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Die Teufelslei

Vom frischen Quell
Sagen, Legenden undGeschichten aus der Eifel
Jung und Alt in neuer Fassung dargeboten von Rektor Jos. Schiffels
Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912
Erstes Bändchen

Die Teufelslei

Nicht weit von Altenahr erhebt sich ein hoher Fels, die Teufelslei, die auf zwei Seiten von der Ahr umrauscht wird. An ihrem steilen Rand blühen im Sommer Blümlein mancher Art. Aber sie stehen einsam in schwindelnder Höhe, denn niemand gelüstet es, sie dort oben zu suchen und zu pflücken. Und doch hat einst ein Mägdlein gewagt, jene Höhe zu betreten und dort Blumen zu einem Strauß zu pflücken. Es war am Pfingstfest des Morgens früh, als die Jungfrau auf des Berges Spitzen wandelte. Auf einmal drang der liebliche Klang der Sonntagsglocken an ihr Ohr, der alles zur Kirche rief.

Das Mägdlein war taub gegen den Ruf der Glocken und dachte bei sich: »Hier oben ist es heute so schön. Die Glocken mögen noch so einladend rufen, ich gebe ihnen kein Gehör und bete heute nicht.«

Es stand an jenem Felsenrand und brach Blume um Blume. Niemand war zu sehen nah und fern.

Plötzlich aber ertönte eine rauhe Stimme: »Die Blumen, die sind mein!«

Als es bei diesen Worten erschreckt aufschaute, glitt sein Fuß aus, und taumelnd stürzte es in die schauerliche Tiefe hinab.

Höhnend erscholl es über ihm: »Die Blumen, die sind mein!« Zerschmettert blieb es am Fuße des Berges liegen.