat Augustus Salvator die Kaiserloge. Mit kurzem militärischen Gruß wandte er sich zu den Diplomatenlogen. Dann ein paar kurze Worte mit dem Chefingenieur des Schachtes, Mr. Grimmaud.

Ein Flugzeug, das bisher den Schacht in großen Kreisen umflogen hatte, fuhr jetzt mit einer scharfen Wendung darauf zu und überquerte ihn. Eben noch hatte die afrikanische Sonne mitleidslos auf die Köpfe der vielen Tausende niedergebrannt. Jetzt plötzlich bezog sich der Himmel um das Flugzeug herum. Dicker grauer Nebel lag über dem Schacht und verhüllte die Sonne. Der Kaiser trat an den vorderen Rand der Loge und drückte auf einen Knopf. Das schwache Echo eines Schusses klang. Im gleichen Moment schossen aus dem Schachtdunkel herauf die Strahlen eines Scheinwerfers und malten in leuchtenden Buchstaben die Worte 5000 Meter auf die Nebelwand über dem Schachtmund.

Tobend und beifallschreiend brandeten die Massen gegen die Barriere. Die Tiefenmessung durch das Echolot, jene Erfindung des alten deutschen Ingenieurs Behm, hatte in Bruchteilen einer Sekunde mit unanfechtbarer Sicherheit bewiesen, dass die Schachttiefe fünftausend Meter erreicht hatte.

Augustus Salvator trat auf den Chefingenieur zu und drückte ihm die Rechte. Dann hielt der Arbeitsminister, an den Kaiser gerichtet, eine kurze Rede, die, von einem Mikrofon aufgefangen, die Riesenmembrane eines akustischen Apparats in der Schachttiefe erregte und wie aus einem gigantischen Schalltrichter aus dem Schacht selbst millionenfach verstärkt in die Höhe drang.

»… Und so wollen Euer Majestät die Gnade haben, den ersten Sprengschuss auf das nächste Tausend zu lösen …«

Tiefe Stille in der Menge. Wieder berührte die Hand des Kaisers einen Hebel. Walter Uhlenkort, der hinter dem europäischen Botschafter stand, hatte das Chronometer gezogen und zählte die Sekunden.

Bei einer Schachttiefe von fünftausend Metern musste der Schall der Explosion vom Grund des Schachtes bis zur Mündung sechzehn Sekunden brauchen.

»… dreizehn … vierzehn … fünfzehn …«, murmelten seine Lippen, »… sechzehn …«

Im gleichen Moment drang ein Schall aus dem Schachtmund, ein Schall, der viele in der Runde erbleichen und erzittern ließ.

Die ungeheure Röhre des Schachtes ließ die Schallwellen der Explosion ungeschwächt, verstärkt durch den Widerhall, nach oben kommen. Minutenlang schien ständiger Donner der Schachtmündung zu entquellen. Es dauerte geraume Zeit, bis die Atmosphäre so weit zur Ruhe kam, dass menschliche Stimmen sich wieder vernehmbar machen konnten.

Der Kaiser sprach mit dem Chefingenieur. Man konnte aus den Nachbarlogen bemerken, dass sein Gesicht Züge einer ungewohnten Spannung trug. Man sah ihn auf die Uhr blicken und erregten Schrittes an der Brüstung der Loge hin und her gehen.

Der europäische Botschafter wandte sich zu Uhlenkort um.

»Noch etwas? Das Benehmen des Kaisers zeigt an, dass noch etwas Wichtiges zu erwarten steht. Haben Sie eine Vermutung?«

Uhlenkort zuckte die Achseln. Seine Augen waren starr auf den Kaiser und den Chefingenieur gerichtet, die offensichtlich in gespannter Erwartung, mit dem Blick auf die Uhr, dastanden.

Da, ein neuer Klang aus der Tiefe! Ein schwaches Rollen gegenüber dem Getöse der letzten Sprengung. Uhlenkort sah, wie der Kaiser und der Chefingenieur zusammenzuckend aufhorchten … sah, wie der Chefingenieur hinwegeilte.

Allmählich merkte auch das übrige Publikum, dass hier etwas Neues, Unerwartetes, Großes im Gange war. In diesem Augenblick fuhr eine Förderschale von Sohle I dicht neben der Kaiserloge zutage. Über und über mit Palmenwedeln geschmückt.

Uhlenkort sah, wie der Chefingenieur an die Förderschale lief, dort einer Person irgendetwas aus den Händen riss. Tausende von Augen suchten zu erforschen, was wohl unter jenem weißseidenen Tuch verdeckt sein mochte.

Exzellenz Dührsen wandte sich wieder zu Uhlenkort.

»Majestät lassen sich, scheint’s, die Trophäen des letzten Schusses – einige Gesteinsbrocken der sechsten Sohle – präsentieren. Uhlenkort! Sie machen ja ein Gesicht, als ob Sie glaubten, Majestät hätten da unten das klare Gold geschossen!«

»Ungefähr! Herr Botschafter! Ich glaube, ich fürchte, dass …«

»Was, Sie meinen wirklich!«

»Sie werden sehr bald sehen, vielleicht auch riechen …« erwiderte Uhlenkort mit einem nicht ganz freien Lächeln.

»Sie sprechen in Rätseln, Herr Uhlenkort.«

»Sehen Sie nach der Kaiserloge! Das Rätsel beginnt sich zu lösen.«

Der Chefingenieur war in die kaiserliche Loge getreten, hatte seine Last auf ein Tischchen gestellt. Jetzt zog er die weiße Hülle zur Seite. Auf einer silbernen Schüssel lag ein kleiner Berg dunkelgrauer Gesteinsbrocken.

»Ah, das Küree! Die tiefsten, unbekanntesten Eingeweide der Erde! Was will das werden?«

Der Chefingenieur beugte sich tief über die Schüssel, als ob er den Geruch jenes wunderlichen Gesteins einsaugen wolle. Augustus Salvator griff hinter sich, fasste einen gefüllten Weinkelch und goss ihn mit kurzem Ruck auf das Gestein.

Uhlenkort sah, wie es weiß aufbrodelte, wie das Gestein schäumte und aufbrauste.

»Was ist das?«, flüsterte der Botschafter ihm zu.

»CaC2, Herr Botschafter!«

Einen Moment suchte der Botschafter nach Worten.

»Jawohl, Exzellenz, der Kaiser Augustus hat ein natürliches Karbidlager von unbekannten Abmessungen soeben erbohrt. Die Bedeutung dieses Fundes dürfte ungeheuer sein! Für Europa ein Schlag, dem es wehrlos gegenübersteht, augenblicklich wenigstens. Sie werden das bald an der Haltung des Kaisers in außenpolitischen Fragen verspüren.«

Ein Adjutant erschien und bat die Insassen der Loge zum Kaiser. Die diplomatische Vertretung der Welt versammelte sich um Augustus Salvator. Man sah, wie der Kaiser mühsam eine große innere Freude zu verbergen suchte. Dann gewann er die Fassung wieder und sprach mit einem verhaltenen Lächeln, das von einer gewissen Ironie nicht frei war:

»Meine Herren, als ich den ersten Spatenstich zu diesem Schacht tat in der Absicht, eine neue Energiequelle zu erbohren, erregte das in der Welt weniger Bewunderung als Verwunderung. Bis heute sind die Meinungen nicht verstummt, die dies Unternehmen als gelinde gesagt utopisch hinstellten. Das Grab ungezählter Milliarden, wie man den Schacht zu nennen pflegte. Hier der Erfolg!« Er nahm einige Gesteinsbrocken und reichte sie den Umstehenden.

»Karbid! Meine Herren … reines Karbid, wie Sie sehen. Es war ein Dozent meiner Universität Timbuktu, dem die Ehre gebührt, die günstige, bergmännisch zu erbohrende Lage des natürlichen Karbids an dieser Stelle vorausgesagt zu haben. Ich gedenke heute, an diesem Tage, an erster Stelle dieses Mannes, den ein zu früher Tod von meiner Seite gerissen hat.

Wenn das Geheimnis bis heute gewahrt wurde, so waren dafür Gründe mannigfacher Art maßgebend.

Meine Herren, von heute ab steht die Energiewirtschaft Afrikas auf eigenen Füßen.«

Mit einem kurzen Nicken verabschiedete sich der Kaiser. Tiefes Schweigen unter den zurückgebliebenen Diplomaten. Zu unerwartet waren ihnen diese Geschehnisse gekommen. Die Gesichter wurden lang und immer länger. Hier und dort begann ein leises Flüstern, dann ein Summen, Raunen und Rauschen. Uhlenkort wandte sich an den Botschafter.

»Gehen wir, Exzellenz! Es war eine wohlgelungene Vorstellung. Ein überraschtes Publikum wird vorläufig nichts anderes tun können, als den Akteuren zu applaudieren!«

 

***

 

Uhlenkort trat in das dritte Wellblechhaus der fünften Querstraße, zu dessen Entdeckung er bereits seit einer halben Stunde in der weit ausgedehnten Barackenstadt umhergeirrt war.

»Mr. Tredrup?«

Ein kleiner schwarzer Diener öffnete die Tür zu einem halb verdunkelten Raum. Noch bevor Uhlenkorts Augen sich an das Halblicht gewöhnt hatten, erklang eine Stimme hinter einem Bettschirm.

»Scher di rut, du swarten Satan, hebb ich die nich seggt, dat ich slopen will?«

»Na Gott sei Dank, Mr. Tredrup! Die Snut geit noch. Wenn alles andere so klar ist, so soll’s gut sein.«

»Hallo, Mr. Uhlenkort! Sie sind’s?«

»Jawohl, mein lieber Herr Tredrup! Was machen Sie für Sachen? Komme ich da von der Feier und muss hören, dass Sie Ihren Kopf hingehalten haben, wo Steine fallen …«

Das elektrische Licht flammte auf. Klaus Tredrup hatte den Schalter erwischt und richtete sich halb auf. Sein Schädel, von einem mächtigen Eisbeutel gekrönt, bot einen Anblick, der Uhlenkort unwillkürlich zum Lachen reizte. Tredrup stimmte ein.

»Feiner Turban! Komme mir wie ein doppelter Hadschi vor. Freue mich riesig, dass Sie mich besuchen.«

Mit einer kräftigen Geste fegte er ein paar Kleidungsstücke vom nächsten Schemel und machte eine einladende Handbewegung.

»Wo kommen Sie her? Waren Sie dabei, bei dem großen Theater?«

»Jawohl, ich befolgte Ihren Rat. Der Botschafter besorgte mir eine Karte. In seiner Begleitung kam ich hierher und sah diese ganz außergewöhnlich wirkungsvoll in Szene gesetzte Vorstellung.«

»Zweifellos, Herr Uhlenkort. Die Sache war gut inszeniert. Aber jetzt eine Frage, über die ich mir schon verschiedentlich seit unserem letzten Zusammentreffen den Kopf zerbrochen habe. Wie haben Sie, Herr Uhlenkort, wittern können, dass wir hier auf Karbid fündig werden würden? Das ist mir rätselhaft.«

»Herr Tredrup, diese Wissenschaft stammt nicht von mir. Ich bin in erster Linie Kaufmann, kein Geologe. Aber ein Freund, ein Gelehrter, hat mich schon vor langen Monaten darauf aufmerksam gemacht, dass etwas Derartiges zu erwarten sei, sicher kommen müsse, und … Herr Tredrup, die Sache hat mir keine Ruhe mehr gelassen. Ich musste selbst her, musste sehen, was hier passiert.«

»So, so. Und ich glaubte schon, Sie wären hauptsächlich einer Zirkusreiterin wegen nach Timbuktu gekommen.«

Uhlenkort machte eine abweisende Bewegung.

»Sie irren. Aber wie sind Sie denn so zeitig hinter das Geheimnis gekommen? Als Sie in Timbuktu davon sprachen, war der Schachtgrund doch noch wenigstens hundert Meter von der Fundstelle entfernt.«

»Allerlei kleine Zeichen, Herr Uhlenkort, aus denen man seine Schlüsse zieht. Eines Tages, auch schon vor Monaten, brauchten wir einen Maschinenteil. Der Chef, Mr. Grimmaud, sagte: ›In Schuppen 35 werdet ihr das Passende finden.‹ Aber dann ging er selbst zu dem Schuppen mit. Nur er hatte den Schlüssel, schloss selbst auf und auch wieder ab.

Und da sah ich … Wissen Sie, Herr Uhlenkort, ich habe mal vor zehn Jahren in einem großen Karbidkraftwerk in Turkestan gearbeitet, da sah ich Karbidkessel in diesem Schuppen, ich kenne die Form der Dinger recht genau, Hunderte von Karbidkesseln, und da suchte ich mir einen Vers darauf zu machen. Fing an, im Schacht das geschossene Gestein zu prüfen, goss Wasser auf verdächtige Stellen. Sie wissen ja, wie Acetylen riecht. Kurz und gut, seit Wochen war ich mir sicher, dass Seine Schwarze Majestät auf Karbid bohrten. Da gingen mir die Augen auf. Jetzt begriff ich auf einmal, was diese schleierhaften Röhrenanlagen, diese mächtigen Betonbauten in der Nähe des Schachtes zu bedeuten hatten. Ich sage Ihnen, Herr Uhlenkort, alles Weitere ist bereits bis in die letzten Einzelheiten vorbereitet. Der Kaiser wird mit überraschender Schnelligkeit riesenhafte Kraftwerke um den Schacht herum entstehen lassen.«

»Ich fürchte es, Herr Tredrup. Und ich fürchte nach diesem Fund doppelt für das weiße Südafrika und für Europa. Unsere Diplomaten werden die Wirkungen dieses Fundes sehr bald an der veränderten Sprache und Haltung des Kaisers spüren.«

Tredrup zuckte die Achseln.

»Es wird wohl so werden, Herr Uhlenkort. Jeder hat sein Päckchen zu schleppen. Südafrika diesen Kaiser … und ich …« Er griff nach dem turbanartigen Gebilde auf seinem Haupt. »Und ich …«

»Ich suchte Sie vergeblich bei der Feier. Erfuhr von Ihrem Unfall, dachte mir einiges und kam hierher.«

»So, so! Sie dachten sich einiges …«

»Das war Tells Geschoss, möchte ich ebenso falsch wie treffend zitieren, wenn man Teil mit Guy übersetzen darf.«

Jetzt war es Tredrup, der bedeutsam den Finger an den Mund legte.

»Rücken Sie etwas näher, Landsmann. Die Wände sind hier nur zwei Millimeter dick. Sie haben richtig geraten. Ich fuhr gestern früh in den Schacht ein. Sie wissen, dass der Schacht abgestuft gebaut ist. Erst tausend Meter tief und tausend Meter weit. Dann kommt das nächste Stück, wieder tausend Meter tief und neunhundert Meter weit. So geht es in Abschnitten immer je tausend Meter tiefer, wobei der folgende Abschnitt immer hundert Meter enger wird.

Die Förderanlagen reichen immer von einer Etappe, das heißt einer Sohle bis zur anderen. Ich war soeben aus der ersten Förderschale getreten und wartete auf das Heraufkommen der nächsten.

Ich stand da so neben einem mit Grubenholz beladenen Wagen. Da war es plötzlich, als ob der Blitz in den Wagen geschlagen wäre. Es war, als wenn was Dunkles, Graues an mir vorbei sauste, und dann flogen die Hölzer von dem Wagen splitternd und krachend nach allen Seiten … und dann war ich weg … und wurde erst hier wieder munter.

Es hatte eine Kollision zwischen einem Stück Grubenholz und meinem Schädel gegeben. Gott sei Dank ist der heil geblieben. Eine tüchtige Beule, das war alles, zur Enttäuschung derjenigen, welche …«

»Sie haben Glück gehabt, mein lieber Tredrup. Diesmal.«

»Diesmal? Ja, ja, es wird bei dem einen Versuch nicht bleiben, so wie ich ihn kenne. Was tun? Darüber zerbreche ich mir den sonst noch gut konservierten Schädel, seitdem ich wieder klar denken kann …«

»Darauf gibt es nur eine Antwort. Das Klima von Mineapolis wird auf die Dauer Ihrer Gesundheit sehr unzuträglich. Schütteln Sie den Staub dieses ungastlichen Ortes von den Füßen!«

»Ausrücken??! Meinen Sie also? Nee, das ist es ja eben, was Klaus Tredrup nicht in den Kopf will …«

»Aber hinein muss, mein lieber Tredrup. Sie würden Ihren Feinden den größten Gefallen tun, wenn Sie sich hier weiteren Attentaten aussetzen wollten. Die Bohrerei ist hier jetzt nach der Auffindung des Karbidlagers zum größten Teil erledigt. Sie sind also abkömmlich. Mit Grimmaud stehen Sie, wie Sie mir sagten, ganz gut. Gehen Sie zu ihm, nehmen Sie Ihre Entlassung und beeilen Sie sich, damit Sie mit mir um ein Uhr wegfliegen können.«

»Gut gesagt, Herr Uhlenkort. Wegfliegen. Aber wohin?«

»Wohin? Erst einmal mit mir nach Kapstadt, wohin mich dringende Angelegenheiten rufen, und dann nach Hamburg.«

»Hm, so, so. Nach Hamburg. Das lässt sich hören. Ich stecke jetzt seit … ja zum Donnerwetter, ich stecke ja seit fünf Jahren ununterbrochen im Betrieb. Höchste Zeit, dass ich mal wieder nach Hamburg komme und mir ein Lüftchen von St. Pauli um die Nase wehen lasse. Gemacht, Herr Uhlenkort! Ich komme via Kapstadt mit nach Hamburg.«

»Und später, Mr. Tredrup, findet sich für einen Mann von Ihren Qualitäten hinreichende Beschäftigung in unseren Spitzbergen-Minen. Sie wissen vielleicht, dass unser Haus in größerem Maßstab an den Kohlenminen von Spitzbergen beteiligt ist. Wir wollen die Fördertiefe bis auf sechstausend Meter vergrößern. Da wird uns ein Ingenieur, der hier bis zum sechsten Kilometer gebohrt und gesprengt hat, sehr willkommen sein.«

»Well, Herr Uhlenkort. Darüber ließe sich reden. Freilich, bisschen ein weiter Sprung vom Äquator bis zum Nordpol. Ich werde erst einmal in Hamburg gründlich Station machen … dann meinetwegen.«