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Captain Concho – Band 78

Band-78-Conchos-RacheBill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 78
Conchos Rache

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators
Kurzinhalt:
Ohne seine bewährte Kämpfertruppe reitet Captain Concho allein durch New Mexico. In diesem wilden, rauen Land wimmelt es, von gesetzlosen Abenteurern, doch Concho hat nicht die Absicht, sich in irgendwelche Auseinandersetzungen verwickeln zu lassen. Er denkt an seinen geheimen Auftrag, den er um jeden Preis erfüllen will. Deshalb hat er die Absicht, jeder Streitigkeit aus dem Weg zu gehen. Doch es kommt alles ganz anders, als er sich das vorgestellt hat. Denn plötzlich gerät er in eine Situation, in der es für ihn keine andere Wahl gibt, als sich in einen mörderischen Kampf zu stürzen …

Leseprobe:

Captain Concho saß reglos im Sattel und schaute in die Senke hinab. Quer­feldein raste der leichte Zweispänner jetzt. Die Verfolger hatten das Gefährt von der Straße abgedrängt.

Eine Frau saß darin. Ihr blondes Haar hatte sich aufgelöst und wehte im Wind. Sie führte die Zügel mit einer Hand. Mit der anderen hielt sie sich fest. Die beiden großen Braunen befanden sich im gestreckten Galopp und rissen den leichten Wagen über Bodenwellen und Steinplatten hinweg, dass er oft bedrohlich auf zwei Rädern dahin kar­riolte. Aber er krachte immer wieder auf alle vier Räder zurück. Was ohne Zweifel an der geschickten Hand der blonden Frau lag.

Die Verfolger waren Weiße. Bügel an Bügel hetzten sie hinter dem Zwei­spänner her und peitschten die Pferde erbarmungslos vorwärts.

Da hatte die blonde Frau keine Chance, so pfeilschnell ihre großen Braunen auch waren.

Yard um Yard holten die Verfolger auf. Von Entsetzen gepackt ließ die Frau die Zügel fahren und umklam­merte mit beiden Armen das Leh­nenbrett, als der Wagen wieder auf zwei Rädern dahinraste. Erschreckend schnell kamen die Reiter auf, und einen Atemzug später hatten sie das Gefährt eingeholt, stoppten es, sprangen ab und zogen die Frau vom Wagen, die sich schreiend wehrte.

Aber den Kräften dieser Kerle war sie nicht gewachsen. Sie warfen sie zu Boden und – rissen ihr die Kleider vom Leib. Einer kniete schon zwischen ihren langen weiß leuchtenden Schenkeln. Die anderen hielten sie an den Armen gepackt. Sie schrie und wehrte sich noch immer.

Mit einem Schnalzlaut ließ Captain Concho das Pferd angehen und galop­pierte in die Senke hinab.

Einer der Kerle sah ihn sofort. Er machte die anderen da rauf aufmerk­sam. Alle drei ruckten hoch. Das Ge­schrei der Frau verstummte. Einer packte sie und riss sie an sich. Nur mit dem Mieder war sie noch bekleidet. Alle drei griffen zu den Revolvern und nahmen Captain Concho unter Feuer.

Mit dem Karabiner in der Faust ließ sich Concho aus dem Sattel tauen, rollte sich blitzschnell zur Seite und schoss. Der Karabiner blitzte und dröhnte, und gleich der erste Schuss schmetterte einen der Männer in den Sand.

Vier Schuss jagte Concho aus dem Rohr. Die beiden letzten Projektile warfen den zweiten Mann gegen den Wagen, als er zu seinem Pferd rennen und das Gewehr holen wollte.

Da ließ der Dritte die Frau los, warf sich, in den Sattel und – galoppierte davon.

Wie versteinert stand die Frau da, blickte auf die beiden Männer im Sand und schaute Concho entgegen, der sich erhob und zu ihr ging.

Sein Brauner war abseits stehen ge­blieben und folgte ihm.

Concho bückte sich nach ihren Sa­chen und drückte sie ihr in die Hände. »Sind Sie verletzt?«

Stumm schüttelte sie den Kopf, die schönen meergrünen Augen noch immer vor Entsetzen geweitet.

Concho wandte sich ab und schritt zu den Männern. Sie waren beide tot.

»Ziehen Sie sich an!«, sagte er. »Ich bringe Sie nach Hause. Kennen Sie die Männer?«

Keine Antwort.

Er drehte sich um. Da stand sie und weinte, die Kleidungsstücke vor das Gesicht gepresst.

Captain Concho holte seinen langen grauen Kavalleriemantel und hängte ihn ihr über die Schulter.

»Nicht weinen, Ma’am«, sagte er. »Es ist nichts weiter passiert. Vergessen Sie die Sache! Wohin soll ich Sie bringen? Nach Tucson? Sind Sie auf dem Weg nach Tucson gewesen?«

Erschreckt sah sie ihn an. »Um Him­mels willen nicht nach Tucson! Von dort sind mir die drei gefolgt. Ich bin auf der Garfield-Ranch zu Hause. Ich bin Kathy Garfield.«

»Concho!«, stellte er sich vor. »Sam Concho!

Er führte den Braunen an den Wagen und band ihn fest.

»Das ist von Ihnen sehr mutig gewe­sen«, sagte sie. »Ich danke Ihnen! Aber diese beiden Männer da … Sie sollten weiterreiten. Und meiden Sie vor allen Dingen Tucson.«

»Sind das bekannte Leute dort?«, wollte Concho wissen.

Sie zeigte auf einen der beiden Toten. »Sein Bruder ist Marshal in Tucson.«

»Was?« Captain Concho verzog das Gesicht. »Na! Da wird es wohl an der Zeit, dass dem Marshal mal jemand sagt, was für ein Früchtchen er zum Bruder hatte. Kommen Sie! Ich bringe Sie nach Hause.«

Er half ihr auf den Wagen und stieg zu ihr. Sie legte ihre Sachen auf den Schoß. Concho sah erst jetzt, dass ihre Kleidungsstücke nur noch aus Fetzen bestanden.

»Zeigen Sie mir den Weg!« Er griff nach dem Zügel und suchte die Peitsche.

»Die Peitsche habe ich verloren«, sagte sie. »Sie müssen zur Straße zu­rück. Aber das sollten Sie wirklich nicht tun. Coley ist bestimmt in die Stadt ge­ritten. Und da weiß der Marshal sofort, wo er Sie zu suchen hat.«

Captain Concho lachte hart und ließ die beiden großen Braunen angehen. Sie musterte seine Uniform.

»Sie sind Konföderierter?«, fragte sie.

Er sah sie an und lächelte. Sie war ungewöhnlich hübsch. Vielleicht war sie ein paar Jahre älter als er. Aber nur ein paar.

»Ich bin Konföderierter!«, erwiderte er. »Stimmt! Aber Sie sagen es, als sei das etwas Schlimmes.«

»Der Marshal wird das jedenfalls zum Vorwand nehmen, um Sie zu verhaften, wenn er keinen anderen Grund findet.«

Er lenkte die Pferde zur Straße zu­rück. »Der Marshal! Er wird sich zu­nächst erst einmal mit seinem Bruder und dessen Kumpanen beschäftigen müssen.«

»Er hat mir die drei doch nachge­schickt!«

Concho musterte sie. »Doch nicht, um das zu tun, was die Banditen vor­hatten?«

»Doch!«

Captain Concho hielt die Pferde an. »Da sollten wir am besten erst ein­mal in die Stadt fahren und mit dem Marshal reden.«

»Sind Sie schon einmal in Tucson gewesen?«, fragte sie. »In letzter Zeit, meine ich?«

»Was hat das damit zu tun?«

»Der Marshal beherrscht die Stadt!«, berichtete sie. »John Stanley ist sein Name. Er ist im Land- und Rinder­handel tätig. Ich glaube, Sie können von hier aus schießen, wohin Sie wollen. Die Kugel fliegt über sein Land und bleibt am Ende ihrer Strecke auch noch darauf liegen.«

Captain Concho ließ die Pferde wei­tergehen.

»Es gibt hier kaum noch Leute, die eigenen Besitz haben«, erzählte sie wei­ter. »Alles gehört ihm. Er hat die Leute betrogen und bestohlen, ruiniert und wenn es nicht anders ging, auch töten lassen, um sich ihren Besitz aneignen zu können. Es gibt hier nur ihn und Leute, die für ihn arbeiten. Als er sich zum Bürgermeister wählen ließ, haben ihn alle gewählt, und als er sich als Kandidat für das Marshalamt auf­stellte, hat er gleichfalls alle Stimmen auf sich vereinigen können.«

»Sie haben ihn aber nicht gewählt?«

Sie lächelte verärgert. »Ich wollte gegen ihn stimmen oder mich wenigs­tens der Stimme enthalten. Aber für diesen einen Tag hat die Garfield-Ranch nicht zu Tucsons Umgebung gehört. Da durfte ich nicht wählen.«

Kurz darauf schwenkten sie von der Straße ab und folgten einem schmalen Fahrweg, der zur Garfield-Ranch führte.

Die Gebäude der Ranch waren Bret­terbuden, wahre Bruchbuden zumeist. Doch das Land ringsum war grün. Da weidete eine stattliche Rinderherde. Er sah auch Pferde.

Fast hatte er es sich gedacht! Ein wertvoller Besitz, den John Stanley haben wollte. Aber nicht für das Geld, das er wert war. Für einen Apfel und für ein Ei, oder John Stanley würde auf seine Weise nachhelfen. Auf welche Weise, das hatte Concho ja erlebt.

Niemand kam aus dem Ranchhaus, als er davor hielt.

»Sie brauchen nicht darauf zu war­ten, dass wir begrüßt werden«, sagte sie und stieg aus. »Ich lebe allein hier.«

Er war überrascht.

»Diese Arbeit können Sie doch allein nie bewältigen«, sagte er.

»John Stanleys Werk! Gestern ist mir der letzte Cowboy weggelaufen. Wissen Sie, für wen der Mann jetzt arbeitet?«

»Für John Stanley!«

Sie lachte. »Sie lernen schnell!« Er stieg ab.

»Wenn Sie jetzt nach meinem Mann fragen wollen … Es ist eine zu lange Geschichte. Binden Sie Ihren Braunen los. Ich ziehe rasch etwas anderes an. Dann können Sie Ihren Mantel wieder­haben und weiterreiten.«

Er griente, stützte die Hände auf den Wagen und sah sie an.

»Es war ein ziemlicher Weg, den ich Sie kutschiert habe, Ma’am«, sagte er. »Ich dachte, das wäre Ihnen ein Kaffee oder eine Limonade wert.«

Sie wurde ernst. »Erst die Limonade, danach den Kaffee?«

»Bei dieser Hitze wäre es die richtige Reihenfolge!«, versetzte er.

Sie wies mit einer Kopfbewegung in Richtung der Straße. »Und was ist mit denen?«

Captain Concho schaute über die Schulter. Reiter kamen da die Straße entlanggaloppiert. Ein ganzes Dutzend, wie er schätzte.

»Nehmen Sie Ihr Pferd, Captain«, sagte sie hastig, warf ihm den Mantel zu und eilte ins Haus. »Verschwinden Sie, ehe es zu spät für Sie ist.«

Was für lange und gerade Beine sie besaß!

Da knallte schon die Tür hinter ihr. Er rollte den Mantel zusammen, schritt zu seinem Braunen, schnallte ihn auf den Packen und blickte zur Straße. Die Reiter kamen schon den Fahrweg entlanggaloppiert. Eine wilde Meute. Die Hufe der Pferde jagte eine graue Staubwolke empor.

Grollend hämmerte der Hufschlag heran. Concho blieb neben seinem Pferdstehen, die Hände auf dem Rücken ge­faltet und schaute zum Tor.

Quelle:

  • Bill Murphy: Captain Concho. Der Rebell aus Texas. Band 78. Bastei Verlag. Köln. 2015