Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

John Sinclair 1958 – Schreckensmahl im Zombieschloss

Ian Rolf Hill
John Sinclair Band 1958
Schreckensmahl im Zombieschloss

Horror/Grusel, Romanheft, Bastei Lübbe AG, Köln, 19. Januar 2016, 68 Seiten, 1,80 Euro, Covermotiv: Covermotiv: shutterstock/Ollyy, Jeff Thrower, Jason Salmon
www.bastei.de

[…]Meine Damen – und natürlich mein Herr. Ich mache Ihnen einen Vorschlag zur Güte. Warum kommen Sie nicht morgen Abend zu einem Dinner in mein Restaurant? Ich werde extra für Sie öffnen, denn eigentlich ist Montag Ruhetag für uns Gastronomen. Selbstverständlich gehen sämtliche Speisen und Getränke auf Kostendes Hauses. Ich möchte Ihnen lediglich zeigen, dass das Torture Dinner ein harmloser Touristen-Gag für Leute mit, zugegebenermaßen, einem etwas obskuren Geschmack ist. Ich biete Ihnen die Gelegenheit, ansatzweise das zu erleben, was sie sonst nur von der Leinwand oder dem Bildschirm her kennen[…]

Eine neuartige Event-Location soll unerschrockene Horrorfans aus dem ganzen Land anlocken. Das Torture Dinner findet in einem alten Schloss in Schottland statt, serviert wird angeblich Menschenfleisch, aufgetragen wird von Leatherface, Hannibal Lecter, Three Finger und weiteren Ikonen des Horrorfilms. Den friedliebenden Bewohnern des nahen Örtchens Claughton ist der fragwürdige Betrieb freilich ein Dorn im Auge. Als eine selbsternannte Bürgerabordnung von einem Besuch auf dem Schloss nicht wieder zurückkehrt, erinnert sich Janine Helder an John Sinclair, den Sohn ihres Jugendfreundes, mit dem sie Jahre zuvor auf eben jenem Schloss auf die Vampirsippe der La Montes getroffen ist (John Sinclair TB 205: Nachtgespenster). Nach Schilderung der Ereignisse lässt sich der Inspektor nicht zweimal bitten und macht sich erneut auf den Weg nach Claughton.

[…]Wie versteinert saß sie auf ihrem Fernsehsessel, unfähig, sich zu bewegen. Ihre Gedanken flossen wie Sirup durch ihren Verstand, konnten nur mühsam die Informationen verarbeiten, die ihr ihre Augen vermittelten. Bob Duncan, den Mann, den sie seit drei Tagen vermisste, stand in ihrem Vorgarten, klopfte gegen ihre Fensterscheibe und winkte ihr zu. Er machte keinen unglücklichen Eindruck auf sie, obwohl er deutlich kränker aussah, als sie ihn in Erinnerung hatte. […] Atmete er überhaupt? Müsste die Scheibe nicht beschlagen, dort wo sein Atem kondensierte?[…]

Zwar dauert es etwas, bis John Sinclair bei diesem Fall ins Spiel kommt, doch taucht der Geisterjäger nicht alleine in Claughton bei seiner alten Freundin Janine Helder auf. Fast gleichzeitig machen auch die verschwundenen Mitglieder der Bürgerwehr wieder ihre Aufwartung, allerdings in gänzlich neuer Zusammenstellung und auch technisch aufgerüstet. Da wurden Köpfe auf fremde Körper verpflanzt und Hände gegen Messer und Gartenkrallen ausgetauscht.

Diente für die ersten Szenen des Romans möglicherweise Richard Laymons Licht aus! als Inspiration, so hat Ian Rolf Hill im Fortgang wieder einmal einen alten Sinclair-Gegner aus der Versenkung geholt. Denn hinter der Vorgängen und den Experimenten, die der Restaurantchef Corvin Baxter betreibt, steht als graue Eminenz der selbsternannte Frankenstein-Erbe Frank N. Stone (u.a. JS 886 Der U-Bahn-Schreck, JS 1090 Für immer und ewig), für dessen erneutes Auftauchen Hill das Romanende schön offen gestaltet hat. Bis dahin liefert der Autor eine für Sinclair-Verhältnisse ungewohnt saftige Portion Gore ab. Da Dexters Versuche nicht auf Menschen beschränkt sind, muss man einige Male doch heftig schlucken. Die Essenz des Falls erweist sich außerdem als recht überschaubar, sodass sich doch einige Streckungen bemerkbar machen.

Bleibt zu hoffen, dass Frank N. Stone (der Name ist selbst für einen Heftroman mehr als peinlich), falls die Figur wieder aufgegriffen wird, zukünftig eine interessante Backstory bekommt. Hier darf der Mad Scientist »nur« als Buhmann der Woche herhalten.

Fazit:
Ian Rolf Hill geht in die Vollen und lässt das Blut in Dexters Operationssaal nur so spritzen, sodass man Schreckensmahl im Zombieschloss tatsächlich als eine Art Richard Laymon-Tribute-Episode beschreiben könnte.

(eh)