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Remake: Die Welt der Bolitho-Reihe – Teil II

Schlacht-bei-OuessantDie Welt der Bolitho-Reihe – Teil II
Der glorreiche 1. Juni – Die Schlacht bei Bataille d’Bataille d’Ouessant

Der glorreiche 1. Juni, wie die Schlacht bei Bataille d’Ouessant 1794 von den Engländern bis heute genannt wird, ist die Grundvoraussetzung von Richard Bolithos Abenteuer in dem Roman Feind in Sicht, auch wenn die Schlacht selber weder in dem Buch noch in den vorangegangenen geschildert wird.

Ein Geleitzug sticht in See

Zu dem Zeitpunkt der Schlacht von Bataille d’Ouessant befanden sich Großbritannien und Frankreich seit zwei Jahren im Krieg. Beinahe wäre im Jahr 1794 der Krieg auch schon wieder zu Ende gewesen, da durch eine Missernte und der Seeblockade Englands im Winter 1793/94 eine Hungersnot in Frankreich ausbrach. Die französische Regierung versuchte daher, von den sich noch neutral verhaltenen Vereinigten Staaten Getreide zu bekommen. Im Frühjahr 1794 wurde in Virginia ein gewaltiger Geleitzug von 117 Schiffen gebildet, der von der Brest-Flotte westlich von Bataille d’Ouessant aufgenommen und sicher in den Hafen gebracht werden sollte. 400 Meilen vor Brest stießen die französischen und die britischen Streitkräfte zusammen.

Die Schlacht bei Bataille d’Ouessant

Der britische Admiral Howe suchte lange vergeblich nach der französischen Flotte. Am 28. Mai 1794 sichtete die britische Flotte die französische, die genau wie die englische, aus 26 Linienschiffen bestand. Die Schlacht begann und sollte drei Tage dauern.

Während am ersten Schlachttag es lediglich zu Teilgefechten kam, lagen sich die beiden Flotten am 29. Mai in einer Linie gegenüber. Die britische Flotte hatte allerdings den Nachteil in der weniger günstigen Lage zu liegen und konnten so keine Entscheidung herbeiführen.

Dennoch beschloss Admiral Howe den Durchbruch, als die Franzosen zum Angriff heransegelten. Seine Vorhut versagte, aber er selber brach mit seinem Schiff durch die französische Linie und schnitt so die französische Nachhut ab. Um die Nachhut zu retten, musste der französische Admiral Villaret-Joyeuse auch über den anderen Bug gehen und in dem Kampfgewirr, das darauf folgte, ging sämtliche Ordnung verloren und in den Einzelkämpfen erlitten die Franzosen schwere Verluste. Villaret-Joyeuse hingegen entzog sich dem weiteren Kampf, indem er nach Norden absegelte.

Erst am 1. Juni 1794 fand die britische Flotte Villaret-Joyeuse wieder.

Diesmal hatten die Briten den Windvorteil auf ihrer Seite, und so gab Admiral Howe den Befehl zum Durchbruch durch die feindliche Linie.

Der erbitterte Nahkampf, der sich nun anschloss, kostete den Franzosen sieben Linienschiffe, darunter die Vengeur, deren Todeskampf gegen die Brunswick in Frankreich wie in Großbritannien bis heute erzählt wird.

Kein ganzer Sieg und keine ganz verlorene Schlacht

Obwohl die Briten die Schlacht bei Bataille d’Ouessant – the glorios first of June – wie einen Sieg feierten, war es für Frankreich nicht wirklich eine Katastrophe im militärischen Sinn.

Die Briten feierten mit diesem Sieg den ersten taktischen Erfolg seit einhundert Jahren. Einen taktischen Erfolg, keinen strategischen. Denn während sich die Kampfschiffe sich auch hoher See herumschlugen, konnten die Getreideschiffe ungesehen in Rochefort einlaufen. Auch konnten die Franzosen viel aus dieser Schlacht lernen: Die Briten hatten bewusst die feindlichen Linien durchbrochen, um mit konzentrierten Kräften wenigstens ein Teil des französischen Geschwaders zu vernichten. Außerdem mussten die Franzosen das Geschützfeuer der Briten ertragen, das mit Präzision und Geschwindigkeit eine mörderische Wirkung zeigte. Über 5000 Männer waren bei der Schlacht getötet oder verwundet worden.

Den Fehler der Briten ist eindeutig: Wer einen wichtigen Geleitzug abfangen will, muss ihn an seinem Ausgangspunkt blockieren und abfangen, also in diesem Fall in der Chesapeake-Bucht. Das wurde nicht getan, genauso wenig wie die zweite Möglichkeit den Geleitzug kurz vor seinem Endziel – also kurz vor der westfranzösischen Küste – abzufangen, indem man sich so aufstellt, dass ein Durchschlüpfen unmöglich wird.

Admiral Howe allerdings hat sich 400 Seemeilen in den Ozean hinausziehen lassen, was den Sieg schmälerte.

Literatur:

  • Böndel, Dirk: Admiral Nelsons Epoche. Die Entwicklung der Segelschiffahrt von 1770 bis 1815. Aus: Berliner Beiträge zur Technikgeschichte und Industriekultur. Schriftenreihe des Museums für Verkehr und Technik. Berlin 1987
  • Meurer, Alexander: Seekriegsgeschichte in Umrissen. Seemacht und Seekriege vornehmlich vom 16. Jahrhundert ab. Leipzig 1943
  • Meyer, Jean/Acerra, Martine: Segelschiffe im Pulverdampf. Das Ringen um die Seeherrschaft in Europa. Bielefeld 1996

(cs)


Anmerkung: Dieser Beitrag erschien am 16. Dezember 2008 auf dem alten Geisterspiegel, wurde auf der Grundlage der neuen deutschen Rechtschreibung überarbeitet und steht nun wieder den Lesern unseres Onlinemagazins zur Verfügung.