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Fort Aldamo – Band 25

band-25-finnewacker-kaempft-fuer-gila-bendBill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 25
Finnewacker kämpft für Gila Bend

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 18.10.2016, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Master Sergeant Finnewacker zum Rapport nach Camp Lowell! Gut gelaunt reitet Finnewacker, los. In Aldamo hat er der Strafkompanie mal wieder die Flötentöne beigebracht, und er kann Colonel Brook melden, dass in Fort Aldamo unter seinem Kommando alles wie auf Schienen läuft. Doch als Finnewacker unterwegs den

alten Salooner Joel in Gila Bend besucht, wird ihm sofort klar, dass der Colonel noch ein wenig auf ihn und den Rapport warten muss. Denn in Gila Bend ist der Teufel los. Eine Bande von zweibeinigen Wölfen terrorisiert die Stadt. Na, diese Höllenhunde sollen Master Sergeant Finnewacker kennenlernen …

Leseprobe:

Maskenball in Fort Aldamo!

Da ging es rund! Da flogen die Fet­zen!

Der bullige Master Sergeant, Spieß und Chef der Strafkompanie der US Kavallerie, hatte ihn den Männern prophezeit.

Um volle fünf Minuten hatte die Kompanie die erlaubte Zeit überschrit­ten, ehe sie zum Appell bereitgestan­den hatte. Kommentarlos hatte Master Sergeant Finnewacker die Kompanie in die Unterkünfte zurückgeschickt und sie gleich wieder herausgepfiffen. Sie hatten feldmarschmäßig antreten müssen, und er hatte die Uhr in der Hand gehalten.

Die Chargierten hatten die Männer zur Eile getrieben. Drei Minuten nur hatte diesmal die Kompanie die gesetzte Frist überzogen.

Und nun war der »Maskenball« in vollem Gang. Mit den zusammenge­rollten Strohsäcken unter den Armen hatte die Kompanie schon mal antreten müssen, und auch im Nachthemd hatte der Master Sergeant die Männer bereits herausgepfiffen. Das Kunterbunt in den Unterkünften glich längst chaotischen Zuständen.

Nun kamen die Männer wieder aus den Unterkünften gestürzt, um feld­marschmäßig mit komplett gepacktem Tornister anzutreten.

»Beeilung! Beeilung!«, riefen die Cor­poralschafts- und Zugführer hektisch.

Breitbeinig, die Fäuste eingestemmt und das dicke Notizbuch vorn in der Knopfleiste, stand der Master Sergeant mitten im Hof der alten, von den Kon­quistadoren erbauten Festung, die seit Kriegsende der Strafkompanie der US Kavallerie als Standort diente. Er griente genüsslich.

Mit dem Tempo war er diesmal durchaus zufrieden. Aber die Män­ner hatten die Zeit gewonnen, indem sie nicht alles eingepackt hatten. Zu deutlich verrieten das die schlaffen Tornister. Die meisten Männer hatten die Ersatzstiefel in der Unterkunft zurückgelassen, deren Sohlen seitlich aus dem Tornister zu ragen hatten. Andere hatten Decken oder Zeltbahn nicht um den Tornister geschnallt.

Als die Kompanie stand, hob Mas­ter Sergeant Finnewacker die Hand. Zwei Sergeants und zwei Corporals standen schon bereit und spurteten nun los, stürzten in die Unterkünfte und feuerten alle Sachen, die von den Männern in Spinden, auf den Betten und auf den Hockern zurückgelassen worden waren, mit wahrem Eifer durch Türen und Fenster. Von Unterkunft zu Unterkunft eilten sie, um das Werk so rasch wie möglich zu beenden.

Finnewacker ließ die Kompanie aus­richten und durchzählen. Das genügte! Die vier Chargierten kamen aus der letzten Unterkunft und versammelten sich grinsend vor dem Pferdestall.

Finnewacker ließ den Blick über den gepeinigten Haufen im grauen Drillich gleiten und wippte auf den Stiefel­sohlen.

»Kompaniiiie – stillgestanden!«, rief er mit dröhnender Stimme. »Ich lasse jetzt zur Nachtruhe wegtreten. In fünf Minuten liegt alles in den Betten, und die Stubenältesten halten sich zur Stu­benabnahme durch mich bereit.« Eine sogenannte Extraeinlage war das. Es war ja noch nicht einmal Mittag.

»Ich will die Unterkünfte tadellos in Ordnung sehen! In jeden Spind sehe ich, um mich von der mustergültigen Ordnung darin zu überzeugen. Ist das nicht der Fall, so geht er weiter – der Maskenball!«

Nass geschwitzt und völlig außer Atem blickten ihm die Männer der Strafkompanie entgegen.

In fünf Minuten! Da durfte keine einzige Sekunde tatenlos vergehen, wenn die Männer in dieser Zeit die Spinde, die Betten und die Unterkünfte auf Vordermann gebracht haben und im Nachthemd in den Betten liegen wollten.

Der Master Sergeant reckte sich.

»Kompaniiie – zur Nachtruhe und zur Stubenabnahme in fünf Minuten wegtreten!«

Marsch, marsch brauchte er nicht hinzuzufügen. In Fort Aldamo war ohnehin Laufschritt befohlen.

Die Männer ruckten herum, traten drei exakte Marschtritte nach vorn und wetzten los. Da wollte jeder der Erste sein.

Die Männer stürzten sich zunächst auf die Haufen von Klamotten, die vor den Türen und Fenstern lagen, um ihr Zeug zusammenzusuchen. Jeder wusste ja, was er in der Unterkunft vorschrifts­widrig zurückgelassen hatte. Die vier Chargierten hatten nichts übersehen.

In Trauben hockten die Sträflinge zusammen und stießen und balgten sich, weil jeder sein Zeug zuerst heraus­fischen wollte. Diese Dinge, Hemden, Unterzeug, Schuhe und Strümpfe und sämtlicher anderer Kram mussten ja noch gesäubert und wieder ordentlich zusammengelegt werden.

Das Gebrüll der Chargierten war oh­renbetäubend. Rücksichtslos trieben sie die erschöpften Männer an, weil jeder mit seiner Einheit vor dem Master Ser­geant bestehen wollte. Schlechtes Ab­schneiden der Sträflinge fiel immer auch auf die Chargierten zurück. Jedenfalls seitdem Finnewacker in Fort Aldamo das Zepter schwang. Jeder Haufen kann nur so gut sein wie der Einheitsführer. Oder eben genauso mies.

Sergeant Fitzgerald, Finnewackers Stellvertreter, trat heran, seine alte, silberne Uhr in der Hand.

»Fünf Minuten genau!«, sagte Finne- wacker und nickte, als ihm der kleine kraushaarige Sergeant die Uhr hinhielt.

»Das meine ich nicht!«, erwiderte Fitzgerald mit vorwurfsvollem Blick. »Du musst in fünf Tagen in Camp Lo­well sein. Willst du nicht losreiten?«

Am Vortag war eine Brieftaube vom Regiment eingeflogen. Der Commander, Colonel Brook, befahl den Master Ser­geant zum Rapport nach Camp Lowell.

Keinen ‘Augenblick lang hatte der Master Sergeant wegen des Rapports Herzklopfen gehabt. Die Strafkompanie stand wie eine Eins. Der Dienstbetrieb in Fort Aldamo lief wie auf Schienen. Da gab es wirklich keinen Grund für ein schlechtes Gewissen. Im Gegenteil!

Außerdem kannte er den Colonel vom Krieg her, als sie beide auf der Seite der Südstaaten gekämpft hatten.

»Auf eine Stunde kommt es nicht an!«, versetzte Finnewacker schnar­rend. »Die Schau hier reiße ich noch runter! Hauptsache es ist alles fertig, sodass ich anschließend gleich abhauen kann.«

»Es steht alles parat. Nur die Pferde müssen gesattelt werden.«

»Damit warte mal noch!«, versetzte der Master Sergeant.

Fitzgerald steckte die Uhr weg und blieb neben ihm stehen, den Blick auf die Unterkünfte gerichtet, vor denen nun niemand mehr zu sehen war. Die Männer waren damit beschäftigt, Spinde und Betten in Ordnung zu brin­gen. Seit er sie mit den Strohsäcken hatte raustreten lassen, lag ja da drin­nen alles drunter und drüber.

Das Geschrei der Chargierten drang durch Fenster und Türen ins Freie.

Viel zu schnell vergingen die Mi­nuten. Hin und wieder schaute einer der Corporale oder Sergeants aus den Unterkünften, die Uhr in der Hand, ob Finnewacker nicht schon kam.

Doch der Master Sergeant ließ exakt fünf Minuten verstreichen und legte noch fünfzehn Sekunden zu, ehe er in seine Trillerpfeife stieß.

»Stubenabnahme – beginnt!«, rief er dann mit tönender Stimme, dass es von den hohen Festungsmauern nur so widerhallte.

Den zweiten Zug nahm er sich dieses Mal vor. Wie der Teufel aus der Kiste stand er plötzlich in der Unterkunft der vierten Corporalschaft.

Da ging es noch hoch her! Die Män­ner hantierten noch in den Spinden oder Bauten die Betten. Das Nachthemd hatte jeder schon an, um zum Sprung ins Bett bereit zu sein.

»Achtung!«, rief der Stubenälteste, als er den Master Sergeant plötzlich neben Sergeant Cohen, ihrem Corpo­ralschaftsführer, stehen sah.

Spindtüren krachten, und die Män­ner flitzten in die Betten.

Finnewacker wippte auf den Stie­felsohlen, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und musterte den Stuben­ältesten abwartend, der in seinem Spind noch Ordnung schaffte und schließlich die Tür schloss.

In Nachthemd und Pantoffeln trat er heran und salutierte schneidig.

»Stubenältester vierte Corporal­schaft Infanterist Stockman!«, meldete er. »Stube belegt mit siebzehn Mann.

Alle Männer in den Betten. Stube zur Abnahme bereit.«

Finnewacker verzog das Gesicht und grüßte knapp. »Mein lieber Scholli!«, sagte er. »Wenn das bloß keine Falsch­meldung ist. Dann pfeift es aber dünne. Klar?«

»Aye, Master Sergeant!«

Sergeant Wolicram trat herein. Die Vierte gehörte zu seinem Zug. Gelassen blieb er stehen, und er wusste warum.

Der Master Sergeant nahm sich den Spind des Corporalschaftsältesten vor. Da gab es nichts auszusetzen. Drei Spinde hintereinander betrachtete er, und jeder war mustergültig aufgeräumt. Er schritt schnell weiter und ging um den langen Tisch herum, um den die Hocker sauber ausgerichtet standen, öffnete den letzten Spind und schlug ihn wieder zu.

Der Corporalschaftsführer grinste erleichtert. Wolicram blieb gelassen. Auch als ihn Finnewackers Blick traf. Sein Zug war der beste. Schon von An­fang an war er das gewesen.

Finnewacker ging tief in die Hocke und schaute unter die Betten.

Da standen nur Pantoffeln, und jedes Paar war sauber ausgerichtet.

Er richtete sich auf, ließ den Blick kurz schweifen, grüßte und lief im Sturmschritt hinaus.

»Achtung!«, brüllte der Stubenäl­teste. Die beiden Sergeants salutierten stramm.

Finnewacker überging Wolicrams zweite Corporalschaft und betrat die Unterkunft der ersten.

Da lag alles in den Betten. Der Stu­benälteste stand schon bereit und ras­selte seine Meldung herunter. Neben der Tür verharrten Corporal Boulder und Sergeant Gedder, der den ersten Zug führte.

Finnewacker ging zu den Spinden und öffnete den dritten, und da witterte er den Unrat schon. Der Wäschepacken kam ihm merkwürdig dünn vor. Die zweite Garnitur fehlte.

Krachend schlug er die Tür zu und sah sich um. Er ging in die Hocke und schaute unter die Betten. Fein ausge­richtet standen die Pantoffelpaare an jedem Fußende.

Langsam richtete er sich auf. Dabei fiel sein Blick auf eine Bettdecke, die am Fußende verräterisch aufgebauscht war. Er ging hin und riss dem Mann die Decke herunter.

Alles, was im Spind des Burschen fehlte, hatte er zwischen den Beinen liegen.

Kommentarlos schritt er zum nächsten und riss auch ihm die Decke weg.

Der Sträfling hielt die Ersatzstiefel in den Händen, und zwischen den Beinen la­gen die Hemden und Socken kunterbunt.

»Du Elch! Nachtruhe ist befohlen«, sagte Finnewacker und warf ihm die Decke über den Kopf. »Du darfst deine Penne nur verlassen, wenn es dich zur Latrine treibt. Willst du bis morgen früh mit all den Klamotten schlafen?« Das nächste war der Griff zum Notizbuch. Während er seine Eintragung machte, sah er den Stubenältesten an.

»Da habe ich den Haufen auf dem lin­ken Fuß erwischt«, sagte er. »Das dachte ich mir doch. Die ganze Corporalschaft: drei Tage Festungserweiterungskom­mando.«

Er schob das Notizbuch in die Knopf­leiste und schritt zur Tür.

Quelle:

  • Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 25. Bastei Verlag. Köln. 18.10.2016