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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das Geheimnis zweier Ozeane 24

Zweites Buch
Zwölftes Kapitel
Skworeschnja zeigt, was er kann

Skworeschnja und Pawlik stellten ihre Schrauben an, erhoben sich einige Meter über den Meeresboden und entschwanden in Richtung Ostsüdost. Sie schwammen nicht sehr schnell, um den zahlreichen Weghindernissen ausweichen zu können. Tauchte ein Tangdickicht auf, sicherten sie ihre Schrauben mit dem Schutzgitter.

Nach einer Stunde ragte plötzlich eine Granitwand vor ihnen empor, deren Seiten und oberer Teil sich im Dunkel der Tiefe verloren. Die Wand war von tiefen Schluchten und zahllosen großen und kleinen Höhlen zerklüftet. An ihrem Fuße türmten sich Felstrümmer und einzelne Granitblöcke. Überall wuchsen Tange, die sich zur Oberfläche zogen oder den steinigen Meeresboden mit einem grünen Polster bedeckten.

Skworeschnja und Pawlik ließen sich zum Meeresgrund gleiten. Große und kleine Fische schwammen vorbei, eine Robbe suchte erschreckt das Weite; ein Seeotter mit einem großen Fisch im Maul strebte zur Oberfläche. Auf dem Tangteppich krochen zahllose Stachelhäuter, Krabben und Krustazeen umher.

»Anker werfen! Wir sind angekommen, Chef!«, sagte Skworeschnja.

Ganz im Bann der interessanten Jagd wanderten beide lange über den Meeresboden, erkletterten Sandbänke und Felsblöcke und untersuchten das geheimnisvolle Dunkel der unterseeischen Höhlen und Grotten.

Schließlich meinte Pawlik, er sei müde und habe Hunger. »Ich schlage vor, wir essen eine Kleinigkeit und ruhen uns etwas aus. Heute suchen wir das U-Boot zum Mittagessen nicht auf. Arsen Dawidowitsch hat dem Kapitän Bescheid gesagt.«

»Das weiß ich«, erwiderte Skworeschnja. »Ich bin durchaus mit einer kurzen Rast einverstanden. Ein Schluck heißen Kakaos wird uns guttun.«

Pawlik hob den Blick nach oben. Da sah er ganz hoch, an der Ausbreitungsgrenze des Lichtkegels seiner Stirnlaterne, einen langen, bläulichen, matt schimmernden Schatten vorbeihuschen.

»Was kann das gewesen sein?«, fragte Pawlik. »Wahrscheinlich eine Robbe. Aber sie war zu dünn … Schade, dass ich es nicht deutlicher gesehen habe.«

»Ach, lass doch! Wichtiger ist, dass wir einen Platz finden, wo wir uns hinsetzen können«, sagte Skworeschnja ungeduldig. Er schaute sich um.

»Gehen wir in diese Höhle, Andrej Wassiljewitsch«, meinte Pawlik und zeigte auf eine dunkle Öffnung in der Granitwand. »Vielleicht sehen wir sie uns erst einmal an.«

»Schön, dann los.«

Über dem Eingang zur Höhle wölbte sich ein Felsvorsprung, und auf ihm lagen ein paar riesige, von Tangen überwucherte Steinblöcke. Beide Taucher drangen, die Ultraschallpistolen im Anschlag, in die Höhle ein und schauten sich aufmerksam um. Die Grotte war nicht groß – kaum zwei Meter tief. Zwei Lichtkegel beschienen sie hell. Sie war leer. Ober den Boden und die Wände krochen Seesterne, Seeigel und Holothurien, ein paar runde Steine lagen umher.

»Alles in Ordnung«, sagte Skworeschnja und steckte die Pistole weg. »Hier können wir es uns bequem machen. Setz dich, Jungchen, und ran an die Mahlzeit.«

Beide nahmen die Rucksäcke von der Schulter und setzten sich, mit dem Rücken an die Höhlenwand gelehnt, auf den Boden. Die Seitentaschen wurden geöffnet, ein Knopf heruntergedrückt, und die Thermosflasche spendete heißen Kakao, der ihnen vortrefflich mundete.

»Sehr schön!«, ertönte Skworeschnjas Bass.

Pawlik wollte etwas erwidern, aber ein dumpfes, donnerähnliches Grollen erschütterte plötzlich die Höhlenwände. Vor dem Eingang sauste in einer Schlammwolke etwas Dunkles herunter und bohrte sich, kaum einen halben Meter vor Skworeschnjas ausgestreckten Beinen, in den Schlamm.

Mit einem Satz war Skworeschnja aufgesprungen und stürzte zum Eingang.

Ein paar Sekunden stand er reglos. Vor ihm erhob sich eine hohe Granitwand, die den Höhleneingang dicht verschlossen hatte. Mit dem Schrei »Wir sind eingeschlossen!« warf er sich gegen die Wand. Mit einem dumpfen metallischen Laut prallte er wie ein Ball zurück. Der Taucher schaute sich verblüfft um. Von allen Seiten erhoben sich steile Felswände – stumm, unbeweglich und drohend.

Pawlik saß noch immer so, wie ihn die Katastrophe überrascht hatte. Sein Gesicht war blass vor Schreck. Seine Lippen flüsterten etwas Unverständliches, aber Skworeschnja war nicht weniger durcheinander. Endlich raffte er sich auf und begann das unerwartete Hindernis aufmerksam zu untersuchen.

»Dieser Felsen«, überlegte er laut, »ist einer von denen, die sich vorhin vor dem Höhleneingang türmten. Aber wieso ist er abgerutscht? Er stand doch fest.«

Pawlik wollte etwas sagen, aber der Schreck schien ihn gelähmt zu haben.

Skworeschnja befühlte den Felsen. Dann murmelte er wieder:

»Kein Spalt, keine Fuge … richtige Maßarbeit!«

Er schwieg wieder, stemmte sich mit der Schulter gegen den Felsen und begann mit aller Kraft zu drücken. Sein Gesicht wurde vor Anstrengung dunkelrot, die Adern auf der Stirn schwollen an, und die säulenförmigen Beine versanken immer tiefer im Schlamm. Man hätte meinen können, diese furchtbare Kraftaufwendung müsste ausreichen, um einen Berg zu verschieben. Aber der Felsen rührte sich nicht. Keuchend ließ sich Skworeschnja auf den Höhlenboden sinken.

Pawlik stürzte auf ihn zu.

»Andrej Wassiljewitsch, kommen Sie zu sich!«, rief er voller Angst. »Wir müssen es anders versuchen … nehmen Sie einen Schluck Kakao. Vielleicht geht es anders …«

Skworeschnja öffnete die Augen. Er stützte sich auf die Ellenbogen und lehnte sich gegen die Höhlenwand.

Nach einer Weile sagte er: »Was meinst du, Pawlik? Wie denn anders?«

»Wir müssen das U-Boot um Hilfe bitten. Man muss den Felsen sprengen.«

Skworeschnja machte eine resignierte Handbewegung. »Meinetwegen.«

Pawlik funkte: »Arsen Dawidowitsch! Arsen Dawidowitsch!«

»Was ist los, Jungchen? Warum bist du so aufgeregt!«

»Ein Felsen ist heruntergefallen und hat den Eingang zu einer Höhle versperrt, in der wir uns befinden. Und Andrej Wassiljewitsch kann ihn nicht fortrücken. Helfen Sie uns, Arsen Dawidowitsch! Rufen Sie das U-Boot an!«

»Was sagst du da, Kleiner?«

Fast gleichzeitig mit diesem erschreckten Ausruf des Zoologen kam die erregte Stimme Gorelows: »Wo ist denn das passiert, Pawlik? Vorher müssen wir doch wissen, wo ihr seid!«

»Wir schwammen zuerst nach Ostsüdost, später nur nach Süd. Hier ist ein schreckliches Labyrinth. Ich kann nicht einmal sagen, wie viele Kilometer wir geschwommen sind.«

»Arsen Dawidowitsch«, sagte Gorelow. »Ich bin näher dran. Funken Sie zum U-Boot und verlangen Sie Hilfe. Unterdessen versuche ich, sie zu finden. Einverstanden?«

»Gut, Fjodor Michailowitsch«, antwortete der Zoologe. »Schwimmen Sie los!«

»Pawlik«, fuhr Gorelow fort, »sende ununterbrochen Ultraschall-Peilzeichen.«

»Aber das geht nicht, wir sind von allen Seiten von Granitwänden eingeschlossen!«

»Gibt’s denn da nirgends die geringste Fuge?«

»Andrej Wassiljewitsch sagt Nein.«

»Aha! So ist das!«, ließ sich Gorelow hören, und Pawlik schien es, als klänge Befriedigung aus seiner Stimme. »Kannst du nicht irgendein Geländemerkmal in eurer Nähe angeben?«

Pawlik überlegte.

»Unweit von uns«, mischte sich Skworeschnja ins Gespräch, »etwas fünfzehn Minuten weiter nach Nord, erhebt sich ein hoher, nadeldünner Felsen.«

»Gut. Ich schwimme los.«

Ein bedrückendes Schweigen herrschte jetzt in der kleinen engen Grotte. Die Zeit schlich im Schneckentempo dahin. Der Eingeschlossenen bemächtigte sich eine große Unruhe. Ab und zu hörten sie die Stimmen von Lordkipanidse und Gorelow. Der Gelehrte teilte mit, der Rettungstrupp habe bereits das U-Boot verlassen und bringe zum Sprengen Terenithpatronen mit. Er wolle dem Rettungstrupp entgegenschwimmen. Gorelow sagte, er schwimme jetzt langsam im Zickzack in südlicher Richtung, um das Gelände besser absuchen und die Felsnadel finden zu können. Marat und Zoi, die mit dem Rettungstrupp schon unterwegs waren, sprachen Skworeschnja und Pawlik ebenfalls Mut zu.

So vergingen einige Stunden. Skworeschnja schien ein bestimmter Gedanke zu quälen. Hin und wieder brummte er vor sich hin: »Warum ist er heruntergefallen? Bei einem Seebeben würden sich auch die anderen Felsen gelöst haben. Das verstehe ich nicht …«

Jedes Mal, wenn Skworeschnja diese Frage aussprach, wollte Pawlik etwas sagen, wagte es aber nicht.

Schließlich konnte er nicht mehr an sich halten: »Andrej Wassiljewitsch, haben Sie gesehen, wie der Felsen herunterfiel?«

»Nein, ich schaute gerade nicht hin. Warum fragst du?«

»Ich habe es gesehen …«

»Na und?«

»Als der Felsen heruntergefallen war, hatte er den Eingang nicht ganz versperrt. Sein oberer Teil kippte langsam von links nach rechts … Und im letzten Augenblick, als nur noch ein ganz schmaler Spalt zwischen dem Eingang und dem Felsen schimmerte, sah ich … aber vielleicht schien es mir nur so …«

»Sprich doch, Pawlik, warum zögerst du denn?«

»Nun, mir war, als husche am Spalt die gleiche bläuliche Robbe vorbei … mit dem Kopf nach unten …«

»Eine Robbe? Und wenn schon. Du denkst doch nicht etwa, sie könnte den Felsen gestreift und ihn heruntergeworfen haben?«

»Das nicht, aber … war es überhaupt eine Robbe?« »Warum denn nicht? Leider habe ich sie auch das erste Mal nicht gesehen.«

»Eine merkwürdige Robbe war das! Schmal und lang. Und sie hatte keine abgerundeten Schultern, sondern eckige … Ihre Ruderflossen konnte ich nicht unterscheiden. Der Schwanz sah auch so komisch aus … wie ein Stummel. Wissen Sie, Andrej Wassiljewitsch …« Pawlik schaute sich ängstlich um und flüsterte: »In ihrer Gestalt war etwas Menschenähnliches …«

»Aber Pawlik, was redest du da? Woher sollte hier plötzlich ein Mensch auftauchen?«

»Du hast vor lauter Angst Gespenster gesehen, Pawlik!«, hörten sie plötzlich Gorelows ironische Stimme.

Pawlik fuhr zusammen und senkte die Augen. »Ich weiß es nicht … schon möglich.«

Skworeschnja zuckte mit den Achseln und versank in Gedanken. Nach einer Pause hob er den Kopf und sagte: »Wenn wir keine Möglichkeit finden zu peilen, dann kann die Geschichte endlos dauern – bis unsere Sauerstoffvorräte zu Ende sind. Man müsste etwas unternehmen, wenigstens einen kleinen Spalt machen. – Weißt du was, Pawlik, wir wollen es noch einmal versuchen. Vielleicht haben wir jetzt mehr Glück. Vorhin fand ich allerdings nichts … aber ich war wohl zu aufgeregt.«

Die Eingeschlossenen untersuchten sorgfältig die Linie, an der das Felsstück den Eingang abschloss. Sie fanden aber nicht die geringste Fuge.

»So … so«, brummte Skworeschnja. »Versuchen wir es mal mit dem Ultraschall. Vielleicht können wir den Felsen an seinen Rändern, dort wo er wohl am dünnsten ist, zerstören.«

Skworeschnja drückte den Lauf seiner Pistole fest gegen die Felswand, und der Ultraschall begann seine unhörbare zerstörende Tätigkeit. Der Granit zerfiel langsam zu kleinen Brocken, die sich unter ihren Händen in eine weiche Masse verwandelten. Aber die Wirkung der Ultraschallpistole war zu schwach, um den Felsen schnell zu zerstören. Allein die Ultraschall-Bugkanone der Pionier hätte das vermocht. Die Ladung der Pistole versiegte bald, und das Ergebnis ihrer Wirkung war nur ein kleiner schmaler Kanal, etwa zehn Zentimeter tief und drei Zentimeter breit.

Pawlik reichte Skworeschnja seine Pistole. Der schüttelte aber den Kopf.

»Nutzt nichts, Kleiner. Der Felsen ist zu dick. Und deine Pistole brauchen wir vielleicht noch.«

»Wissen Sie was, Andrej Wassiljewitsch«, sagte der Junge. »Versuchen wir es doch mal, unter dem Felsen ein Loch zu graben. Der Boden ist weicher Schlamm, und wir machen es wie die Maulwürfe. Was meinen Sie dazu?«

Pawliks Augen leuchteten. Er war stolz auf seine Idee.

»Richtig! Ein guter Gedanke!«, pflichtete ihm Skworeschnja bei. »Versuchen wir es gleich. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«

»Zeit?«, wunderte sich Pawlik. »Wieso das?«

»Wir verbrauchen unseren Sauerstoff, und mit jedem Atemzug verkürzt sich unser Leben«, antwortete Skworeschnja und schlug mit seinem Pionierbeil gegen den Höhlenboden. Das Beil schlug klirrend gegen etwas Hartes.

»Granit!«, brummte Skworeschnja, und nach jedem neuen Schlag an verschiedenen Stellen wiederholte er: »Granit … Granit … Nun, Pawlik, deine Idee ist ausgezeichnet, sie taugt aber nichts. Du siehst es ja selber. Es kommt nichts dabei heraus. Und jetzt setze ich mich ein wenig hin … Ich bin sehr müde und kriege nur schwer Luft … Mein Sauerstoff geht wohl zu Ende.

»Aber Andrej Wassiljewitsch«, sagte Pawlik erbleichend, »ich atme doch noch ganz leicht. .

»Du bist klein … Ich bin ja ein Elefant gegen dich. Du verbrauchst nicht soviel Sauerstoff. Ich muss sparsamer damit umgehen.«

Skworeschnja öffnete seine Tasche und drosselte die Sauerstoffzufuhr etwas. Er atmete schwer und keuchend.

»Wie geht es Ihnen, meine lieben Freunde?«, hörten die Eingeschlossenen plötzlich die Stimme des Zoologen. »Der Suchtrupp ist ausgeschwärmt, und wir kämmen den Meeresboden durch. Wir suchen den Felsen, der wie eine Nadel aussieht.«

»Ich fürchte, Arsen Dawidowitsch«, antwortete Skworeschnja mühsam, »dass ich es nicht mehr erlebe … Mein Sauerstoff geht zu Ende … Ich ersticke …«

»Kopf hoch, Skworeschnja!«, schrie der erschrockene Zoologe. »Wir beeilen uns! Haltet aus! Sparen Sie mit dem Sauerstoff! Sprechen Sie nicht!«

»Nun gut!«, murmelte der Riese und legte sich hin, mit den Schultern an die hintere Grottenwand lehnend. Er wollte sich ganz ausstrecken, es gelang ihm aber nicht. Seine Füße stemmten sich gegen den Felsen vor dem Eingang und verharrten in gekrümmter Lage.

Fünfzehn – zwanzig – dreißig Minuten vergingen. Pawlik blickte entsetzt in Skworeschnjas Gesicht. Es zuckte qualvoll, lief blaurot an, der weit geöffnete Mund schnappte nach Luft … die letzten Sauerstoffreserven gingen zu Ende.

»Lebe wohl, Jungchen … ich sterbe … atme langsam … geh sparsam mit dem Sauerstoff um . .

Skworeschnjas Stimme versagte, Pawlik fühlte, wie ihn Entsetzen und Verzweiflung packten. Am liebsten würde er sich auf diese stummen Granitwände stürzen, sie mit den Fäusten bearbeiten, nur um seinen Freund zu retten. Es war schrecklich, die Qual des Riesen mit anzuschauen.

»Andrej Wassiljewitsch, mein Lieber«, flüsterte er mit zitternden Lippen. »Kann man vielleicht etwas von meinem Sauerstoff in Ihren Atmungsbehälter umfüllen? Sagen Sie es mir! Sagen Sie doch, wie man das machen muss!«

Skworeschnja schüttelte den Kopf. Er atmete stoßweise, und seinen Lippen entrangen sich von Zeit zu Zeit ein paar Worte: »Teufelsbrocken! – Ich werde es dir schon zeigen!«

Seine riesigen Füße, die den unteren Rand des Felsens berührten, kamen in Bewegung. Sie streckten sich langsam zum Felsen hinauf. Einen halben Meter vom Boden stießen sie gegen einen Vorsprung und stemmten sich gegen ihn. Skworeschnjas Hand näherte sich der geöffneten Seitentasche, seine Finger fanden den Sauerstoffknopf und rückten ihn auf höchste Leistung.

Warum tut er das?, dachte Pawlik entsetzt. Will er sein Ende beschleunigen?

Skworeschnja lag unbeweglich auf dem Rücken, die Beine gegen den Felsvorsprung gestemmt, mit den Schultern die hintere Grottenwand berührend. Nur seine tiefen Atemzüge zeigten, dass er noch lebte, dass in seinem mächtigen Körper das Blut mit neuer Kraft pulste. Dann stockte sein Atem – man konnte meinen, jetzt sei alles vorbei.

Plötzlich hallten die Wände der Grotte von einem furchtbaren, zornigen Schrei wider. Pawlik glaubte, sein Blut müsste in den Adern gerinnen …

Skworeschnjas riesiger Körper spannte sich. Mit fast über menschlicher Kraft drückten die Beine gegen den Felsen, die Brust wölbte sich … es sah aus, als würden die breiten metallenen Schultern in der Grottenwand verschwinden.

»A-a-ah!«, kam es ächzend aus Skworeschnjas Mund. »Gi-ib ihm! – A-a-ah!«

Es schien, als fluteten aus einer unversiegbaren Quelle immer neue Kräfte in den Körper des Riesen. Seine Stimme schwoll grollend an.

Pawlik drückte sich gegen die Wand und starrte auf den Felsen. Der Felsen wankte. In dem Helm des Jungen hallten die erregten Stimmen seiner Freunde wider.

»Pawlik! Was ist passiert? Warum schreit Skworeschnja so? Pawlik! Pawlik! Antworte doch …«

Pawlik hörte nicht, antwortete niemandem.

Der Felsen gab nach … Er neigte sich … Noch etwas … noch mehr …!

Und plötzlich stürzte Pawlik auf den Felsen zu, und seine laute Stimme verschmolz mit Skworeschnjas Ächzen. »Hurra … Noch ein wenig! Noch mehr!«

Der Junge stemmte seinen kleinen Körper gegen den Felsen. Und als habe nur noch diese geringe Anstrengung gefehlt, neigte sich der Felsen und kippte um. Der Ausgang war frei.

Skworeschnjas Beine sanken kraftlos herab, seine Augen schlossen sich. Der riesige, gepanzerte Körper lag reglos auf dem sandigen Boden der Höhle.

Durch die aufgewirbelte Sandwolke sprang Pawlik auf den Felsblock.

»Hierher! Skworeschnja hat den Felsen abgewälzt! Helft uns! Beeilt euch; Skworeschnja stirbt! Ich gebe mit Ultraschall die Richtung an! Fangt ihn auf! Der Tiefenmesser zeigt zweiundsiebzig Meter bis zur Oberfläche.«

Er bewegte den Pistolenlauf hin und her, und nach allen Seiten breiteten sich die Schallwellen aus.

Pawlik hätte nicht sagen können, wie lange er warten musste – ein paar Minuten oder eine Stunde -‚ bis er Marats freudige Stimme hörte.

»Ich komme, Pawlik! Ich schwimme nach Nordost! Folgt mir, Genossen!«

Die anderen Taucher antworteten sofort.»Ich schwimme dir nach, Marat!«, schrie Zoi.

»Gleich werden wir bei dir sein, Kleiner!«, kam auch des Zoologen beruhigende Stimme.

»Sei tapfer, mein Junge!«, rief Kommissar Sjomin. »Matwejew, hierher!«

Wie ein Schwarm funkelnder Sterne strebten von allen Seiten die Stirnlaternen seiner Freunde auf Pawlik zu. Der Junge ließ die erstarrte Hand mit der Pistole sinken und bewegte seinen Kopf mit dem leuchtenden Strahl der Stirnlaterne hin und her, wie ein Leuchtfeuer seine zu Hilfe eilenden Retter anlockend. Noch einige Minuten … und Pawlik war in strahlende Helligkeit getaucht.

Der Sternschwarm kam wie ein Wirbel herangebraust! Blitzschnell wurden Skworeschnjas regloser Körper und Pawlik emporgetragen, und der Suchtrupp jagte in den offenen Ozean hinaus, zum U-Boot, das in zweihundert Meter Tiefe wartete.