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Der bayerische Hiesel – Teil 18

Der-bayerische-HieselFriedrich Wilhelm Bruckbräu
Der bayerische Hiesel
Wildschützen- und Räuberhauptmann, landesverrufener Erzbösewicht

Neue Grausamkeiten

Einige Tage nach der Brautwerbung begegnete dem Hiesel und zehn seiner Kameraden der Hochfürstlich-Augsburg’sche Forstmeister zu Frankenhofen, Johann Conrad Hasel mit seinem Knecht Johann Unsorg im Wald, die gerade ihre Reviere begangen hatten.

Hasel war auch bei jener großen Streife gewesen, die den Hiesel gezwungen hatte, durch Erstürmung der Brücke von Schlingen sich Luft zu machen. Natürlich war hier an keine Schonung zu denken, denn sobald Hiesel seine geborenen Feinde, die Jäger, auch nur erblickte, geriet er schon immer in eine schrankenlose Wut. In einem Augenblick standen die beiden Unglücklichen mitten unter den Wildschützen. Auf Befehl des Hiesel legte Hasel sogleich sein Gewehr nieder. Hiesel aber setzte ihm den gespannten Stutzen auf die Brust und gebot ihm, sich auf den Tod vorzubereiten, indem er jetzt sterben müsse. Wenn er seiner Familie noch etwas wolle sagen lassen, so möge er’s kurz machen, er würde es pünktlich ausrichten.

Vergebens entschuldigte sich der Forstmeister mit seiner Dienstpflicht und bemerkte, dass Hiesel an seiner Stelle gewiss auch den Befehl seiner Vorgesetzten vollziehen würde.

Nachdem er ihn lange genug in Todesangst gelassen hatte, überließ Hiesel denselben seinen grausamen Gefährten, die ihn mit Hieben und Schlägen aufs Äußerste marterten und den Unsorg auf gleiche Weise misshandelten, sodass sie zuletzt wie tot auf dem Boden liegen blieben. Die Kugelbüchsen und Seitengewehre, nebst allem, was der Jäger zu seiner vollständigen Ausrüstung bedarf, wurden den beiden abgenommen.

Bald darauf trank Hiesel, von der Jagd ermüdet und durstig, mit zwei Kameraden eben Milch auf dem Scheppacherhof, als der Zufall gerade zu derselben Zeit den Anton Mösel, Jäger von Reichartshausen, dahin führte, um dem Besitzer des Scheppacherhofes zu melden, dass er das bestellte Buchenholz könne abholen lassen.

Auf Hiesels Wink wurde er sogleich zu Boden gerissen, und derb durchgeprügelt. Hiesel drohte ihm bald mit dem Erschießen, bald ihm den Kopf mit seinem Hirschfänger zu spalten, wobei er die schrecklichsten Flüche und Verwünschungen über das ganze Jägergesindel ausstieß.

Weniger aus Rücksicht auf die inständigen Bitten der Bewohner des Scheppacherhofes, mehr wegen Ermüdung wurde der arme Mösel freigelassen, den zwei Knechte in die Scheune trugen und auf ein Bund Stroh legten, wo er mit der vorfindlichen Wundsalbe verbunden wurde.

Hiesel glaubte durch seine mörderische Grausamkeit gegen die Jäger, sie von seiner Verfolgung abzuschrecken. Allein diese mussten ja nur höheren Befehlen gehorchen und wurden umso erbitterter, je gewisser ihnen das nämliche Schicksal bevorstand, wenn sie in Hiesels Hände fielen.

Andererseits fühlten sich die Behörden durch die Misshandlungen ihrer Dienstvollstrecker umso mehr aufgefordert, alles Mögliche zu tun, um dem Wildschützenhauptmann das Handwerk zu legen.