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Fort Aldamo – Band 16

Band-16-Der-schwerste-Kampf-um-Fort-AldamoBill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 16
Der schwerste Kampf um Fort Aldamo

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 14.06.2016, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Das Unglaubliche ist geschehen: Asesino und seine mexikanischen Höllenhunde haben Fort Aldamo erobert! Die Augen des Bandolero-Jefe glühen in wildem Triumph. In seiner Faust blitzt der Säbel, mit dem er seinem Todfeind Finnewacker den Kopf abschlagen will – so wie er es immer geschworen hatte.

Master Sergeant Finnewackers letzte Stunde scheint tatsächlich geschlagen zu haben. Er aber ist ein Kämpfer, der niemals aufgibt. Und schon bald wird Asesino eine höllische Überraschung erleben …

Leseprobe:

Master Sergeant Finnewacker hob die Arme, während hinter ihm die schweren hölzernen Flügel des Tores von Fort Aldamo zukrachten. Mit einem Schlag herrschte Dunkelheit unter dem Torhaus der alten von den Konquista­doren erbauten Festung.

Finnewacker verzog das Gesicht. Gewehrläufe und die blanken Spitzen von Macheten waren auf ihn gerichtet. Er war umringt von abenteuerlich aus­sehenden Gestalten, deren Blicke nichts Gutes verrieten. Aber etwas anderes hatte er auch nicht erwartet.

Um dreißig von seinen Männern frei­zubekommen, hatte er sich freiwillig in die Gewalt der mexikanischen Ban­diten begeben und damit in die Hand von Asesino, diesem rachsüchtigen und hinterhältigen Bandolero-Jefe, dessen Todfeind er war.

Tritte dröhnten aus dem Treppen­schacht. Asesino kam vom Turm her­unter. Da tauchte seine große und mas­sige Gestalt auch schon auf, und vor Master Sergeant Finnewacker bildete sich eine Gasse.

Breitbeinig kam Asesino durch die Reihen seiner Compañieros geschritten, die Machete in der Faust. In seinen dunklen Augen glühte es auf, als er vor Finnewacker stehen blieb. Triumph loderte in seinem Blick.

»Nun habe ich das Fort, großes Finnewacker! Dein Fort!«, sagte er in seinem schlechten, aber immerhin verständ­lichen Englisch. Er riss den Kopf hoch und lachte, und die ganze Bande unter dem Torhaus lachte schallend mit.

Finnewacker musterte ihn. Er war nicht mehr fett. Richtiggehend schmal war er geworden. Finnewacker konnte das nicht verstehen. Er war überzeugt gewesen, ihn in jener Nacht da draußen im Buschland vor dem Fort getötet zu haben. Aber es war ja nichts Neues, dass in solchen gemeinen und hinterhäl­tigen Bastardos sieben Leben steckten.

Das Gelächter verstummte. Asesi­nos Miene verschloss sich. Sein Blick brannte in Finnewackers Augen.

»Und ich habe nicht nur das Fort!«, stieß er knirschend hervor. »Nein! Ich habe auch noch dich!«

Er ließ die Machete durch die Luft fauchen.

Finnewacker verzog das Gesicht. Ein schönes Geräusch war das nicht. Asesino hatte ihm ja geschworen, dass er ihm den Kopf abschlagen würde, wenn er ihn in seine Gewalt bekäme, ebenso wie Finnewacker ihm verspro­chen hatte, ihn oben auf dem Turm aufzuknüpfen.

Finnewacker hatte die Möglichkeit dazu besessen. Aber Colonel Scott hatte ‘das verhindert, weil erden Bandolero­-Jefe mit nach Camp Lowell hatte neh­men wollen, um ihn dort vors Kriegs­gericht zu stellen.

Doch auf dem Weg nach Camp Lowell war Asesino entkommen.

Es war ein verdammter Fehler, den Todfeind am Leben zu lassen. Asesino würde diesen Fehler nicht begehen.

»Nun habe ich Fort Aldamo!«, sagte Asesino, »und ich werde es nie, nie mehr preisgeben. Da können die Männer aus Camp Lowell kommen, so viele sie auch sein mögen. An diesen Mauern von Fort Aldamo und auch an mir werden sie sich die Schädel einrennen.«

Was sollte Finnewacker darauf erwi­dern? Asesino hatte ja recht. Ein ganzes Regiment reichte nicht aus, um Fort Aldamo, diese alte spanische Festung zu erstürmen, wenn der Verteidiger stark genug war. Und mit zweidreihundert Männern war dieses Fort immer zu halten.

Doch auszuhungern war die Fort­besatzung allemal. Das wusste Finnewacker aus eigener Erfahrung.

»Nichts währt ewig, Asesino!«, sagte Finnewacker und ließ die Arme sinken. »Schon gar nicht wirst du ewig in Fort Aldamo sitzen. Ich habe es dir doch schon ein paar Mal zu erklären ver­sucht. Du bist ein großer und starker Mann, Asesino. Du besitzt viele mutige Leute. Aber du besitzt das Hirn einer Grasmücke.«

Die Machete schwang hoch. In Ase­sinos Gesicht zuckte es wild.

Finnewacker stockte der Atem. Einen Moment lang sah es so aus, als wollte Asesino zustechen. Es würgte dem Mas­ter Sergeant ganz schön im Hals.

»Beleidige mich nicht!«, knirschte Asesino drohend. »Du hast mit deinen Männern hier in Fort Aldamo gelebt. Da werde ich das auch können. Ich weiß, worauf du anspielst. Du und deine Männer haben Proviant von Camp Lo­well erhalten.« Er lächelte. »Ich habe vorgesorgt. Wir werden Nachschub aus Mexiko bekommen. Zu uns wird auch jeden Monat ein Transport kommen und uns an Lebensmitteln bringen, was wir benötigen. Und meine Transporte, großes Finnewacker, wird niemand überfallen.«

»Das wirst du beweisen müssen. Nicht mir, sondern dir und deinen Leu­ten selbst«, erwiderte Finnewacker.

»Jedes Mal, wenn Soldaten hier auf­tauchen, werde ich ihnen ankündigen, dass ich ihnen deinen Kopf vom Turm werfe, wenn sie nicht verschwinden.«

Finnewacker griente schlaff. Nein, ein Dummkopf war der Bandolero­-Jefe nicht Er kannte seine schwachen Stellen.

Finnewacker atmete tief durch. Wenn es sich Asesino, dieser launenhafte Bas­tard, nicht gleich wieder anders über­legt, hieß das, dass er erst einmal am Leben blieb.

Asesino ließ die Machete sinken.

»Schafft ihn auf den Turm, den Perro!«, rief Asesino seinen Leuten zu.

Finnewacker verstand das. Er hatte ja extra Spanisch gelernt, um sich mit Asesino unterhalten zu können.

Die Kerle packten ihn und schoben ihn zu jenem Mauerbogen, hinter dem die Holztreppe auf den Turm führte. Mit Flüchen, Tritten und Kolbenhieben stießen ihn die Bandoleros vorwärts und die Treppe hinauf, liefen mit ihm über die Plattform an dem alten Achtzehn­pfünder vorbei, mit dem die Bandoleros nicht zurechtkamen, und pressten ihn gegen die Brustwehr.

Im Osten marschierten seine Männer durch die sandige Ebene. Die gesamte Besatzung von Fort Aldamo. Die Straf­kompanie der US Kavallerie.

Staub hing über der Kolonne, die sich gerade anderthalb Meilen von Fort Aldamo entfernt hatte, und nun unter dem Kommando von Sergeant Wallowa im Eilmarsch nach Camp Lowell zog. Ein langer, harter und entbehrungsrei­cher Marsch würde das für die Männer werden.

»Deine Männer!«, knirschte Asesino hinter ihm. »Du siehst sie?«

»Ja! Sie marschieren zur Wasser­stelle. Was sollen sie sonst in dieser Lage tun?«

»Sie marschieren nach Camp Lowell, um die Armee zu alarmieren!« Finnewacker ließ die Schultern sinken. Darauf hatte Asesino ja kom­men müssen, auch wenn er Camp Lowell nicht erwähnte.

Asesino riss ihn an der Schulter he­rum und wies mit der Machete auf den alten Achtzehnpfünder, den seine Män­ner vor einiger Zeit auf eine hölzerne, drehbare Plattform gesetzt hatten, damit sie nach allen Seiten schießen konnten.

»Bediene die Kanone!«, sagte er barsch. »Zeige meinen Männern, was getan werden muss, um sie brüllen und deine Leute rennen zu lassen.«

Finnewacker lächelte. »Es ist eine alte Kanone. Meine Männer sind schon zu weit weg.«

»Du lügst, du Hund!«, zischte Asesino und setzte ihm die Machete an den Hals. »Feuere sie ab oder ich steche zu.«

»Stich zu!«

»Ich warne dich! Ich meine, was ich sage.«

»Du wirst mich nicht dazu kriegen, dass ich auf meine Leute schieße.« Fin­newacker schüttelte den Kopf.

»Du redest mir nicht ein, dass dir dein Leben nichts bedeutet!«

Finnewacker schwieg ihn an.

Asesino senkte die fleischigen Lider. »Ich habe dreihundert Mann. Reiterei! Deine Leute sind ohnehin verloren. Wir reiten ihnen nach und hauen sie zusam­men. Weshalb willst du dich opfern?«

»Wenn du in ein Wespennest fasst, spielt es keine Rolle, ob du zu Fuß bist oder auf einem Pferd sitzt.«

Wütend ließ Asesino die Machete sinken und neigte sich vor. »Du glaubst im Ernst, dass ich deine Leute nicht schlage?«

»Das habe ich nicht behauptet«, ver­setzte Finnewacker. »Aber du wirst nur die Hälfte deiner Leute nach Fort Al­damo zurückbringen. Und das, Asesino, glaube ich nicht bloß, das garantiere ich dir sogar.«

»Schieß die Kanone ab!«

Finnewacker schaute auf den Acht­zehnpfünder. Er konnte diesen vorsint­flutlichen Ballermann so voll Pulver stopfen, dass er explodierte und alles vom Turm blies, was sich darauf be­fand. Doch das würde dann auch sein Ende bedeuten.

Aber an Selbstmord dachte Finnewa­cker nicht. Er hatte nur eins im Sinn: Er wollte dieses Fort zurückerobern, wenn er auch noch nicht wusste, wie. Doch dazu musste er am Leben bleiben.

Er ging hin, lud das Rohr mit Pulver und einer Kugel, steckte das Lunten­feuer in Brand und richtete die Kanone umständlich.

Die Bandoleros sahen ihm aus re­spektvoller Entfernung aufmerksam und gespannt zu.

Finnewacker hielt den Zündstab ins Feuer, trat den Keil unter der drehba­ren Platte weg und richtete die Kanone blitzschnell auf Asesino.

Die Männer hinter dem Bandolero-­Jefe sprangen erschrocken und fluchend zur Seite. Er aber rührte sich nicht und starrte wie gebannt auf den kreisrunden schwarzen Schlund.

Finnewacker griente und hob den brennenden Zündstab. »Willst du nicht lieber einen Schritt zur Seite gehen, oder willst du, dass es dir den Kopf abreißt?«

Asesino starrte ihn an und – trat dann rasch zur Seite.

Finnewacker senkte den Stab. Es zischte einen Augenblick lang nur laut. Dann aber dröhnte es, dass der Turm wackelte. Feuerrot schlug es aus dem Rohr, und einen Lidschlag später hüllte beißender grauer Pulverdampf den Turm ein.

Finnewacker trat nach vorn und sah der Kanonenkugel nach, erfasste sie aber nicht mehr.

Die Bandoleros stürzten an die Brust­wehr. Alle blickten gebannt auf die durch den Sonnenglast marschierende Kompanie.

Da krachte es! Eine halbe Meile hinter der Kompanie stieg ein schwarzer Pilz aus dem Boden.

Die Männer fluchten enttäuscht. Alle drehten sich nach Finnewacker um. Wut und Hass in den Blicken.

»Das Ding ist hundert Jahre alt! Ich habe es dir gesagt«, erklärte Finnewa­cker.

Wütend wies Asesino mit der Machete auf das Buschland im Süden. »Uns hast du damals getroffen. Wir sind genauso weit entfernt gewesen.«

»Da hat der Wind die Kugeln getra­gen! Aber heute weht nicht ein bisschen.«

Asesino fluchte. »Bringt ihn weg, den Perro! Sperrt ihn ein!«, bellte er dann.

Acht Bandoleros warfen sich auf Fin­newacker, stießen ihn zum Treppen­schacht und die Stufen hinunter. Er rannte, so schnell er nur konnte, um von ihnen nicht hinabgeworfen zu werden.

Unter dem Torhaus holten sie ihn allerdings wieder ein, und prügelten ihn zum Arrestblock und sperrten ihn dort in eine der Zellen.

Nun fand er Zeit, um Trübsal zu bla­sen.

Quelle:

  • Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 16. Bastei Verlag. Köln. 14.06.2016