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Captain Concho – Band 62

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 62
Gatlingschlacht am Mississippi

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators
Extra: Die Schlacht um Vicksburg: Die Konsequenzen der Eroberung Vicksburgs, Teil 13

Kurzinhalt:
Über Port Hudson tobt ein höllisches Bleigewitter! Die Yankees nehmen die Rebellenfestung mit ihren verheerenden Schiffskanonen unter schweres Feuer. Port Hudson ist dem Untergang geweiht, wenn es nicht gelingt, diese Kriegsflotte zum Teufel zu jagen. Captain Concho riskiert Kopf und Kragen und kapert eines der Schiffe, um die Yankees mit ihren eigenen Geschützen zu beharken. Dabei fällt ihm eine der neuartigen Gatling Guns in die Hände. Aber sofort hat er die Ironclads auf dem Hals – schwimmende Festungen mit furchtbarer Feuerkraft. Erbarmungslos treiben sie Concho in eine tödliche Umklammerung, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Doch der Captain Hat noch einen Trumpf auszuspielen…

Leseprobe:

Die Unionsarmee unter General Banks’ Befehl hatte Port Hudson eingeschlossen und mit der Kanonade begonnen.

Seit der Abenddämmerung dröhnten die schweren Schiffsgeschütze der acht Kanonenboote, die in der Flussschleife unterhalb der Festung vor Anker lagen.

Die Verteidiger schossen zurück. Doch ihre Geschütze reichten nicht weit genug. Das Artilleriefeuer der Kanonen von Port Hudson gefährdete nur die vordersten beiden Kriegsschiffe der Yankeemarine. Hinzu kam, dass die Konföderierten auch noch schlecht schossen. Bislang jedenfalls.

Das Dröhnen der Kanonen beherrschte die Nacht, und die Mündungsblitze zerrissen wie ausgeschleuderte feuerrote Teppiche für Bruchteile von Sekunden immer wieder die Dunkelheit.

Der Banks-Armee mangelte es noch immer an Artilleriemunition. Die Batterien an Land hatten die Kanonade zwar mit eröffnet, doch seit Mitternacht feuerte nur die Schiffsartillerie weiter.

Captain Concho hatte sich vorgenommen, das letzte der in Kiellinie ankernden Kanonenboote zu kapern. Die Vorbereitungen dazu waren abgeschlossen. Seine Männer lagen am Ufer in Stellung.

Concho beobachtete das riesige Boot durch den Feldstecher. Solange der Beschuss anhielt, waren auf sämtlichen Kriegsschiffen die Matrosen auf den Beinen. Auf den Decks herrschten reges Leben und Treiben.

Der Kampf um Port Hudson hatte für Captain Concho überraschend begonnen. Wusste er doch, dass General Banks kaum über Artilleriemunition verfügte. Es war Concho gelungen, mit seinen Leuten eine Nachschubkolonne für Banks im Norden zu vernichten und einen Frachter voller Munition auf dem Mississippi in die Luft zu jagen.

Lichtsignale wanderten von Schiff zu Schiff. Die Yankees stellten das Feuer ein. Die Bordgeschütze schwiegen. Auf Port Hudson dröhnten noch ein paar Abschüsse. Captain Concho sah die Granaten aber nicht ins Wasser schlagen. Die beiden lronclads, gepanzerte Schlachtschiffe, die da unterhalb der Festung lagen, schienen dem Beschuss standzuhalten.

Benson trat heran. »Na, das könnte doch etwas werden«, sagte der lange Lieutenant. »Schau mal flussabwärts! Der Nebel! Wie bestellt.«

Captain Concho sah sich um. Weiße Schlieren bildeten sich auf dem Wasser. Wie Dampf erhoben sich die dünnen Schwaden. Eine Stunde vielleicht noch, und man konnte das andere Ufer nicht mehr erblicken. Am Morgen würde der Nebel so hoch liegen, dass nicht einmal mehr die Schornsteine und Mastspitzen der Kanonenboote zu sehen sein würden.

Auf den Schiffen trat nun Ruhe ein. Glockensignale waren zu hören.

»Die Besatzungen waren die halbe Nacht auf den Beinen«, meinte Benson. »Da wird Morgen vor acht Uhr kaum Wecken sein.«

»Ich fürchte, die Yankees werden mit Anbruch des Tages die Kanonade, erneut beginnen«, erwiderte Captain Concho.

»Bis dahin sind wir drüben!«, versetzte der lange Lieutenant.

Fünfzig Männer hatte Concho. In Fairview hatten sich ihm Freiwillige und befreite Guerillas angeschlossen.

Er schätzte die Besatzung des letzten Kanonenbootes auf vierzig Soldaten, Matrosen und Kanoniere. In zwei Gruppen von jeweils fünfzehn Mann wollte er zunächst an Bord gehen. Drei Ruderboote hatten sie aufgetrieben und zwei Flöße gebaut, die von den Ruderbooten geschleppt werden sollten. Da war der Nebel günstig.

Die Zeit verging, und der Nebel verdichtete sich. Bald war das Kanonenboot nicht mehr zu sehen. Nur noch die Positionslampe im Topp zeigte die Lage des Schiffes an. Aber ehe der Tag begann, verschwamm auch dieses Licht im milchigen aufsteigenden Nebel, und schließlich war auch die Positionslampe nicht mehr zu sehen.

Captain Concho ging ans Ufer. »Alles fertig, Männer?«, rief er raunend und stieg auf das erste Ruderboot.

»Alles klar zum Ablegen!«, meldete der Lieutenant leise.

»Vorwärts!«, befahl Concho, und seine Leute legten sich sofort in die Riemen. Schon bald verschwand das Ufer, und der Bug des kleinen Kahnes schob sich in das helle Nichts.

Der Captain saß vorn. Nur die ersten Ruderer vermochte er zu erkennen. Sergeant Finnewacker saß an der Pinne. Sie alle mussten sich jetzt auf Conchos Instinkt verlassen. Angespannt spähte der Captain voraus. Es war unmöglich festzustellen, wo sie sich befanden. Waren sie noch in Ufernähe oder hatten sie die Flussmitte schon erreicht? Er konnte nicht einmal sehen, dass sich das Boot bewegte.

Unvermittelt schnell und nah tauchte der Bug des Kanonenbootes plötzlich aus dem Nebel. Es war nur ein großer schwarzer Schatten.

Es knirschte laut, als sie die Ankerkette berührten und daran entlang- schrammten. Die Männer griffen sofort zu und drückten das Boot von der Kette weg. Finnewacker schwenkte ein, damit das nachfolgende Floß nicht daran hängen blieb.

»Achtung! Die Ankerkette!«, rief der Sergeant den Männern auf dem Floß zu.

Captain Concho nagte auf der Unterlippe. Für seinen Geschmack sprach Finnewacker viel zu laut. Stand ein Yankee vorn am Bug Wache, musste er das hören.

Ein Ruck lief durch das Ruderboot, als das Floß gegen die Ankerkette trieb. Concho richtete sich auf und schaute zurück. Aber er sah nichts. Das Ruderboot glitt auf die Schiffswand zu. Die Männer auf dieser Seite hatten die Riemen eingezogen und hielten den Kahn mit den Händen auf Distanz.

Der Captain beobachtete die beiden Kameraden, die mit den Leinen bereitstanden, an denen sie Haken befestigt hatten. Die Reling da oben war nicht zu sehen.

»Jetzt!«, befahl Captain Concho, und die Männer warfen die Leinen hinauf. Sie strafften sich sofort. Concho sah es nicht, spürte aber den Ruck, der das Boot zum Schaukeln brachte und an die Bordwand trieb. Ein dumpfer Schlag war zu hören, als auch das Floß hinter ihnen gegen den stählernen Rumpf stieß.

Für einen Moment hielten sie alle den Atem an und schauten gebannt nach oben.

Der Tag hatte begonnen. Aber so dicht über dem Wasser war der Nebel undurchdringlich.

Weitere Seile flogen nach oben, hingen dann schlaff an der Bordwand herab.

Captain Concho nahm die erste Leine in die Hand, zog prüfend daran und enterte hinauf.

Da sah er die Reling und die Gestalten, die die Schiffswand aufwärts kletterten und sich gleich ihm über die Reling an Deck schwangen.

Von dort aus waren die Aufbauten zu erkennen, und das Topplicht strahlte wieder.

Captain Concho schritt sofort auf die Brücke zu, gefolgt von sechs Männern. Überall war das Deck voll gleitender grauer, Gestalten. Im Laufschritt rannte Concho mit den Kameraden zur Brücke hinauf, drang ein und hob den Revolver.

Vier Yankees befanden sich dort oben. Sie alle schliefen. Auch der Lieutenant, der vermutlich als Wachoffizier fungierte. Während sich die Rebellen auf die Blauröcke stürzten, weckte Concho den Lieutenant, der ihn erschrocken musterte; als wäre er ein Geist.

»Sie sind alle gefangen genommen!«, schnarrte Captain Concho. »Das Schiff ist bereits in unserer Hand!«

Kein Wort bekam der Marineoffizier über die Lippen. Erstand auf und ließ sich entwaffnen.

Eine Stimme quakte durch das Sprachrohr. »Maschinenraum an Brücke!«

Sergeant Major Dandrys Stimme war das. Captain Concho musste das Rohr erst suchen. Er griente zufrieden, als er die Sprechmuschel aus der Klampe hob.

»Hier Brücke«, sagte er. »Brücke in unserer Hand.«

»Maschinenraum und Kesselanlage besetzt, Sir! Keinerlei Komplikationen!«, erwiderte der Sergeant Major.

»Spielen die Yankees dort unten mit?«

»Die müssen!«, quakte Dandrys Stimme.

»In Ordnung«, sagte Concho. »Das habt ihr prima gemacht. Ich melde mich wieder.«

Er legte die Muschel in die Halterung und wandte sich Finnewacker und Forscreek zu, die am Steuer und am Maschinentelegraf standen und mit Interesse und Neugier die Anlagen betrachteten. Ein Schnellfeuergewehr unterhalb der Brücke, das anders aussah wie die üblichen Union Repeating Guns, erweckte ihr Interesse.

»Mensch, das ist eine Gatling!«, entfuhr es Finnewacker.

»Eine was?«, fragte Forscreek.

Finnewacker verzog den Mund »Lebst du hinter dem Mond?«, blaffte er. »Die Gatling Gun ist eine nagelneue Entwicklung. Hat statt eines Laufes gleich ein ganzes Bündel und schafft hundertfünfzig bis zweihundert Schuss in der Minute. Es gibt erst wenige davon – und da drüben steht eine!«

Forscreek pfiff durch die Zähne. »Da möchte ich gern mal Hand anlegen!«

»Weist Oscura darin ein, er soll die Gatling übernehmen«, befahl Captain Concho. Er wandte sich an Finnewacker. »Kommen Sie klar mit dem Ding, Sergeant?«

»Kein Problem«, winkte der ab. »Soviel anders als die Union Gun ist es nun auch nicht. Man muss nur draufhalten und die Kurbel drehen.«

Taghell war es inzwischen, obwohl man wegen des Nebels von der Brücke nicht bis zum Bug sehen konnte.

Bensons Stimme tönte aus dem Sprachrohr.

Captain Concho meldete sich sofort. »Hier Brücke! Wo steckst du?«

»Achtern! Wir haben hier alle Gefangenen in die Mannschaftsunterkunft gebracht. Wir haben auch den Kapitän. Er möchte dich sprechen.«

»Später!«, versetzte Captain Concho. »Hines! Sergeant Hines! Können Sie mich hören? Sind die Ankerspills besetzt?«

»Hier Sergeant Hines, Captain. Alles klar bei Anker auf!«

»Danke, Hines! Hervorragend! – Maschinenraum melden!«

»Hier Maschinenraum!«, tönte Dandrys Stimme. »Wir heizen! In etwa zehn Minuten steht genug Druck zur Verfügung.«

»Danke, Dandry – melden Sie mir das dann!«

Concho hängte die Muschel in die Klampe. »Die Gefangenen von der Brücke!«

Die drei Männer, die für diese Aufgabe vorgesehen waren, trieben die Yankees zur Tür und ins Freie.

»Hier Lieutenant Benson an Brücke!«, tönte es wieder aus dem Rohr.

»Ja, Ben! Was gibt es?«, rief der Captain.

»Läuft doch alles wie am Schnürchen, was?«

»Aye!«, versetzte Captain Concho. »Ich danke den Männern.«

»Du, wir haben hier einen Admiral geschnappt. Ich wette, es handelt sich um Farragut oder Porter.«

»Wie sieht er denn aus?«

Eine Weile herrschte Schweigen. »Er hat einen mächtigen Bart«, meldete sich der lange Lieutenant wieder.

»Dann ist es Porter«, sagte Captain Concho grienend.

»Ich komme jetzt zu dir rauf!«, erwiderte Benson. »Soll ich ihn mitbringen?«

»Später!«

»Aye, Captain!«

»Maschinenraum an Brücke! Wir können, Captain!«

»Danke Dandry! – Hines?«

»Hier Sergeant Hines, Captain!«

»Anker auf!«

»Anker auf, Captain! Verstanden!«

Da rasselten auch schon vorn und achtern die Ketten. Schemenhaft sah Concho auf dem Vorschiff die Männer im Kreis ums Ankerspiel laufen.

»Seid ihr klar?«, wandte er sich an Finnewacker und Forscreek.

»Aye, Captain!«, meldeten die beiden.

Die Strömung trieb das Kanonenboot fort. Die Männer, sahen es zwar nicht, aber sie spürten es Finnewacker hatte das Ruder ganz nach links: gedreht und anschließend nach rechts. Acht Umdrehungen hatte er gezählt, dann schlug er es viermal zurück. Somit lag das Ruder genau in der Mitte.

Lieutenant Benson betrat die Brücke.

Er salutierte schneidig. »Schiff fest in unserer Hand, Captain!«, meldete er. »Wir haben vierunddreißig Gefangene gemacht, darunter den Kapitän und Admiral Porter. Unsere Leute haben das Artilleriedeck besetzt. Auch die Kombüse. In einer halben Stunde gibt es eine warme Suppe.«

»Danke«, sagte Captain Concho grienend, salutierte ebenfalls und gab dem Lieutenant die Hand. »Da soll doch der Teufel dreinschlagen, wenn wir den Yankees jetzt, auf dem Mississippi nicht die Hölle heißmachen!«

(wb)