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Interessante Abenteuer unter den Indianern 20

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Colonel Hays Abenteuer mit den Indianern

Der Krieg der Vereinigten Staaten mit Mexiko brachte Männer vor das öffentliche Forum, welche mit der Kriegführung an den Grenzen vertraut waren, seitdem das Staunen und die Bewunderung Amerikas und Europas erregt haben. In den Wildnissen von Texas oder des Westens geboren, gewohnt das Kriegsgeschrei der Indianer zu hören und den Glanz der brennenden Dörfer zu sehen, waren sie schon früh mit diesen Szenen der Gefahr vertraut geworden. Von ihrer frühesten Jugend an blickten sie auf das Schlachtfeld als den geeignetsten Platz, Auszeichnung und Ruhm zu erwerben. In einem Alter, in dem die meistbegünstigten Söhne des atlantischen Klimas, ruhig ihren Studien in den Kollegien folgten, schweiften jene Jünglinge mit Büchse und Pistole bewaffnet über die pfadlose Prärie, von allen Seiten von feindlichen Indianern und von noch wilderen Rancheros umgeben. In der Schule dieser beständigen Aufregung und Gefahr studierten Männer wie Gillespie, Walker und Hays die verschiedenen Künste der Grenzkriegführung. Sie begegneten dem Comanchen auf seinem eigenen Grunde, in seinem eigenen Element. Obgleich er der gefürchtetste aller Indianer ist, so besiegten sie ihn doch mit seinen eigenen Waffen. Sie trieben den Räuber und Marodeure vom Colorado und Sabine über den Rio Grande und rächten an jenen plündernden Horden, welche die Grenzniederlassungen angriffen, die Gemetzel von Ciudad Mier und Alamo. Als der Krieg gegen Mexiko erklärt wurde, traten sie vereinigt hervor und boten ihre Dienste an, um gegen den alten Feind zu kämpfen. Wo sie auch immer beschäftigt waren, zeigten sie eine Tapferkeit und Kaltblütigkeit, die eben so bewunderungswürdig wie nützlich war.

Einer der berühmtesten dieser Parteigänger war Colonel John C. Hays, unter den Indianern und Mexikanern als Captain Jack bekannt. Seine Taten gegen die Comanchen würden Stoff zu einem umfangreichen Band liefern. Im Jahre 1841 schlossen sich eine kleine Bande von 15 bis 20 Männern ihm an, um gewisse Ländereien in der Nähe des sogenannten »bezauberten Felsens« auszumessen. Der Felsen bildet die Spitze eines hohen, runden Hügels und ist schroff und schwer zu ersteigen. In der Mitte dieses Felsens ist eine geräumige Höhle von hinreichender Größe, um eine kleine Anzahl Leute aufzunehmen, indem die hervorragenden Seiten zugleich als Schutz gegen einen Angriff von Außen dienen.

Während die kleine Bande nicht weit vom Fuß des Hügels beschäftigt war, wurden sie plötzlich von einem Schwarm Indianer angegriffen. Hays, der sich in einiger Entfernung von seinen Kameraden befand, erstieg den Hügel. Sich auf dem bezauberten Felsen verschanzend, beschloss er sein Leben teuer zu verkaufen. Er war den Indianern sehr wohlbekannt, und da sie begierig waren, seiner unter jeder Bedingung habhaft zu werden, erstiegen sie den Hügel, belagerten das Felsen-Fort und bereiteten sich zum Sturm vor. Hays wusste recht gut, dass sein Leben mehr von seiner Geschicklichkeit als von seinem Mut abhänge. Anstatt deshalb übereilt zu feuern, erhob er sich, wenn die Indianer sich ihm näherten, hielt ihnen seine Büchse und seine Revolver entgegen und erwartete ihren Angriff. Die Indianer, welche Hays’ sichere Hand kannten, zogen sich zurück und nahmen ihre frühere Stellung ein. Auf diese Weise rückten sie während einer Stunde mehrere Male vor und zogen sich ebenso wieder zurück, während der ganzen Zeit ein fürchterliches Geheul ausstoßend.

Zuletzt, da sie sich schämten, dass ihr Unternehmen von einem einzigen Mann vereitelt würde, stürzten sie vorwärts und griffen an. Hays erwartete sie und legte seine Büchse an. Sie rückten weiter vor. Hays feuerte seine Büchse ab. Seine Pistolen schnell ergreifend, schoss er sie auf die gedrängte Masse ab. Durch ein geschicktes Manöver deckte er sich zur selben Zeit gegen seine Feinde und es gelang ihm, seine Büchse und Pistolen wiederum zu laden. Der Kampf dauerte so drei Stunden fort, bis Hays Leute, welche sich einen Weg durch die Reihen der Indianer gebahnt hatten, zu seiner Hilfe herbeieilten.

Im Juli 1844 rückte Hays mit nur 14 Mann zum Pedernales River vor, ungefähr 80 Meilen von San Antonio. Damals war die texanische Grenze den Überfällen der Comanchen ausgesetzt und viele Familien waren entweder von jenen Indianern entführt oder in das Innere des Landes getrieben worden. Hays’ kleine Partie wurde zu dem Zweck ausgerüstet, ihre Zufluchtsstätte zu entdecken und ihren Bewegungen und räuberischen Einfällen Einhalt zu gebieten. Unter seinen Leuten waren Gillespie, Walker und andere, welche sich später berühmt gemacht haben. Als sie beim Fluss ankamen, trafen sie eine Bande von ungefähr 15 Comanchen, die sich zur Schlacht anschickten. Als Hays vorrückte, zogen sie sich in ein dicht bewachsenes Unterholz (Chaparral) zurück, wodurch Hays sich überzeugte, dass die Indianer, die sie gesehen hatten, nur einen Teil einer größeren Bande bildeten, welche sich in dem Gehölz verborgen hielt. Er tat deshalb dem Ungestüm seiner Leute Einhalt. Auf einem Umweg das Chaparral umgehend, stellte er seine Leute auf einem Landrücken auf, welcher sie durch eine Kluft vom Feind trennte. Unmittelbar darauf zeigten die Indianer ihre ganze aus 75 Mann bestehende Horde. Hays sah, dass ein Kampf unvermeidlich war, und entschloss sich deshalb, seine eigene Art und Weise des Angriffs zu wählen. Er zog langsam mit seinen Leuten den Hügel hinunter, bis sie die Kluft erreicht hatten, deren Seitenwände sie den Indianern verbargen. Da sprengte er plötzlich im vollsten Galopp vorwärts, um den Gipfel des Berges herum und kam dem Feind in den Rücken. Die Comanchen, welche ihre Blicke auf die dem Punkt gegenüberliegende Seite der Kluft, von wo die Ranger fortgesprengt waren, gerichtet hatten, bemerkten die ihnen drohende Gefahr nicht eher, bis sie durch den Knall von zwölf Büchsen aufgeschreckt wurden. Sie gerieten natürlich im ersten Augenblick in Verwirrung, sammelten sich aber bald wieder und rüsteten sich zum Angriff. Hays stellte seine Leute in einen Halbkreis auf und befahl, dass jeder seinen Revolver ergreifen solle. 21 Indianer stürzten beim ersten Feuer; die Übrigen fielen zurück. Hays veränderte daraufhin seine Stellung und machte einen wütenden Angriff. Ein Kampf entspann sich, der beinahe eine Stunde währte. Die beiden Partien griffen sich bald wechselseitig an, bald zogen sie sich zurück. Die Munition der Ranger war bald erschöpft. Als der Indianerchief dies bemerkte, sammelte er alle seine Krieger zu einem entscheidenden Schlag.

Von Hays’ kleiner Partie wurden zwei getötet und vier oder fünf verwundet; den Übrigen waren ihre Waffen jetzt nutzlos. Der Erfolg eines Kampfes mit einigen 59 Indianern musste deshalb eine gänzliche Niederlage sein. Als jedoch die Indianer auf das Schlachtfeld heransprengten, sah Hays, dass Gillespie seine Büchse nicht abgeschossen hatte. »Steige augenblicklich ab«, rief Hays, »und erschieße den Chief!«

Diese Tat gab den Ausschlag des Kampfes. 30 Indianer bedeckten das Schlachtfeld.