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Interessante Abenteuer unter den Indianern 16

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Der Edelmut von Pe-ta-la-sha-roo

Eine noch ehrenvollere Auszeichnung als sie in den oben angeführten Fällen erwähnt worden ist, wurde einem Pawnee für seinen Mut, seinen Edelmut und seine Menschlichkeit zuerkannt.

Pe-ta-la-sha-roo war der Sohn des La-te-le-sha (altes Messer), eines Pawnee-Häuptlings. Pe-ta-la-sha-roo war ein Tapferer, das heißt einer, der sich in den Schlachten sehr auszeichnete und im Rang einem Häuptling am nächsten steht. In dem frühen Alter von 21 Jahren hatte sich dieser junge Mann durch seine Heldentaten den Rang des Tapfersten der Tapferen erworben.

Der wilde Gebrauch, die Gefangenen zu martern und zu verbrennen, herrschte in diesem Stamm. Der menschliche Pe-ta-la-sha-roo hatte sich lange bemüht, diesem grausamen Gebrauche Einhalt zu gebieten, aber umsonst. In einer kriegerischen Expedition gegen die Itean wurde eine Frau gefangen, welche bei ihrer Rückkehr verurteilt wurde, ihrer barbarischen Sitte gemäß den Tod zu erleiden. Das unglückliche Opfer wurde an den Pfahl gebunden und ein großer Haufen war in den Ebenen versammelt, um diese widrige Szene anzusehen. Pe-ta-la-sha-roo hatte unbemerkt zwei schnelle Pferde in eine kleine Entfernung von dem Platz bringen lassen und stand nun unter der Menge als schweigender Zuschauer. Alles war in ängstlicher Erwartung auf den Anfang des furchtbaren Trauerspiels und die Fackel wurde bereits zum Scheiterhaufen getragen, als der junge Tapfere plötzlich von seinem Sitzplatz sprang, vorwärts stürzte, die Stricke zerschnitt, welche die Gefangene fesselten und sie mit der Schnelligkeit des Gedankens auf seinen Armen aus dem Bereich der erstaunten Menge trug. Dann setzte er sie auf ein Pferd. Selbst das andere besteigend, brachte er sie sicher zu ihren Freunden in ihre Heimat. Diese Handlung würde das Leben eines gewöhnlichen Häuptlings gefährdet haben. Aber so groß war die Popularität beider, sowohl des Vaters als auch des Sohnes, dass bei der Rückkehr des Tapfersten der Tapferen in sein Dorf niemand sein Benehmen zu tadeln wagte. So groß war der Einfluss seines guten Beispiels, dass seit jener Zeit kein Menschenopfer weder in diesem noch irgendeinem anderen Pawneestamm gebracht wurde.

Als die Erzählung dieser Tat während des Aufenthalts des jungen Häuptlings in Washington, wo er bei einer Deputation von seiner Nation an die amerikanische Regierung im Jahr 1821 war, in Umlauf kam, beschlossen die jungen Damen von Frau Whites Kostschule in dieser Stadt auf eine Weise, die ihnen alle Ehre machte, ihm einen Beweis ihrer Achtung seines tapferen und menschlichen Benehmens zu geben. Deswegen beschenkten sie ihn mit einer eleganten Silbermedaille, auf welche die folgenden kurzen, aber liebevollen Worte eingraviert waren:

Bruder! Nimm dieses Zeichen unserer Achtung – trage es immer unsertwegen. Und wenn es je wieder in deiner Macht steht, eine Frau vom Tod oder von Martern zu erretten, so denke an dieses und an uns und eile zu ihrer Rettung.

Des Pawnee Antwort war Folgende:

»Schwestern und Freundinnen! Dieses macht mir mehr Freude, als ich je empfand. Und ich werde von nun an mehr auf die weißen Menschen hören als je. Ich bin erfreut, dass meine Brüder und Schwestern von der guten Tat hörten, die ich getan habe. Meine Brüder und Schwestern denken, dass ich sie in Unwissenheit tat, aber nun weiß ich, was ich tat. Ich tat sie in Unwissenheit und wusste nicht, dass sie gut war. Aber, da ihr mir diese Medaille gebt, weiß ich es.«

Es gewährt viel Vergnügen, solchen Beweisen heldenmütigen Benehmens unter den Wilden des Westens zu begegnen und da wir oft Gewalttaten, die durch den roten Mann begangen wurden, erzählen mussten, wäre es höchst ungerecht, die Charakterzüge einer entgegengesetzten Natur zu verschweigen.