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Der Welt-Detektiv Band 6

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Pamfilius Frohmund Eulenspiegel 11

Pamfilius-Frohmund-EulenspiegelDer durch eine steinalte, boshafte, drachenhässliche Teufels-Hexe in allerlei Viecherln verzauberte und durch einen Teufels- und G’waltsrausch wieder glücklich erlöste
Pamfilius Frohmund Eulenspiegel,
Erzkalfakter und einziger Sohn des weltberühmten Till Eulenspiegels,
nebst Pamfilis ganz neue, höchst lustigen Abenteuer, lustigen Streichen und tollen Possen
Altötting, Verlag der J. Lutzenberger’schen Buchhandlung.

Pamfili als Pudel

ganz schwarz, mit weißen Ohren und gelben Pfoten. Hätte mich die alte Hexe in einen Fanghund verwandelt anstatt in einen Pudel, ich würde sie in Stücke zerrissen haben, wenn sie nicht bissfest gewesen wäre. So aber lief ich auf und davon und kam in eine Stadt, wo mich in einer abgelegenen Gasse ein armer Dichter fing und mich über Nacht behielt. Da ich jedoch seine schlechten Verse nicht fressen konnte, die mich vergiftet hätten und er sonst keinen Hundebrocken für mich besaß, so verkaufte er mich nach wenigen Tagen aus Mitleid an eine junge hübsche und reiche gnädige Frau, die mich so zärtlich liebte, wie ihr eigenes Kind, das sie nicht hatte. Ihr schon bejahrter Gemahl war den ganzen Tag außer Haus beschäftigt und inzwischen leistete ihr ein junger Kavalier Gesellschaft, der ihr in einem tugendhaften Lebenswandel Unterricht erteilte. Bei diesem beklagte sie sich, dass ihr Miri – so nannte sie mich – auf ihren Spaziergängen mit Hundedamen sehr unschickliche Gespräche halte. Er gab ihr den Trost, dass er mir morgen diese Unart vertreiben lassen werde. Ich hörte dies mit Entsetzen, erwartete aber den Morgen nicht, sondern lief noch in derselben Nacht davon. Bei einer alten Dame auf einem Schloss fand ich nach einiger Zeit ein wahres Hundeparadiesleben, welches jedoch die böse Hexe mir nicht vergönnte und mich in ein Ross verwandelte.

Pamfili als Ross

Mir behagte es aber weder, einen Reiter zu tragen, noch einen Wagen zu ziehen, noch auf der Reitbahn Künste zu lernen. Und die zahllosen Peitschenhiebe, die ich deswegen erhielt, behagten mir noch weniger. Meine guten Tage fingen erst an, als man mich auf einen Fohlenhof brachte, wo ich gut und viel zu fressen bekam. Als ich die erste Frau erhielt und ich bereits meines ehelichen Glücks mich erfreute, missfiel selbst mein kurzes Glück der boshaften Hexe. Sie schwang den Zauberstab und sogleich grunzte

Pamfili als Sau

Ein Sautreiber, der mit einer großen Herde Säue des Wegs kam, fand mich auf der Landstraße und nahm sich meiner väterlich an. Er verkaufte mich nebst den anderen an den Besitzer eines großen Landguts, der in seinem großen Schweinestall schon Schweine hatte, die mich mit der größten Artigkeit empfingen und mir immer den besten Teil des Futters zuschoben. In eine sehr höfliche und liebenswürdige junge Sau verliebte ich mich sterblich und sie erwiderte meine Neigung mit der größten Zärtlichkeit. Ich hielt um ihre Hand an, die mir auch nach einer Bedenkzeit von 14 Tagen bewilligt wurde.

Kaum waren aber vier Honigwochen unserer Verbindung vorüber, als sie einen ganz anderen Charakter zeigte, ihren Leib vernachlässigte, indem sie sich nicht mehr wusch und so säuisch wurde, wie eine Sau. Dabei wurde sie auch pumpfgrob, stieß mich mit ihrem Rüssel oft in die Rippen und wagte es sogar, mich einen Landstreicher zu schimpfen. Das ärgerte mich und ich dachte schon daran, mich von ihr scheiden zu lassen, als der Gutsherr eine ganz andere Scheidung vornahm.

Er kam eines Morgens in den Stall mit seinem Metzger, der nacheinander uns alle betastete, die fetten, zu denen auch ich und meine mir verhasste Streugenossin gehörte, in einen Nebenstall brachte, indem wir abgestochen werden sollten, weil der Gutsherr eine große Lieferung von Schinken in die Stadt übernommen hatte. Von jeher sehr kitzlig am Hals, schauderte ich vor einem Messerstich zurück und flehte daher nachts die unsichtbare Hexe kniefällig an, mich zu retten, am liebsten durch Verzauberung in einen Esel.

Wirklich erfüllte sie meine inständige Bitte, und plötzlich trabte

Pamfili als Esel

auf einem saftigen Kleefeld.

Ich hatte nämlich oft gehört und gelesen und in der Residenzstadt Assingen mit eigenen Augen gesehen, dass große Esel häufig ein großes Glück machten. Dies war auch der Hauptgrund, der mich bewog, die verfluchte Hexe zu bitten, mich in einen Esel zu verzaubern, indem ich hoffte, dann auch mein Glück machen zu können. Die infame Bestie muss jedoch meine Absicht bemerkt haben, denn sie verzauberte mich leider in einen kleinen Esel, wie mir ein kurzer Blick auf meine Gestalt zeigte, und als solcher hatte ich nicht nur keine Aussicht auf ein großes Glück, sondern auch wahrscheinlich auf gar keines.

So war es auch, wie sich bald zeigte, denn kaum hatte ich mich am Klee sattgefressen, als es Prügel auf meinen Rücken regnete. Als ich neugierig den Kopf emporstreckte, um die Wolke zu sehen, aus welcher dieser Regen kam, erblickte ich einen Müller, dem die gleich in der Nähe gelegene Mühle gehörte, und der mir dieses hölzerne Frühstück aufwichste.

»Bist du endlich wieder da, du seit acht Tagen mir entlaufener Halunke?«, rief er zornig aus, ohne in seiner Gemütsaufregung das Fort prügeln zu vergessen. »Du wagst es sogar, mein schönes Kleefeld abzufressen. Fort in die Mühle! Du sollst gleich jetzt Mehlsäcke in die Stadt schleppen. Füttern ist nicht mehr notwendig. Du hast deinen Ranzen schon selbst angefüllt.«

Mein Prügelmeister spannte mich ein und prügelte mich in die Stadt. Nach dem Verkauf des Mehls setzte er sich auf das Wägerl und prügelte mich zu einem frischen Trab, obgleich mich alle Knochen schmerzten. Eine Viertelstunde außerhalb der Stadt begegnete uns ein Herr und eine Dame, ganz nach der Mode gekleidet. Die Dame trug ein Reitkleid und eine sehr schöne Reitgerte in der Hand. Beide blieben stehen und betrachteten mich aufmerksam.

»Das ist ein sehr schöner Esel, den ich wirklich zu besitzen wünschte, um auf ihm die Bergpfade hinaufzureiten, wenn ich im Gebirgsbad bin, das mir der Hausarzt verordnet hat«, sagte die Dame mit einem zärtlichen Blicke auf ihren Begleiter, der mit einer Bereitwilligkeit, aus der ich ersah, dass er der Liebhaber der Dame, aber gewiss nicht ihr Gatte war, mich sogleich dem Müller abkaufte, der wieder umkehren musste. Ich kam in einen vornehmen Stall, wurde dort vortrefflich verpflegt und reiste später mit der Dame ins Gebirgsbad, nur wegen Mangel an Platz nicht neben ihr im Wagen, sondern hinter diesem an einer kleinen langen Kette befestigt. Alle Tage ritt die Dame auf mir in die Berge mit ihrem Begleiter, dieser auf einem größeren Esel als ich, der aber dennoch sein Glück noch nicht gemacht zu haben schien. Oben angekommen, stiegen beide ab, banden uns zwei Kopfhänger an starke Baumzweige und lustwandelten Arm in Arm – offenbar von dem gemeinsamen Wunsch beseelt – Alpenrosen auszusuchen.

Das beständige Bergsteigen war uns zwei Eseln bald sehr lästig, und da wir weder Brusttee noch die so heilkräftige Eselsmilch gegen unseren anfangenden Schwindsuchthusten erhielten, machten wir eine eselhafte Verschwörung und brannten auf einem Berg oben durch, als der Herr und die Dame gerade abgestiegen waren, um uns wie gewöhnlich wieder anzubinden. Der große Esel machte nun doch sein Glück, indem seine Flucht ihm glücklich gelang. Ich aber fiel in eine tiefe Schlucht hinunter und brach einen Fuß.

Im furchtbarsten Schmerz schrie ich: »Gnädige Frau Hexe, hilf mir, sonst muss ich sterben.«

Die Hexe stand auch gleich vor mir und sagte: »Du bist wahrhaftig dümmer als ein Esel und gar nicht wert, ein rechter Esel zu sein. Ich will dich daher in ein Tier verwandeln, in dessen Gehirnkasten deine Dummheit am besten untergebracht ist.«

Sie berührte mich mit ihrem Zauberstab, und plötzlich stand

Pamfili als Ochse

in einem Rindviehstall.

Bald darauf trat ein Landwirt mit einem Viehhändler in den Stall, näherte sich meinem Stand und log.

»Sieh, Martl, diesen Ochsen hab’ ich erst gestern teuer gekauft, er ist auch ein Kapitalochse.«

»Oho, geht schon an! Ist ja noch so mager wie ein Rind. Was soll er kosten?«

»165 Gulden – ein Spottgeld!«

»Du bist ein Narr! Ich muss ihn ja erst sechs Wochen lang in die Mast stellen bei dir, bis ich ihn brauchen kann und dafür auch wieder extra bezahlen. 130 Gulden geb’ ich dir.«

»Das ist zu wenig.«

Zu 136 Gulden wurde der Handel abgeschlossen.

Ich führte ein gutes Mastleben und tröstete mich damit, dass mich die gnädige Frau Hexe schon zur rechten Zeit vor dem Todesbeil des Metzgers bewahren werde. Bisweilen durfte ich an einem schönen Tag auf einer Wiese weiden, die mitten in einem Wald lag. Da kam eines Tages die Hexe aus dem Wald auf mich zu, berührte mich mit ihrem Zauberstab und machte mich wieder zu einem Menschen, so dass nun

Pamfili als Pamfili

wieder unter seinesgleichen gehen konnte.

»Halt!«, sagte sie, als ich den Mund öffnete, um ihr für die Gnade zu danken, dass ich nun kein Viecherl mehr zu sein brauche. »Halt und sei nicht voreilig mit deinem Dank; denn ob du auch von jetzt an ein Mensch bleiben wirst, hängt erst noch von der Erfüllung einer Bedingung ab!«

»Von welcher Bedingung?«

»Du erinnerst dich noch, wie du dem bildschönen Mädchen a Bussl gegeben hast?«

»Ja, recht gut. Wenn aber die schöne Jungfrau mir das Bussl nicht vergönnte, so hätt’ ich es ihr herzlich gerne wieder zurückgegeben.«

»Scherze nicht Bösewicht, sonst verzaubere ich dich in einen Mistfinken oder in eine Klapperschlange und sonst noch in alle möglichen Viecherln!«

»Braucht’s aber nicht. Die Bedingung?«

»Dass du auch mir a Bussl gibst!«

Einem hässlichen Drachen a Bussl geben! Da kehrt sich der Magen mit der ganzen Natur um!

Die harte Antwort blieb mir erspart, denn plötzlich brauste über die Baumgipfel ein Teufel, packte mit seinen Krallen die Hexe samt ihrem Zauberstab und heulte unter wildem Grinsen: »Ha, Ungetreue, hab’ ich dich endlich erwischt! Fort mit mir auf den Blocksberg!« Und blitzschnell setzten beide ihre Luftreise fort.

Hoch erfreut über meine Erlösung erwachte ich auf dem nämlichen Plan, auf welchem ich dem verführerischen Mädchen a Bussl gegeben hatte, und weiß noch heutigen Tags nicht ganz gewiss, ob ich wirklich in alle diese Viecherln verzaubert worden bin oder ob ich nur lebhaft davon träumte, als ich unfähig noch einen Fuß aufzuheben, zu Boden fiel, um unter freiem Himmel die ganze Nacht hindurch den größten G’waltsrausch meines gemütlich auszuschlafen. In drei Stunden kam ich glücklich und nüchtern zu Hause an und die verfluchte Hexe hab ich nie wieder zu sehen bekommen.

Wenn nun meine lieben Leser und schönen Leserinnen so viel Unterhaltung in meiner Erzählung gefunden haben, dass sie auch meine früheren sehr merkwürdigen Abenteuer und lustigen Streiche von meiner Geburt an zu erfahren wünschen, so dürfen sie nur gefälligst das von dem nämlichen Verleger herausgegebene beispiellos ergötzliche Büchlein sich verschaffen unter dem Titel: Des Erzkalfakters, Quadratschlankels und durchtriebenen Leuteverirrers, Pamfilius Frohmund Eulenspiegel,

des allbekannten, berüchtigten und weltverrufenen Till Eulenspiegel einzigen Sohns pfiffige Streiche, Ränke, Schwänke und lustige Possen, als: Hendlschnipfer, Brotschwindler, Rahmkripser, Fischdieb, Entenangler, Zigeuner-, Schneider- und Schusterlehrbua, Herzogs-Lebensretter, Herold, Schatzgräber, magistratischer Bademeister, Hofnarr, Feldherr, frommer Pilger, glücklich dem Galgen entgangener Spieler und so weiter …

… und diese in Bälde hier auf dem Geisterspiegel lesen.