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Im Goldlande Kalifornien 4

Sophie Wörishöffer
Im Goldlande Kalifornien
Fahrten und Schicksale Gold suchender Auswanderer
Zeitgemäß gekürzt von A. Flügel um 1930
Kapitel 2 – Teil 1

165 Tage hatte die Fahrt schon gewährt. Die Ungeduld der Reisenden wuchs von Stunde zu Stunde. Sie bestürmten den Kapitän mit Fragen, wann endlich die Küste des Goldlandes vor ihren Augen auftauchen würde.

»Am 175. Tag, wenn alles gut geht«, hatte der einmal gesagt. Diese Frist war beinahe abgelaufen.

Sooft eine Wolke den Rand des Horizontes umsäumte, sooft nur ein Nebelstreifen erschien, entstand schon unter den Auswanderern eine lebhafte Bewegung.

War das endlich das Land?

Näher und näher kam der weite, einem Meerbusen gleichende Hafen von San Francisco. Mastspitzen tauchten auf, dann ganze Reihen von Schiffen, endlich das bunte, farbenreiche Gewühl am Strand und auf den Fluten der Bay.

Die »Flora« hatte das Ziel ihrer langen Fahrt erreicht – es war das neu entdeckte irdische Paradies, das nun offen vor den Blicken der Reisenden dalag, das Goldland, das ersehnte.

An Deck herrschte minutenlanges Schweigen. Seltsam wild und unordentlich sah doch das Ufer aus.

»Gar kein Hafendamm!«, sagte jemand. »Keine Kräne!«

»Und die Häuser sind – Hütten. Hölzerne Hütten.«

»Merkwürdig, man sieht auch kein Fuhrwerk!«

»Das ist ein sonderbares Land, nicht viel besser als eine Wildnis.«

Die Flora hatte ihre Anker ausgeworfen, und mehrere Matrosen brachten die Boote zu Wasser, um nacheinander alle diese vor Ungeduld bebenden und fiebernden Menschen an Land zu schaffen. Jeder Einzelne wollte der Erste sein, jeder bat und flehte, zunächst ihn mitzunehmen. Es herrschte ein Durcheinander, bei dem niemand seine eigenen Worte verstand.

Vier Boote der Flora brachten unsere Freunde an das Land, und nun fing guter Rat an, teuer zu werden. Die Umgebung sah aus wie ein Jahrmarkt. Hier und dort standen Zelte, man kochte unter freiem Himmel, man schusterte, zimmerte und tischlerte an allen Ecken und Enden. Hier fällten Leute einen schönen, alten Baum, dort zersägten zwei Männer einen Baumstamm oder verarbeiteten schon gewonnene Bretter zu Karren. Keiner nahm Notiz von dem, was sein Nachbar trieb. Die Leute sahen fast alle aus, als trügen sie schwere Sorgen.

Davidoff sah zurück zum Meer. »Immer neue Hunderte und aber Hunderte!«, seufzte er. »Ich bitte euch, Kinder, es nahen schon wieder zwei Schiffe!«

»Man muss einen Anfang machen«, sagte energisch der ältere Kinski. »Hier stehen bleiben können wir nicht.«

Er wandte sich an einen der arbeitenden Männer, von dessen Lippen er deutsche Worte gehört hatte. »Mit Verlaub, guter Freund!«

Der andere sah auf. »Was ist los?«, brummte er.

»Gibt es denn hier keine Unterkunft? Muss man die Nacht auf der Straße verbringen?«

»Sicherlich! Aber die Luft ist ja warm, Alter, und außerdem fragt auch kein Nachtwächter nach dem Woher oder Wohin.«

»Aber wie weit ist es denn bis zu den Minen?«

»So an die 15 deutsche Meilen. Morgen früh haben wir unsere Karren fertig, und die Reise dahin beginnt.«

»Zu Fuß?«, fragte Kinski.

»Ja, Pferde oder Esel sind hier nicht zu haben.«

Kinski sah die seinen an. Ein junger Hamburger, Felsing mit Namen, der sich ihnen schon während der Reise innig angeschlossen hatte, stand neben ihm.

»Was nun?«, fragte Arsa, sich an diesen wendend.

»Wir müssen uns natürlich ebenfalls Karren zimmern«, antwortete er lachend, sprang zu dem Deutschen hin und schlug ihn auf die Schulter. »Hallo, mein Freund, ist es denn erlaubt, den nächstbesten Baum zu fällen und an sich zu nehmen?«

»Das verbietet hier keiner.«

»Es gibt hier also keine Polizei?«

»Die Regierung in Washington hat einen Judge (Richter) hierher geschickt, aber der ist nicht bösartig. Er sitzt am liebsten hinter seinem grünen Tisch und spielt Karten.«

»Nehmt nur einen guten Baum, ehe euch andere zuvorkommen«, riet jemand. »Das Holz ist hier spärlich genug.«

»Aber wir haben kein Arbeitsgerät!«, rief Kinski.

Der Deutsche zeigte auf einen Berg von Kisten, Tonnen, Säcken und Körben, die, wie eine Art Wildnis für sich, in der Nähe aufgestapelt lagen. »Da finden Sie vielleicht noch einige Stücke«, sagte er.

Im Nu war Felsing zu der bezeichneten Stelle gesprungen. »Wahrhaftig!«, rief er, »hier finde ich Zimmermannswerkzeug! Jetzt bauen wir Wagen, stellen Zelte auf und amüsieren uns nach Möglichkeit. Hurra!«

Arsa eilte zu ihm, und während beide im Verein mit Jegor und Ossip die nötigen Gerätschaften hervorsuchten, gab Kinski Befehle.

»Hier wollen wir unser Zelt aufschlagen. Sammelt Steine zum Feuerherd, ihr Kleinen!«

Im Nu entwickelte sich eine lebhafte, anregende Tätigkeit. Die vier jungen Leute fällten einen Baum. Boris und Iwan bauten den Herd, ein Franzose, Dubois, der auch mit dem Schiff angekommen war und sich an Kinski hielt, trug in allerlei Blechschüsseln Wasser herbei, und Alexei und Nikola suchten aus dem Trümmergewirr die wenigen noch leidlich erhaltenen Esswaren hervor.

»Dass man hier auch gar nichts kaufen kann«, seufzte Frau Kinski. »Kein Brot, keinen Tropfen Milch für die Kinder!«

»Kalifornien lässt sich recht traurig an«, meinte seufzend eine andere. »Was werden wir nun essen und trinken?«

Felfing tröstete sie nach Möglichkeit. Als man zum Lagerplatz zurückkam, brodelte schon im Kessel ein großes Stück Pökelfleisch, das Kinski von einem der Auswanderer gekauft hatte. Man konnte sich wenigstens leidlich satt essen und dann zwei Zelte aufschlagen, um nicht die Nacht unter freiem Himmel verbringen zu müssen.

Der Baum war noch nicht zur Hälfte eingeschnitten, als die Dämmerung hereinbrach und aller Arbeit ein Ende bereitete. Es wurde hinter den kleinen Scheiben der Holzbaracken lebendig, Lichter brannten, und hier und da öffneten sich die Türen. Es wurde getrunken, getanzt und an den meisten Stellen fast die ganze Nacht hindurch Karten gespielt.

Wüste Vorgänge unterbrachen gelegentlich die Stille. Man warf einen ganz ausgeplünderten Gast zur Tür hinaus, Pistolenschüsse knallten durch die Nacht, wilde Verwünschungen und Hilferufe.

»Betrüger seid ihr, Spitzbuben, Halunken!«

»Wo ist der Judge? Ich will mein Recht, mein gutes Recht! Ihr habt mich, während ich schlief, bestohlen!«, kreischte ein Goldgräber in rotem Wollhemd, den breitrandigen Strohhut auf dem Kopf, die Pistole im Gürtel, das lange Bowiemesser im Stiefel. »Wo ist der Judge«, schrie er, »der Judge, der Judge!«

Man holte den Richter herbei.

»Ich bin bestohlen worden, Euer Ehren. Hier steht der Dieb«, schrie der Aufgeregte dem Richter entgegen, auf einen in der Nähe befindlichen Mann weisend.

»Warte, bis man dich fragt, Lümmel! Und nun, meine Jungen, bildet einen Kreis! Der Kläger und der Beklagte treten in die Mitte.«

Der Richter sah in dem schnell gebildeten Kreis umher, zog aus der Tasche eine Rolle Kautabak, versorgte sich mit einer tüchtigen Portion und sagte im gemächlichen Ton: »Was gibt es schon wieder?«

»Alle meine Goldkörner hat mir der elende Manoel gestohlen, für mehr als tausend Dollar, Euer Ehren!«

»Ist das wahr, Manoel?«

»Keine Silbe, Euer Ehren, keine Silbe. Jim ist betrunken, oder er lügt oder irrt sich. Ich bin ein ehrlicher Mann.«

»Ein Spitzbube ist er, ein falscher spanischer Hund!«

Der Mann des Gesetzes schob den Tabak von einer Seite seines Mundes in die andere. »Hört, meine Jungen«, sagte er, »wir brauchen notwendig einen Beweis, das seht ihr ein. Also geht in das Haus des Spaniers und durchsucht es von oben bis unten!«

Der Vorschlag wurde sehr beifällig aufgenommen, nur Manoel krümmte sich vor Furcht und Schreck, als leide er körperliche Schmerzen.

»Aber Euer Ehren,« jammerte er, »diese Burschen stehlen mein bisschen Armut, sie ruinieren mir das Geschäft!«

»Du hast zu schweigen, Spanier! Die Zeit eurer Herrschaft in Kalifornien ist vorüber, das merke dir!«

Die Männer mit den roten Wollhemden hatten sich unterdessen in das Haus begeben und ohne viele Umstände alle Ecken und Winkel durchstöbert. Plötzlich erscholl ein Siegesgeschrei, das den kleinen Spanier fast zusammenknicken ließ.

»Hurra! Da sind die Goldkörner!«

»Mein Eigentum!«, heulte Manoel. »Mein Eigentum!«

»Das wird sich finden«, sagte würdevoll der Richter. »Komm her, Jim, und sieh dir das Gold an. Sind es deine Körner oder nicht?«

Der Mann aus den Minen jubelte laut auf. »Meine sind’s, Euer Ehren! Meine sind’s, so wahr ich ein ehrlicher Kerl bin! Ich kenne sie ganz genau, lauter längliche Formen haben die Dinger.«

Der Spanier rang die Hände. »Sehen nicht viele Körner so aus?«, rief er ganz verzweiflungsvoll.

Der Kläger betrachtete ihn mit überlegenem Lächeln. »Ich will einen Beweis führen!«, versetzte er. »Sehen Sie alle her, Gentlemen! Zwei Taschen besitze ich nur, und diese beiden waren gefüllt bis zum Rand. Das habe ich schon vorher behauptet. Ist es nicht so?«

»Gewiss, es ist so.«

»Nun, dann wollen wir nachmessen.«

Er versenkte die gelben Körnchen in seine Taschen und sah stolzen Blickes umher. »Ist es so, wie ich gesagt habe, Euer Ehren?«

»Wahrhaftig – gerade zwei Taschen voll. Willst du jetzt den Diebstahl eingestehen, Manoel?«

»Nein!«, schrie der Spanier. »Nein! Ich habe nicht gestohlen!«

Der Richter räusperte sich einige Male, warf sich in die Brust und fällte dann das Urteil. »Hängt den Kerl, lyncht ihn in aller Form, Kinder. Kommt später Ähnliches wieder vor, so wisst ihr, was ihr zu tun habt. Und was mich betrifft«, setzte er hinzu, »so will ich künftig nicht mehr aus dem Schlaf geweckt werden. Wer bei mir eindringt, bekommt eine Kugel zwischen die Rippen. Verstanden?«

»Jawohl, Euer Ehren.«

»Das ist gut. Und nun die Bezahlung, denke ich.«

Er streckte die Hand aus, und Jim füllte diesen natürlichen Behälter mit Goldkörnern.

»Reicht das hin, Euer Ehren?«

»Ich danke. Gute Nacht, meine Jungen!«

Ein brausendes Hurra folgte ihm nach. Diese Art Rechtspflege fand in den Herzen der Abenteurer einen lebendigen Widerhall. Sie packten den an allen Gliedern zitternden Spanier und schleppten ihn gewaltsam in das Haus.

»An seinem eigenen Pfosten soll er baumeln, der Schurke!«

»Gnade!«, wimmerte Manoel. »Gnade! Ich will ja gestehen. Ich besitze Gold. Ihr könnt es bekommen, aber lasst mich doch leben, Kinder! Was kann euch denn mein Tod nützen? Nehmt doch lieber das Gold!«

»Das nehmen wir außerdem. Du hast uns alle ausgeplündert und betrogen, dafür sollst du jetzt büßen.«

Rohes Gelächter folgte diesen Worten. Mit vereinten Kräften schleppten die Goldgräber den zeternden Manoel in das Blockhaus und knüpften ihn, während er immerfort schrie, mit seinem eigenen Lederriemen an den nächsten Balken. Dann nahmen sie ihre Plätze wieder ein und setzten das unterbrochene Kartenspiel weiter fort.

Mit erblassten Gesichtern hatten unsere Freunde alles mit angesehen. Mehr als einer mochte an die Sicherheit der alten Heimat denken und daran, in welches Sodom man hier geraten war. Aber das Wort blieb unausgesprochen.

In der Tür des Blockhauses reckte Jim die riesenhaften Glieder. »Abermals leere Taschen!«, sagte er. »Alles mit den verdammten Karten verloren! Jetzt kann man getrost die Hacke wieder zur Hand nehmen und wer weiß wie viele Fehlschläge tun, ehe einmal eine Goldader getroffen ist. Verfluchte Wirtschaft!«

Felfing erhob sich. »Mit diesem Burschen werde ich einmal ins Gespräch zu kommen suchen«, flüsterte er.

Er näherte sich dem Goldgräber und begrüßte ihn in seiner gewinnenden Weise.

»Nun, Sir«, sagte er, »Sie kommen geradewegs aus den Minen?«

»Haben Sie etwa die Absicht, dorthin zu gehen, junger Herr?«

»Natürlich! Oder dachten Sie, die Goldklumpen sollten einzig und allein in Ihre eigene Tasche gleiten?«

Der Mann lachte. »Goldklumpen?«, wiederholte er. »Ach, mein guter Herr, ich glaube, die besten Zeiten sind schon vorüber. Diese märchenhaften Funde haben längst aufgehört.«

Felfing erschrak. »Sie scherzen!«, stammelte er.

»Nein, nein, ich spreche die reine Wahrheit. Andere Leute können Ihnen meine Worte bestätigen.«

Felfing zog ihn am Arm mit sich. »Kommen Sie zu meinen Reisegefährten! Wir unterhalten uns ein wenig.«

Der Goldgräber ging mit. »Das sieht ja beinahe aus wie ein Familienkreis«, sagte er nach der ersten Begrüßung. »Wollen Sie denn Ladys und Kinder mit hinausnehmen in die Minenstädte?«

»Ja, das wollen wir«, versetzte Felfing, »man baut sich da ein Haus und tischlert und zimmert darauf los.«

»Wenn man Bauholz hat, ja, Wasser, Viehfutter, Lebensmittel und so weiter. In den Minen ist gerade jetzt der Teufel los.«

»Wieso?«, fragte Kinski, für den Felfing bei der Unterhaltung mit dem Blusenmann den Dolmetscher machte. »Etwa Unruhen, ein Aufstand gar?«

Jim zuckte die Achseln. »Wisst ihr, wer König Semen ist? Habt ihr den Namen schon gehört?«

»Natürlich – was ist mit ihm?«

»Verschwunden seit einigen Tagen« Jim sah einen nach dem andern an. »Die Hound haben ihn anscheinend – Semen besitzt einen Millionenschatz an Goldkörnern – Das hat die Hound zu einem Gewaltstreich ermutigt. Irgendwo im Wald oder Gebirge halten sie ihn fest, bis er ihnen sagt, wo sein Schatz verborgen liegt.«

Felfing hatte jedes Wort übersetzt. In grimmigem Zorn schlug Davidoff mit der Faust auf den ihm als Sitz dienenden Stein »Das ist zu arg! Wer sind diese Hound?«

Der Goldgräber spähte nach allen Seiten. Er dämpfte die Stimme fast zum Flüstern. »Das sind Verzweifelte«, antwortete er, »verwegene Gesellen, die niemand fürchten. Sie bilden eine geschlossene Gemeinschaft, die ihr eigenes Versammlungshaus besitzt und alle möglichen Untaten verübt. Ist ihnen jemand im Wege, so wird er niedergemacht. Hat jemand besonderes Glück, wie zum Beispiel König Semen, so wird er ausgeplündert.« Kinski seufzte. »Herr Felfing, fragen Sie doch, wie lange mein armer Bruder schon vermisst wird«, bat er.

»Etwa seit fünf Tagen.«

»Herr Felfing«, sagte Kinski, »wir müssen meinen armen Semen zu befreien versuchen. Denken Sie das nicht auch?«

»Natürlich. Sobald wir nur erst einmal die Minenstädte erreicht haben.« Jim verabschiedete sich, um ein Spielhaus aufzusuchen und möglicherweise in dieser Nacht sich mehr Schulden aufzuladen, als er in Wochen angestrengter Arbeit ehrlich abtragen konnte.

»Welch ein Strich durch die Rechnung!«, seufzte Davidoff.

»Aber welch ein Glück, dass unsere Ankunft gerade mit diesem Ereignis zusammentrifft«, warf Kinski ein »Wer würde sonst wohl dem armen Semen Hilfe bringen, besonders wenn diese Hound eine so gefährliche Macht bilden.«

Frau Kinski weinte. Sie war ganz mutlos geworden. »Ein Zug in die Wildnis!«, sagte sie schaudernd. »Wie entsetzlich!«

»Lasst uns einen Spaziergang machen«, schlug Arsa vor. »Da drüben beginnt der Wald.«

Die anderen waren bereit, und so schleuderten denn die jungen Leute durch den wundervoll milden Abend dahin. Hell glänzten die Sterne, ein leiser, über das Meer kommender Wind rauschte in den Baumwipfeln, und zwischen den Bäumen schwirrten Leuchtkäfer.

Arsas Blicke hingen an den fernen Bergketten. Ihre Abhänge bargen das rote Gold, das heiß und gewaltig umstrittene. Ob alle, die aus den entlegensten Winkeln der Erde hierher gekommen waren, um das Glück zu suchen, es nun auch wirklich finden würden?

Da unten schimmerten die weißen und farbigen Zeltdächer, Rauchwolken stiegen zum Himmel empor, hier und da glühten die letzten Funken der verglimmenden Lagerfeuer. Es schrien kleine Kinder, Hunde bellten, und zuweilen erhoben sich streitende Stimmen. Von allen diesen Leuten wusste kein einziger, was ihm der nächste Morgen bringen würde.

Als die jungen Leute zu den Zelten zurückkehrten, lag Kinski noch wach. »Mein armer Bruder!«, flüsterte er. »Wer mag wissen, was mit ihm geschehen ist?«

Arsa suchte seinen Vater zu trösten. »Morgen zimmern wir Karren!«, sagte er. Aber nur ein Seufzer antwortete ihm.

Zwischen den beiden wurde es still. Ob auch von allen diesen bunt zusammengewürfelten Menschen nur wenige wirklich schliefen, so ruhten doch die lauten Stimmen des Lagers, und erst am anderen Morgen begannen aufs Neue die Hämmer und Sägen ihre eilige Arbeit.

Zwei große Bäume wurden mit vereinten Kräften gefällt und behauen, dann fing man an, die Stämme zu derben Brettern zu zerschneiden. Aus dem zerstampften, zersplitterten und sogar teilweise halb vom Wasser überfluteten Durcheinander herrenloser Güter fischten die jungen Leute eine Anzahl Nägel heraus, etliche Bohrer und eine Anzahl starker Seile. Drei Schleifen, plump gezimmert und nur notdürftig bedeckt, wurden in einigen Tagen fertiggestellt. Je zwei Männer spannten sich vor eine solche Schleife, und dann ging es fort, den Minenstädten zu.

Die Straße konnte man nicht verfehlen, denn sie wurde von den Scharen der neu ankommenden Goldsucher niemals leer.