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Frederick Marryat – Die Sendung – Kapitel 19

Kapitän Frederick Marryat
Die Sendung
Umschlagzeichnung nach Originalentwürfen von Professor Honegger
Neue deutsche Ausgabe. Magdeburger Verlagsanstalt. 1915
Kapitel 19

»Nun, wie ist es Euch auf Eurer Jagd gegangen?«, lautete Swintons erste Frage, als Alexander und der Major zum Lager zurückkehrten.

Der Letztere erwiderte: »Ziemlich gut! Wir sahen eine Antilopenart, die uns ganz neu war, und gaben uns alle Mühe, ein Stück davon zu schießen, wurden aber durch das unerwartete Zusammentreffen mit einer Löwin daran gehindert.«

Der Major berichtete sodann, wie er den Schwanz der Löwin gesehen und wie er sich hastig zurückgezogen hatte.

»Es freut mich zu hören, dass Ihr so klug wart, denn es wäre eine sehr übereilte Handlung gewesen, mit nur drei Büchsen eine Löwin anzugreifen. Die Antilopen sind also entkommen?«

»Ja, aber wir haben die Elen, die Ihr für eine so gute Kost erklärt habt. Bleiben wir noch länger hier oder ziehen wir flussaufwärts weiter?«

»Die Entscheidung dieser Frage müsst Ihr Wilmot überlassen«, entgegnete Swinton.

»Haltet es ganz nach Eurem Belieben«, sagte Alexander. »Dem Vernehmen nach soll übrigens das Wild immer reichlicher werden, je weiter wir nach Norden kommen.«

»Ja«, versetzte der Major, »und wir werden mit der Giraffe zusammentreffen, deren Erlegung jetzt das große Ziel meines Ehrgeizes ist. Ich habe Nashörner und Elefanten geschossen, aber jetzt muss ich auch eine Giraffe haben. Die ersteren Tiere finde ich auch in Indien, während die Letztere nur in diesem Land anzutreffen ist.«

»Und wenn Ihr wieder mit Euren Freunden in Indien zusammenkommt, möchtet Ihr ihnen sagen können, Ihr hättet etwas geschossen, dessen sie sich nicht rühmen können?«

»Allerdings, denn wozu sollte man auch so weit reifen, wenn man nach der Heimkehr nicht mit etwas dicke tun kann? Sage ich ihnen, ich habe Nashörner und Elefanten erlegt, so antworten sie mir: ›Wir auch!‹ Die Giraffe aber wird sie zum Schweigen bringen. Bemerkt Ihr nicht, Swinton, dass ich dann der Meister des Feldes bleibe? Doch da kommen die Khoikhoi mit unserem Wild. Lasst Eure Präparate für eine Weile liegen und seht, was wir für eine Morgenjagd gemacht haben.«

Swinton legte die Sessebei-Haut, die er eben reinigte, beiseite und begab sich mit seinen beiden Freunden zu der Stelle, wo die Leute versammelt waren, fühlte sich aber nicht wenig überrascht, als er die Häute und Kinnbacken des Löwen und der Löwin sah. Noch mehr erstaunte er, als ihm der Major berichtete, in welcher Weise sie die Tiere gemeistert hatten.

»Ihr habt Euch großer Gefahr ausgesetzt«, bemerkte er, »und ich bin froh, dass Ihr so gut weggekommen seid. Ihr habt recht, wenn Ihr sagt, ich würde den Versuch ausgeredet haben. Ihr seid wie ein paar kleine Jungen, welche die Abwesenheit ihres Hofmeisters benutzt haben, um Unfug zu treiben. Ich bin übrigens froh, dass es geschehen ist, denn jetzt kann ich doch hoffen, Euer Wunsch, einen Löwen zu schießen, werde Euch nicht mehr in unnötige Gefahr stürzen.«

»Nein gewiss nicht«, versetzte Alexander, »denn wenn man einmal das Kunststück vollbracht hat und dabei erfahren musste, wie schlimm es ausfallen könnte, so lernt man von selbst, fernerhin klug zu sein.«

»Weiter verlange ich nichts von Euch«, sagte Swinton, »denn ich würde mich unglücklich fühlen, wenn wir drei nicht samt und sonders wohlbehalten zum Kap zurückkehrten. Ich habe nie schönere Löwenhäute gesehen. Ich will sie für Euch zubereiten, dass Ihr sie bei Eurer Ankunft auf dem Kap in guter Ordnung findet.«

Wie gewöhnlich weihten die Khoikhoi ihren Nachmittag einer Fresserei – denn so muss man es wohl nennen, da sie so viel in sich hineinstopften, wie sie nur durch ihre Kehle hinunterbringen konnten. Unsere Reisenden fanden das Fleisch des Elens vortrefflich. Auch war weit mehr vorhanden, wie sie möglicherweise verzehren konnten. Die Khoikhoi durften nur eine gewisse Menge ins Lager bringen, damit durch den Geruch die wilden Tiere nicht herangelockt würden, denn wenn man sie hätte gewähren lassen, würden sie alles hereingeschleppt haben, obwohl sie es nie verzehren konnten. Abends wurden die Ochsen zusammengetrieben und Feuer angemacht. Die Nacht verlief ruhig.

Mit Tagesanbruch ließen sie das Vieh ein paar Stunden weiden, spannten es dann ein und setzten ihre Reise fort, indem sie sich so nah wie möglich an die Ufer des Flusses hielten. Sie sahen viele Flussochsen die schnaubend für einen Augenblick aus dem Wasser auftauchten, achteten aber nicht darauf, da sie das übrige Wild nicht stören wollten. Unterwegs fesselte die Mannigfaltigkeit der blühenden Blumen Alexanders Aufmerksamkeit.

»Erinnert diese Ebene nicht an einen türkischen Teppich, Major?«, sagte er. »Welch bunter Farbenwechsel!«

»Ja, aber so herrlich sie sich auch ausnehmen, sind doch alle geruchlos«, bemerkte der Major. »Ein einziges bescheidenes englisches Veilchen ist mir lieber, als sie alle zusammen.«

»Ich bin mit Euch einverstanden«, versetzte Swinton, »aber dennoch müsst Ihr zugeben, dass dieses Land über alle Beschreibung schön ist. Die Naturwiesen prunken von den mannigfaltigsten Blumen und finden eine liebliche Abwechslung in den Baumgruppen und Wäldern! Betrachtet diese Aloen mit der Fülle ihrer korallroten Blüten – was würde man wohl in England zahlen, wenn man sie nur zu sehen bekäme? Und die Scharlach- und Lilafarben der Klatschrosen- und Amaryllis-Arten! Auch seid Ihr im Irrtum, wenn Ihr glaubt, dass in diesem bunten Parterre kein Geruch vorhanden sei. Die Schlingpflanzen, die an jenen stattlichen Bäumen hinaufkriechen, verbreiten einen sehr lieblichen Duft, und wie malerisch winden sich nicht jene Reben um die Mimosen. Ich kann mir kaum denken, dass der Garten von Eden schöner ausgesehen habe.«

»Die Ähnlichkeit erstreckt sich auch noch weiter«, entgegnete der Major lachend, »denn die Schlange ist darin.«

»Ihr habt allerdings recht«, versetzte Swinton.

»Und ein wahres Vergnügen ist nicht ohne Sicherheit denkbar. Wenn ich immer auf der Hut sein und meine Augen nach allen Richtungen schweifen lassen muss, damit ich nicht auf eine Puff-Otter trete oder einer schießenden Cobra Capella begegne, so kann mir die Betrachtung dieser buntfarbigen Blumen, welche dergleichen Gewürm verbirgt, kein sonderliches Vergnügen gewähren. Wie zuvor gesagt, ich lobe mir die Veilchen und die Rosen Englands, die ich in Sicherheit pflücken und beriechen kann.«

»Ich bin mit Euch einverstanden, Major«, sagte Alexander. »Aber«, fuhr er lachend fort, »wir müssen dem Naturforscher etwas zugute stellen. Eine Puff-Otter hat einen Reiz für ihn, weil sie seine zoologische Sammlung vermehrt, und die Blumen betrachtet er als Botaniker. Er freut sich, sein Herbarium vergrößern und seinen Wagen mit Samen und Zwiebeln beladen zu können. Ebenso gut könntet Ihr es einem Landwirt verdenken, wenn er sich über eine reiche Ernte freut.«

»Oder sich selbst, dass er so entzückt ist über die vielen und verschiedenen Tiere, die von seiner Büchse fallen«, entgegnete Swinton lächelnd.

Bremen kam nun heran, um ihnen die Meldung zu machen, dass er in östlicher Richtung einen Haufen Leute entdeckt habe, die dem Anschein nach einen Wagen mit sich führten. Die Unterstützung durch die Teleskope ergab, dass dies wirklich der Fall war. Unsere Reisenden wandten daher ihre Pferde, um sich zu überzeugen, mit wem sie es zu tun hätten, und ließen die Karawane an den Ufern des Flusses weiterziehen. Nach einer Stunde waren sie in die Nähe der Fremden gekommen, und Swinton erkannte in ihnen augenblicklich Griqua oder die Mischlingsrasse aus Europäern und Khoikhoi. Natürlich fand die freundschaftlichste Begegnung statt, und die Griqua sagten, sie seien herausgekommen, nur Elefanten, Elen und andere Tiere zu jagen – Erstere wegen ihres Elfenbeins, Letztere wegen ihres Fleisches. Der Wagen, ein sehr alter Rumpelkarren, war mit Fleisch beladen, das sie in lange Streifen zerschnitten und zum Trocknen ausgehändigt hatten. Auch führten sie bereits viele Zentner Elfenbein mit sich. Sobald unsere Reisenden den Griqua mitgeteilt hatten, wohin sie zogen, erklärten die Griqua, sie würden abends ihren Wagen nachbringen und bei ihnen Lager schlagen. Alexander und seine Partie kehrten hierauf zur Karawane zurück.

Die Griqua langten versprochenermaßen spät am Nachmittag an. Sie bestanden aus sechzehn rüstigen Leuten und waren mit den langen Gewehren, wie sie die holländischen Buren zu führen pflegen, bewaffnet. Ihrer Aussage nach waren sie schon vor zwei Monaten von Griqua-Stadt ausgezogen und dachten nun an eine baldige Heimkehr, da ihr Wagen bereits seine volle Last hatte. Der Major gab nun an, dass er eine Giraffenjagd beabsichtigt, und erfuhr von den Griqua, er werde die Tiere südlich vom Vaal-Fluss treffen. Sie müssten daher zum Gebiet des Königs Moselikatsi übersetzen, der nördlich vom Fluss über das Bedschuana-Land herrsche. Es sei übrigens sehr gefährlich, ohne seine Erlaubnis diesen Versuch zu machen. Ja man sei nicht einmal sicher, wenn man sie eingeholt habe.

»Wisst Ihr etwas von diesem Mann, Swinton?«

»Ja, ich habe von ihm gehört, wusste aber nicht, dass er seine Eroberungen bis an den Vaal-Fluss herunter ausgedehnt hat.«

»Wer ist er?«

»Ihr habt von Chaka, dem König der Zulus gehört, der das ganze Land im Osten bis Port Natal bezwang?«

»Ja«, versetzte Alexander. »Wir haben von ihm gehört.«

»Moselikatsi war ein Häuptling über zwei oder drei Stämme, welcher, als ihn seine Feinde schwer bedrängten, zu Chaka seine Zuflucht nahm und einer seiner ersten Kriegshäuptlinge wurde. Nach einiger Zeit kriegte er wegen Verteilung erbeuteten Viehs mit Chaka Streit, und da er wohl wusste, dass er von dem Tyrannen keine Gnade zu erwarten hatte, so empörte er sich mit einer großen Macht gegen denselben und zog sich zum Bedschuana-Land zurück. Hier besiegte er alle Stämme, verleibte sie seinem eigenen Heer ein und wurde allmählich so furchtbar wie Chaka selbst. Bei Organisierung seiner Arme folgte er ganz Chakas Plänen und wurde dadurch zu einem sehr mächtigen Monarchen. Auch sagt man von ihm, er sei ein fast ebenso großer Tyrann und Despot, wie Chaka es gewesen war. Ich glaube die Griqua haben recht, wenn sie sagen, es dürfte gefährlich sein, ohne Erlaubnis durch seine Besitzungen zu ziehen.«

»Wenn wir ihm aber einen Boten schicken und Geschenke überreichen lassen, so wird er wohl keine Schwierigkeiten erheben?«, bemerkte Alexander.

»Vielleicht nicht – es sei denn, dass unsere Karawane seine Habgier reize. Dies könnte ihn bewegen, uns aufzuhalten und sich des Inhalts unserer Wagen zu bemächtigen. Es wird übrigens am zweckmäßigsten sein, diese Fragen den Griqua vorzulegen, welche sie wahrscheinlich am besten beantworten können.«

Die Griqua wurden nun befragt und erwiderten, man könne die Sache am besten so angreifen, wenn man eine Gesandtschaft nach der Hauptstadt der Metebili, wo Moselikatsi sich aufhalte, schicke und die Erlaubnis, im Land zu jagen, nachsucht. Zugleich solle man den Monarchen bitten, einige seiner Hauptleute zu senden, damit sie die dem König zugedachten Geschenke in Empfang nähmen. Die Antwort werde nicht lange ausbleiben, denn es sei bloß nötig, an einem der vorgeschobenen Posten dem nächstbesten Offizier von Moselikatsis Heer die Bitte vorzutragen. Dieser werde augenblicklich einen Eingeborenen mit der Botschaft abschicken und die Antwort weit früher zurückbringen, als wenn sie selbst dieselbe einholen wollten. Bremen und drei andere Khoikhoi erboten sich zur Besorgung dieses Auftrages, im Falle es unseren Reisenden so genehm wäre. Diese erhoben jedoch keine Einwendung und die Boten stiegen nachmittags auf ihre Pferde, um über den Fluss zu setzen. Dem Rat der Griqua zufolge wurde das Lager wegen der Löwen nach einer Stelle verlegt, die sich eine starke halbe Stunde weiter oben am Fluss befand.

Das Wetter drohte nun mit einem Wechsel und Massen von Wolken sammelten sich, die sich aber wieder zerstreuten. Am anderen Tag sah der Himmel noch drohender aus. Der Donner rollte fern über dem Gebirge und Blitze zuckten in allen Richtungen. Der Regen aber, wenn anders welcher fiel, erstreckte sich nur bis an die nächsten Berge. Bald blies der Wind so stark, dass es wohl der starken Wagendecken bedurfte, um ihm Widerstand zu leisten, und sie fanden es schwer, nachts ihre Feuer brennend zu erhalten. Sie hatten sich in einer weiten, mit hohem Gras bedeckten Ebene gelagert, wo es von Elen und anderen Antilopenarten wimmelte, und blieben fünf Tage an Ort und Stelle, um die Antwort des Königs der Metebili abzuwarten. Während dieser Frist gingen sie jeden Tag auf die Jagd, um sich mit Wildbret zu versehen. Am Sonntag, nachdem sie wie gewöhnlich den Gottesdienst verrichtet hatten, bemerkten sie windwärts einen dichten Rauch, der, da der Wind frisch war, bald zu ihnen herankam und sie sehr belästigte.

Swanevelt gab an, das hohe Gras sei auf eine oder die andere Weise in Brand geraten, und da das Feuer zu dem Lager herunterzukommen drohe, so seien die Khoikhoi und Griqua beschäftigt, eine Strecke umher vom Gras zu befreien. Nachdem sie dies getan hatten, gingen sie einige hundert Schritte gegen den Wind und zündeten an mehreren Plätzen Feuer an, sodass das Gras schnell bis zu dem gelichteten Raum abbrannte, worauf das Feuer erlosch. Diese Maßregel war sehr notwendig gewesen, wie der Erfolg lehrte, denn mit dem Einbruch der Nacht stand die ganze Gegend auf Stunden hin in Brand, und der Wind trug die Flamme rasch nach dem Lager hinunter.

Der Himmel war mit Wolken bedeckt, und die Dunkelheit der Nacht ließ die Flammen noch lebhafter erscheinen. Der Wind trieb sie unter lautem, prasselndem Getöse weiter. Das Feuer fegte über den wellenförmigen Grund dahin, bald sich hebend, bald in dem Eintiefungen verschwindend, sodass die ganze Landschaft meilenweit erhellt war.

Während unsere Reisenden zusahen, wie die Flammen fortschritten, und da oder dort eine erschreckte Antilope, gleich einer schwarzen Gestalt in dem Schattenspiel, von ihrem Lager aussprang, brach plötzlich das Gewitter los, und der Regen schoss, von großen Hagelkörnern, Donner und Blitz begleitet, in Strömen nieder. Der Wind ließ nach, und mit dem ersten Losbrechen des Gewitters folgte dem Prasseln der Flammen eine totenartige Stille. Eine wahre Sintflut stürzte hernieder, und im Nu war jeder Funken des Brandes erloschen.

Die tiefe Finsternis wurde nicht einmal durch ein einziges Sternlein unterbrochen.

Der andere Morgen war hell und klar. Nach dem Frühstück bemerkten unsere Reisenden die Khoikhoi, welche sie an Moselikatsi abgeschickt hatten, in Begleitung von drei Eingeborenen auf dem entgegengesetzten Ufer des Flusses. Die Boten setzten über den Strom und trafen bald im Lager ein. Die drei Metebili waren große kräftige Männer, gut gebaut, und mit regelmäßigen Gesichtszügen. Ihr Haar hatten sie geschoren und über dem Skalp befand sich ein ovaler Ring. Die Läppchen ihrer linken Ohren aber waren durch so große Löcher durchbohrt, dass ein kleiner Flaschenkürbis darin stecken konnte, welche sie als Schnupftabakdose brauchten. Ihr Anzug bestand aus Katzenfellstreifen, die von einem Gürtel niederhingen, und in der Hand trug jeder zwei Wurfspieße und eine knotige Keule, die gleichfalls als Wurfwaffen dienen.

Unsere Reisenden hießen sie herzlich willkommen, setzten ihnen eine schöne Portion Elensteak vor und füllten ihre Dosen mit Schnupftabak. Sobald sie mit dem Essen fertig waren und viel Tabak in ihre Nasenlöcher hinaufgeschnuppert hatten, erklärten sie durch den Mund der Griqua, welche ihre Sprache verstanden, dass sie von dem größten Monarchen der Welt, Moselikatsi kämen. Derselbe verlange zu wissen, wer die Fremden wären, was sie von ihm wollten und was für Geschenke sie ihm gebracht hätten.

Swinton, der das Amt des Sprechers übernahm, entgegnete, sie seien Jäger und keine Handelsleute. Ihre Absicht bestehe darin, die Wunder des Landes zu sehen, das einem so großen Monarchen gehöre, und weil sie vernommen hätten, Se. Majestät habe in Hochdero Landen Tiere, die sich anderswo nicht finden ließen, so erbäten sie sich die Erlaubnis, einige davon zu töten, um nach ihrer Rückkehr zu ihrem eigenen Volk zeigen zu können, wie wundervoll das Land sei, das einem so großen König gehöre. Sie hatten Glasperlen, Kupferdraht, Messer, Zündbüchsen, Schnupf- und Rauchtabak mitgebracht, und von alledem wollten sie dem großen Monarchen ein Geschenk machen – den einen Teil, sobald sie die Erlaubnis erhalten hätten, sein Gebiet zu betreten, den anderen, wenn sie im Begriff seien, dasselbe wieder zu verlassen. Von den gedachten Artikeln wurde nun ein hübscher Vorrat herbeigeholt, und die Boten des Königs musterten denselben mit einigem Erstaunen. Dann erklärten sie, ihr König werde sich sehr freuen, wenn er alle diese Dinge sehe, und habe sie aufgefordert, den Reisenden zu sagen, sie könnten ohne Gefahr in seine Besitzungen kommen und nach Gutdünken Tiere schießen. Se. Majestät habe einem von ihnen aufgetragen, bei der Partie zu bleiben, und sobald Moselikatsi sein Geschenk erhalten habe, werde er einen Häuptling schicken, welcher für die Sicherheit der Wanderer verantwortlich sein werde. Die Metebili packten sodann die Geschenke zusammen, und zwei derselben brachen auf, um in voller Hast wieder zu dem König zurückzukehren. Der Dritte, welcher zurückblieb, erklärte, die Jäger könnten über den Fluss setzen und das Metebili-Land betreten, sobald es ihnen gefalle.

Es folgte nun eine Beratung des Inhalts, ob sie mit ihrer ganzen Macht übersetzen sollten oder nicht. Die Metebili hatten unseren Reisenden mitgeteilt, dass sie nach drei Tagesreisen auf die ersehnten Giraffen treffen würden. Da jedoch von dem Übergang über den Fluss einige Gefahr zu besorgen stand und sein Wasser werde sich bald heben, so handelte sich es, außerdem aller Grund zu der Annahme vorhanden war, um die Frage, ob es ratsam sein dürfte, auch nur einen einzigen Wagen mitzunehmen. Man holte die Ansicht der Griqua ein und beschloss endlich, nur Alexanders Wagen mit fünfzehn Ochsenpaaren mitzunehmen. Auch sollten einige der Griqua, Swanevelt, Omrah und Mahomed mitziehen. Bremen und die Khoikhoi dagegen erhielten die Weisung, bei den anderen drei Wagen und den übrigen Griqua zu bleiben, bis unsere Reisenden zurückkehren würden. Diese Anordnung war den Khoikhoi durchaus nicht unangenehm, da sie keine sonderliche Lust hatten, dieses Metebili-Land zu betreten. Auch fühlten sie sich an ihrem gegenwärtigen Standquartier behaglich genug, da sie reichlich mit gutem Fleisch vorgesehen waren. Alexanders Wagen wurde daher mit Bettzeug und sonstigen Artikeln, die sie brauchen konnten, geladen, alles Übrige aber in den anderen Wagen untergebracht. Sie wählten die besten Ochsen und acht der flüchtigsten Pferde aus. Dann fragte man die Metebili nach der besten Furt durch den Fluss, und eine Stunde später befanden sich unsere Reisenden auf dem anderen Ufer.

Die erste Tagesreise bot keine Veränderung in der Landschaft, und fand allenthalben dieselbe Abwechslung und Pracht der Blumen. Elentiere und andere Antilopen zeigten sich reichlich, und da sich bald auch Haufen von Eingeborenen anschlossen, welche baten, man möchte einige der Tiere für sie erlegen, so wurde unterwegs so viel Wildbret geschaffen, dass auch diese Supplikanten zufriedengestellt werden konnten. Überhaupt brauchten unsere Reisenden, wenn ihnen die Eingeborenen lästig wurden, nur ein Elentier zu töten, um sich dieselben vom Hals zu schaffen, denn sie blieben dann augenblicklich zurück, um das Tier zu verzehren, obschon sie in unglaublich kurzer Zeit damit zustandekamen. Der Metebili, der sie geleitete, war ein Häuptling und fand, wenn er Befehle erteilte, augenblicklichen Gehorsam, sodass unsere Wanderer nicht viel Ungelegenheiten mit den Eingeborenen hatten, deren Hauptbelästigung darin bestand, dass sowohl Männer als auch Frauen unablässig um Schnupftabak bettelten. Auch fürchteten sie keinen Verrat vonseiten des Metebili-Königs, denn sie waren gut bewaffnet, hatten in den Griqua tapfere Männer bei sich und konnten bei der Überlegenheit ihrer Wehrverfassung wohl einer großen Macht standhalten. Indes wurden doch, so oft sie ihr Nachtlager aufschlugen, (was stets im Mittelpunkt einer großen Ebene geschah, um einer Überraschung vorzubeugen) alle geeigneten Vorsichtsmaßregeln getroffen und unabänderlich große Feuer um den Wagen angezündet.

In dieser Weise wanderten sie zwei Tage und langten abends in einer großen Ebene an, die am Fuß eines niedrigen Gebirges lag und mit Mimosenbäumen besprenkelt war. Der Metebili sagte ihnen, sie würden hier die Giraffen finden, und der Major, welcher auf einen derartigen Anblick sehr gespannt war, hielt bis zum Einbruch der Nacht sein Fernglas in alle Richtungen, ohne übrigens einen Gegenstand seines Forschens zu entdecken. Sie legten sich selbige Nacht in sehnsüchtiger Erwartung des folgenden Morgens zur Ruhe, denn sie hofften, nunmehr diesen merkwürdigen Tieren zu begegnen. Nachdem sie ihre Gewehre untersucht und jede Vorsichtsmaßregel getroffen, auch ihre Feuer angezündet und die Wache ausgestellt hatten, empfahlen sie sich der göttlichen Obhut und lagen bald in tiefem Schlaf.