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Phantastische Stories 5 – BioPunk‘d

Andreas Zwengel
Phantastische Stories 5
BioPunk‘d

Horror, Kurzgeschichten, Taschenbuch, Blitz Verlag, Windeck, April 2016, 272 Seiten, 12,95 Euro, Covermotiv von Mark Freier
www.blitz-verlag.de

»In den ersten Stunden waren sie ziemlich bedrückt von den Ereignissen, aber den Fluch wollte natürlich niemand ernst nehmen. Polaski machte schließlich den ersten Scherz darüber und brach damit den Damm. Sie begannen zu scherzen, erfanden eigene Flüche und belegten sich gegenseitig damit. Die Anspannung fiel von ihnen ab und nach zwei Tagen war das Thema schon fast vergessen. Dann begann das Sterben.«

(Aus: Bedrohte Art)

So gut wie tot
Nach dem Bankraub gelingt es den Outlaws, sich auf ihrer Flucht nach und nach ihrer Verfolger komplett zu entledigen. Auf ihrem Weg zur mexikanischen Grenze gönnen sich die Männer eine Rast und etwas Spaß auf einer Farm, wo ein Ehepaar mit seinen beiden Töchtern lebt. Doch in der Nacht tauchen ihre Verfolger vor der Hütte auf, besessen von indianischen Geistern, die von den toten, zerschossenen Leibern Besitz ergriffen haben. Und die Wiedergänger bieten den Banditen einen Deal an. Vier neue, unversehrte Körper bis zum Morgengrauen, ansonsten müssen alle im Farmhaus sterben.

Invasion
Der Kurator hatte wahrlich sein Bestes für die kurz bevorstehende Ausstellungeröffnung gegeben, doch der Museumsdirektor hält mit seiner Meinung immer noch hinterm Berg. Dabei waren hier nur die besten Beispiele erfolgloser außerirdischer Invasionsversuche ausgestellt. Die Fehler ihrer Vorgänger, aus denen sie gelernt haben.

Vollmond über Venedig
Zur Aufklärung einer Diebstahlserie fordert die venezianische Polizei den Deutschen Walter Seyferd um Amtshilfe an. Mithilfe von Dampfbooten gelingt es der Diebesbande, auf den venezianischen Kanälen stets zu entkommen. Das besondere Interesse der Verbrecher gilt einem Artefakt, das einen besonderen Wert für Werwölfe darstellt.

Bedrohte Art
Die ersten Todesfälle in Doyles Einheit konnten noch als Unfälle oder Pech durchgehen, immerhin befand man sich im Krieg, auch wenn dieser in den letzten Zügen lag. Doch bald, nach weiteren Leichen, begannen die Männer die letzten Worte der alten Zigeunerin einen Fluch zu nennen. »Nur einer von euch wird den Krieg lebend verlassen«, hatte sie noch verkündete, bevor ihr eine Kugel aus Doyles Waffe das Licht ausgeblasen hatte. Nun gut, der Erfüllung dieser Prophezeiung konnte nachgeholfen werden.

Souljacker
Nachdem ihr kranker Vater dem Teufel seine Seele für einige zusätzliche Lebensjahre verkauft hat, macht sich Cayce mit ihrer Mannschaft auf die unautorisierte Mission, diese zurückzuholen. Im Tausch will sie ihm die Seelensammlerin anbieten, mit der sie zusammenarbeitet. Doch bei erster Gelegenheit ergreift ihr Vater die Flucht, der Teufel selbst findet unerwarteten Gefallen an der kämpferischen Cayce, und überhaupt mangelt es an Absprache innerhalb des Teams.

Was übrig bleibt
Fiona Bader ist auf der Suche nach den Spuren einer versteckten Hippiekommune, wo ihrer Eltern vor 30 Jahren gelebt haben. Fionas Mutter hatte danach ihren Namen geändert und ihrer Tochter erzählt, dass ihr Vater fort sei. Der Brief einer ehemaligen Mitbewohnerin erklärt jedoch, dass Piet Bader dort geblieben ist. Tatsächlich findet Fiona ihren Vater, doch anders, als sie angenommen hat.

Das Objekt der Begierde
Zeit ihres Lebens waren Fred Subzeks Eltern hinter dem geheimnisvollen und mächtigen Buch her. Die Jagd war ihr ganzer Lebenszweck, viel mehr als ihr Sohn. Als ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters erreicht, macht sich Fred selbst auf die Suche nach dem Band, den er schließlich in Casablanca findet. Doch der Erfolg ist von kurzer Dauer. Weitere Parteien sind hinter dem Buch her. Um sich selbst zu schützen, muss das Buch Fred auf ihrer gemeinsamen Flucht zu seinem Träger ausbilden.

BioPunk‘d
Der ehemalige Militär Coolidge rettet Bob Bueller, Moderator der brutalen Gameshow BioPunk’d, vor einem Attentäter. Bueller bietet ihm gleich einen Job als Leibwächter an, denn die Gegner der Show schrecken auch vor Gewalt nicht zurück. Bei der Show geht es darum, dass die Teilnehmer operativen Eingriffen unterzogen werden, die ihnen bestimmte Fähigkeiten verleihen, Kiemen, Augen im Hinterkopf oder Nachtsicht, die sie auf besondere Weise behindern, wie etwa durch die Erhöhung des Körpergewichts. Nach dem Erwachen aus der Narkose, live vor laufenden Kameras versteht sich, müssen die Kandidaten in einer Arena in aller Härte gegeneinander antreten. Als Coolidge das Geheimnis hinter BioPunk’d und Bueller aufdeckt, findet er sich plötzlich selbst als Kandidat in der Arena wieder.

»Die unteren Stockwerke der Wolkenkratzer waren schon lange nicht mehr bewohnt. Auf den Straßen herrschten desolate Zustände. Marodierende Banden, Menschenfresser und Serienkiller trieben sich dort herum. Man schien keine Gefängnisse mehr zu brauchen, sondern fuhr Verbrecher mit dem Aufzug ins Erdgeschoss und schubste sie aus der Kabine.«

(Aus: Souljacker)

Zwar ist Andreas Zwengel schon mehrere Jahre als Autor aktiv – 2009 erschien bereits Die Welt am Abgrund – doch hat er seit rund zwei Jahren mehrere Gänge hochgeschaltet und sich mit mehr als zwei Händen voller Veröffentlichungen förmlich aufs Parkett der fantastischen Pulp-Literatur gedrängt. Zu seinen regelmäßigen Beiträgen für die SF-Serie Ren Dhark (HJB-Verlag) gesellen sich gleich mehrere Veröffentlichungen im Blitz-Verlag (Beiträge zu den Serien Schattenchronik, Raumschiff Promet – Die Abenteuer der Shalyn Shan, Larry Brent – Neue Fälle, Der Butler und als Quentin Lee Stahlwölfe). Dazu kommen Einzelromane im Thriller- (Böser Clown), Heimatkrimi- (Wespennest) Western- (Sieben Städte aus Gold) und SF-Bereich (Mein Babylon) sowie einige Anthologiebeiträge, Kurzgeschichtensammlungen und ganz aktuell die H. G. Wells-Fortsetzung Der zweite Krieg der Welten. Ganz ordentlich für einen Autor, der neben der Schreiberei noch einen Brotjob zu bestreiten hat.

Die Aufzählung zeigt schon die starke Affinität des Autors zu den klassischen Pulp-Genres, »zu Schundliteratur und B-Filmen«, wie der Internetauftritt des Autors verrät. Die vorliegende Sammlung bestätigt diesen Eindruck voll und ganz. Geistercowboys, Werwolfdiebe, Seelenhändler, Alieninvasoren, lebende Bücher, verfluchte Soldaten und biomodifizierte Menschen geben sich in Biopunk‘d die Klinke in die Hand.

Gemeinsam ist den Geschichten, dass sich Andreas Zwengel nie lange mit einer Exposition aufhält, sondern lieber gleich seinen erzählerischen Dampfkessel mit galoppierender Action unter Druck setzt. In den meisten Fällen geraten die Charaktere dabei ins Hintertreffen und die Stories rauschen relativ berührungslos am Leser vorbei, ohne diesen emotional zu packen. Meist fühlt man sich sogar regelrecht überfahren. Jeweils ein paar Absätze mehr, die dem Leser die Chance geben, in die Story und den Handlungsrahmen einzutauchen, bevor es richtig losgeht, würden die Erzählungen deutlich greifbarer machen, zumal Andreas Zwengel nicht gerade an Ideenmangel leidet und immer einige fiese Storytwists im Ärmel hat.

Die Titelgeschichte, der der Autor deutlich mehr Platz zum Atmen und zur Entwicklung einräumt, bestätigt dies noch, ist sie doch der formal gelungenste Beitrag der Sammlung.

Das Covermotiv von Mark Freier ist wieder ein großartiger und stimmungsvoller Hingucker, das das Thema der Körpermodifikationen aus der Titelgeschichte aufnimmt. Das Buch hat keine ISBN und ist nur direkt beim Blitz Verlag erhältlich.

Fazit:
Andreas Zwengel legt ein halsbrecherisches Tempo vor, sprudelt vor Ideen und hat nicht wenige fiese Twists im Gepäck, womit er sich als Pulp-Schreiber par excellence empfiehlt.

(eh)