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Giftmorde 2 – Neue tödliche Anleitungen

giftmorde-2Andreas M. Sturm (Hrsg.)
Giftmorde 2
Neue tödliche Anleitungen

Der Herausgeber geht in seinem Vorwort auf den berühmten Satz des bedeutenden Arztes Paracelsus ein, der besagt, dass alle Dinge Gift sind und allein die Dosis mache, dass ein Ding kein Gift sei.

Er erläutert, dass Besenginster, Pfaffenhütchen, Oleander und Maiglöckchen, die in der vorliegenden Anthologie als Gifte eingesetzt werden, um Menschen zu töten, durchaus in bestimmter Dosis zur Behandlung von Herzkrankheiten eingesetzt wurden, bzw. werden und dass Rainfarn, die gelbe Narzisse, Giftsumach, Rhododendron, Seidelbast und die weiße Zaunrübe allesamt in gewisser Dosierung als Heilpflanzen bekannt, in höherer Dosis aber tödlich sind und von den Autoren auch als tödliche Gifte in ihren Kurzkrimis beschrieben werden.

So steht also hier nicht der Gesundheitsaspekt der genannten Pflanzen im Mittelpunkt, die in dem Buch zudem alle abgebildet und am Anfang jeder Geschichte benannt sind, sondern das tödliche Gift, mit dem jeweils unliebsame Mitmenschen ins Jenseits befördert werden.

Die Motive für die Taten, die den Autoren aus der Feder flossen, sind sehr vielfältig, und die Verfasserinnen und Verfasser der Geschichten lassen oft ein wenig Humor in ihre Storys einfließen, schwarzen Humor natürlich. Daneben gibt es allerdings auch sehr nachdenkliche und ernste Krimis in dieser Anthologie zu lesen, manchmal sogar Kurzgeschichten mit traurigen Passagen.

Die insgesamt 15 Autoren, zum Teil sehr renommierte Krimischreiber, bieten dem Leser Storys über Mütter, die ihre Kinder vergiften, um selbst Beachtung zu finden, über zwei ältere Mädchen, die wie kleine Kinder sind, und über ein Ehepaar, das sich gegenseitig den Garaus machen will. Weitere Motive zu den beschriebenen Morden sind Rache, Gier, die Bestrafung eines Bertrügers, eine ungeliebte Chefin oder Hass, der in die Vergangenheit zurückreicht, und damit sind noch nicht alle Geschichten berücksichtigt, die das Buch bietet.

Der Herausgeber schreibt am Anfang, für thematische Abwechslung sei bestens gesorgt und für jeden Geschmack sei die passende Erzählung dabei, eine Meinung, der ich mich ohne jeden Widerspruch anschließen kann. Die Anthologie lädt dazu ein, jeden Tag eine neue Reise in die Gefilde der Kriminalgeschichten zu machen und kann dem Leser zum Beispiel die langen und dunklen Abende der Winterzeit verschönern.

Als Anleitung für eigenes Tun sind die geschilderten Giftmorde jedoch eher nicht gedacht, wie der Herausgeber mit einem Augenzwinkern bemerkt. Wer also nach der Lektüre unbändige Lust zum Gärtnern verspürt und zum Spaten greifen und entsprechende Pflanzen in seinem Garten züchten möchte, sollte sich das Ganze lieber noch einmal genau überlegen.

Nach diesen letzten, durchaus nicht sehr ernst gemeinten Bemerkungen des Herausgebers oder Verlages möchte ich nun drei der Geschichten und die Lebensdaten ihrer Verfasser etwas näher besprechen:

franziska-steinhauerPfarrer Mützchen von Franziska Steinhauer

Dem Erzähler wird von seiner Frau Brigitte ein Dr. Paul Friedrich Wegelein, Doktor der Psychologie, vorgestellt, der ein »Pflanzenflüsterer« ist und in den sich Brigitte sehr schnell verliebt. Künftig wird er dem Erzähler von ihr immer als leuchtendes Vorbild dargestellt, was ihn natürlich wütend macht.

Schließlich wird seine und Brigittes Tochter Winnie krank und braucht ein neues Herz. Ein passendes Herz für eine Vierjährige zu finden, ist jedoch auf legalem Weg praktisch aussichtslos. Der Erzähler will also Geld beschaffen, um ein Herz für seine Tochter bei Organschiebern zu erstehen. Er bereitet sich darauf vor, bei einer Quizshow zu gewinnen und wird sogar als Kandidat ausgewählt. Bei der letzten Frage – alle anderen konnte er beantworten – geht es um eine Gartenpflanze, die er nicht benennen kann. Er ruft seinen »Gartenjoker« Dr. Wegelein an, der ihm aber nicht hilft. So verliert er alles, und wenig später ist seine Tochter tot und seine Frau mit Dr. Wegelein in den USA.

Die Autorin:

Franziska Steinhauer lebt seit Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Cottbus, ist Pädagogin, Master der Forensik und verheiratet. Sie arbeitet seit 2004 als freie Autorin und schreibt psychologisch und forensisch fundierte Kriminalromane. Sie gewährt dem Leser in ihren Büchern, in denen sie Lokalkolorit und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen geschickt mit Mordstorys verquickt, realistische Einblicke in Denken und Handeln des Täters.

jan-fliegerMöwen sind keine Zeugen von Jan Flieger

Der Autor beschreibt aus wechselnden Perspektiven ein Ehepaar, das sich bei einem Urlaub in Frankreich gegenseitig ermorden will. Die Ehefrau, die bereits einen Liebhaber hat, will ihren Mann mit einer Grünkohlsuppe umbringen, unter die sie eine tödliche Dosis von Rhododendron gemischt hat.

Der Ehemann hingegen, reicher Erbe und erfolgreicher Immobilienmakler mit viel Geld, will seine Frau von einer Klippe der Halbinsel stoßen, auf welcher die beiden Urlaub machen und zwar so unauffällig, dass ihn niemand dafür belangen kann.

Wer von beiden kommt nun dem anderen zuvor?

Der Autor:

Jan Flieger ist 1941 geboren, schreibt Krimis und Thriller und hat Kurzgeschichten in zahlreichen Krimi-Anthologien, auch in der Schweiz und Österreich, veröffentlicht. Er verfasste einen Thriller über Selbstjustiz mit dem Titel Auf den Schwingen der Hölle (2012) und einen Roman, der in Japan entstand (2013). Seinen Leipzig-Krimi Der Vierfachmord von Stötteritz präsentierte er 2014 zur Leipziger Buchmesse bei der LVZ-Kriminacht, wo er neben Håkan Nesser und Arne Dahl zu Gast war.

petra-stepsDas Eso-Massaker von Petra Steps

Die Autorin schildert in ihrem Kurzkrimi die Geschichte des erfolgreichen Zahnarztes Harald Dumbacher und seiner Frau Astrid. Diese hatte zu DDR-Zeiten an derselben Universität studiert wie ihr Mann, Philosophie als Hauptfach, aber beruflich keinen Erfolg gehabt. Deshalb lebte sie zunächst als Hausfrau und Mutter und fühlte sich in dieser Rolle auch wohl.

Dann aber wurde die Tochter »flügge«, und Astrid begann, sich über Pflanzen zu informieren und eine Ausbildung an einer Heilpflanzenschule zu absolvieren.

Nach und nach wurde sie dann immer mehr zur »Ökotussi« und zum Esoterik-»Freak« und gab schließlich fast alles Geld des Ehepaares für ihre Freunde und ihren Guru aus, was ihr Mann erst merkte, als es schon zu spät war.

Dann aber wollte er sich rächen, und …

Die Autorin:

Petra Steps wurde 1959 im Vogtland geboren, genauer gesagt, in Zwickau. Sie ist Diplom-Philosophin, Hochschulpädagogin, Journalistin, Herausgeberin und Autorin. Sie schrieb Geschichten für Regionalia und Krimi-Anthologien, ist Mitherausgeberin eines Geschichtenbandes zu verschiedenen Stadtjubiläen, der Krimi-Anthologien Mordssachsen 1 u. 2 sowie Wer mordet schon im Vogtland und Gauner, Geigen, Griegeniffte. Zudem hat sie an The very Best of Vogtland mitgearbeitet.

Quellen:

  • Andreas M. Sturm (Hrsg.), Giftmorde2/ Neue tödliche Anleitungen, edition-Krimi, Leipzig, 1.Aufl., August 2016.
  • www.edition-krimi.de

Bilder:

  • Cover der Anthologie. Mit freundlicher Genehmigung der edition-krimi.
  • Foto von Franziska Steinhauer. Copyright: Michael Helbig.
  • Foto von Jan Flieger. Copyright: Constanze Weigel.
  • Foto von Petra Steps. Copyright: Carsten Steps.
  • Alle Autorenfotos ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der edition-krimi.

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