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Perfekte Opfer

Wolfhard-Klein-Perfekte-OpferWolfhard Klein (Hrsg.) – Perfekte Opfer

Die Autorengruppe Mörderisches Rheinhessen, eine Gruppe von 13 Krimiautorinnen und –autoren, die alle Wurzeln in der Region Rheinhessen haben, zeichnet für die vorliegende Anthologie verantwortlich. Kriminalhauptkommissar Peter Metzdorf stellte der Gruppe dabei die Räume eines Beratungszentrums der Polizei zur Verfügung und bewahrte diese durch sein kompetentes Engagement davor, stümperhaft zu morden. Der Herausgeber der hier besprochenen Anthologie von Kurzkrimis, Wolfhard Klein, steuert nicht nur selbst einen recht ungewöhnlichen Kurzkrimi bei, sondern bedankt sich in seinem Nachwort u.a. bei Peter Metzdorf für seine tatkräftige Hilfe. Auch durch ihn sei es der Autorengruppe gelungen, Perfekte Opfer zu produzieren.

Herausgekommen ist bei der Arbeit der 13 Autorinnen und Autoren, die allesamt keine unbeschriebenen Blätter sind, sondern – schaut man sich die angefügten Kurzbiografien an – einige Werke der Kriminalliteratur vorzuweisen haben, eine Sammlung von durchweg soliden, hochwertigen Krimis.

So ist u.a. von eifersüchtigen Ehemännern, mit Gift mordenden Ehefrauen, fliegenden Tätern, einem Winzer, der über seinen Rachegedanken verrückt wird, einem alten Weinfass aus dem Holz einer Eiche, die dem Gott Donar geweiht war und von Bonifatius im Rahmen seiner Versuche der Christianisierung gefällt wurde, von Hunden, die eine weibliche Figur des Buches für die Wiedergeburten von Männern hält, mit denen sie zu tun hatte sowie von einem schwarzen Kellner, der geerbt hat, die Rede.

Anhand dieser kleinen Aufzählung verschiedener Inhalte der vorliegenden Geschichten – man möge mir verzeihen, dass die Liste nicht vollständig ist – kann der Leser wohl schon sehr gut nachvollziehen, welche Vielfalt an Ideen das Buch bietet. Bei allen Geschichten ist natürlich der Ort des Geschehens ähnlich. Sie spielen alle in verschiedenen Ecken von Rheinhessen.

Aus der Menge der 13 Erzählungen von durchweg guter Qualität ragen jedoch meiner Meinung nach mehrere Krimis heraus, die mir aufgrund außergewöhnlicher Ideen als besonders originell erschienen. Sie konnten das Niveau des Buches noch ein wenig toppen.

Drei jener Kurzgeschichten und ihre Autorinnen sollen an dieser Stelle vorgestellt werden:

Das perfekte Opfer von Astrid Reck

In ihrer Geschichte erzählt die Autorin von einer Journalistin, die gerade in ihre Wohnung zurückkehrt, als eine Einbrecherin dort ist und sie beraubt. Da die Einbrecherin einen Elektroschocker besitzt, muss die Beraubte sie ziehen lassen.

Anschließend ruft die Journalistin die Polizei, der sie ein Foto von der Einbrecherin geben kann, das sie während der Tat gemacht hat. Darauf ist jedoch leider nur der Oberkörper der Frau ohne ihr Gesicht zu sehen, das sie in der Eile nicht mit fotografiert hat.

An dieser Stelle erörtert die Autorin dann die ganz besondere Eigenschaft der Journalistin, die sie zum „perfekten Opfer“ solcher Einbrüche macht. Sie hat nämlich Prosopagnosie, ist also „gesichtsblind“ und kann sich kein Gesicht merken.

Wie sie trotz ihres Problems die Einbrüche – es gab schon mehrere in ihrer Wohnung – aufklären kann, schildert Astrid Reck auf den folgenden Seiten. …

Die Autorin:

Astrid Reck wurde 1966 in München geboren. Als Vierzehnjährige kam sie nach Mainz. Sie wurde zunächst Journalistin. Nach dem Studium in Mainz arbeitete sie zunächst als Volontärin bei der Mainzer Allgemeinen Zeitung und dann beim SWR in Mainz und Freiburg sowie bei Radio Bremen.

Heute heißt sie Eriksson, hat einen Sohn und lebt auf den Kanarischen Inseln.

2002 gewann sie einen Kinderkrimiwettbewerb in Mainz. Weitere Kinderkrimis folgten im Emons-Verlag.

Das Haar in der Suppe von Vera Bleibtreu

Die Leiche des ehemaligen Studienrats für Latein und Geschichte, Dr. Siegfried Müller-Herbst, wird in einer Baugrube nahe der St. Johannis-Kirche in Mainz gefunden.

Als die Ermittlungen bezüglich seines Todes gerade beginnen, entdeckt Dr. Schöffenstedt, frischgebackener Landesarchäologe, der gerade zufällig an dieser Baugrube für ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt der Evangelischen Kirchengemeinde St. Johannis vorbeikommt, eine kleine Metallfigur neben dem Toten. Seiner Meinung nach könnte diese Figur aus der Zeit von Drusus stammen, was für die Mainzer Geschichtsschreibung sehr wichtig wäre. Er will den Bau stoppen lassen.

Die Ermittler finden bei den Untersuchungen im Fall Müller-Herbst sehr interessante Dinge über den allseits unbeliebten Toten heraus. …

Vera-BleibtreuDie Autorin:

Vera Bleibtreu ist das Pseudonym der promovierten Theologin und Pfarrerin Angela Rinn. Sie hat seit 1997 die Pfarrstelle West in Mainz-Gonsenheim inne und ist zudem ehrenamtliche Feuerwehrpfarrerin in Mainz. Außerdem arbeitet sie als Autorin in der Rundfunkarbeit und betreibt aktiv zahlreiche Hobbys. Sie lebt in Mainz und hat einen Sohn.

Als Vera Bleibtreu hat sie zwei Krimis im Knecht-Verlag veröffentlicht. Ferner publizierte sie wissenschaftliche Literatur.

Ein Schritt zu weit von Claudia Platz

Die Autorin zeigt in ihrer Story eine Möglichkeit des perfekten Mordes auf. Ferner beschreibt sie aus der Sicht beider Partner das Kennenlernen und die Ehe eines Paares. Der Mann überwacht und misshandelt seine Frau ganz extrem, ohne dass sie zunächst etwas dagegen tun kann. Sie ist ihm völlig ausgeliefert. Zudem sagt er ihr, wenn sie ihn verlasse, werde er sie finden, wo auch immer sie sich versteckt habe und sich dann an ihr rächen. Sie überlegt, wie sie ihm entkommen kann.

Eines Tages muss er sie zu einer Frauenärztin gehen lassen, obwohl er sie sonst fast völlig von der Welt abschottet. Dieser vertraut sie sich an und plant mit ihr zusammen die Flucht, die ihr dann auch gelingt. Wird er sie trotzdem finden und sich rächen? Sie jedenfalls bereitet sich gut darauf vor. …

Claudia-PlatzDie Autorin:

Claudia Platz wuchs in Mainz und in der Pfalz auf. Sie absolvierte das Abitur und wurde zunächst MTA. Anschließend studierte sie Anthropologie, Ethnologie und Philosophie und war danach im Bereich Sportförderung für Kinder und Jugendliche tätig.

Seit 2001 ist sie freiberufliche Autorin. Ihre drei ersten Romane erschienen als Hörbücher. Sie veröffentlichte einige Bücher im Rhein-Mosel-Verlag und im Leinpfad-Verlag. Mit ihrer Familie lebt sie in der Nähe von Mainz.

Quellen:

  • Wolfhard Klein (Hrsg.), Perfekte Opfer, 13 neue Kurzkrimis aus dem Mörderischen Rheinhessen, Leinpfad-Verlag, Ingelheim, Herbst 2009.
  • www.leinpfadverlag.com

Bilder:

  • Cover der Anthologie. Mit freundlicher Genehmigung des Leinpfad-Verlags.
  • Fotos der Autorinnen. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Leinpfad-Verlags. (Foto von Vera Bleibtreu: Harald Oppitz. Copyright: Die Zeit/Christ und Welt; Foto von Claudia Platz: Guido Platz. Copyright: Leinpfad-Verlag.)