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Der Welt-Detektiv Band 6

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Interessante Abenteuer unter den Indianern 06

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Die Leiden Butlers, des amerikanischen Mazeppa, unter den Indianern

Die Gründungsgeschichte des Staates Kentucky enthält eine ununterbrochene Reihe von kühnen und romantischen Abenteuern. Hätten die Gründer desselben in dem Ritterzeitalter gelebt, so würden ihre Taten gleich denen des Königs Arthur und des Ritters Roland besungen und ihre Nachkommen würden wahrscheinlich wie die Ritter von der Tafelrunde angesehen worden sein.

Der Held dieser Erzählung erlebte so viele Abenteuer, wie irgendein fahrender Ritter, und denen, welche gern recht romantische Geschichten lesen, wird es lieb sein, zu erfahren, dass eine unglückliche Liebschaft der Grund war, warum er das wilde Leben eines amerikanischen Jägers ergriff. Er war erst 19 Jahre alt, als er das gesittete Leben seines Geburtsortes mit dem aufregenderen in den Wildnissen des damals noch ganz unkultivierten Kentuckys vertauschte. Nachdem er der Kolonie Virginia als Kundschafter und Walderforscher schätzbare Dienste geleistet hatte, unternahm er eine Reise in die nördlich vom Ohio gelegenen Gegenden. Während dieser Reise wurde er von den Indianern gefangen genommen.

Er war den Indianern ohne Zweifel als ein tätiger und gefährlicher Feind bekannt. Sie rüsteten sich daher, sich gehörig an ihm zu rächen. Sie verdammten ihn zur Feuertortur, malten seinen Körper ganz schwarz an und zogen mit ihm gen Chillicothe. Zu ihrer Belustigung war er auf der Reise an Händen und Füßen gefesselt, auf ein ungesatteltes und ungezähmtes Pferd gebunden, und dieses dann mit lautem Geschrei der Wilden fortgejagt. So musste der arme Butler die Rolle eines amerikanischen Mazeppa spielen. Das Pferd, welches ihn nicht abwerfen konnte, galoppierte mit furchtbarer Geschwindigkeit auf den Wald zu und schüttelte und verwundete seinen unglücklichen Reiter bei jedem Schritt. Endlich aber, erschöpft und gebändigt kehrte es mit seiner Last unter dem gellenden Gejauchze der Wilden ins Lager zurück. Als sie nun noch eine Meile weit von Chillicothe entfernt waren, nahmen sie Butler vom Pferd und banden ihn an einen Pfahl, wo er 24 Stunden lang in derselben Stellung verharren musste. Alsdann wurde er losgebunden, um Spießruten zu laufen. Sechshundert Indianer, Männer, Frauen und Kinder, mit Knüppeln und Ruten bewaffnet, stellten sich in zwei parallelen Reihen auf, um ihn zu schlagen, als er vorüberkam. Es war eine Meile bis zur großen Ratshütte, und wenn er diese erreichte, so musste man seiner schonen. Der erste Schlag, den er empfing, ermunterte ihn zu diesem ermutigenden Wettlauf. Er durchbrach die Reihen und hatte die Ratshütte schon fast erreicht, als er mit einem Knüppel zu Boden geschlagen wurde. In dieser Lage wurde er aufs Furchtbarste durchgeprügelt und dann wieder in Verwahrsam gebracht.

Anstatt dass diese seine grässlichen Leiden die Indianer zufriedengestellt hatten, reizten diese sei nur noch mehr, neue schärfere Qualen zu ersinnen. Ihre Grausamkeit war aber nicht erstaunenswerter als das mutige Benehmen ihres Opfers. Dreizehn Mal lief er Spießruten durch ihre Reihen. Er war Beschimpfung, Entbehrung und Beleidigung jeder Art ausgesetzt. Bald ward er gebunden, bald geschlagen. Bei anderen Gelegenheiten wieder wurde er gekniffen und gezwickt, am Boden entlang geschleift oder auf lange Zeit des Schlafes beraubt. Dann wurde er unter Jauchzen und gellendem Geschrei von Dorf zu Dorf geführt, sodass alle sich an seinen Leiden vergnügen konnten. Dennoch ließ er trotz all dieser Qual keine zur Flucht günstige Gelegenheit unversucht vorübergehen. Ja, er würde sie auch einmal beinahe ausgeführt haben, wäre er nicht unglücklicherweise einigen Indianern begegnet, welche ins Dorf zurückkehrten. Endlich kam man zu dem Entschluss, ihn am unteren Sandusky zu verbrennen.

Die Prozession, welche das Opfer zu dem Pfahl hinführte, kam an der Hütte des Simon Girty vorüber, eines Mannes, dessen Name in den Annalen Pennsylvanias das Gegenteil zu dem Namen Brandt’s bildet. Girty war gerade von einem sehr schlecht ausgefallenen Streifzug nach den Grenzen dieses Staates zurückgekehrt und brannte daher natürlich vor Missmut und Rachedurst. Als er hörte, dass ein weißer Gefangener zur Feuertortur geführt würde, stürzte er zur Hütte heraus, warf Butler zu Boden und fing an, auf ihn loszuschlagen. Der Leser wird sich natürlich nicht einbilden können, dass dies dem Entkommen Butlers in irgendeiner Weise günstig war. Und doch war dies der Fall. Er erkannte augenblicklich in seinem wütenden Angreifer einen früheren Gefährten und gab sich ihm als solchen zu erkennen. Das Herz des Wilden wurde weich. Er hob seinen alten Freund auf, versprach all seinen Einfluss für ihn anzuwenden, berief eine Ratsversammlung und überredete die Indianer, Butler ihm zu überlassen. Als ihm dies gelungen war, nahm er den unglücklichen Mann mit sich nach Hause, fütterte und pflegte ihn, bis er wieder zu genesen anfing.

Kaum aber waren fünf Tage verflossen, als die Indianer ihr Verfahren bereuten, ihr Opfer ergriffen und nach Lower Sandusky schleppten, um dort verbrannt zu werden. Durch einen überraschend glücklichen Zufall traf er dort den indianischen Agenten von Detroit, der sich ins Mittel legte und ihn rettete. Er wurde nach Detroit gebracht, vom Gouverneur in Schutz genommen und rettete sich von dort in die Wälder Kentuckys.