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Der Welt-Detektiv Band 6

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Schwäbische Sagen 4

Schwäbische-Sagen

Die weißen Fräulein in Neubulach
Mündliche Überlieferung aus Neubulach

In der Nähe des Pfarrhauses zu Neubulach liegen die Reste eines alten Schlosses, auf die später ein Haus gebaut worden war. In diesem Haus gehen zwei Fräulein um, zeigen sich alle sieben Jahre zur Adventszeit und singen. Eine Tochter des Hauses hätte sie einmal erlösen können. Es fehlte ihr aber der Mut dazu.


Die weiße Frau in Nagold
Mündliche Überlieferung aus Nagold

Ein Mädchen aus Nagold träumte einst, sie solle auf die Schlossruine gehen und dort ein Fräulein, das ihm viel Geld geben werde, erlösen. Am anderen Morgen fand es sich, dass die Schwester des Mädchens denselben Traum gehabt hatte. Deshalb beschlossen sie beide, sogleich auf die Ruine zu steigen. Wie sie dort hinkamen, erschien ihnen eine weiße Frau, die hatte ein großes Bund Schlüssel, aber keinen Kopf.

Als die Mädchen das sahen, rief das eine erschrocken: »O, Jes, die hat ja keinen Kopf!«

Und beide liefen eilig davon.


Das weiße Fräulein in Edelmanns-Wald
Mündliche Überlieferung aus Neubulach

Zwischen Berneck und Altensteig sieht man noch die Grundmauern eines alten Schlosses, dass man Edelmanns-Wald nennt. Dort geht ein weißes Fräulein um, das schon mancher hat erlösen sollen.

Noch kürzlich ist es einem Mädchen erschienen und hat diesem gesagt: Du könntest mich erlösen. Komm doch auf das Schloss! Da werde ich als Schlange erscheinen und dir um den Hals fallen. Du musst aber einen Wacholderstrauß mitbringen und mit diesem die Schlange ein wenig schlagen, dann wird sie fortgehen und dir nichts zuleide tun. Dies ist das Erste. Hierauf musst du später noch einmal kommen. Alsdann wird eine Tür aufgehen, und sobald du durch diese gegangen bist, wird sie sich wieder schließen. Du wirst dann einen Pudel auf einer Truhe sitzen sehen. Den musst du wegheben, worauf der Deckel der Truhe sich öffnen wird. Die Truhe ist mit Geld gefüllt, davon du dir so viel nehmen darfst, wie du tragen kannst. Es darf aber niemand mit dir kommen. Außerdem muss dies alles unberaffelt (unbeschrien) geschehen.«

Das weiße Fräulein bestimmte dem Mädchen auch noch die Tage, an denen die Erlösung vorgenommen werden sollte, ebenso die Stunde. Es sollte nämlich nachts zwischen elf und zwölf Uhr geschehen. Das Mädchen vollbrachte auch in der ersten Nacht alles gerade so, wie es das Fräulein ihm gesagt hatte und fürchtete sich nicht, als eine Schlange sich ihm um den Hals legte, sondern berührte sie mit dem Wacholderstrauß, worauf sie sich loswand und fortkroch. Als das Mädchen aber zum zweiten Mal auf das Schloss wollte, begegneten ihm drei betrunkene Männer und beschrien es. Da war alles umsonst, und das unschuldige Fräulein muss nun noch immer umgehen. Sie ist aber sehr gutmütig und tut niemanden ein Leid an.


Die Schlange mit der Goldkrone
Mündliche Überlieferung von einem alten Schäfer aus Wurmlingen bei Rotenburg

In Wurmlingen stand vor alters ein Schloss, das gehörte dem edlen Herrn Megenzer oder Megezer, wie man gewöhnlich spricht. Zu dem Schloss gehörte auch eine Meierei, die nur vierzig Schritte davon entfernt war. Diesen Meierhof besaß in der Mitte des 17. Jahrhunderts ein Bauer mit Namen Johannes Hölle. Derselbe hatte auch den alten Keller gekauft, den man beim Abbruch des Schlosses der Megenzer stehen ließ, und stellte dort während des Sommers die süße Milch hinein, um sie, wie man sagt, gestehen zu lassen.

Da geschah es, dass beständig der Rahm von der Milch abgefressen wurde, ohne dass man entdecken konnte, woher das kam. Endlich fand man, dass sich eine Schlange in dem Keller aufhielt und den süßen Rahm verspeiste.

Da erteilte jemand den Bewohnern des Meierhofs den Rat, sie sollten doch täglich einen besonderen »Scherben« mit süßer Milch füllen und diesen für die Schlange in den Keller stellen. Und so wie sie dies taten, so trank die Schlange die Milch aus diesem Scherben und ließ den Rahm der übrigen Milch unberührt.

Eines Tages nun kamen Kinder aus der Nachbarschaft vor die Kellertür und fanden dort mehrere Scherben von zerbrochenen Schüsseln und spielten damit. Und weil die Scherben einen ganz besonders schönen Glanz hatten, so schoben sie einige davon in ihre Taschen und nahmen sie mit nach Hause. Als die Kinder aber am anderen Morgen ihre Kleider wieder anziehen wollten, so hörten die Eltern, dass in den Taschen Geld klingelte, griffen deshalb hinein und zogen lauter schöne, silberne Geldstücke daraus hervor. Die waren übrigens nicht rund, sondern teils dreieckig, teils viereckig. Als man die Kinder fragte, wo sie das Geld bekommen haben, so versicherten sie, sie hätten bloß glänzende Scherben, die vor der Tür des Megezer Kellers gelegen haben, in die Taschen gesteckt. Vor jener Kellertür seien deren noch mehrere. Die Eltern begaben sich sogleich dahin, fanden aber keine Scherben mehr.

Nachher zeigte sich die Schlange wider im Keller und trug eine goldene Krone auf ihrem Haupt und bot diese zum Abnehmen den Leuten dar, wobei sie sich ungemein freundlich stellte. Aber niemand wagte es, die Goldkrone zu nehmen.

Später erschien sie noch öfters, aber ohne Krone, und war ganz wütend und wild, zischte und schnurrte, indem sie wieder Blitz im Keller herumfuhr.

Man vermutet, dass wenn die Kinder alle Scherben aufgelesen oder man ihr später die Goldkrone abgenommen hätte, die Schlange erlöst gewesen wäre, da sie doch offenbar nichts anderes als ein Geist war.


Das Hardtweible
Mündliche Überlieferung aus Irrendorf und Friedingen a. d. Donau

Auf dem Hardt, einem Abhang des großen Heubergs, besonders in der Umgebung von Werrenwag, Irrendorf, Beerenthal usw. geht ein Fräuleingeistweis um, das man nach dem Berg das Hardtweible oder Hardtfräulein nennt. Es ist ganz schwarz gekleidet und trägt einen runden, breitrandigen Schlapphut, der ebenfalls schwarz ist. Andere wollen das Hardtfräulein auch schon in weißer Kleidung und mit einem Besen in der Hand gesehen haben. Man hört es oft laut lachen. Es führt die Menschen gern auf Irrwege, indem es übers Feld oder über den Weg läuft, ohne auf eine Frage Antwort zu geben.

Einmal hat es einen Mann dergestalt verblendet, dass er sein eigenes Haus nicht mehr erkannte. Ja, als er bereits in seiner Stube hinterm Ofen saß und seine Frau ihn zum Essen rief, stand er auf, nahm seinen Stock und Hut und sagte: »Ich muss machen, dass ich heimkomme. Die meinen werden sonst zu lange auf mich warten müssen.«

Andere Leute sind von dem Hardtfräulein schon zerrissen oder in Abgründe gestürzt worden.

Einem Knaben, der bei Nacht am Saum eines Waldes über das Hardt ritt, machte das Fräulein das Pferd scheu, worauf das Tier mit ihm durch Hecken, durch Büsche und Bäume jagte, und der Knabe am anderen Morgen tot und ganz zerfetzt gefunden wurde.


Weibles Teich
Mündliche Überlieferung aus Friedingen

Eine halbe Stunde unterhalb Friedingen bildet die Donau eine Schlucht, in der ein schwarzes Weib hausen soll, das die Menschen irre führt. Die Stelle hat den Namen Weibles Teich.


Der Schatz im Gräblesberg
Mündliche Überlieferung aus Tieringen

Der merkwürdige Gräblesberg im Lautlinger Tal soll einen Schatz enthalten, der von einem schwarzen Hund gehütet wird. Auch ein Fräulein, das halb weiß, halb schwarz gekleidet ist, geht dort um. Man hat schon versucht, dies Fräulein zu erlösen, hat aber nicht Mut genug gehabt.


Das Fräulein auf Waseneck
Mündliche Überlieferung aus Oberndorf

In der Nähe der Burg Waseneck bei Altoberndorf sieht man in der Adventszeit oft Lichter. Auch wird man dort leicht von Geistern irre geführt. Einst weidete dort ein zwölfjähriger Knabe aus Altoberndorf zwei Kühe und guckte, während er zwischen den Ruinen umherwandelte, in den Keller. Da erblickte er drin einen schwarzen Pudel und daneben ein schönes Fräulein, das ihm winkte. Er trat näher und sah mit Schrecken, dass das Fräulein keinen Kopf hatte, ging dann heim und erzählte, was ihm begegnet war. Darauf besuchte der Pfarrer am anderen Tag den Keller und fand an der Stelle, wo der Knabe den Pudel und das Fräulein gesehen hatte, eine Hagebuttenhecke. Der Knabe aber starb nach drei Tagen.


Das Pelzweible
Mündliche Überlieferung aus Schlat

Nahe beim Hof Rommental, eine Viertelstunde westlich von Schlat. Liegen auf einer Anhöhe die Ruinen der alten Burg Rommental. Den Platz nennt man gewöhnlich Pelzbuckel, weil das Pelzweibl darin haust und einen ungeheuren Schatz hütet. Eine Vertiefung, in welcher man schon oft nach Geld gegraben hat, heißt das Pelzweiblesloch.

Ein früherer Amtmann in Süßen hätte das Pelzweible erlösen und den Schatz heben können, wenn er mutiger gewesen wäre. Das Pelzweible erschien ihm in weißer Kleidung und eröffnete ihm, dass er imstande sei, sie zu erlösen. Sie werde das erste Mal als Schlange, das zweite Mal als feuriger Pudel sich zeigen. Dann solle er diese Tiere jedes Mal mit einer Rute berühren und sich nur nicht fürchten. Das versprach er ihr denn auch und bestand die erste Probe ganz gut. Als aber bei der zweiten Probe der feurige Pudel auf ihn zukam, erschrak er so sehr, dass er entfloh und sich eilig auf sein Pferd warf und davonjagte. Der feurige Hund sol ihm noch eine ganze Strecke weit gefolgt sein und sich dem Pferd an den Schweif gehängt haben.


Die Schlange in der Hölle
Mündliche Überlieferung aus Altenriet

Bei Altenriet ist eine tiefe, bewaldete Klinge, die heißt die Hölle oder Höllental, und ein Wasser, das hindurchfließt, wird der Höllenbach genannt. In diesem Tal ist nichts »sauber«. Der Schimmelreiter, der seinen Kopf unterm Arm trägt, reitet darin bis über Aich hinaus.

Einst kam ein Metzger mit seinem Hund daher und ah, dass eine Schlange in das Gebüsch der Hölle lief. Und da er ein beherzter Mann war, folgte er ihr und kam alsbald an einen Platz, wo ein großer Haufen Geld lag. Da band er seinen Geldgürtel los und begann ihn zu füllen. Sein Hund aber wurde ganz wild, heulte und bellte beständig, dass er ihn endlich drohend zurief: »Bist still!«

Da war im Augenblick alles verschwunden.