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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das Geheimnis zweier Ozeane 37

Drittes Buch
Zwöltes Kapitel
»Mann über Bord!«

Aus dem Steuerraum eilten Skworeschnja, Marat und Pawlik in die Messe. Erst jetzt merkten sie, wie müde und hungrig sie waren. Kaum hatten sie den Gang betreten, hörten sie schwere Schritte. Gleich darauf zeigte sich am Ende des Ganges Kommissar Sjomin. Dem Kommissar folgte Krutizki, hinter ihm kam Gorelow; die Prozession beschloss Matwejew.

Gorelow ging mit tief gesenktem Kopf. Sein Gesicht war fahl, um die Augen lagen dunkle Ringe. Seine Gestalt schien zusammengeschrumpft. Als er an Pawlik vorbeikam, streifte sein Blick den blassen Jungen. Ein klägliches, verlegenes Lächeln huschte über sein Gesicht.

Die Schritte entfernten sich. Schweigend verfolgten die drei Freunde mit den Blicken diesen ungewöhnlichen Aufzug.

»Der Lump wird in die Isolierzelle gebracht«, bemerkte Skworeschnja mit einer Grimasse des Ekels. »Damit er hier nicht die Luft verpestet … Richtig so … Am liebsten möchte ich dem Kerl bei der nächsten Begegnung den Hals umdrehen!«

»Lass das, Andrej Wassiljewitsch!«, sagte Marat, der dem vorauseilenden Skworeschnja kaum folgen konnte. »Denk an die Disziplin!«

»Behalte deine Weisheiten für dich! Ich habe nur darauf gewartet, dass du mir was von Disziplin erzählst!«

Um in die Messe zu gelangen, mussten die drei Freunde durch den Aufenthaltsraum gehen. Die Tür stand weit offen, und Skworeschnja, Marat und Pawlik blieben erschüttert davor stehen.

Auf einem großen, mit einem roten Tuch bedeckten Tisch lag, in ein schneeweißes Laken gehüllt, die Leiche Leutnant Krawzows. Von der Brust des Leutnants hing zu beiden Seiten des Tisches die Flagge der Kriegsmarine der UdSSR herab. Der Kopf ruhte auf einem Kissen. Das weiße Deckenlicht beschien sein Gesicht.

Am Kopfende standen mit Gewehr bei Fuß Romejko und Kramer.

Der Zoologe, mit traurigem Gesicht, ging auf die Eintretenden zu und drückte ihnen die Hand.

»Ich beglückwünsche Sie, meine Freunde, zum Sieg«, sagte er flüsternd. »Ach, wie leid tut es mir um den Toten!«

»Wir beeilten uns sehr, ihm zu Hilfe zu kommen«, antwortete Skworeschnja mit leiser Stimme. »Wenn er doch noch etwas durchgehalten hätte!«

»Ich kann es mir nicht verzeihen!«, fuhr der Zoologe erregt fort. »Warum habe ich nur zugelassen, dass er, noch schwach und erholungsbedürftig, von Bord ging?«

Der Zoologe schwieg und fügte dann mit einem Seufzer hinzu: »Der Kapitän hat angeordnet, dass das Begräbnis in zwei Stunden stattfindet.«

Schweigend und mit gesenkten Köpfen gingen die Freunde in die Messe, um Mittag zu essen.

Als sie zurückkehrten, war fast die gesamte Schiffsmannschaft versammelt.

Kurz darauf erschien der Kapitän; ihn begleiteten Kommissar Sjomin, der Chefakustiker Tschishow, der Elektroingenieur Kornejew und Professor Lordkipanidse. Oberleutnant Bogrow hatte Dienst im Steuerraum.

Der Kapitän hielt eine kurze Trauerrede, und eine Stunde später erhob sich ein kleiner Hügel in einer Ecke der unterseeischen Höhle über dem harten Basaltgestein des Bodens.

Gleich nach Beendigung der Trauerzeremonie nahm die Schiffsbesatzung die unterbrochenen Arbeiten wieder auf.

Den ganzen Abend und die erste Hälfte der Nacht wurde fieberhaft in allen Teilen des Schiffes gearbeitet.

Die Zeit war äußerst knapp. Um ein Uhr dreißig sollte die Pionier aus ihrem Schlupfwinkel in die offene See stechen.

Mit verbissenem Eifer stürzten sich die Männer auf die Arbeit. Um null Uhr fünfundvierzig waren alle in der Höhle befindlichen Gegenstände vor der Plattform der Druckkammer aufgestapelt. Dann begann die Verfrachtung. Einzeln oder zu zweien trugen die Männer die Winde, Stahltrossen, Scheinwerfer, Kabelrollen und Werkzeuge in die Druckkammer, um später, während der Fahrt, alles wieder an seinen Platz bringen zu können.

Skworeschnja arbeitete entweder unter der Plattform und reichte seinen Kameraden die besonders schweren Gegenstände zu, oder er trug sie selbst in die Kammer.

Das Verladen ging unter dem Schlingern und Zittern des Schiffsrumpfes seinem Ende zu. Die Elektrotechniker und Maschinisten überprüften die Arbeit der Trieb- und Steuerdüsen. Die Höhle war menschenleer. Die letzten Gegenstände holte Skworeschnja.

»Alles an Bord?«, fragte der Oberleutnant aus der Druckkammer.

»Alles!«, hörte man von unten Skworeschnjas Stimme. »Alle Mann an Bord!«

»Zu Befehl!«, antwortete Skworeschnja und tauchte über der Plattform mit einem Haufen Werkzeuge auf.

Mit angelassener Schraube schlüpfte er in die Druckkammer. Der Oberleutnant tippte ihm auf die Schulter und sagte: »Eins …«

Ohne den Befehl zur Einziehung der Plattform zu geben, fuhr der Oberleutnant zu zählen fort: »Zwei … drei … fünf … acht …«

Die Kammer war voller Menschen – siebzehn Personen. Während des Abzählens war die Plattform immer noch nicht zugeklappt, aber niemand achtete darauf.

Endlich sagte der Offizier: »Alle Mann vollzählig! Plattform hochziehen! Tür schließen!«

Das Wasser floss rasch ab. Bald war auch der Luftdruck in der Kammer normal.

In höchster Eile legten alle ihre Taucheranzüge ab. Als Letzter stürzte der Oberleutnant aus der Kammer. Auf dem Weg zum Steuerraum rief er dem Taucher vom Dienst, Krutizki, zu: »Alle Mann zur Stelle! Kammer schließen!«

Ein lautes Signal ertönte.

Die Schiffsbesatzung bezog ihre Posten vor den vielen Vorrichtungen und Geräten.

Im Steuerraum drückte der Kapitän auf die linke Taste der Gangsteuerung.

Der Schiffsrumpf erbebte. Die Pionier setzte zur Fahrt an. Jetzt begann die Überwindung der letzten riesigen Strecke zu den fernen heimatlichen Küsten.

Die Pionier hatte ihren unfreiwilligen Hafen verlassen und befand sich in schneller Fahrt durch die unendlichen Weiten des Ozeans. Die Ultraschall-Bildwerfer tasteten mit ihren Strahlen die Wasserschichten um das Schiff herum ab, zwei Infrarot-Aufklärer beschrieben ihre Bahn fünfzig Kilometer vor dem Bug und zeigten ihre Beobachtungen im Steuerraum an.

Die Tiefen des Ozeans waren öde und leer, der Weg vor dem U-Boot war frei.

Die Pionier tauchte fünfhundert Meter, hüllte sich in ihren Dampfmantel und steigerte ihre Geschwindigkeit.

Der Mechanismus des Schiffes arbeitete in kraftvollem Rhythmus. Unhörbare Explosionen in den Düsen trieben das U-Boot pfeilschnell voran.

In diesen erregenden Stunden brachte der Funker Pletnjow dem Kapitän einen Funkspruch vom Kreuzer Yamato, den er abgefangen und entschlüsselt hatte.

In dieser Meldung wurde dem Flottenkommando ergänzend mitgeteilt, dass der Torpedobootzerstörer Sasanami II auf dem Wege von der Osterinsel zum Stützpunkt infolge der beim Seegefecht erlittenen schweren Beschädigungen ebenfalls gesunken sei. Außerdem enthielt der Funkspruch die Nachricht, der Kreuzerkommandant, Kapitän Majeda, habe vor zwei Stunden aus Gram über die Niederlage Harakiri verübt. Den Befehl über den Kreuzer habe Oberleutnant Jassuguro Nakano übernommen.

In allen Räumen der Pionier ertönte das Signal zur Aufhebung des Alarms. Es klang wie eine süße Melodie in den Ohren der Männer, denen es Ruhe und Schlaf brachte.

Pausenlos durchpflügte das U-Boot den Ozean in unaufhaltsamer Fahrt. Tausende von Kilometern wurden überwunden, blieben in nebelhafter Ferne zurück; immer kürzer wurde die vor dem U-Boot liegende Wegstrecke.

Erst nach zwanzig Stunden setzte die Pionier ihre Geschwindigkeit etwas herab. Bei der erstaunlichen Fähigkeit des U-Bootes, unterseeischen Hindernissen automatisch auszuweichen, hätte man sich über diese übermäßige Vorsicht wundern können; aber der Kapitän wollte auch nicht das geringste Risiko eingehen. Erst nachdem die Pionier das Gebiet nahe den Marquesasinseln durchfahren hatte, entwickelte sie, mit Kurs auf Nordwest, wieder ihre alte Geschwindigkeit.

Matwejew erwachte, als das U-Boot die ersten Korallenatolle des Marquesasarchipels passierte. Er sprang von der Koje, schaltete das Licht an und dachte, als er Skworeschnjas leere Koje erblickte: Schon auf? Der ist aber tüchtig!

Dann fiel ihm etwas anderes ein. Die Maschinisten hatten, wie auch alle anderen, noch eine Menge Reparaturen zu erledigen. Die Taucher halfen ihnen. Matwejew zog sich rasch an, brachte seine Koje in Ordnung und ging in die Messe. Hier traf er Kosyrew, Romejko und noch einige andere. Alle saßen an ihren Tischen und aßen nach fast vierundzwanzigstündigem Fasten mit großem Appetit.

Matwejew war bald mit dem Essen fertig und hielt Ausschau nach Skworeschnja. Keiner, den er fragte, hatte ihn gesehen. Der Taucher schaute überall hinein, sogar in die Lagerräume und in die Laboratorien. Aber Skworeschnja blieb verschwunden. Matwejews Erstaunen wich einer ernsten Besorgnis.

Es war bereits nach dem Wecken. Alle hatten gefrühstückt und waren unterwegs zur Arbeit – nur Skworeschnja blieb unsichtbar. Ganz verwirrt ging Matwejew in den Steuerraum und erstattete dem Offizier vom Dienst Meldung über das Verschwinden des Taucherältesten.

»Nanu!«, wunderte sich Bogrow. »Er ist doch keine Stecknadel!«

»Ich habe das ganze U-Boot durchsucht, Genosse Oberleutnant, aber ohne Erfolg.«

Der Kapitän betrat den Steuerraum. Der Oberleutnant meldete ihm den Vorfall.

Eine Minute später ertönte in allen U-Boot-Räumen durch Lautsprecher das Kommando:

»Taucherältester Skworeschnja hat sich sofort im Steuerraum beim Offizier vom Dienst zu melden!«

Es vergingen drei … fünf … zehn … fünfzehn Minuten. Aber Skworeschnja erschien nicht.

Ein Sonderkommando durchsuchte eine ganze Stunde lang das Schiff, steckte die Nase in alle Winkel und Ecken, aber Skworeschnja blieb unauffindbar.

Die Meldung über die ergebnislose Suchaktion hörte der Kapitän mit blassem Gesicht an. Dann wandte er sich an den Oberleutnant.

»Das ist mir unbegreiflich!«, sagte er mit tonloser Stimme. »Ein Unglücksfall? Haben wir ihn vielleicht in der Höhle zurückgelassen?«

»Das ist ausgeschlossen, Nikolai Borissowitsch!«, antwortete der Oberleutnant erregt. »Ich erinnere mich genau: Er ist als Letzter in die Druckkammer hineingeschwommen, eine Menge Kleinkram in den Händen. Gerade mit ihm begann ich die Männer in der Kammer zu zählen. Siebzehn Mann hatten mit mir das U-Boot verlassen, und alle siebzehn waren wieder vollzählig da, vor … vor dem Einziehen der Plattform …«

Der Oberleutnant wurde plötzlich dunkelrot. In seinem Gesicht zuckte es. Er schaute auf den Kapitän und versuchte, sich an etwas zu erinnern. Schließlich sagte er mit stockender Stimme: »Ich glaube, die Plattform war während des Zählens aufgeklappt, der Ausgang offen … Wäre das möglich …? Was konnte er gewollt haben …? Ist er vielleicht hinter meinem Rücken noch einmal hinausgestiegen?«

»Dann hätten es aber andere bemerkt!«, warf der Kommissar ein.

»Ja, ja!«, rief Bogrow. »Sie haben recht. Von siebzehn Mann hätte doch wenigstens einer gesehen, dass Skworeschnja die Kammer verließ.«

»Dann müsste er doch an Bord sein«, entgegnete der Kapitän, »er ist aber nicht hier. Es bleibt nur zu vermuten, dass Ihre erste Erklärung richtig ist: Niemand hat bemerkt, wie er die Kammer verließ. Die Plattform wurde hochgezogen, und er blieb draußen.«

Bogrow schwieg verlegen. Kommissar Sjomin starrte auf den leeren Bildschirm.

Plötzlich erhellte sich das Gesicht des Oberleutnants. »Nikolai Borissowitsch«, wandte er sich an den Kapitän, »wenn Skworeschnja in der Höhle zurückgeblieben wäre, dann hätte er sich doch gemeldet, als er die Plattform hochklappen sah? Wir waren doch noch in unseren Taucheranzügen, unsere Funkgeräte funktionierten bis zur letzten Minute. Außerdem hätte er doch bemerkt, dass die Düsen zu arbeiten begannen? Und zu guter Letzt, als die Pionier schon die Höhle verlassen hatte, wäre es ihm immer noch möglich gewesen, bis auf zweihundert Kilometer Entfernung mit dem Steuerraum die Verbindung aufzunehmen. Dass er das Fehlen des U-Bootes so lange nicht bemerkt hätte, erscheint mir höchst unwahrscheinlich.«

Im Steuerraum wurde es still. Die Anwesenden konnten sich Skworeschnjas rätselhaftes Verschwinden nicht erklären. An der Tür wurde laut geklopft.

»Herein!«, sagte der Kapitän.

Der Zoologe stürzte atemlos in den Steuerraum.

»Kapitän!«, rief er schon auf der Schwelle. »Die gesamte Schiffsbesatzung ist davon überzeugt, dass wir Skworeschnja in der Höhle zurückgelassen haben. Ist das möglich? Man behauptet, er habe im letzten Augenblick die Druckkammer verlassen, um noch irgendwelche Kleinigkeiten zu holen. Er ist ja als äußerst haushälterisch, ja als knauserig bekannt. Und da ist die Plattform zugeklappt … Matwejew erzählt, mit Skworeschnja sei kurz vor Beendigung der Arbeiten etwas nicht in Ordnung gewesen. Er habe einen benommenen Eindruck auf ihn gemacht. Ich habe auch andere befragt, die mit ihm zusammen waren. Kosyrew erinnert sich, dass Skworeschnja auch in der Gasrohrkammer einen erschöpften Eindruck gemacht habe. Kosyrew und Matwejew vermuten, dass er noch einmal hinausgeschwommen und vielleicht in Ohnmacht gefallen ist, sodass er das Auslaufen des U-Bootes aus der Höhle nicht mehr bemerken konnte. Das ist entsetzlich! Es muss sofort etwas unternommen werden! Wenn der Ohnmachtsanfall lange dauert, muss er ja in seinem Taucheranzug ersticken … Wir müssen zurückkehren! Wir müssen ihn retten!«

Der Kapitän zog nachdenklich die Brauen zusammen. Also ist es doch möglich, dass Skworeschnja im Tunnel zurückgeblieben ist.

Kosyrew und Matwejew wurden in den Steuerraum gerufen. Sie bestätigten die Angaben des Zoologen. Außerdem er zählten sie, Pletnjow habe angeblich gesehen, wie Skworeschnja beim Schlussappell das U-Boot verließ. Auch Pletnjow wurde gerufen. Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob er tatsächlich Skworeschnja habe aus dem U-Boot gehen sehen, aber beim Abzählen der Mannschaft wollte er einen Schatten gesehen haben, der am Rande der Plattform auftauchte und sofort wieder verschwand.

In der allgemeinen Eile hatte Pletnjow nicht besonders darauf geachtet, in der Meinung, ein großer Fisch sei an der offenen Druckkammer vorbeigeschwommen. Jetzt müsste man aber annehmen, dass es Skworeschnjas Schatten gewesen war.

Im Steuerraum blieben wieder der Kapitän, der Oberleutnant, der Kommissar und der Zoologe zurück. Alle schwiegen.

Als Erster begann der Zoologe zu sprechen. Mit trauriger Stimme sagte er:

Wir können ihn doch nicht im Stich lassen! Wenn noch eine Hoffnung besteht, dass er am Leben ist, müssen wir zur Höhle zurückkehren. Wir müssen unbedingt zurück!«

Seine Stimme stockte.

Das Gesicht des Kapitäns war wie erstarrt. Seine Finger trommelten nervös auf der Tischplatte. Nach längerer Pause sagte er mit tonloser Stimme: »Sie vergessen eins. Arsen Dawidowitsch: Am 23. August, um sechs Uhr früh, muss die Pionier in Wladiwostok sein. Und sie wird dort an diesem Tage und zu dieser Stunde eintreffen, sei es auch um den Preis meines Lebens oder das eines anderen. Das Vaterland wartet auf sein U-Boot. Wir setzen die Fahrt fort.«

»Dann schicken Sie mich zu ihm!«, schrie der Zoologe außer sich. »Ich werde hier nicht mehr gebraucht! Ich nehme, soviel ich nur tragen kann, an Sauerstoff, Akkus und Nahrung mit. Vielleicht gelingt es mir noch, ihn zu retten.«

»Das wäre zwecklos, Arsen Dawidowitsch«, sagte der Oberleutnant leise. »Es sind bereits vierundzwanzig Stunden vergangen. Sie würden noch weitere drei Tage brauchen, um im Taucheranzug die Insel zu erreichen. Und in welchem Zustand würden Sie Skworeschnja vorfinden? Wenn Sie überhaupt bis dahin gelangten. Der Vorrat an Sauerstoff, Strom und Nahrung, der Ihnen zur Verfügung steht, würde höchstens für zwei Tage reichen.«

Einige Augenblicke stand der Zoologe reglos da. Dann griff er sich an den Kopf und stürzte aus dem Steuerraum.

Die Zurückbleibenden blickten ihm schweigend nach.

Der Kapitän erhob sich schwerfällig vom Stuhl und sagte zu dem Oberleutnant: »Alexander Leonidowitsch, sorgen Sie bitte dafür, dass die letzten Reparaturen noch erledigt werden. Aber man soll sich damit Zeit lassen. Wachdienst wie normal.«

Er nickte dem Offizier zu und ging hinaus.

Der Kommissar folgte ihm.

Die Pionier setzte ihre Fahrt mit voller Kraft fort.

Pawlik konnte den ganzen Tag über die Tränen kaum zurückhalten. Ein Freund war dahingegangen, mit dem er in zwei Monaten mehr erlebt hatte als in seinem ganzen Leben zuvor. Ein prächtiger Mensch war Skworeschnja gewesen, ein Freund, der das Herz des Jungen durch seine übermenschliche Kraft, durch seine Schlichtheit und seine Tapferkeit erobert hatte. Jeder Schritt, jede Tat von ihm war für Pawlik ein Vorbild gewesen.

Allein in Pletnjows Kajüte, sah Pawlik seinen Freund in der verklärten Gestalt eines unbesiegbaren Helden.

Und der Junge legte den Kopf auf das Kissen und schluchzte.

Wen er auch an diesem Tage traf, auf allen Gesichtern sah er tiefe Trauer. Und er fühlte sich nicht allein in seinem Schmerz …

Am Abend des schrecklichen Tages, an dem Skworeschnjas Schicksal besiegelt schien, traf Pawlik im leeren Gang Marat. Der junge Mann schlich mit abwesendem Gesichtsausdruck durch den Gang, als suche er etwas.

»Marat«, sagte Pawlik mit gepresster Stimme. »Kannst du dich erinnern? Vor längerer Zeit habe ich ihm ein Buch aus der Bibliothek zum Lesen gegeben … Rob Roy von Walter Scott. Er sagte mir, dass er es dir gegeben habe. Hast du es noch, Marat?« Seine Stimme zitterte. Er barg das Gesicht an Marats Brust und sagte weinend: »Ach, Marat, ihm gefiel das Buch so gut’! Wie war er von Rob Roy begeistert! Er sagte zu mir: ›Das war aber ein Held!‹ Und er selber …?«

Marat legte die Hand auf Pawliks Kopf.

»Weine nicht, Pawlik … Wir müssen immer bereit sein zu sterben … Stelle dir vor, er sei im Kampf gefallen …«

»Ja, im Kampf!«, rief Pawlik. »Aber das ist er doch nicht!«

»Auch das war Kampf, mein lieber Junge, Kampf um die Pionier. Und er ist in Ausübung seiner Pflicht gestorben.«

Pawlik schwieg, wischte sich die Tränen aus den Augen und sagte leise: »Ich werde ihn nie vergessen! Und du, Marat?«

»Ich auch nicht, Pawlik …« Marat seufzte, und die Haarsträhne auf seinem Scheitel bewegte sich traurig.

Beide schwiegen. Dann sagte Marat: »Hast du schon gehört, Pawlik? Der Kapitän hat nach Wladiwostok gefunkt und Skworeschnjas Verschwinden gemeldet. Er hat das schnellste Wasserflugzeug angefordert, damit es Skworeschnja tot oder lebendig findet. Das Flugzeug wird die Insel eher erreichen, als es das U-Boot vermocht hätte. Und der Kapitän hat vorgeschlagen, das Flugzeug solle vorher mit dem U-Boot im Ozean zusammentreffen, damit es von unserem Schiff einen Taucher übernehmen kann. Es heißt, Arsen Dawidowitsch habe vom Kapitän die Erlaubnis erhalten, an Bord des Flugzeuges zu gehen. Er ist ja Arzt und zudem ein erfahrener Taucher.«

»Ein fabelhafter Mensch, unser Kapitän!«, sagte Pawlik begeistert. »Und Arsen Dawidowitsch auch …« Und mit einem Seufzer fügte er hinzu: »Und alle sind hier so nett … Nicht wahr, Marat?«