Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Curumilla – Zweites Buch, Kapitel 3

Gustave Aimard
Curumilla
Zweites Buch
Eine Abenteuergeschichte aus dem Jahr 1861
Kapitel 3 – Die Beratung

Die Verkleidung der Franzosen war so gelungen und die Aufmerksamkeit aller so ausschließlich der Arena zugewendet, dass es ihnen gelang, das Amphitheater ebenso unbemerkt zu verlassen, wie sie es betreten hatten.

Als sie einen ziemlich dunklen Gang erreicht hatten, der in das Innere des Hauses führte, blieb Valentin stehen.

»Hör mich aufmerksam zu, Louis«, flüsterte er seinem Freund kaum hörbar ins Ohr, »jetzt ist der Augenblick gekommen, dir zu sagen, weshalb ich dich hergeführt habe.«

»Ich höre«, antwortete der Graf.

»Ich bin, seitdem ich dich in der Mission verlassen hatte, wie du dir denken kannst, nicht untätig geblieben. Ich habe die Gegend durchstreift, mich mit den reichsten und angesehensten Einwohnern in Verbindung gesetzt. Es ist mir gelungen, ihnen mitzuteilen, wie wichtig es für sie sei, sich dir anzuschließen und dich zu unterstützen. Das Fest in la Magdalena bot uns günstige Gelegenheit, unbemerkt zusammenzukommen, ohne die mexikanische Regierung auf uns aufmerksam zu machen und ihr Besorgnis zu verursachen. Das einzige Haus, in welchem sich eine Anzahl Menschen, ohne Verdacht zu erwecken versammeln kann, ist unumstritten jenes, welches eine Hahnenkampfarena hat. Ich habe daher die nicht geringe Zahl der Unzufriedenen für heute Morgen hierher bestellt. Es sind lauter Männer, welche entweder durch ihr Vermögen oder durch ihre Stellung in dem Staat, gegen den wir uns erheben wollen, großes Ansehen genießen und bedeutenden Einfluss besitzen. Ich will dich zu ihnen führen, sie erwarten deine Ankunft. Du kannst Ihnen deine Absichten unterbreiten, und sie werden dir dafür sagen, unter welchen Bedingungen sie bereit sind, sich dir anzuschließen. Vergiss aber nicht, Bruder, dass du es mit Mexikanern zu tun hast, und lege auf ihre Versprechungen und Worte nicht mehr Wert, als sie es verdienen. Sei überzeugt, dass nur das Gelingen dir in ihren Augen Recht verschaffen wird und sie dich im Fall des Misslingens unbedenklich verlassen, ja vielleicht verraten werden, wenn sie von einer solchen Niederträchtigkeit irgendeinen Vorteil für sich erwarten. Wenn dir die Sache nach dieser Eröffnung nicht mehr anstehen sollte, so steht es dir vollkommen frei, dich zurückzuziehen. Ich übernehme es, sie entschädigen, ohne dich zu irgendetwas zu verpflichten.«

»Nein«, antwortete der Graf entschlossen, »jetzt ist es zu spät. Wollte ich noch zurücktreten oder zaudern, so würde ich mich einer Feigheit schuldig machen. Jetzt heißt es, vorwärts, koste es, was es wolle. Kündige mich unseren neuen Freunden an.«

»So komm mit.«

Sie schritten in dem Gang weiter, bis sie an eine verschlossene Tür kamen.

Valentin schlug wie vereinbart dreimal mit dem Griff seiner Machete gegen die Tür.

»Wer da?«, fragte eine Stimme von innen.

»Derjenige, welchen man schon lange erwartet, ohne hoffen zu dürfen, dass er kommen würde«, antwortete Valentin.

»Er ist uns willkommen«, erwiderte die Stimme.

Im selben Augenblick öffnete sich die Tür und wurde wieder, nachdem die beiden Männer eingetreten waren, sofort hinter ihnen geschlossen.

Sie befanden sich in einem geräumigen Saal, dessen Wände weiß getüncht waren und dessen Fußboden aus festgestampfter Erde bestand. Es war kein anderes Mobiliar vorhanden als etliche Bänke, auf welchen ungefähr fünfzig Männer saßen und von denen einige die Kleidung der Geistlichen trugen. Die Fenster waren mit Vorhängen aus rotem Baumwollstoff verhangen, die nicht nur das Licht dämpften, sondern auch jeden neugierigen Blick von außen verwehrten.

Beim Eintritt Valentins und des Grafen erhoben sich sämtliche Anwesenden und entblößten ehrerbietig ihr Haupt.

»Caballeros«, sagte der Jäger, »versprochenermaßen gebe ich mir die Ehre, Ihnen hier den Grafen de Prèbos-Crancé vorzustellen, der sich freundlich bereit erklärt hat, mich zu begleiten, um die Vorschläge anzuhören, die Sie ihm zu machen haben.«

Alle verneigten sich ehrerbietig vor dem Grafen, welcher ihren Gruß mit anmutiger Liebenswürdigkeit erwiderte, die ihm eigen war.

Ein Mann von mittleren Jahren, mit klugem, verständigem Gesicht, der die prächtige Kleidung der reichen Hazienderos trug, trat vor und wandte sich mit folgenden Worten zu dem Jäger: »Verzeihung, mein Herr,« sagte er mit einem leichten Anflug von Spott, »Sie haben eben, wie ich glaube, einen kleinen Irrtum begangen.«

»Ich bitte Euch, Señor Don Anastasio, Euch näher zu erklären«, antwortete der Jäger. »Ich verstehe nicht, was Ihr mir die Ehre erweist, da zu sagen.«

»Sie haben gesagt, mein Herr, dass der Graf uns die Ehre erweise, zu kommen, um die Vorschläge zu hören, welche wir ihm zu machen haben.«

»Jawohl, mein Herr.«

»Darin liegt eben der Irrtum.«

»Wieso, Señor Don Anastasio?«

»Mir scheint, dass nicht wir dem Grafen Vorschläge zu machen haben, sondern viel mehr seine anhören wollen.«

Ein beifälliges Gemurmel durchlief die Reihen der Anwesenden. Don Louis begriff, dass es Zeit sei, einzuschreiten.

»Meine Herren«, sagte er, indem er die Hazienderos freundlich grüßte. »Gestatten Sie mir, mich offen gegen Sie auszusprechen. Ich lebe der Überzeugung, dass, wenn das geschehen sein wird, jedes Missverständnis aufhören und die vollkommenste Übereinstimmung zwischen uns bestehen wird.«

»Redet, redet, Graf«, sagten sie.

»Meine Herren«, fuhr er fort, »ich enthalte mich auf Einzelheiten einzugehen, welche mich nur persönlich betreffen. Es ist überflüssig, hier anzuführen, wie und warum ich nach Guaymas gekommen bin. Ebenso wenig spreche ich von der Art und Weise, wie die mexikanische Regierung, nachdem sie alle mir gegebenen Versprechungen missachtet, mich schließlich für einen Feind des Vaterlandes und in die Acht erklärt, ja die Unverschämtheit so weit getrieben hat, mich einen Banditen zu nennen und einen Preis auf meinen Kopf zu stellen, als ob ich ein gemeiner Verbrecher wäre. Jedes Wort, was ich darüber verlieren wollte, wäre eine unnötige Prüfung Ihrer Geduld, da Sie doch sämtlich von dem Vorgefallenen unterrichtet sind.«

»Ja, Graf«, unterbrach ihn der Haziendero, der bereits zuvor das Wort ergriffen hatte. »Die Tatsachen, auf welche Sie hindeuten, sind uns allerdings bekannt. Wir bedauern sie und erröten darüber im Namen unseres Vaterlandes.«

»Ich danke Ihnen, meine Herren, für diesen Beweis der Teilnahme. Er ist mir um so trostreicher, als ich daraus ersehe, dass Sie mich nicht verkennen. Jetzt will ich ohne weitere Umschweife zur Sache kommen.«

»Hört, hört!«, murmelten die Anwesenden.

Der Graf wartete einige Augenblicke, und als die frühere Ruhe wieder eingetreten war, fuhr er fort: »Meine Herren, Sonora ist das fruchtbarste und reichste Land, nicht nur von Mexiko, sondern von der ganzen Welt. Die Lage desselben im Mittelpunkt der Bundesstaaten, von welchen es durch hohe Berge und unermessliche Despoplados getrennt ist, macht Sonora zu einem Staat, der in nächster Zukunft berufen ist, sich von den übrigen Bundesstaaten Mexikos loszusagen. Sonora ist sich selbst genug und bezieht nichts aus den übrigen Staaten. Diese ernähren und bereichern sich im Gegenteil an seinen Produkten. Vermöge des Druckes aber, unter welchem Sonora schmachtet, ist das Land im eigentlichen Sinn des Wortes nur eine große Wildnis. Der größte Teil der Ländereien ist unbebaut, denn die mexikanische Regierung versteht zwar sehr gut, das Land auszubauen, sich die Produkte des Bodens und das Gold und Silber der Minen anzueignen, ist aber unfähig, das Land gegen die in der Nähe befindlichen Feinde zu schützen. Infolgedessen wagen die Indios bravos alljährlich die frechsten Überfälle und drohen immer verwegener zu werden, wenn nicht der Sache rasch abgeholfen und das Übel mit der Wurzel ausgerottet wird. Ich habe im Anfang meiner Rede gesagt, dass Sonora in nächster Zukunft von dem mexikanischen Staatenbund losgerissen werden wird. Ich erkläre mich näher: Unfehlbar kann es auf zwei verschiedene Weisen geschehen, in Hinsicht nämlich auf das Wohl der Einwohner. Sonora ist durch weit mächtigere Feinde bedroht als die Indianer. Das sind nämlich die Nordamerikaner, jene ewigen Wilde der Zivilisation. Schon könnt Ihr, meine Herren, ihre Axtschläge vernehmen, mit denen sie die letzten Wälder niederschlagen, welche sie von Euch trennen. Bald werden sie hier eindringen und sich des Landes bemächtigen, ohne dass Ihr den frechen Eroberern den geringsten Widerstand leisten könnt, wenn Ihr nicht zu rechter Zeit einschreitet. Von der Regierung habt Ihr keine Unterstützung zu hoffen, denn das Land ist durch die zweck- und ziellosen Kämpfe zerrissen, welche die ehrgeizigen Cabecillos sich untereinander liefern, die sich fortwährend um die Herrschaft streiten.«

»Ja, ja!«, riefen mehrere, »das ist wahr, der Graf hat recht.«

»Der Überfall, der Euch bedroht, steht nahe bevor, ist unvermeidlich. Und es fragt sich, meine Herren, was Sie dann beginnen wollen? Es wird geschehen, was überall geschehen ist, wo es den Nordamerikanern gelang, sich festzusetzen: Sie werden unter dem Einfluss der Fremdlinge untergehen, Ihre Sprache, Ihre Sitten, ja selbst Ihre Religion, alles wird in diesem großen Strom untergehen. Seht, wie es Texas ergangen ist, und zittert bei dem Gedanken, wie es Euch ergehen wird!«

Ein Beben des Zornes durchlief die Reihen der Anwesenden bei diesen Worten, deren Richtigkeit ein jeder im Stillen erkannte.

Der Graf fuhr fort: »Es gibt ein Mittel, jenes schreckliche Unglück abzuwenden. Es liegt in Eurer Hand und hängt nur von Euch ab.«

»Redet, redet!«, rief man von allen Seiten.

»Erklärt offen, unumwunden und mit Entschlossenheit Eure Unabhängigkeit. Trennt Euch energisch von Mexiko, bildet einen Bund von Sonora und zieht die französischen Auswanderer in Kalifornien an Euch.

Man wird Eurem Aufruf ein williges Gehör leihen und Euch behilflich sein, Eure Unabhängigkeit nicht nur zu erkämpfen, sondern diese auch gegen alle inneren und äußeren Feinde zu behaupten. Die Franzosen, die Ihr herbeiruft, werden Eure Brüder werden. Sie haben dieselbe Religion, fast dieselben Sitten wie Ihr, kurz, Ihr gehört zu zusammen. Ihr werdet Euch leicht verständigen, und die neuen Brüder werden den nordamerikanischen Übergriffen einen unüberwindbaren Wall entgegenstellen, Eure Grenzen vor den Indianern beschützen. Und die Mexikaner zwingen Euch, das Recht der Freiheit zuzugestehen, dass Ihr proklamiert habt.«

»Aber«, wandte einer der Anwesenden ein, »was werden die Franzosen fordern, wenn wir sie herbeirufen?«

»Das Recht, die unbebauten Ländereien zu kultivieren«, antwortete der Graf entschlossen, »das Recht, den Fortschritt, die Künste und Industrie bei Euch einzuführen, mit einem Wort, Eure Einöden zu bevölkern, Eure Städte zu bereichern und Euer Land zu zivilisieren. Das sind die Forderungen der Franzosen. Ist es zu viel?«

»Nein, das ist sicherlich nicht zu viel«, sagte Don Anastasio, und ein beifälliges Gemurmel der Versammlung begleitete seine Worte.

»Aber«, wandte ein Zweiter ein, »wer steht uns dafür, dass die neuen Kolonisten, welche wir herbeirufen, ihrem Versprechen treu bleiben werden, wenn die Stunde der Abrechnung gekommen ist und nicht ihre Zahl und ihr Ansehen dazu benutzen werden, um uns Gesetze aufzudiktieren?«

»Ich! Caballeros, ich werde in ihrem Namen mit Euch verhandeln und die Verantwortlichkeit des Ganzen auf mich nehmen.«

»Ja, die Aussicht, welche Ihr uns bietet, ist verlockend, Caballero«, antwortete Don Anastasio im Namen aller. »Wir erkennen die Richtigkeit der von Ihnen aufgestellten Behauptungen an. Wir wissen nur zu gut, wie bedenklich unsere Lage ist und wie große Gefahren uns bedrohen. Aber gegenwärtig hält uns ein Bedenken zurück. Sind wir berechtigt, unser unglückliches Vaterland, das bereits halb zugrunde gerichtet ist, in die Gräuel eines Bürgerkrieges zu verwickeln, da das unglückliche Land doch keineswegs darauf vorbereitet ist, energischen Widerstand zu leisten? Die mexikanische Regierung ist zum Guten schwach, zum Bösen aber stark. Diese wird Mittel aufzufinden wissen, uns zu unterdrücken, wenn wir uns erheben. Der General Guerrero ist ein erfahrener Offizier und ein kalter grausamer Mensch, der vor keiner noch so harten Strafe zurückschrecken wird, um den Befreiungsversuch in einem Blutbad zu ersticken. Ist es ihm doch in wenigen Tagen gelungen, eine gewaltige Armee zusammenzubringen, um gegen Euch zu Felde zu ziehen. In dem bevorstehenden Kampf wird jeder Eurer Soldaten mit zehn Gegnern zu kämpfen haben. So tapfer die Franzosen auch sein mögen, ist es unmöglich, dass sie einer solchen Macht Stand halten können. Eine verlorene Schlacht entscheidet alles für Euch, jeder Widerstand mit bewaffneter Hand wird dann unmöglich und Ihr zieht uns, die wir Euch beigestanden haben, mit ins Verderben. Was für uns so bedenklicher ist, als unsere Lage eine andere als die Eurige. Wir sind Landeskinder, unser Vermögen und unsre Familie befinden sich hier, wir haben mithin alles zu verlieren. Wenn Ihr hingegen geschlagen werdet und Euer Unternehmen scheitert, so bleibt Euch ein Rettungsmittel, was uns unmöglich ist, nämlich die Flucht. Jene Bedenken sind ernster Art und wohl geeignet, uns zur größten Vorsicht zu ermahnen und uns zu verpflichten, uns reiflich zu bedenken, ehe wir uns entschließen, das verhasste Joch Mexikos abzuschütteln. Glaubt nicht, Cabellero, dass wir aus Furcht oder Schwachheit so reden. Nein, es geschieht nur der Furcht zu scheitern und dabei die letzten Freiheiten einzubüßen, welche man aus Klugheit bisher nicht gewagt hat, uns zu entziehen, wozu man vielleicht auf den ersten besten Vormund wartet.«

»Meine Herren«, antwortete der Graf, »ich weiß die Gründe, welche Sie mir anführen, nach Verdienst zu würdigen, erlaube mir aber, Ihnen zu sagen, dass, wie triftig Ihre Bedenken auch sein mögen, es nicht der Zweck unsres Hierseins ist, darüber zu richten. Wir sind zusammengekommen, um zwischen mir und Ihnen ein Offensiv- und Defensivbündnis zu schließen, nicht wahr?«

»Allerdings!«, riefen mehre der Anwesenden, welche sich durch die plötzlich veränderte Miene des Grafen bewogen fanden, schneller zu reden, als sie eigentlich wollten.

»Nun«, fuhr der Graf fort, »so wollen wir doch vermeiden, uns zu benehmen wie jene Kaufleute, welche sich gegenseitig die Vorzüglichkeit ihrer Waren anpreisen. Gehen wir gerade auf das Ziel zu und reden wir offen und ehrlich miteinander, wie es rechtschaffenen Leuten ziemt. Sagt mir ohne Umschweife, unter welchen Bedingungen Ihr bereit seid, Euch mit mir zu verbinden. Und mir Beistand zu leisten und auf wie viel Mann ich vorkommenden Falles rechnen kann.«

»Das nenne ich reden, Señor Graf,« versetzte Don Anastasio. »Wohlan, wir werden auf eine so offene Frage offen antworten. Gott behüte uns, an dem Mut und den strategischen Kenntnissen Ihrer Soldaten zweifeln zu wollen. Es ist uns bekannt, dass die Franzosen tapfer sind. Ihre Truppe ist aber nicht zahlreich, kann sich bis jetzt auf nichts stützen und keines anderen Besitztums rühmen, als des Raumes, auf welchem das Lager aufgeschlagen ist. Legen Sie einen festen Grund für ein ferneres Vorschreiten, bemächtigen Sie sich z. B. einer der drei Hauptstädte von Sonora, dann sind Sie nicht mehr Abenteurer, sondern wirkliche Soldaten, und wir werden kein Bedenken mehr tragen, in Verhandlung mit Ihnen zu treten, weil das Unternehmen dann Gestalt gewonnen, mit einem Worte zu ernster Bedeutung gekommen sein wird.«

»Gut, meine Herren, ich verstehe«, antwortete der Graf kalt, »und für den Fall, dass es mir gelänge, eine der Städte einzunehmen, werde ich auf Sie rechnen können?«

»Dann gehören wir Ihnen mit Leib und Seele!«

»Und wie viel Mann stellen Sie zu meiner Verfügung?«

»Binnen vier Tagen sechstausend, binnen einer Woche ganz Sonora.«

»Versprechen Sie mir das?«

»Wir schwören es!«, riefen alle begeistert aus. Jene Begeisterung war aber nicht imstande, ein Lächeln auf die Züge des Grafen zu locken.

»Meine Herren«, sagte er, »ich biete Ihnen nach vierzehn Tagen eine Zusammenkunft in einer der drei Hauptstädte Sonoras an. Kommen Sie alle, ich werde dann meine Verpflichtungen erfüllt haben und erwarte von Ihnen, dass Sie ein Gleiches tun.«

Bei diesen großherzigen Worten konnten sich die Mexikaner nicht enthalten, ihre Bewunderung an den Tag zu legen.

Obwohl der Graf nicht mehr jung war, konnte man ihn doch noch schön nennen und er besaß den Zauber, der imstande ist, neue Reiche zu schaffen.

Jedes seiner Worte machte Eindruck.

Die Anwesenden kamen nach der Reihe zu ihm, drückten ihm die Hand und gaben ihm persönlich die Versicherung ihrer Ergebenheit, worauf sie sich entfernten.

Der Graf und Valentin blieben allein.

»Bist du zufrieden, Bruder?«, fragte der Jäger.

»Wem wird es je gelingen, dieses Volk zu elektrisieren?«, murmelte der Graf, indem er traurig den Kopf schüttelte und vielmehr seine eigenen Gedanken, als die an ihn gerichtete Frage beantwortete.

Die Männer gingen, um ihre Zarapés überzuwerfen, sie fanden ihre Begleitung an der Stelle, wo sie diese verlassen hatten und durchritten im langsamen Schritt die Menge, welche sie im Vorüberkommen mit dem Ruf Vivan los Franceses! begrüßten.

»Sollte ich einstmals erschossen werden«, antworte der Graf bitter, »so brauchen sie nur ein Wort zu verändern.«

Valentin seufzte, antwortete aber nicht.