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Captain Concho – Band 70

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 70
Bitterer Ruhm

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators
Kurzinhalt:
Als der riesige Versorgungsdampfer unterhalb der Yankeefestung Fort Hindman anlegt, ist für die Rebellen die Chance gekommen, dieses Bollwerk endlich zu nehmen – zumal die Besatzung der Festung gegen schlecht ausgebildete Reservisten und Negersoldaten ausgetauscht wird. Finnewacker, Oscura und das »Sprenggenie« Forscreek werden auf das Schiff angesetzt, um es in die Luft zu jagen – und laufen einer Yankeepatrouille direkt in die Arme. Kriegsgefangenschaft? Nein, am Lagerfeuer verbrüdern sich die drei Haudegen mit den Blauröcken! Die Feinde trennen sich als Freunde. Doch der Krieg ist gnadenlos. Fort Hindman muss fallen, trotz dieser neuen Freundschaft …

Leseprobe:

Captain Concho und Lieutenant Benson standen auf der schmalen Landzunge an der Mündung des Arkansas River in den Mississippi, dem »Vater der Ströme.« Breit wie ein See war der gewaltige Fluss an dieser Stelle.

Doch dafür hatten die beiden konföderierten Offiziere keinen Blick übrig.

Ihre Feldstecher waren auf den Dampfer gerichtet, der von Norden her den Strom abwärtsfuhr.

Landeinwärts, knapp zwanzig Meilen von dieser Stelle entfernt, lag das von den Yankees gehaltene und zur Festung ausgebaute Fort Hindman. Captain Concho hatte die Absicht, mit seinen Männern dieses Fort zu nehmen.

Doch seine Abteilung war viel zu schwach, um die Festung angreifen zu können. Vor allen Dingen fehlten ihm dazu schwere Waffen.

Aber sie hatten die schwache Stelle dieses Bollwerks entdeckt. Die Besatzung von Fort Hindman wurde von Cairo aus mit Schiffen versorgt.

War dieser Dampfer, der sich da der Arkansasmündung näherte, der Versorger von Fort Hindman?

Das war die Frage, die Captain Concho und den langen Lieutenant bewegte.

Noch befand sich das große Dampfschiff mehr als drei Meilen von der Arkansasmündung entfernt.

Lieutenant Benson ließ das Glas sinken.

»Der Dampfer fährt nach Fort Hindman«, sagte er. »Sam, da fress ich glatt einen Besen! Wohin will er denn sonst?

Grand Gulf ist die nächste Basis. Aber da müsste er an Vicksburg vorbei. Dort schießen ihn Pembertons Batterien in Grund und Boden. Geschütze hat er nicht an Bord. Ich kann jedenfalls keine sehen.«

»Und wenn Vicksburg inzwischen gefallen ist?«

»Das kann ich nicht glauben!«

Captain Concho ließ den Feldstecher sinken und klopfte dem Kameraden und Freund auf die Schulter. »Ich will es nicht glauben.«

Benson sah sich um. Die Sonne war schon untergegangen. Dämmerschatten näherten sich vom Osten.

»Von der Zeit her käme der Dampfer für uns goldrichtig«, sagte der Lieutenant und schaute wieder durch das Glas. »In der Nacht wird er sich nicht durch das schmale Fahrwasser vor Fort Hindman wagen. Er wird hier in der Mündung vor Anker gehen. Und wenn Forscreek mit den Minen vor Tagesanbruch zur Stelle ist, haben wir ihn!«

»Ein Riesenpott ist das!«, meinte Captain Concho beeindruckt.

»Kanonen kann ich nicht erkennen. Du?«

Ein Schrei war plötzlich hinter ihnen zu hören. Sie ließen die Feldstecher los, die sie an Riemen um den Nacken trugen, und wirbelten herum.

Wild winkend kam Sergeant Major Dandry aus dem Waldstück gelaufen.

Da fielen auch schon Schüsse.

Die Offiziere rannten dem Sergeant Major entgegen, die rechte Hand auf den Hut gedrückt und die Linke am Säbel.

Zehn Schritt vor ihnen blieb der Sergeant Major stehen. »Reiter! Zwanzig Reiter! Sie greifen uns an.«

Captain Concho fluchte. Die Schießerei nahm an Heftigkeit zu.

Der Sergeant Major machte kehrt. Alle drei rannten, so schnell sie nur konnten, in den Wald hinein.

Da sahen sie die Reiter schon. In zwei Gruppen kamen sie schießend und schreiend herangaloppiert.

Sergeant Waters kam ihnen mit drei Männern entgegen. Die Kameraden bewegten sich rückwärts und schossen auf die Reiter. Von Baum zu Baum rückten der Sergeant und seine Leute heran.

Captain Concho zückte den Säbel, wechselte ihn in die Linke und riss den schweren Dienstrevolver aus der Koppeltasche. Dann ließ er sich gegen einen Stamm fallen und schoss auf den Reiter, der direkt auf ihn zugejagt kam.

Das Gewehr des Mannes blitzte und krachte, und das Geschoss schlug in Augenhöhe neben Concho in den Stamm.

Sein Schuss aber saß. Aufschreiend stürzte der Mann aus dem Sattel. Reiterlos jagte das Pferd vorüber.

Kopfüber war der Kerl zu Boden gestürzt. Es war kein Kavallerist, sondern ein Red Leg, wie Captain Concho an den rot eingefärbten Stiefeln und Hosen erkennen konnte.

Die Red Legs – die »Rotbeine«, waren eine Bande von Guerillas, die unter Führung des legendären Doc Jennison im Hinterland auf der Seite der Nordstaaten Krieg führten, doch hauptsächlich auf eigene Rechnung und in die eigene Tasche kämpften.

Sie führten einen grausamen und brutalen Guerillakrieg, der längst Legende war. Wo die Rotbeine auftauchten, herrschten Furcht und Schrecken.

Links, rechts und hinter Concho waren die Männer in Stellung gegangen. Die Karabiner und Revolver dröhnten.

Der Captain schoss noch zwei Rotbeine aus dem Sattel. Ein Vierter drehte angeschossen ab.

Ein Aufschrei ließ Concho herumzucken.

Zwei der Red Legs hatten einen von Sergeant Waters’ Männer buchstäblich niedergeritten und sich von den Pferden herunter auf ihn geworfen.

Mit zwei Schritten war Captain Concho zur Stelle und schlug mit dem Säbel zu. Schwer getroffen sanken die Guerillas zurück. Concho half seinem Mann auf die Beine und rannte mit ihm zur anderen Seite. Bügel an Bügel, schießend und schreiend versuchte ein Dutzend Red Legs die Konföderierten zu überrennen.

Alle Rebellen wandten sich dieser Gefahr zu. Dicht zusammengedrängt nahmen sie die Reiter unter Feuer.

Drei Red Legs stürzten getroffen ins Gras, der Rest schwenkte ab.

Von einem Augenblick zum anderen, so rasch wie sie aufgetaucht waren, verschwanden die Rotbeine wieder. Zwei der verletzten Guerillas erhoben sich und liefen wankend zu den Pferden.

Die Männer ließen die verwundeten Guerillas entkommen.

Captain Concho schnellte auf die Füße. Geschlossen rannten er und seine Jungs zu ihrem Lagerplatz.

Dort lagen drei von Sergeant Waters’ Leuten. Erschossen oder erschlagen. Den vierten Kameraden fanden sie dort, wo ihre Pferde gestanden hatten.

Auch er war gefallen.

»Verdammt, wo sind die Guerillas hergekommen?«, wandte sich Captain Concho an den etwas fülligen und stämmigen Sergeant.

»Die Wache hat nichts gemeldet, Sir!« »Wo ist der Mann?«

Sergeant Waters zeigte mit dem Karabiner zürn Waldrand.

Fünf Kameraden und den Verlust aller Pferde hatten sie zu beklagen.

Captain Concho war erschüttert, als er den Posten am Waldrand auf den Rucken drehte Die Red Legs hatten ihm die Kehle durchgeschnitten.

»Verdammt!«, fluchte Benson krächzend.

Concho richtete sich auf und schaute in das Buschland hinaus.

Von den Red Legs war nichts mehr zu sehen. Woher sie so plötzlich gekommen waren, konnten sie nun nicht mehr erfahren.

Die Männer legten den toten Kameraden auf eine Zeltbahn und trugen ihn zum Lagerplatz.

Die Rotbeine hatten acht Tote zurückgelassen. Aber das war kein Trost.

Die Pferde der toten Red Legs grasten zwischen den Bäumen und draußen vor dem Wald. Drei Männer holten die Tiere und banden sie fest.

Sieben Mann waren sie jetzt nur noch – mit Captain Concho und Benson. Da hatten sie Glück im Unglück, dass sie trotz des Verlustes aller Pferde beritten blieben.

»Los, zwei Mann Wache!«, befahl Captain Concho. »Alles andere – Beerdigungskommando!«

Ihre Sättel und Packen lagen da noch. Auch die der gefallenen Kameraden. Sie schnallten die Klappspaten ab, um die Männer vor dem Wald zu beerdigen.

Da lag plötzlich dieser große Dampfer in der Mündung. Alle Positionslichter hatte er gesetzt. Die Soldaten verharrten zwischen den Bäumen.

Es war der Versorger für Fort Hindman! In langsamer Fahrt schob sich das Frachtschiff aus dem Mississippi in den Arkansas hinein. Riesig und schwarz wirkte der Dampfer.

»Verdammt! Und ausgerechnet jetzt müssen uns Doc Jennisons Leute finden«, sagte Benson rau. »Mein Gott! Forscreek wird denen doch mit den Minen nicht direkt vor die Gewehre reiten!«

Captain Concho schwieg sich aus.

Er zeigte auf eine Stelle zwischen den Bäumen am Wald. »Begraben wir die Gefallenen hier, Männer!«, befahl er, damit sie vom Schiff aus nicht beobachtet werden konnten.

Die Kameraden begannen sofort. Benson half ihnen. Captain Concho schritt in Richtung des Ufers durch den Wald, um den Frachter zu beobachten.

Das Schiff fuhr am anderen Ufer entlang. Es war dunkel geworden, und auf dem Versorger brannte überall Licht. Wie im tiefsten Frieden schob sich der Dampfer in langsamer Fahrt flussaufwärts.

Captain Concho nagte auf der Lippe. Würde Forscreek rechtzeitig mit den Minen eintreffen.

Drüben rasselten die Ankerketten. Zwei Buganker warf er aus. Das Schiff hielt und glitt langsam ein Stück zurück, bis die Ankerketten aus dem Wasser tauchten und sich strafften.

Als der Heckanker fiel, kam Benson zu ihm hinübergestapft.

»Wenn Forscreek nur schon da wäre!«, stöhnte er.

Der Captain war mit den Männern zu dieser Landzunge geritten, um nach dem Versorgungsschiff Ausschau zu halten. Ihr Basiscamp befand sich in der Nähe von Fort Hindman. Dort waren die restlichen Männer unter dem Kommando von Sergeant Hines zurückgeblieben, um das Fort weiterhin zu beobachten. Forscreek, ‘das große Tüftler- und Bastlertalent, hatte den Auftrag, Minen zu bauen und sich dann damit in Begleitung von Sergeant Finnewacker und Corporal Oscura hierher zu begeben.

Spätestens in dieser Nacht sollten die drei mit den Minen hier eintreffen.

Und jetzt lag das Zielgenau vor ihren Nasen!

Aber zuvor musste Concho mit seinen Männern die Halbinsel erst einmal räumen, um von den Red Legs nicht abgeschnitten zu werden. Er war davon überzeugt, dass die Guerillas sich in der Nähe befanden und wiederkommen würden.

Er musste aber auch Forscreek entgegenreiten, und ihn finden, um die drei Männer nicht in eine Falle der Red Legs reiten zu lassen.

»Wenn wir den Kahn sprengen, wie tief wird er sinken?«, fragte Benson mit raunender Stimme. »Bis völlig unter die Wasserlinie?«

Captain Concho wusste, weshalb der Lieutenant diese Frage stellte.

Ihr Proviant war knapp geworden. Sie hatten praktisch nichts mehr zu essen. Und das schon seit Tagen nicht.

Hirse und Salz besaßen sie noch, und das nicht einmal in ausreichender Menge.

Sobald sie das Schiff gesprengt hatten, wollte er eine Gruppe von Männern losschicken, um Verpflegung zu beschaffen. Der Pott da drüben würde nämlich todsicher ausbrennen.

 (wb)