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Das Geisterschiff und der Fliegende Holländer Teil 9

Das-Geisterschiff-und-der-fliegende-HollaenderDas Geisterschiff und der Fliegende Holländer
Lebendig im jüngsten Gericht oder Rache bis über das Grab hinaus
Eine höchst schaudervolle Geschichte höllischer Bosheit

Trauung

Zwei Monate des Wartens auf die Meldung des Schiffskapitäns waren genügend zur gegenseitigen Erklärung ihrer innigsten und zärtlichsten Liebe. Da Poots wegen seines Berufes selten zu Hause war, befanden sich die beiden Liebenden meistens allein, was der väterliche Freund des Hauses, Pater Seysen, welcher sich mit dem religiösen Unterricht Aminens immer fleißig beschäftigte und in ihr eine gelehrige Schülerin fand, nicht länger für schicklich, und sohin für ratsam hielt, ihnen die Heirat vorzuschlagen, in welche Philipp, der die Geliebte nicht in die Gefahr seiner Zukunft stürzen wollte, erst nach ihrer Beteuerung willigte, mit ihm selbst in den Tod gehen zu wollen.

Nach diesem hochherzigen Entschluss der geliebten Jungfrau machte Philipp sie zur Mitwisserin des ganzen Geheimnisses, wie es unseren geneigten Lesern bereits bekannt ist. Und nun drang sie in den Geliebten, den Vater aufzusuchen, um ihn wo möglich zu retten. Der Jüngling bat nun Poots um die Hand seiner Tochter, die er ihm, nach einem Blick in den eisernen Kasten mit den Tausenden von Talern, mit Freuden bewilligte. Drei Tage später wurde die Trauung in der kleinen Kirche zu Terneuse vom Pater Seysen vollzogen.

An einem Morgen im Monat Oktober erschien vor Philipp eine kleine, magere Gestalt im Gewand der holländischen Seeleute jener Zeit, eine Mütze aus Dachsfellen auf dem Kopf, deren Troddeln ihm tief über die Stirn herabfielen, ein leichenblasses Gesicht, dem das rechte Auge fehlte, scharfe Züge darin, rötliche Haare, das einzige Auge schien so ungewöhnlich groß, dass der Fremde nicht einem Menschen mit einem Auge, sondern einem Auge mit einem Menschen glich.

»Mein Name ist Veiten«, sprach er mit einer widerlich kreischenden Stimme. »Ich bin einer von den Steuermännern des Schiffes Terschilling, und vom Kapitän desselben abgesendet, Euch zu melden, dass Ihr heute über acht Tage an Bord eintreffen mögt.«

Zum Zeichen der Beistimmung nickte Philipp nur mit dem Kopf, worauf der unheimliche Bote das Häuschen verließ, und in wenigen Minuten nicht mehr sichtbar war.

Am Abschiedstag saß Amine neben Philipp, und sagte: »Mein liebendes, ahnendes Herz verheißt mir deine glückliche Rückkehr, und ich harre deiner hier in dem einst verschlossenen Zimmer. Wenn du nicht lebend zurückkommen kannst, dann gelobe mir, nach deinem Tod mir zu erscheinen, wenn du es vermagst, damit ich in diesem Fall mich vorbereiten kann, dir in die Ewigkeit zu folgen, um dort ewig mit dir vereint fortzuleben!«

Gerührt von so grenzenloser Liebe gelobte ihr dies Philipp. Erschüttert rief er aus: »Jetzt muss ich fort, geliebte Amine, die Zeit drängt. Lebe wohl, und gedenke meiner in Liebe und im Gebet!«