Fort Aldamo – Band 40
Bill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 40
Hetzjagd auf Finnewacker
Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 16.05.2017, Titelbild von Günter König
Kurzinhalt:
Sammy Wells ist der ungekrönte König von Apache Creek. Sein Wille ist Gesetz. Menschenleben bedeuten ihm nichts. Das erfährt auch Master Sergeant Finnewacker, als er und Vivienne Zeugen eines Mordes werden, der auf Wells’ Konto geht. Aber Zeugen kann er nicht gebrauchen – sofort hetzt Wells seine Meute von Revolverschwingern auf Finnewacker. Na, da geraten sie an den Richtigen! Der Master Sergeant räumt mächtig unter dem Gesindel auf und setzt seinen Weg nach Camp Lowell fort. Aber Wells ist ein Mann, der niemals aufgibt. Und noch immer hat der Weideking die ganze Stadt im Rücken. Mehr als genug für eine mörderische Hetzjagd auf Finnewacker …
Leseprobe
Drei Männer betraten den kleinen Saloon in Apache Creek, in dem Master Sergeant Finnewacker mit seiner hübschen und adretten Begleiterin wegen der Hitze für eine Stunde Station gemacht hatte.
Finnewacker zog die Lider zusammen, als er die drei Männer hereinkommen sah. Vivienne, seine Geliebte, legte ihm erschrocken die Hände auf den Arm. Auch sie hatte die Männer wiedererkannt.
»Charly! Sieh nur!«, sagte sie mit leiser Stimme. »Das sind doch die Kerle, die heute Morgen an der Straße den Mann erschossen und das Vieh weggetrieben haben.«
Die drei Männer erkannten sie ebenfalls wieder. Sie traten an den Tresen und machten sich gegenseitig auf den Master Sergeant und die hübsche Frau aufmerksam.
Es waren nur wenige Gäste im Saloon. Der Keeper hinter dem Tresen begrüßte die drei wie alte Bekannte und sprach mit ihnen. Über den Master Sergeant und die Frau! Das war deutlich zu erkennen.
Da kam auch schon einer der Burschen zu ihnen an den Tisch. Der Keeper sah nur kurz her und verschwand anschließend in der Küche.
Der Mann blieb am Tisch stehen und lächelte Vivienne kurz zu. Er war ein großer, hagergesichtiger Kerl. Gekleidet war er wie ein Weidereiter. Nur eine Spur zu elegant.
»Gehört Ihnen der Kutschwagen da draußen?«, wandte er sich an Finnewacker.
»Ja«, erwiderte der Master Sergeant knapp.
»Sie sind nicht von hier?« Finnewacker schüttelte den Kopf. »Na, verdammt noch einmal!«, fluchte der Mann plötzlich gereizt. »Dann fahrt doch weiter.«
Finnewacker nickte lässig. »Das machen wir auch. In einer Stunde allerdings.«
»Sie sitzen wohl auf den Ohren?«, fragte der Kerl in gehässigem Ton. »Ich sagte, Sie sollen weiterfahren. Damit meinte ich sofort. Auf der Stelle!«
Vivienne wollte sich erheben. Doch Finnewacker drängte sie mit sanfter Gewalt gegen die Stuhllehne.
Ruhe herrschte jetzt im Saloon. Alle sahen her. Der Kerl hatte sehr laut gesprochen. Seine Gefährten hatten sich umgedreht und die Ellenbogen auf den Handläufer des Tresens gestützt. Sie grinsten amüsiert und in gespannter Erwartung.
»Ich bin Soldat!«, sagte Finnewacker ruhig. »Befehle nehme ich deshalb nur von Vorgesetzten entgegen. Und Sie sehen mir nicht danach aus, dass Sie in der Armee einen Vorgesetzten abgeben könnten.«
Der Mann griente, schob sich den Hut aus der Stirn und wandte sich dem Tresen zu. »Habt ihr das gehört? Dieser Bastard macht sich lustig über mich! Wie findet ihr das? Ich glaube, der Knilch will sich aufspielen, weil er dieses Flittchen bei sich hat.«
Die Männer am Tresen wollten ihn warnen. Aber sie bekamen gerade die Münder auf. Als der Kerl sich umdrehte, war es schon zu spät.
Finnewacker war schnell aufgestanden und um den Tisch getreten. Er schlug dem Burschen eine harte Linke ins Gesicht, dass ihm der Hut vom Kopf flog, und hämmerte ihm dann einen rechten Haken unters Kinn.
Blitzschnell ging das.
Der Mann flog gegen die Wand. Der Master Sergeant setzte blitzschnell nach und knallte ihm die Fäuste auf die Rippen. Als der Kerl nach vorn kippte, schmetterte Finnewacker ihm einen Hieb in den Nacken, dass er schwer zu Boden krachte. Finnewacker bückte sich, packte den Burschen an der Jacke und am Hosenboden, trug ihn zur Tür, die die drei offengelassen hatten, und warf ihn in hohem Bogen auf die Straße hinaus.
Die Passanten blieben erschrocken stehen. In dem kleinen Saloon waren alle sprachlos. Auch die beiden Männer am Tresen.
Finnewacker wandte sich ihnen zu und streifte eine Hand an der anderen ab, als hätte er sich an dem Kerl schmutzig gemacht.
»Noch jemand frische Luft gefällig?« Die beiden starrten ihn an, sagten aber kein Wort.
»Hatte ja sein können!«, grollte Finnewacker und kehrte an den Tisch zurück.
Noch ehe er saß, stürzten die beiden hinaus. Hart fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss.
»Finnewacker!«, stieß Vivienne bestürzt hervor. »Das hättest du vielleicht nicht tun sollen.«
Der Master Sergeant trank einen Schluck Bier. »Mich kann dieser Kofferklauer nicht beleidigen. Aber das heißt noch lange nicht, dass er dich, in aller Öffentlichkeit ein Flittchen nennt, ohne dass ich ihn postwendend zur Minna mache.«
Er wollte noch mehr sagen, aber da flog die Tür auf und die drei Kerle kamen hereingestürzt, ihre Revolver in den Fäusten.
Finnewacker schnellte hoch – wie der Teufel aus der Kiste – riss mit der Linken den Tisch hoch und zückte mit der anderen seine Waffe.
Die drei Kerle feuerten, und das Blei klatschte in die schwere Eichenplatte. Wie ein Schuss klang das.
So schnell, wie Finnewacker den Tisch hochgerissen hatte, so wuchtig ließ er ihn mit der Platte auf den Boden krachen und schoss.
Mit dem schweren Dienstrevolver war er schneller als sie alle. Den hagergesichtigen Burschen traf er mitten in die Brust, dem Zweiten schlug das Projektil in die Schulter und den Dritten, der als Einziger ein zweites Mal zum Schuss kam, traf er zwischen die Augen, dass er auf der Stelle zusammenbrach. Auch der Hagere sank zu Boden. Der andere stolperte rückwärts auf die Straße hinaus und fand sich dort auf dem Hosenboden wieder.
Lähmende Stille herrschte im Saloon. Der Keeper stand in der Küchentür und starrte auf den großen, massigen Master Sergeant. Auch von der Straße drang kein Laut herein.
Finnewacker lud den Revolver nach. »Es wird wohl in dieser Stadt niemand von mir erwarten, dass ich mich erschießen lasse«, grollte er in Richtung des Keepers.
Er schob den Revolver ins Leder, knöpfte die Tasche zu und ging zu Vivienne, die wie versteinert auf dem Stuhl saß.
»Komm!«, sagte er und ergriff sie am Arm. »Die wollen uns hier nicht haben. Aber die wissen auch, warum. Also fahren wir weiter.«
Hastende Tritte näherten sich. Schatten fielen herein, und der Sheriff betrat mit einem Deputy den Saloon. Beide hielten Revolver in den Fäusten.
Sie blieben an der Tür stehen, blickten auf die beiden Toten und sahen sich suchend um.
Der Keeper zeigte auf Finnewacker. »Der Master Sergeant hat geschossen.«
Die Sternträger fixierten den Master Sergeant. Beide waren junge Burschen. Aber sie machten auf Finnewacker einen recht erfahrenen Eindruck.
Finnewacker ließ Vivienne sitzen und trat nach vorn. »Diese drei Männer kamen herein. Der Heine da hat mich einen Bastard genannt und meine Begleiterin als Flittchen beschimpft. Nachdem ich ihn deshalb an die Luft gesetzt hatte, gingen ihm die beiden anderen nach und kamen schon Augenblicke später mit ihm wieder herein, die Revolver in den Fäusten. Sie haben auch sofort geschossen.«
»Und Sie haben zurückgeschossen?«
»Sehe ich vielleicht aus wie ein Weihnachtsmann?«, polterte Finnewacker. Er trat zurück, hob den schweren Tisch auf und hielt ihn hoch. »So habe ich den Tisch gehalten. Sehen Sie sich die Einschüsse an!« Er zeigte sie. »Und sehen Sie mal hin, wo ich gesessen habe und wo meine Begleiterin noch sitzt!«
Krachend ließ er den Tisch wieder fallen.
Der Sheriff ließ den Revolver sinken und starrte zum Tresen hinüber. Der Keeper zog nichtssagend die Schultern hoch.
»Haben Sie eine Erklärung für das alles?«, wollte der Sheriff wissen.
»Klar gibt es da eine Erklärung!«, erwiderte Finnewacker. »Wir kommen von Buckhorn. Fünfzehn Meilen von hier entfernt haben wir beobachtet, wie die drei einen Mann erschossen und danach dessen Vieh weggetrieben haben.«
Der Sheriff zog die Braunen hoch.
»Das ist aber eine verdammt schwere Anschuldigung, Master Sergeant.«
»Ich beschuldige niemanden. Ich habe Ihnen nur zu erklären versucht, weshalb die drei wollten, dass wir umgehend die Stadt verlassen.«
»Das können Sie auch beweisen?«
Finnewacker sah ihm in die Augen. »Sie machen wohl Witze? Ich bin Master Sergeant der US Armee. Da muss ich nicht beweisen, was ich gesehen habe. Ich gebe meiner vorgesetzten Dienststelle einen Bericht. Und basta. Kaporus?«
»Wo sind Sie denn stationiert?«
»In Fort Aldamo! Meine vorgesetzte Dienststelle hat ihren Sitz in Camp Lowell.«
Er ging zum Tresen. »Das macht?«
Der Keeper nannte ihm den Preis für ihre Getränke, und Finnewacker zählte ihm das Geld auf die Platte.
»Hören Sie mal!«, sagte der Sheriff und kam zu ihm. »Sie beschuldigen ehrenwerte und angesehene Leute.«
»Ach! Sind die das gewesen?«, gab sich Finnewacker erstaunt. »Das sehe ich aber anders. Ganz anders.«
»Sie beschuldigen die Männer des Mordes und des Viehdiebstahls!«
Finnewacker zog die Nase hoch und schüttelte den Kopf. »Das Wort Viehdiebstahl habe ich nicht benutzt. Ich habe auch nicht von Mord geredet.« Er klopfte dem Marshal auf die Schulter und ging zu Vivienne. »Fordern Sie meinen Bericht aus Camp Lowell an. Noch besser, ich sorge dafür, dass er Ihnen zugestellt wird.«
Er ergriff Vivienne am Arm und zog sie vom Stuhl, führte sie zur Tür und wollte den Saloon verlassen.
»Augenblick mal!«, rief der Sheriff.
Finnewacker blieb mit Vivienne. stehen und wandte sich dem Gesetzeshüter zu. »Ja?«
»Sie können doch jetzt hier nicht einfach verschwinden!«
»Ich bin dienstlich unterwegs, Sheriff. Mein Name ist Master Sergeant Finnewacker. Commander von Fort Aldamo. Mein Regiment liegt in Camp Lowell.« Er wies auf die Toten. Den Verwundeten draußen hatten die Männer schon weggebracht. »Diese Sache hier ist doch geklärt.«
Zustimmendes Geraune erklang an dem Tisch.
»Es hat sich genau so zugetragen, wie der Master Sergeant berichtete, Sheriff!«, rief ein alter Mann.
»Ja! So ist es gewesen!«, stimmten ihm andere Gäste zu.
»Das sind ehrenwerte Bürger gewesen. Wer ihnen hat da draußen vor der Stadt den Mann erschossen?«
»Die ehrenwerten Bürger haben alle drei geschossen. Aber das sagte ich schon. Hören Sie genauer hin! Ich habe Ihnen erklärt, dass wir beobachtet haben,wie die drei einen Mann umgelegt haben.«
»Das ist vielleicht ein Viehdieb gewesen«, meinte der Sheriff.
Geraune wurde laut.
»Ruhe dahinten!«, rief der Sternträger.
»Die Leute scheinen Ihre Meinung nicht zu teilen.« Finnewacker grinste, wurde aber sofort wieder ernst. »Selbst wenn das ein Viehdieb gewesen ist, Sheriff! Dann hätten ihn die drei verprügeln können und in die Stadt bringen müssen. Nach Recht und Gesetz ist Lynchjustiz verboten.«
Quelle:
- Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 40. Bastei Verlag. Köln. 16.05.2017