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Der Welt-Detektiv Band 6

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Der bayerische Hiesel – Teil 36

Der-bayerische-HieselFriedrich Wilhelm Bruckbräu
Der bayerische Hiesel
Wildschützen- und Räuberhauptmann, landesverrufener Erzbösewicht

Falscher Verdacht

Nach jeder gegen Hiesel ausgesendeten und misslungenen Streife meldeten sich immer Bauern, Leerhäusler, Tagelöhner und dergleichen Leute, welche diese Gelegenheiten benutzten, bei dem leichtgläubigen Hiesel ihre eigenen Feinde als Anstifter der Streifen anzuschwärzen.

So hieß es nun auch, Jakob Schick, Jägersknecht von Berkheim, habe im Einverständnis mit dem Wirt zu Ebenhofen der kurbayerischen Streife den Weg gezeigt, sich mit den Augsburger Streifen zu vereinigen und Hiesel gemeinschaftlich anzugreifen.

Das war schon genug den Hiesel zur Rache zu reizen. Er zog gleich am anderen Tag nach Ebenhofen, wo eben eine reisende Gaukler- und Seiltänzergruppe das Landvolk weit und breit versammelt hatte.

Da Hiesel den Wirt nicht fand, so hieb er mit seinem Hirschfänger Tische, Stühle und die Kellertreppe in Stücke, wobei ihm seine Kameraden getreulich beistanden. Natürlich gab es einen großen Auflauf. Er vermutete, dass der Wirt sich im Keller versteckt haben müsse. Daher schrie er hinunter, er solle ohne Weiteres heraufkommen, sonst wolle er ihn wie einen Dachs mit angezündetem Stroh ausbrennen und ihm eine Kugel durch den Leib jagen, wenn er dann zum Vorschein käme.

Der Wirt wusste, dass Hiesel nicht viel Spaß mache und gewohnt sei, Wort zu halten. Er kroch also, seine völlige Unschuld unter Tränen beschwörend, über die Kellertreppe herauf, hinter ihm sein Bruder, ein wohlbeleibter Ortsgeistlicher, und beide flehten um Schonung, da sie nicht das Geringste gegen ihn oder seine Kameraden unternommen hätten. Mit gespanntem Gewehr drohte ihnen Hiesel den Tod und ließ endlich nur auf vieles Bitten der haufenweise umherstehenden Bauern von den Geängstigten ab.

Es scheint aber, dass mehr die große Zahl des anwesenden Landvolkes, das mit einiger Entschlossenheit sich seiner hätte bemächtigen können, als der Glaube an die Beteuerungen des Wirtes und dessen Bruders, den Hiesel nachzugeben bestimmte. Denn kaum vernahm er, der Schick sitze im Wirtshaus zu Straßberg, als er auf der Stelle dahin aufbrach, den armen Menschen, der von dem ganzen Vorfall nichts wusste, mit dem blanken Hirschfänger durchprügelte, solange er nur den Arm bewegen konnte, und ihn zuletzt seines Dienst- und Seitengewehres beraubte.