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Der Welt-Detektiv Band 6

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Fritz Wildaus Abenteuer zu Wasser und zu Lande 8

Friedrich Gerstäcker
Fritz Wildaus Abenteuer zu Wasser und zu Lande
Kapitel 8

Fritz macht eine schlimme Entdeckung und gerät in arge Verlegenheit

Als die Sonne am nächsten Morgen wieder aufging, war die Turteltaube, die mit dem kriegerischen Meisterstück und der trefflichen Bedienung desselben ihrem friedlichen Namen aber keineswegs Ehre gemacht hatte, allein auf dem Wasser und selbst oben von dem Top der Masten aus nicht das Geringste mehr von dem wahrscheinlich arg beschädigten Kriegsschiff zu sehen. Die Gefahr war vorüber. Der alte Brendall schritt vergnügt auf seinem diesmal aus arger Not geretteten Schoner auf und ab, ließ selbst den Schwarzen ein Festmahl herrichten, ihre erst jetzt gewonnene Freiheit zu feiern.

Das ließen sich diese denn auch nicht zweimal sagen und die Abkömmlinge afrikanischer Stämme, ja großenteils selbst an der heimischen Küste geraubt oder verkauft und auf fremden Schiffen hier herübergeschafft, gaben sich, so resigniert und ergeben sie früher ihre Sklaverei ertragen, eben so wild und jubelnd der ausgelassenen Freude hin.

Von jetzt an begann nun eine sehr ruhige Zeit. Sich dem Äquator wieder nähernd, hatten sie meist stilles Wetter und Windstille, rückten nur langsam vorwärts. Die Schwarzen wurden dabei gut an Bord behandelt, bekamen genug zu essen und zu trinken und befanden sich ausnehmend wohl. Sie konnten es dem fremden weißen Kapitän nicht genug danken, dass er ihre Ketten gebrochen hatte und sie nun einem freien glücklichen Leben entgegenführe.

So hatten sie etwa die Höhe von Florida erreicht. Fritz wusste nämlich ziemlich genau, wo sie waren, da der Kapitän und Steuermann jeden Mittag um zwölf Uhr, wenn die Observation an der Sonne genommen wurde, die Breite zu berechnen, auf der sie sich befanden, in der Kajüte die gemachte Strecke auf der Karte absteckten und wohl nicht einmal darauf achteten, dass der Knabe aufmerksamer ihren Resultaten folgte, als es sich hätte von ihm vermuten lassen. Zu seinem Erstaunen steuerten sie aber jetzt, anstatt nach Boston hinaufzulaufen, wie sich Tom Brendall bis dahin geäußert hatte, gerade westlich und der Karte nach, die heute auf dem Tisch liegen geblieben war, schnurstracks den Westindischen Inseln und dem Bahamakanal zu, wo sie dann gar nicht umhin konnten, auch wieder einen Sklavenstaat anzulaufen. Was aber sollte das bedeuten?

Die Schwarzen selber hatten natürlich keine Ahnung davon, wo der Ort liege, zu dem man sie führen wollte. Sie waren fröhlich wie immer, und nur der Alte stand jetzt weit öfter als sonst auf der Back vorn und schaute nach Westen hinüber. Die so plötzlich veränderte Richtung des Schiffes beunruhigte ihn, denn man hatte ihnen gesagt, sie sollten in ein kaltes Land geführt werden und die Sonne brannte hier so heiß, ja fast heißer noch als an der Küste, von der man sie erst vor wenig Wochen weggeführt hatte.

Fritz war selber neugierig, was wohl das Ziel ihrer Reise sein würde, aber fragen durfte er nicht wieder, denn das eine Mal, als er sich deshalb an den Kapitän selber gewandt hatte, bekam er eine so kurze und derbe Antwort, dass er ganz bestürzt schwieg und an seine Arbeit zurückschlich.

Endlich am dritten Tag, nachdem sie diesen neuen Kurs gehalten hatten, sichteten sie Land. Der Kapitän und Steuermann betrachteten erst die ferne Küste auf das sorgfältigste mit ihren Teleskopen und gingen dann hinunter in die Kajüte, um zu sehen, ob ihre Berechnung stimmte und welches Land das sein müsse, das sich jetzt in einem langen blauen Streifen am Horizont vor ihnen ausdehnte.

Fritz hatte am vorigen Tag den letzten Wein in die Kajüte gegeben, der noch vorrätig oben lag, und musste heute in die Vorratskammer hinuntersteigen, neuen herauf zu holen.

Diese Vorratskammer lag dicht unter der Kajüte, und der Fußboden derselben bildete ihre Decke. Der Eingang dazu aber lag hinter der Kajüte und führte durch eine schmale Vorratskammer, wo besonders Farben, Segeltuch, auch Vorratssegel und manche andere häufig gebrauchte Sachen aufbewahrt wurden. Um dort hinunterzukommen, brauchte man eben nicht durch die Kajüte zu gehen. Fritz hütete sich auch wohl diese, wo seine beiden Vorgesetzten jetzt rechneten und gar hitzig miteinander diskutierten, zu betreten, glitt vorsichtig in den engen dunklen Raum nieder, wo es unter diesem Breitengrad noch besonders dumpfig und schwül war, um das Nötige so rasch wie möglich heraufzuholen. Ganz wider Erwarten fand er sich aber hier plötzlich als Zeuge eines Gesprächs, das ihn erst mit Schrecken und Staunen erfüllte, dann die Haare auf seinem Kopf sträubte, denn was ihn nur dann und wann bis dahin, durch ein hier und da hingeworfenes Wort misstrauisch gemacht hatte, gefürchtet haben mochte, wurde ihm hier zur Gewissheit, zur unableugbaren Tatsache. Der Schweiß trat ihm in großen Tropfen auf die Stirn, als er erst jetzt erfuhr, in welcher trefflichen Gesellschaft er sich eigentlich befand.

»Ich liefe verdammt gern nach New Orleans hinauf«, sagte die Stimme des Kapitäns, »die Burschen brächten da ein Drittel mehr und ich habe dort auch Bekannte genug, mich jeder weiteren unangenehmen Erörterung mit den Behörden zu entheben. Aber die vermaledeiten englischen Kreuzer, die hier überall herumstöbern, könnten einem doch dicht vor Toresschluss noch recht in die Quere kommen, und ich glaube Havanna wird immer der sicherste Hafen sein.«

»Wir kriegen nicht die Hälfte in Havanna dafür, was sie in New Orleans mit leichter Mühe bringen würden«, brummte dagegen der Steuermann. »Und vor Havanna liegen noch mehr Kreuzer als vor dem Mississippi. Es ist die Frage, ob wir dort einem Einzigen begegnen.«

»Wo ein Schoner einläuft, sind sie ihm auch gleich auf den Hacken«, erwiderte der alte biedere Brendall. »Gegen den Menschenfleischhandel hat sich das ganze Pack verschworen, sie mögen nun englische oder amerikanische Flagge führen.«

»Aber zum Donnerwetter«, fluchte der Steuermann, »sie mögen doch zu uns an Bord kommen und sich unsere Passagiere betrachten, wenn sie Lust haben. Sie laufen ja frei auf Deck herum und haben nicht mehr Ahnung davon, dass sie noch immer Sklaven sind, wie das dies der wackere Piratenschoner Hai ist, der jetzt nur für kurze Zeit seinen kecken Namen mit dem einer sanften friedlichen Turteltaube vertauscht hat. Aber hol’s der Henker, mir gefällt die Art Geschäfte nicht und es ist das erste und letzte Mal, dass ich meine Stimme zu einer solchen Krämerfahrt hergebe wie diese. Drei Schiffen sind wir jetzt unterwegs begegnet, die wir haben ruhig müssen vorbeiziehen lassen. Wer weiß, ob wir nicht auf einem von ihnen mehr Beute gemacht hätten, als die ganze Partie Menschenfleisch zusammen abwirft.«

»So ganz sicher sind sie auch nicht mehr«, sagte der Kapitän wieder nach einer kleinen Pause. »Dass wir ihnen den langen Tom zeigen mussten, war fatal. Der alte Bursche mit den vier Narben quer durchs Gesicht – es ist das ja wohl eine Art afrikanischer Tätowierung – hat sich den ganzen Platz nachher ungemein aufmerksam betrachtet und schnüffelt noch jetzt immer um das hiesige herum. Ein Grund mehr deshalb, nicht nach New Orleans hinaufzulaufen, denn wenn auch kein schwarzer Halunke gegen uns in den Vereinigten Staaten zeugen kann, brauchen sie da oben nur ein bisschen von dem langen Tom zu erzählen und da gibt’s dann immer Schufte genug, die sich ein Vergnügen daraus machen, etwas derartiges auszuwittern. In Havanna dagegen fragt keine Katze danach und wenn wir das ganze Deck gestopft voll lange Toms stehen hätten. Bringen wir ihnen Sklaven hinein, ohne dass uns die Engländer abfassen, so sind wir ihnen gute Leute und lassen wir die Burschen frei herumlaufen, bis wir eben im Hafen liegen, kann uns nicht einmal ein englischer Kreuzer etwas anhaben. An Ort und Stelle kann man sie dann leicht an einen sicheren Ort an Land locken und ist sicher.«

»Denselben Spaß können wir uns mit New Orleans ebenfalls machen«, warf der Steuermann dagegen ein, »haben wir sie dort erst einmal abgeliefert, dann hilft ihnen auch ihr Plappern nichts mehr, denn wir haben nichts weiter da oben verloren, hängen uns einem Schleppdampfer an und sind in ein paar Tagen wieder draußen in offener See oder, wenn wir unser kleines Fahrzeug ein bisschen ummalen wollen, den Mississippi hinauf. Ich stimme für New Orleans.«

Der Steuermann war wahrscheinlich bei diesen Worten aufgestanden, denn Fritz hörte Schritte zur Tür hin. Da er aber fürchtete, nach dem eben Gehörten hier unten bemerkt zu werden und die Lucke oben offenstand, so kroch er so rasch er konnte aus seinem Versteck zurück und wieder an Deck, darauf ging er in sein Spintge (jenisch für Stube), um vor allen Dingen erst einmal zu überlegen, was er tun und wie er handeln solle, denn dass er nicht Mitwisser und Helfershelfer einer so scheußlichen Tat bleiben wolle, dazu war er seit dem ersten Moment, wo ihm die ganze furchtbare Wahrheit klar geworden war, fest entschlossen.

Aber was nun tun? Dem Kapitän einfach den Dienst aufkündigen und an Land gehen, sobald das Schiff einen Hafen wieder anlaufen würde? Das etwa war sein erster Gedanke, doch befand er sich schon zu lange an Bord, das Unausführbare und Nutzlose, ja Gefährliche eines solchen Entschlusses nicht bald einzusehen.

Das hätte den armen unglücklichen Sklaven allein nichts genützt, sondern ihre Lage vielleicht sogar noch vor der Zeit verschlimmert. Aber konnte er nicht diesen geradezu sagen, was ihnen drohte? Wenn sie die ganze Gefahr ihrer Lage kannten, fiel ihnen selber vielleicht ein Weg zur Rettung ein, und ihm würde dann auch Gelegenheit geboten, sich diesen Seeräubern und Sklavenfängern, in deren Netz er gefallen war, zu entziehen.

Und dennoch schreckte er vor der Gefahr zurück, der er sich selber aussetzte. Wenn der Steuermann besonders auch nur eine Ahnung von dem bekommen hätte, was er wusste und wie er darüber denke.

Er wusste selber nicht, was er tun sollte. Der Angstschweiß trat ihm in großen hellen Tropfen auf die Stirn. Es litt ihn auch nicht länger in dem engen Raum und er ging hinauf an Deck – der Kapitän und Steuermann waren noch immer in der Kajüte – und trat vorn auf die Back, wo sein Auge lange und traurig auf der schönen Küste haftete, die sich vor ihnen ausbreitete und die sie vielleicht in so entsetzlicher Weise betreten sollten.

»Was für Küste das?«, fragte da plötzlich eine leise Stimme dicht neben ihm in gebrochenem Englisch. »Was für Küste das, Massa?«

Fritz sah sich rasch nach dem Sprecher um und erkannte den alten Sambo, der dicht neben ihn getreten war und scheu und vorsichtig den Blick zurückschweifen ließ, ob sie von keinem der Matrosen beobachtet würden. Fritz zögerte einen Augenblick mit der Antwort. Das Herz klopfte ihm fast hörbar in der Brust, und die Entscheidung ihrer aller Schicksal lag vielleicht in seiner Antwort. Aber er konnte auch nicht lügen. Wenn er den alten Mann mit dem silberweißen Haar und den tief gefurchten Zügen an seiner Seite anschaute, überkam ihn ein furchtbares Grauen, denn er dachte daran, dass er, wenn auch unschuldig, doch mit zu denen gehörte, die ihn verkauft hätten.

»Massa weiß, wie die Küste da heißt?«, fragte der Alte aber noch einmal und sah misstrauisch zu dem angstverstörten Antlitz des Knaben auf, fuhr jedoch selbst erschreckt zusammen, als dieser leise und schnell zu ihm sprach-

»Kuba!«

»Und wir?«, fragte der Alte nach einer langen peinlichen Pause, in der er sein Schicksal aus den offenen Zügen des Knaben zu lesen suchte und auch wohl las. »Und wir, wohin führt man uns?«

Da konnte sich Fritz nicht länger halten, und unbekümmert um die Folgen erzählte er mit kurzen Worten dem Alten den Inhalt dessen, was er vor wenigen Minnten erst unfreiwillig erlauschte. Es bedurfte bei dem alten Mann auch keiner ausführlichen Beschreibung. Das alles war nur die Bestätigung dessen, was er selber schon gefürchtet hatte, seit er das enthüllte und jetzt wieder verdeckte Geschützstück, die gewöhnliche Waffe aller Piraten sah. In sich zusammenbrechend saß er lange, das Kinn auf die hagere Brust gesenkt, die Hände fest über dem rechten Knie gefaltet, da und schaute starr vor sich hin. In diesem Augenblick kam der Koch aus der Kombüse. Als sich Fritz rasch von ihm abwandte, dass er die Tränen nicht sehen sollte, die ihm an den Wimpern hingen, blieb der Mulatte einen Augenblick stehen und ließ seinen kalten unsteten Blick von einem zum anderen der beiden hinübergleiten. Dann aber schob er beide Hände in seine Hosentaschen und ging pfeifend in seine Kombüse zurück.

Die Turteltaube, wie der gefährliche Schoner, eines der berüchtigten und gefürchteten Raubschiffe der westindischen Seen, jetzt unter seiner falschen Flagge hieß, näherte sich mehr und mehr der Küste, nach deren nördlichen Ufer es den Anschein hatte, als ob er seinen Kurs nehmen wollte.

Es war acht Glasen abends und der Kapitän eben in die Kajüte gekommen, den Steuermann auf seine Wache an Deck zu schicken, als der Koch vorsichtig hereinschlüpfte und erst zu Fritzens Koje hineinlauschte. Fritz schlief sanft und süß, sein gesunder kräftiger Körper verlangte der Ruhe selbst zu einer Zeit, wo sein Geist von Angst und Sorge aufgeregt sein mochte. Als sich der Mulatte aber erst davon überzeugt hatte, trat er in die offene Tür des inneren Raums, von wo aus ihn der Steuermann schon ein paar Sekunden scharf fixiert hatte.

Rasch zum Kapitän hingleitend sagte er leise: »Wir sind verraten. Der weiße Junge da drin hat dem alten Sambo einen Floh ins Ohr gesetzt. Die schwarzen Schufte wissen, dass das Land in Lee Kuba ist und das sie wieder verkauft werden sollen.«

»Ob ich mir das nicht gedacht habe«, knirschte der Steuermann zwischen den zusammengebissenen Zähnen durch.»Wenn’s nach mir ginge, werfen wir die kleine Giftkröte über Bord. Jetzt haben wir die Geschichte – den Teufel zu zahlen und kein Pech heiß.«

»Verdammter Bengel!«, murmelte der Alte vor sich hin, »aber weißt du es auch gewiss?«

»So gewiss, wie man nur etwas wissen kann«, bestätigte der Mulatte. »Schon heut’ Nachmittag sah ich die beiden zusammen auf der Back stehen und miteinander flüstern. Als ich dazu kam, drehte sich der Junge ab – die Kröte wurde verlegen«, setzte er verächtlich hinzu. »Da ich aber dadurch Verdacht schöpfte, legte ich mich heute Abend aufs Spionieren und bekam bald die Gewissheit, dass sie mehr wussten, als uns zuträglich ist. Der Alte steckte mit ihnen unten die Köpfe zusammen und ihrer fünf oder sechs hatten eine Beratung, was sie tun sollten. Leider konnte ich nicht alles verstehen, denn der dicke Bretterverschlag, der den Raum von dem Zwischendeck trennt, ließ nicht alle Worte deutlich zu mir durch. Dass sie jetzt aber auf ihrer Hut sind, ist gewiss, und ich wollte Euch nur warnen, Käpt’n. Am besten wär’s vor allen Dingen, den Jungen aus dem Weg zu schaffen. Der richtet sonst noch Unheil an.«

»Das sag ich auch!«, bestätigte der Steuermann, »hol ihn der Teufel. Mir war er vom ersten Augenblick an nicht recht und ich bin sonst eben nicht abergläubisch, aber von dem weißhaarigen Jungen droht uns wahrhaftig noch einmal ein Unheil, wenn er’s nicht jetzt schon so weit gebracht hat und ein Opfer unserer Gutmütigkeit werden zu lassen.«

Der Mulatte sah den Steuermann bei dem Wort Gutmütigkeit halb spöttisch von der Seite an, sagte aber kein Wort, denn der Alte ging mit verschränkten Armen in der Kajüte auf und ab, murmelte halblaut entsetzliche Flüche und Verwünschungen vor sich hin. Der Mulatte blieb noch in der Tür stehen, denn er vermutete, dass ihm wohl noch ein Auftrag zukam. Der Kapitän schien aber nicht auf Rache gegen den Knaben gesonnen zu haben. Der war ihm sicher genug, sondern wie die Gefahr jetzt abzuwenden, die von den gereizten Schwarzen drohte, wobei es dann unvermeidlich zu einem Kampf kommen musste. Bei einem solchen konnte er aber nur verlieren, denn wenn auch das Resultat keinen Augenblick zweifelhaft blieb, da sämtliche Waffen in seinen eigenen Händen waren, musste doch mancher der Schwarzen getötet oder verstümmelt werden, ehe sie sich ihrer wieder bemächtigen konnten. Jeder war dann ein reiner Barverlust von so und so vielen hundert Dollar. List konnte ihm vielleicht aus dieser Patsche helfen.

»Wie viel Schwarze – Männer mein’ ich, denn die Frauen und Kinder zählen jetzt nicht – haben wir im Ganzen unten im Raum?«

»Unten im Raum?«, wiederholte, an die Decke sehend, während er sie in Gedanken überzählte, langsam der Steuermann. »Unten im Raum – lasst mich einmal sehen – drei, fünf, acht – und in der Koje fünf sind dreizehn und zu Backbord vier, sieben, zehn und sechs da vorn, vier hier unten quer vor und vorn etwa fünf, ja achtundreißig, ohne den alten Sambo.«

»Achtundreißig«, sagte der Kapitän kopfschüttelnd, »verdammter Junge – wenn’s nur nicht zu spät ist, aber es geht auf keine andere Art und wir müssen es jedenfalls versuchen.«

»Aber was denn?«, fragte der Steuermann, »zum Versuchen werden wir nicht so viel Zeit mehr übrig behalten und die kleine Kröte …«

»Soll uns selber dabei helfen«, lachte der Alte leise. »Gegen den hegen sie noch keinen Verdacht. Aber morgen werdet ihr alles schon erfahren, heut’ Abend lasst sie noch ruhig miteinander überlegen. Ändern können sie doch nichts mehr an der Sache.«

Der Alte, schlau genug, wo es galt, irgendeinen Plan zu verwirklichen, schien jedenfalls vollkommen mit sich im Reinen und schickte die beiden, die gern gleich noch heute Abend etwas Näheres darüber gehört hätten, einfach an ihre Arbeit aus der Kajüte.