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Captain Concho – Band 64

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 64
Mit Yankee-Gold durch Texas

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators
Extra: Die Schlacht um Vicksburg: Das Gibraltar des Mississippi im Jahre 1863, Randnotizen, Teil 15

Kurzinhalt:
San Angelo, Texas. Hier wuchs Captain Concho auf, hier leben seine Eltern, seine alten Nachbarn und Freunde. Nach vier endlos langen Jahren verschlägt der Krieg den Captain in seine Heimat. Klar, dass er diese Gelegenheit zu einem kurzen Besuch in San Angelo nutzt. Dabei trifft er auch seinen alten Jugendfreund Tom Mallison wieder. Tom, ebenso hart und verwegen wie Concho, ist Colonel – bei den Yankees! Ausgerechnet er soll die ungeheure Beute von zwölf Millionen Dollar in Gold zurückerobern, die der Captain den Blauröcken entrissen hat. Und schon bald muss sich zeigen, wer von ihnen der bessere Mann ist …

Leseprobe:

In Tag- und Nachtritten versuchten Captain Concho und seine Männer verzweifelt, den Yankees zu entkommen.

Ein aussichtslos erscheinendes Kommandounternehmen war ihnen gelungen. Sie hatten es fertiggebracht, einer ganzen Armee in die Parade zu fahren und sie an der Erstürmung von Port Hudson zu hindern. Danach hatten sie, nach einer abenteuerlichen Schiffsreise, einen auf dem Weg nach Mexiko befindlichen Yankee-Transport kurz vor der Grenze abgefangen und vernichtet.

Sie hatten wertvolles Kriegsmaterial und Gold im Wert von zwölf Millionen US Dollar erbeutet, das dazu bestimmt gewesen war, Mexiko zu bewegen, in den Krieg gegen die Konföderation einzutreten.

Das Kriegsmaterial hatten die Rebellen zerstört. Und mit dem Gold waren sie nun auf dem Rückmarsch nach Vicksburg.

Vom ersten Augenblick an war ihnen klar gewesen, dass die Yankees hinter ihnen her sein würden wie der Teufel hinter den armen Seelen. Sie wussten, dass der Gegner alles aufbieten würde, was sich an Truppen zwischen dem Rio Grande und dem Mississippi befand, um ihnen die Beute abzujagen und ihnen den tollkühnen Überfall auf den Transport heimzuzahlen.

Captain Concho schritt besorgt durch die Reihen seiner Männer, die vor Erschöpfung wie hingemäht am Boden lagen. Auch ihre Pferde waren am Ende. In einer Reihe standen sie da, die Vorderbeine gespreizt und mit hängenden Köpfen. Erbarmungswürdige Kreaturen, die stumm unter dieser Tortur litten.

Die Männer konnten schimpfen, den Krieg und die Yankees verfluchen.

Aber von ihnen sagte schon lange niemand mehr etwas.

Mitten im Camp stand dieser Frachtwagen mit dem verdammten Yankeegold, mit dem die Nordstaaten den Kriegseintritt Mexikos erkaufen wollten.

Als Captain Concho um den Wagen schritt, stieß er auf Sergeant Finnewacker, diesen Teufelskerl. Er schmierte die Radnaben und Achsen ab.

»Na, Sergeant!«, sagte Concho und legte ihm kurz eine Hand auf die Schulter. »Schnauze noch nicht voll?«

Finnewacker richtete sich auf. »Wenn das hier keiner macht, kommen wir ja noch langsamer vorwärts.«

Auch er war erschöpft, ausgemergelt und völlig übernächtigt.

»Sie sind doch fertig! Hauen Sie sich hin!«

Finnewacker griente. »Jawohl, fertig, Captain! Die Karre läuft wieder!

Lächelnd klopfte Concho ihm auf die Schulter und ging weiter. Das waren sie – seine Männer! Mutig und furchtlos, Kämpfer von achtzehn Karat, verlässlich und treu bis auf die Knochen und echte Kameraden.

Er war stolz auf seine Leute, stolz auf den Haufen, den er da führte, so klein der auch war.

Als Concho zu den Pferden stapfte, kam Lieutenant Benson, der die Wachen inspiziert hatte, zu ihm hinüber.

»Mann, bin ich erledigt«, seufzte der lange Kerl, nahm den Hut ab und wies damit auf die Pferde. »Wir wissen wenigstens, warum. Die Gäule nicht!«

Er wischte das Schweißband mit dem Jackenärmel trocken und setzte den Hut wieder auf.

»Das Hartfutter geht zur Neige. Und Zeit, die Tiere weiden zulassen, wird uns der Yankee nicht geben.«

Captain Concho nickte bekümmert. Nicht einmal Zeit zum Atemholen ließ ihnen der Gegner.

»Dieses verdammte Gold!«, schimpfte der Lange.

Wie oft hatte es auch Concho schon verflucht! Aber sie brachten es ja nicht zum eigenen Vorteil in Sicherheit. Sie versuchten damit zu verhindern, dass ihre Heimat von zwei übermächtigen Gegnern in die Zange genommen wurde.

»Ich mache dir einen Vorschlag, Sam!«, sagte Lieutenant Benson. »Du nimmst dir ein paar Leute und machst dich mit dem Wagen auf die Socken. Ich reite mit den anderen weiter und ziehe die Yankees hinter uns her.«

»Umgekehrt! Wir sollten das Gold den Pferden aufpacken und damit in der Versenkung verschwinden, während eine Gruppe mit dem Wagen weiterfährt, denn die Yankees achten nur auf den Wagen.«

»Wir haben keine Säcke, keine Traggeschirre, nichts!«, meinte Benson. »Ich habe schon daran gedacht! Wir müssten jeweils zwei Kisten zusammenbinden und sie über die Sättel hängen.«

»Zu schwer!«

»Die Männer müssten eben zu Fuß gehen!«, meinte Benson.

»Und wenn sie entdeckt werden . . Captain Concho winkte ab. »Ein zweiter Wagen muss her! Wir haben ja nicht nur die Besatzungen von Fort Ringgold und Herrill im Nacken.«

»Irgendetwas in dieser Art müssen wir unternehmen«, stimmte Lieutenant Benson zu. »Denn wenn uns die Yankees kriegen, dann gnade uns Gott!«

»Schlaf erst mal!«, sagte Captain Concho und klopfte ihm auf die Schulter. »Wir besprechen das nachher. Du hast recht, irgendetwas müssen wir uns einfallen lassen.«

»Bist du denn nicht müde?«

»Das ist gar kein Ausdruck«, versetzte der Captain und ging weiter die Reihe der Pferde entlang. Lieutenant Benson schnappte sich die Decke und verschwand hinter dem Wagen.

Die Muskeln der Tiere waren hart wie Stein. Vier Stunden mussten die Vierbeiner mindestens ruhen.

Captain Concho nahm auf seinem Sattel Platz und breitete die Karte auf den Knien aus.

Einen für den schweren Frachtwagen passierbaren Weg zu finden, war auch ein Problem. Straßen und Wege konnten sie unmöglich benutzen. Da hatten die Yankees sie sofort.

Zwei Wagen, um den Gegner zu bluffen, bedeuteten aber zwei verschiedene Wege, denn die Gruppe, die mit dem leeren Wagen fuhr, durfte ja ebenfalls nicht geschnappt werden. Probleme über Probleme

Hastende Schritte waren zu hören. Äste und Zweige knackten unter den Stiefeln des Mannes.

Captain Concho sah auf. Sergeant Major Dandry, der im Süden Wache stand, kam durch den Wald gerannt – mit allen Anzeichen von Aufregung.

Concho faltete die Karte zusammen und erhob sich.

Der Sergeant Major sah ihn und änderte die Richtung. Keuchend und japsend, das Gesicht hochrot und verschwitzt, kam er auf ihn zu.

Concho ging ihm rasch entgegen.

»Yankees, Captain! Drüben auf der Straße!«, stieß Dandry keuchend hervor. »Zwei komplette Schwadronen. Sie reiten nach Norden!

Die Straße führte genau an dem Waldstück vorbei. Da brauchte ein Offizier nur auf die Idee zu kommen, eine Patrouille in den Wald zu entsenden …

Sollte er Alarm schlagen? Jetzt schon? Die ausgemergelten und erschöpften Männer schliefen noch nicht einmal eine Stunde.

»Kommen sie, Sergeant Major!«, sagte Captain Concho und rannte mit ihm zu seinem Platz zurück.

Die Straße verlief in einer Entfernung von knapp einer Meile an dem Waldstreifen vorüber.

Als Concho zwischen den letzten Bäumen in Deckung ging, sah er, dass die Schwadronen gehalten hatten. Er nahm den Feldstecher zu Hilfe. Vier Offiziere standen vor der Kolonne und diskutierten. Es war deutlich zu erkennen, dass der Wald sie interessierte.

»Die haben gehalten, Captain!«, japste der Sergeant Major bestürzt. »Die werden eine Patrouille herüberschicken.«

Da scherten schon Yankees aus der langen Doppelreihe aus und ritten am Straßenrand nach vorn.

»Sergeant Major, wecken Sie den Lieutenant! Alarm! Aber ohne Geschrei und Schüsse. Abteilung hier vorn in Stellung gehen. Die Gruppe Hines sattelt sämtliche Pferde und schirrt die Zugtiere vor den Wagen.«

»Aye, Captain!«, stieß Dandry hervor, machte kehrt und rannte zurück.

Concho spähte wieder zur Straße. Die Patrouille ritt an. Ein Sergeant und acht Mann. Sie verließen die Straße und kamen zum Wald. Die Schwadronen ritten weiter.

Bewegung entstand hinter Captain Concho. Als er sich umdrehte, kamen die ersten Männer herangestürmt. Karabiner und Handgranaten in den Fäusten. Viele Handgranaten hatten sie jedoch nicht mehr. Sergeant Forscreek fabrizierte diese Dinger. Aus leeren Konservenlosen, die er mit Pulver und Kieselsteinen füllte und mit einem Reißzünder versah.

Eine Handvoll dieser Zünder besaß der talentierte Tüftler und Bastler noch. Aber keine Dosen und kein Pulver mehr!

Captain Concho glitt zurück und wies seine Leute ein.

Sein Kommando bestand aus vierzig Mann. Mit zehn Soldaten, dem Rest seines einstmals über dreihundert Reiter starken Bataillons, hatte er Vicksburg verlassen, um die Banks-Armee zu stoppen. Alle anderen waren Freiwillige, die sich ihm in Louisiana angeschlossen hatten.

Die Gruppe von Sergeant Hines bestand aus zwölf Männern. Auf sie musste er erst einmal verzichten, denn sie waren ja mit den Wagen und Zugtieren beschäftigt.

Benson kam zu ihm, ebenfalls mit einem Karabiner und mit Handgranaten bewaffnet.

»Zwei Schwadronen!«, sagte der Lieutenant. »Etwa hundertundfünfzig Mann! Aber die ziehen vorbei.«

Wortlos zeigte Captain Concho in Richtung der Patrouille.

»Ach du grüne Neune!«, stöhnte der lange Lieutenant. »Das kann ja heiter werden! Wo kommen die denn her? Von Fort Herrill oder Ringgold sind die doch nicht.«

Concho beobachtete die Patrouille. Er hoffte, dass die Kerle vor dem Wald halten würden. Selbstverständlich taten sie ihm diesen Gefallen nicht!

Hintereinander ritten sie auf das Ende des Wäldchens zu.

Die Männer lagen hinter den letzten Bäumen in Abständen von sechs Yards zur Straße hin in Stellung. Captain Concho erhob sich. »He!«, rief er, sodass sich die Kameraden neben ihm, umdrehten. »Bis zu Ringelroth alle her zu mir!«

Seine Jungs verließen ihre Stellungen und kamen zu ihm.

»In Schützenlinie folgen!«, befahl er und ging mit den Männern der Patrouille entgegen, um sie nicht von vorn, sondern von der Seite her packen zu können. Die Yankees ritten immer noch hintereinander.

Nein! Da konnte er jetzt unternehmen, was er wollte. Selbst wenn es ihnen gelang, die Patrouille ohne einen Schuss gefangen zu nehmen, würden in spätestens zehn Minuten die Schwadronen kehrtmachen und zurückkehren.

»Deckung!«, raunte er.

Die Männer ließen sich hinter Bäumen und Büschen nieder.

Captain Concho nahm den Revolver aus der Koppeltasche und zielte auf den Sergeant. »Fertig!«, zischte er.

Im Trab kam die Patrouille mitten durch den Wald. Schussbereit hielten die Reiter die Karabiner in den Fäusten. Hundert Yards noch, dann mussten sie den Wagen und die Pferde sehen: »Feuer!«, befahl Captain Concho und schoss.

Die Karabiner knatterten. Getroffen stürzten sämtliche Reiter aus den Sätteln.

Concho ruckte hoch. »Alles zurück!«, brüllte er und rannte schon los.

Die Schüsse waren gehört worden! Die Schwadronen hielten, und die Yankees zogen die Pferde um die rechte Hand. Die Offiziere trabten von der Straße, ihre Säbel bereits in den Fäusten.

In Doppellinie galoppierten die Einheiten an. Vorneweg die Offiziere, der Fahnenträger und der Trompeter, der das Angriffssignal der Unions-Kavallerie schmetterte.

Captain Concho lief schnell in die Mitte seiner in Linie liegenden Männer.

»Rankommen lassen, Leute! Schön nah rankommen lassen. Handgranaten nicht zu früh werfen.«

Da klopfte manchem das Herz bis zum Hals, oder er fühlte den Magen wie einen Stein im Leib. Ohne die Gruppe Hines waren sie nicht einmal dreißig Männer. Und da kamen hundertfünfzig in breiter Formation auf sie zugaloppiert!

(wb)