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Slatermans Westernkurier 04/2015

Auf ein Wort, Stranger!

In unserem heutigen Gastbeitrag beschäftigen wir uns mit dem guten alten Richard Uncle Dick Wootton oder besser gesagt mit seiner Mautstraße über den Raton Pass.

Der Raton Pass, über welchen der alte Santa Fe Trail verlief, war eine relativ gute Bergstraße, obwohl es ursprünglich für etwas in der Form eines Räderfahrzeuges fast unmöglich war, das schmale und von Felsen umgebene Hindernis zu überwinden. Mit Reitpferden und Packmulis konnte jedoch eine Reise ohne große Schwierigkeiten unternommen werden. Es war eine naturbelassene Landstraße in den Südosten Colorados und in den Nordosten von New Mexico, allerdings konnten die Überlandkutschen nicht den kürzesten Weg nach Trinidad nehmen. Als Wagentrecks ebenfalls diese Strecke nutzen wollten, kam es Uncle Dick in den Sinn, dass er etwas unternehmen müsste, um eine Straße durch den Pass zu hauen und ihn dadurch für jedermann passierbar zu machen. Des Weiteren sollte ein Schlagbaum errichtet werden. Wootton konnte förmlich die Dollars riechen, welches er einnehmen würde. Unterhaltung und Reparatur der Straße wollte er auf eigene Kosten übernehmen. Es gelang ihm, bei den Parlamenten in Colorado und New Mexico die erforderlichen Rechte und Privilegien, welche er für sein Projekt benötigte, zu beschaffen.

Im Frühjahr 1866 verlegte Uncle Dick seinen Wohnsitz hinauf in die Berge, baute sich ein Haus und lebte dort bis zwei Jahre vor seinem Tod im Jahr 1893. Der alte Trapper hatte sich selbst beim Bau seiner Mautstraße alles andere als eine leichte Aufgabe auferlegt. Es gab steile Hänge und riesige Felsvorsprünge, welche durchbrochen und gesprengt werden mussten. Es galt Dutzende Brücken zu bauen und riesige Bäume zu fällen. Ein schwieriges Unterfangen für die gesamte Organisation des Baus der Straße.

Letzten Endes war Uncle Dicks Straße eine Tatsache, aber als das Projekt vollendet wurde und man für deren Benutzung bezahlen musste, stellte sich die Frage, ob sein Verstand ernsthaft gestört sei. Die Methode, wie er an dieses Problem heranging, soll mit seinen eigenen Worten näher beleuchtet werden.

Solch ein Ding wie diese Mautstraße war in jenen Jahren im Land unbekannt. Leute, die aus den Staaten gekommen waren, verstanden natürlich, dass der Gegenstand, einen Schlagbaum zu bauen, dem Eigentümer ermöglichen sollte, eine Gebühr von denjenigen zu verlangen, die darüber reisten. Aber ich musste mich mit sehr vielen Leuten befassen, die der Meinung waren, dass sie ebenso frei sein wollten, über meine gut ausgebaute und mit Brücken versehene Straße zu reisen, als ob sie einem gewöhnlichen Kuhpfad folgen würden.

Ich kann sagen, dass ich fünf Klassen von Stammkunden hatte, mit denen ich Geschäfte machte. Es waren die Postkutschen-Unternehmen und ihre Mitarbeiter, die Transportgesellschaften, die Militärbehörden, welche Truppen und Lieferungen über die Straße transportierten, die Mexikaner und die Indianer.

Mit den Postkutschen-Unternehmen, den Militärbehörden und den amerikanischen Transportgesellschaften hatte ich nie Probleme. Bei den Indianern, wenn eine Gruppe ab und an mal durchkam, sorgte ich mich nicht darum, Meinungsverschiedenheiten über eine noch so kleine Sache zu haben, wie einige Dollar Maut. Wann auch immer sie kamen, ging der Schlagbaum hoch, und ich machte dies unverzüglich und freundlich. Während die Indianer nichts über das System der Maut verstanden, schienen sie die Tatsache anzuerkennen, dass ich ein Recht darauf hatte, die Straße zu kontrollieren. In der Regel kamen sie bis vor das Tor und baten um Erlaubnis, durchlaufen zu können. Einmal fragte mich ein Häuptling, ob ich eine Entschädigung für das Passieren seiner Gruppe annehmen würde und mir einen Buckskin zum Geschenk machte.

Meine mexikanischen Geschäftspartner waren am schwierigsten. Für ihr Privileg, über jede beliebige Straße reisen zu können, und für die Nutzung meiner Straße bezahlen zu müssen, war für sie etwas völlig Fremdes und verstimmte sie sehr. Sie waren mit meiner Straße zufrieden und reisten gern über sie hinweg, bis sie an die Mautstelle kamen. Diese fassten sie als eine Art Hindernis auf, da aus ihrer Sicht kein Mensch das Recht hatte, einem Freigeborenen aus der Bergregion ein solches in den Weg zu legen. Sie schienen den Schlagbaum als einen neuen Plan zu betrachten, um Reisende zum Zweck des Ausraubens anhalten zu lassen. Viele von ihnen sahen mich zweifelsohne als eine Art Freibeuter. Als ich sie vor dem Öffnen des Schlagbaums um einen bestimmten Geldbetrag bat, unterschieden sie sich natürlich aufgrund ihrer Ansichten von mir in Bezug auf die korrekte Erfüllung meiner Bitte.

Mit anderen Worten, es gab wahrscheinlich in solchen Zeiten eine ehrliche Meinungsverschiedenheit zwischen dem Mann, der die Mautstelle besaß und dem Mann, welcher sie passieren wollte. Wie auch immer, es gab einen Unterschied, und solche Abweichungen mussten angepasst werden. Manchmal habe ich es durch Diplomatie, manchmal mit einem Knüppel erreicht. Es gab immer eine Möglichkeit, das Geld einzutreiben. Aber, das geschah in Übereinstimmung mit meinen Mautplänen, sodass ich niemanden bei der Entrichtung der Gebühr ungerecht behandelte.

Kurz, nachdem die Straße eröffnet worden war, wurde eine Unternehmung von Kaliforniern und Mexikanern unter dem Kommando von Captain Haley zusammengestellt, welche Uncle Dicks Mautstelle passierte und eine lange Kolonne von über 150 Wagen eskortierte. Während sie dort anhielten, wurde ein Corporal von drei Soldaten brutal ermordet, und Unkel Dick kam sehr in deren Nähe, um Zeuge dieses grausamen Aktes zu sein.

Der Ermordete war ein Mexikaner, und seine Mörder waren ebenfalls Mexikaner. Das Problem entstand in Las Vegas, wo die Soldaten im Auftrag des Corporal gefesselt und geknebelt waren, da sie einen Abend zuvor einen Fandango gestört hatten.

Der Name des Corporal war Juan Torres, der eines Abends zu Uncle Dick herunterkam, während sein Kommando auf dem Berg lagerte. Er wurde von den drei Soldaten begleitet, welche bereits geplant hatten, ihn zu töten. Torres jedoch hegte nicht den geringsten Verdacht.

Sie verließen das Lager zu früher Stunde und gingen in entgegengesetzten Richtungen. Ich schloss bald danach meine Tüten für die Nacht. Sie waren nicht mehr als eine halbe Stunde unterwegs, als ich sie nicht weit von meinem Haus reden hörte. Ein paar Sekunden später vernahm ich den halb unterdrückten Schrei eines Mannes, der seinen Todesstoß erhalten hatte.

Ich ging zu Bett, lag ein bis zwei Minuten da und überlegte, ob ich aufstehen, Rettung holen oder auf meine eigene Sicherheit bedacht sein sollte, indem ich bliebe, wo ich war. Ein kurzes Nachdenken überzeugte mich davon, dass die Mörder zweifellos mein Haus beobachteten, um jede Einmischung meinerseits zu verhindern. Wenn ich erlauben würde, mein Haus zu verlassen und dadurch mein eigenes Leben gefährdete, wäre ich kaum imstande gewesen, das Leben des Mannes zu retten, der angegriffen worden war.

Am Morgen, als ich aufstand, fand ich die Leiche des Corporal ausgestreckt über dem Raton Creek, nicht mehr als ein paar Hundert Meter von meinem Haus entfernt. Wie ich vermutet hatte, wurde er mit einem schweren Knüppel oder Stein erschlagen. Das war es, als ich seine Schreie hörte. Während sein Kopf zerschmettert wurde, fiel sein Körper so in sich zusammen, wie ich ihn gefunden habe.

Ich benachrichtigte sofort Captain Harley über dieses Vorkommnis und identifizierte die Männer, die zusammen mit dem Corporal waren und diesen zweifellos ermordet hätten. Sie wurden in Gewahrsam genommen und machten ein Geständnis, in welchen sie mitteilten, dass einer von ihnen in der Mordnacht an meiner Tür gestanden hätte, um mich zu erschießen, falls ich es gewagt hätte, dem Corporal zu helfen. Zwei der Schurken wurden danach in Las Vegas gehängt, und der dritte auf Lebenszeit ins Gefängnis gesteckt.

Der Corporal wurde in der Nähe, wo die Soldaten lagerten, begraben. Es ist ein einsames Grab, welches häufig die Aufmerksamkeit der Passagiere in den Zügen nach Atchison, Topeka und Santa Fe auf sich zieht, kurz bevor der Raton-Tunnel erreicht wird.

 

***

 

Die Atchison, Topeka, & Santa Fe Railway bot ihm im Jahr 1878 eine Summe von 50.000 Dollar, um die Straße zu kaufen. Er lehnte dieses Angebot ab. Wootton bat stattdessen, dass die Eisenbahngesellschaft seiner Frau Lebensmittel und eine Fahrkarte auf Lebenszeit gibt. Sie beschlossen und besiegelten das Geschäft mit einem Handschlag.

Richard Uncle Dick Wootton starb 1893 im Alter von 77 Jahren. Die Beamten der Santa Fe Railroad sorgten gut für seine Frau. Sie hielten sich an die getroffenen Vereinbarungen, bis Mary 42 Jahre später starb.

Quellenangabe:

(wb)