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Die Trapper in Arkansas – Band 3.2

Die-Trapper-in-Arkansas-Band-3Gustave Aimard (Olivier Gloux)
Die Trapper in Arkansas Band 3
Zweiter Teil – Waktehno – der, welcher tötet
Kapitel 5 – Das Bündnis

Wir müssen jetzt zu Treuherz zurückkehren.

Nachdem der Jäger ungefähr zehn Minuten vor sich hingegangen war, ohne sich die Mühe zu nehmen, einen der unzähligen Fußpfade einzuschlagen, welche die Prärie durchkreuzen, blieb er stehen, stützte den Kolben seiner Flinte auf den Boden, lauschte den hundert Tönen der Wildnis, welche für den, der an das Leben in den Prärien gewöhnt ist, alle eine Bedeutung haben. Als ihn wahrscheinlich der Erfolg seiner Beobachtung zufriedengestellt hatte, stieß er in drei gleichen Pausen das Geschrei einer Elster aus, welches er so vollkommen nachahmte, dass mehrere dieser Vögel, die im dichten Laub versteckt waren, ihm sogleich antworteten.

Kaum war der dritte Schrei in der Luft verhallt, als der bis dahin schweigsame, und wie es schien, einsame Wald sich wie durch einen Zauberschlag, belebte.

Eine Menge Jäger mit kräftigen Zügen und malerischen Kostümen erhoben sich von allen Seiten aus der Mitte des Gebüsches und Grases, wo sie sich versteckt gehalten hatten, und bildeten augenblicklich einen dichten Kreis um die Jäger.

Der Zufall fügte es, dass die Ersten, welche Treuherz erblickte, der Schwarze Hirsch und Eusebio waren, welche nur wenige Schritte von ihm entfernt standen.

»O!«, rief er aus und reichte ihnen mit Wärme die Hand, »ich verstehe, meine Freunde. Dank, tausend Dank für Euren herzlichen Beistand, aber doch bedarf ich, Gott sei Dank, Eure Hilfe nicht mehr.«

»Um so besser«, sagte der Schwarze Hirsch.

»So ist es Ihnen gelungen, sich aus den Händen jener verteufelten Rothäute zu befreien?«, fragte der alte Diener teilnehmend.

»Redet nicht übel von den Comanchen«, antwortete Treuherz lächelnd, sie sind jetzt meine Brüder.

»Sprecht Ihr im Ernst«, sagte der Schwarze Hirsch lebhaft, »steht Ihr wirklich auf freundschaftlichen Fuß mit den Indianern?«

»Ihr werdet selbst darüber urteilen. Der Friede ist zwischen uns geschlossen, meine Freunde. Wenn Ihr es erlaubt, werde ich Euch gegenseitig miteinander bekannt machen.«

»Nun, wahrhaftig! Unter den obwaltenden Umständen konnte uns kein größeres Glück widerfahren«, sagte der Schwarze Hirsch, »und da Ihr frei seid, so können wir uns mit anderen beschäftigen, die jetzt in großer Gefahr schweben und Eurer Hilfe wahrscheinlich dringend bedürfen.«

»Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte Treuherz mit teilnehmender Neugier.

»Ich will damit sagen, dass Menschen, denen Ihr bei dem letzten Brand in der Prärie schon einen großen Dienst geleistet habt, in diesem Augenblick von einer Räuberbande umringt sind, die, wenn es nicht schon geschehen ist, nicht zögern werden, sie anzugreifen.«

»Wir müssen ihnen zu Hilfe eilen!«, rief Treuherz mit einem Eifer, den er nicht unterdrücken konnte.

»Das ist, bei Gott auch unsere Absicht, doch wollten wir Euch zuvor befreien, Treuherz. Ihr seid die Seele unserer Gesellschaft, ohne Euch hätten wir nichts Rechtes vollbracht.«

»Ich danke Euch, meine Freunde. Doch da ich jetzt, wie Ihr seht, frei bin, so hält uns nichts mehr zurück und wir werden sogleich aufbrechen.«

»Verzeiht«, sagte der Schwarze Hirsch, »aber wir haben mit einem starken Feinde zu tun. Die Piraten, welche wissen, dass sie auf keine Gnade zu hoffen haben, kämpfen wie Tiger. Je zahlreicher wir daher sind, desto wahrscheinlicher werden wir siegen.«

»Das ist richtig! Doch was wollt Ihr damit sagen?«

»Ich will damit sagen, dass, da Ihr in unserem Namen mit den Comanchen Frieden geschlossen habt, so wäre es möglich …«

»Ihr habt, bei Gott, recht, Schwarzer Hirsch«, unterbrach ihn Treuherz eifrig, »daran dachte ich nicht. Die indianischen Krieger werden es uns danken, wenn wir ihnen eine Gelegenheit bieten, ihre Tapferkeit zu zeigen. Sie werden unser Unternehmen mit Freuden unterstützen. Ich übernehme es, sie dazu zu bestimmen. Folgt mir alle, ich will Euch meinen neuen Freunden vorstellen.«

Die Trapper sammelten sich und bildeten eine ansehnliche Truppe von etwa vierzig Mann.

Man trug die Waffen zum Zeichen des Friedens verkehrt herum und machte sich, den Schritten des Jägers folgend, auf den Weg zum Lager.

»Und meine Mutter?«, fragte Treuherz Eusebio bewegt.

»Sie ist in Sicherheit in der Hütte des Schwarzen Hirsches.«

»Wie geht es ihr?«

»Gut, doch sie ist voll Besorgnis«, antwortete der Greis. »Ihre Mutter ist eine Frau, die nur mit dem Herzen lebt. Sie besitzt einen großen Mut. Die größten körperlichen Schmerzen rühren sie nicht. Schon gedenkt sie nicht mehr der unmenschlichen Qualen, die sie ausgestanden hat.«

»Gott sei Dank! Doch dürfen wir sie nicht länger in so tödlicher Angst lassen. Wo ist Euer Pferd?«

»In der Nähe hier versteckt.«

»Sucht es und reitet zu meiner Mutter. Ihr werdet sie beruhigen und Euch dann beide in der Höhle am Grünspan verstecken, wo sie vor jeder Gefahr sicher sein wird. Bleibt bei ihr. Die Höhle ist leicht zu finden, sie liegt nicht weit vom Felsen des toten Büffels. Wenn Ihr übrigens dort angekommen sein werdet, so könnt Ihr meine Rastreros in Freiheit setzen. Ich lasse sie Euch, sie werden Euch geraden Weges hineinführen. Habt Ihr mich wohl verstanden?«

»Vollkommen.«

»So eilt, wir haben das Lager erreicht. Eure Gegenwart hier ist überflüssig, indessen sie dort unentbehrlich ist.«

»Ich gehe.«

»Lebt wohl.«

»Auf Wiedersehen.«

Eusebio pfiff den Jagdhunden, nahm sie fest an die Leine. Nachdem er dem jungen Mann die Hand nochmals geschüttelt hatte, verließ er ihn und bog wieder in den Wald ein, indessen die Truppe der Jäger die Grenze der Lichtung erreichte, auf welcher das indianische Lager aufgeschlagen war. Die Comanchen bildeten in einiger Entfernung von den Grenzen ihres Lagers einen weiten Halbkreis, in dessen Mitte sich die Häuptlinge befanden.

Den Ankommenden zu Ehren hatten sie ihre besten Kleider angelegt und sich wie zum Krieg bemalt und bewaffnet.

Treuherz ließ seine Truppe halten, und indem er selbst allein weiter ging, entfaltete er ein Büffelfell, welches er flattern ließ.

Darauf verließ Adlerkopf die übrigen Häuptlinge und ging dem Jäger gleichfalls mit einem entfalteten Büffelfell zum Zeichen des Friedens entgegen.

Als sich die Männer einander bis auf drei Schritte genähert hatten, blieben sie stehen und Treuherz nahm das Wort auf.

»Der Herr des Lebens«, sagte er, »liest in unseren Herzen. Er weiß, dass der Weg zwischen uns schön und eben ist, und die Worte, die unsere Brust atmet und unser Mund spricht, aufrichtig sind. Die weißen Jäger kommen, um ihre roten Brüder zu besuchen.«

»Sie sollen uns willkommen sein«, antwortete, Adlerkopf herzlich und verneigte sich mit dem Adel und der majestätischen Anmut, die den Indianern eigen ist.

Nach diesen Worten feuerten die Comanchen und die Jäger ihre Waffen in die Luft ab und stießen ein lautes Freudengeschrei aus.

Nun wurde alle Etikette verbannt, die beiden Truppen mischten und verschmolzen sich so vollständig, dass sie in Kürze nur noch eine bildeten.

Indessen hatte Treuherz, der, nachdem was ihm der Schwarze Hirsch mitgeteilt hatte, wohl wusste, wie kostbar die Zeit war, Adlerkopf beiseite genommen und ihm ganz offen mitgeteilt, welchen Dienst er von seinem Stamm erwarte.

Der Häuptling lächelte bei dem Antrag. »Mein Bruder soll befriedigt werden, er mag ein wenig warten.«

Darauf verließ er den Jäger und ging zu den übrigen Häuptlingen zurück.

Bald darauf stieg der Ausrufer auf die Veranda und berief mit lauter Stimme die angesehensten Krieger zu einer Versammlung in die Beratungshütte.

Treuherz’ Antrag fand allgemeinen Beifall. 90 auserwählte Krieger, die Adlerkopf befehligte, wurden bezeichnet, um die Jäger zu begleiten und mit allen Kräften zum Erfolg des Unternehmens beizutragen.

Die Freude unter den Indianern war allgemein, als die Entscheidung der Häuptlinge begannt gemacht wurde.

Die Verbündeten sollten sich bei Sonnenuntergang aif den Weg machen, um den Feind zu überrumpeln.

Man tanzte den großen Kriegstanz mit allen bei solchen Gelegenheiten üblichen Zeremonien, den die Krieger mit den im Chor gesungenen Worten begleiteten.

Herr des Lebens, sieh’ mich mit günstigem Auge an.

Du hast mir den Mut verliehen, meine Adern zu öffnen.

Als man im Begriff war, aufzubrechen, wählte Adlerkopf, welcher wusste, wie gefährlich der Feind sei, den man angreifen wollte, zwanzig Krieger aus, auf die er sich verlassen konnte, schickte sie als Kundschafter voraus und versah sie mit Scottè Wigwas, das heißt Baumrinde, damit sie, im Falle sie Hilfe brauchten, sogleich Feuer anbrennen könnten. Hierauf untersuchte er die Waffen der Krieger sorgfältig. Als er mit dem Resultat seiner Inspektion zufrieden war, gab er das Zeichen zum Aufbruch.

Die Comanchen und Trapper schritten in indianischer Ordnung vor und verließen unter Führung ihrer Befehlshaber das Lager unter den guten Wünschen und Ermahnungen ihrer Freunde, die ihnen bis zu den ersten Bäumen des Waldes das Geleit gaben.

Die kleine Armee bestand aus 130 entschlossenen, gut bewaffneten Männern, deren Anführer vor keinem Hindernis zurückschreckten, die keine Gefahr scheuten.

Es herrschte tiefe Finsternis. Der Mond, den dicke schwarze Wolken, die schwerfällig am Himmel hinzogen, von Zeit zu Zeit versteckten, gab nur einen matten, unbestimmten Schein, der, wenn er verschwand, den Gegenständen ein fantastisches Aussehen verlieh.

Die Nacht war eine solche, welche in der Geschichte der Menschheit dazu bestimmt zu sein schien, Zeuge irgendeiner düsteren Tragödie zu sein.

Die Krieger schritten schweigend vorwärts. Sie glichen in der Dunkelheit einer Anzahl Schatten, die ihren Gräbern entstiegen sind und die sich beeilen, ein namenloses, von Gott verfluchtes Werk zu vollbringen, das nur unter dem Schleier der Nacht geschehen kann.

Um Mitternacht wurde mit leiser Stimme Halt geboten.

Man lagerte sich und erwartete Nachricht von den Kundschaftern.

Jeder hüllte sich ein, so gut er konnte, legte sich hin, wo er stand, um beim ersten Zeichen bereit zu sein.

Es wurde kein Feuer angezündet.

Die Indianer verlassen sich auf ihre Kundschafter und stellen, wenn sie auf dem Kriegspfad sind, niemals Wachen auf.

Zwei Stunden verstrichen.

Das Lager der Mexikaner war höchstens drei Meilen entfernt, aber die Anführer wollten sich, ehe sie weiter vordrangen, überzeugen, dass der Weg frei sei, oder im Falle er nicht frei wäre, wie groß die Zahl der Feinde sei, die ihn versperrten und welchen Angriffsplan sie entworfen hätten.

In dem Augenblick, als Treuherz, der seine Ungeduld nicht mehr bezwingen konnte, sich anschickte, selbst auf Kundschaft auszugehen, ließ sich ein, anfangs kaum hörbares Rauschen, das aber bald mit großer Schnelligkeit wuchs, im Gebüsch vernehmen und es erschienen zwei Männer.

Der Erste war der Comanchen-Kundschafter, der andere der Doktor.

Der Zustand, in welchem sich der würdige Gelehrte befand, war erbärmlich.

Er hatte seine Perücke verloren, seine Kleider hingen in Fetzen an seinem Leib, sein schreckensbleiches Gesicht, kurz seine ganze Person trug offenbare Spuren von einem überstandenen Kampf.

Als er zu Adlerkopf und Treuherz kam, fiel er auf das Gesicht und wurde ohnmächtig.

Man bemühte sich, ihn wieder ins Leben zurückzurufen.

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