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Fort Aldamo – Band 18

Band-18-Die-Rechnung-ohne-FinnewackerFrank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 18
Die Rechnung ohne Finnewacker

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 12.07.2016, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
In Fort Aldamo scheint endlich Ruhe eingekehrt zu sein. Es sieht so aus, als hätte der berüchtigte mexikanische Bandolero-Häuptling Asesino endgültig die Segel gestrichen. Aber der Schein trügt. Es gibt noch andere Aasgeier und Kojoten, die in Fort Aldamo fette Beute machen wollen.

Es gelingt ihnen sogar, unseren Sergeant Finnewacker auf gemeine Art hereinzulegen. Und sie machen das so raffiniert, dass es aussieht, als wüsste Sergeant Finnewacker wirklich keinen Rat mehr. Mit einem Schlag scheint alles verloren zu sein. Noch nie ist Finnewacker so aufs Kreuz gelegt worden …

Leseprobe:

»He, großes Finnewacker, Amigo mio!«

»Da hol mich doch der Teufel«, polterte Master Sergeant Finnewacker und fuhr auf den Absätzen herum. Er blickte in das grinsende Gesicht von Fitzgerald.

Der kleine kraushaarige Sergeant wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als sein Vorgesetzter drohend auf ihn zumarschierte. Finnewacker schob seine dicke Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen. Ein bissiges Grinsen teilte seine Lippen.

Master Sergeant Finnewacker, Spieß der Strafkompanie und kommissarischer Commander von Fort Aldamo in einer Person, blieb vor Sergeant Fitzgerald stehen.

Er nahm die Zigarre aus dem Mund. Seine Rechte zuckte mit der Schnelligkeit einer Klapperschlange nach vorn, als wolle er dem kleingeratenen Freund eine Ohrfeige verpassen.

»Ich wollte doch nur einen kleinen Scherz machen«, schrie der kleine Krauskopf erschreckt.

»Hör gut zu, zum Geier«, brüllte Finnewacker. »Wenn du jemanden auf den Besen laden willst, dann such dir ein anderes Opfer. Ich habe genug um die Ohren. Und ich bin verdammt froh, dass ich von Asesino, dem mexikanischen Bandolero, in den letzten Wochen in Ruhe gelassen worden bin.«

Sergeant Fitzgerald lächelte schüchtern. »Mann, Finnewacker, du wirst dir doch die Hosen nicht vollmachen, wegen eines kleinen Spaßes.

»Kleines Fitzgeraldo«, murmelte der Master Sergeant drohend, »bei Asesino hört mein Humor auf. Und du hast deine Stimme zu gut verstellt.«

»Kommt nicht wieder vor, Finnewacker. Schwamm drüber. Außerdem wäre es unmöglich, dass Asesino unangemeldet bis in die Kommandantur vordringen könnte.«

»Ich traue diesem Hühnerdieb alles zu, obwohl er mir große Freundschaft geschworen hat. Der Bastardo lässt sich noch was einfallen, um an das Gold ranzukommen, nachdem sein Plan mit der Fiesta in Mexiko nicht klappte.«

Finnewacker dachte daran, dass Asesino erst vor einigen Wochen das Fort erobern konnte. Durch einen unterirdischen Gang, den Fitzgerald entdeckt hatte, war es der Kompanie gelungen, die mexikanischen Bandoleros in einem blutigen Handstreich wieder zu vertreiben. In God’s Acre Town gelang es Finnewacker dann, den großen Bandolero-Jefe gefangen zu nehmen.

Um sein Leben zu retten, und um nicht in Camp Lowell vor Gericht gestellt zu werden, hatte Asesino in Fort Aldamo Gold im Wert von über einer Million US Dollar als Pfand hinterlegt.

Finnewacker ließ den mexikanischen Banditenboss darauf hin frei, nachdem er mit ihm vertraglich vereinbart hatte, dass Asesino den Anspruch auf das Gold verwirkte, wenn er nochmals den Frieden brach.

Das Gold hatte der Master Sergeant unter dem Pferdestall in dem unterirdischen Gang einmauern lassen. Und der Wachhabende war verpflichtet, einmal am Tag dort unten einen Kontrollgang zu unternehmen.

»Was hast du gesagt?«, fragte Master Sergeant Finnewacker und schreckte aus seinen Gedanken.

»Können wir reiten?«, wiederholte Fitzgerald seine Frage. »Gedder, Wallowa und Gammer warten schon.«

»Warum so eilig?«, bellte Finnewacker. »Bis nach God’s Acre Town ist es doch nur ein Katzensprung. Und das Fest beginnt doch erst bei Sonnenuntergang.«

»Genau so ist’s Finnewacker, alte Küchenschabe. In spätestens einer Stunde wird’s dunkel. Die frommen Leute warten nicht gerne. Außerdem sollte es uns eine Ehre sein, an dem Fest teilnehmen zu dürfen.«

»Ha«, knurrte der Master Sergeant und streckte den Zeigefinger der rechten Hand wie eine Lanze nach vorn. »Du willst nur zu deiner Angela. Kannst es nicht erwarten, ihr Röckchen zu lüften, altes Kanonenrohr, nicht wahr?«

Sergeant Fitzgerald, Finnewackers Stellvertreter in Fort Aldamo, schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Sein Gesicht erinnerte plötzlich an eine überreife Tomate.

Finnewacker kicherte.

»Brauchst nicht rot zu werden, die Knallerbse. Mann, manchmal beneide ich dich um die Kleine. Dass du mir aber daran denkst, was ich dir vor ein paar Wochen gesagt habe.«

Fitzgerald atmete schwer.

»Bei deiner Hochzeit bin ich Trauzeuge, fuhr der Master Sergeant fort. Ist doch klar. Ehrensache. Und bei jedem Kind bin ich der Sauf… äh … Taufpate. Bring mir aber nur nicht die Reihenfolge durcheinander, sonst lernst du mich kennen.«

Der kleine kraushaarige Sergeant griente.

»Mal den Teufel nicht an die Wand«, flüsterte er. »Angela, dieses kleine Mexikanerbiest, scheint auch schon ungeduldig zu werden. Sie machte schon ein paar Andeutungen. Die frommen Leute in God’s Acre Town üben keinen guten Einfluss auf sie aus.«

Master Sergeant Finnewacker lachte schallend und schlug seinem Freund krachend auf die Schulter.

Fitzgerald lächelte kläglich und ging in die Knie.

»Na, na, nicht so toll«, brummelte er. »Können wir endlich reiten?«, fügte er ungeduldig hinzu.

Finnewacker nickte.

»Ordonnanz!«, brüllte er.

Die Schreibstubentür flog auf. »Master Sergeant!«

Der Sträfling in grauweißem Drillich gekleidet, schlug die Hacken zusammen und grüßte zackig.

»Meine Stiefel, du Blindschleiche. Aber ein bisschen dalli. Hab’s eilig.«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«, rief der Sträfling eifrig, machte kehrt und stürmte hinaus.

Genau fünf Sekunden später sauste der Sträfling wieder durch die Tür und baute sein Männchen. Sein Pech war, dass er die Stiefel in der rechten Hand hielt. Dementsprechend sah es reichlich komisch aus, als er die Stiefel beim Grüßen mit hochwuchtete.

Master Sergeant Finnewacker runzelte die Stirn.

»Die Blindschleiche nehme ich zurück, du Niete. Du bist und bleibst aber ein Trottel.«

»Aye, aye, Master Sergeant«, rief der zur Strafkompanie Verurteilte mit schriller Stimme.

»Abtreten!«

Der Strafsoldat sauste davon. »Verdammt, lass die Knobelbecher hier, zum Henker!«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

»Nimmt sonst alles seinen normalen Verlauf im Fort?«, fragte Finnewacker, nachdem der Schreibstubenhengst das Zimmer fluchtartig verlassen hatte.

»Yes, Sir«, antwortete Fitzgerald grinsend.

»Was ist mit dem Festungserweiterungskommando?«

»Sind noch draußen!«

»Wie viele?«

»Dreißig Mann.«

»Was …? Nur dreißig Lahmärsche! Scheint nicht zu klappen, wenn ich mich nicht um alles kümmere.«

Fitzgerald verzog ein verzweifeltes Gesicht und strich seine Feldjacke glatt.

»Sind die Neuen schon vom Dreißig-Meilen-Gepäckmarsch zurück?«, ließ Finnewacker nicht locker.

»Natürlich nicht, sonst wäre ja dein Rekord von neun Stunden und zweiunddreißig Minuten unterboten.«

»Stimmt, kleines Fitzgeraldo. Wann erwartest du sie zurück?«

»Nicht vor zwei Stunden. Scheint nicht viel mit den Neuankömmlingen los zu sein.«

»Wer hat das Kommando?«

»Sergeant Kleiber.«

»Dann wundert es mich nicht. Dieser dicke Küchenbulle wird einen neuen Rekord aufstellen. Wetten wir? Aber einen negativen Rekord. Wenn’s wirklich so ist, dann nehmen wir den Zuckerbäcker öfters ran.«

»Ach ja, das wäre mir beinahe entfallen«, sagte Sergeant Fitzgerald. »Kleiber ist der Zucker wieder mal ausgegangen. Du solltest es auf die nächste Anforderung nach Camp Powell draufschreiben.«

»Der mit seinem ewigen Zucker-Tick. Möchte nur wissen, was er mit dem Zeugs macht.«

Der Master Sergeant hatte endlich seine Stiefel angezogen und setzte den Feldhut auf.

»Fertig«, verkündete er grinsend. »Wir können, alte Schnapsdrossel.«

Fitzgerald rollte mit den Augen, stieß einen Seufzer aus, der den Master Sergeant irritierte, und sauste los. Finnewacker folgte ihm mit stampfenden Schritten.

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 18. Bastei Verlag. Köln. 12.07.2016