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Peter Jackob – Narren-Mord

Peter Jackob – Narren-Mord

Zu einer Zeit, als der Fußballclub Mainz 05 noch gegen den Abstieg aus der 2. Bundesliga spielt, ist Fastnacht in Mainz. Kriminaloberkommissar Jacques Schack Bekker wird am Fastnachtssamstag aus dem Bett geklingelt, nachdem er sich am Freitagabend in seiner Stammkneipe die Fernsehsitzung angeschaut und dabei ordentlich getrunken hat.

Wie immer war Schack Bekker am Vorabend als Müllmann verkleidet. Auf seinem anschließenden Heimweg, auf dem er noch durch verschiedene Kneipen zog, hatte er – wie immer – leere Pfandflaschen gesammelt, in diesem Jahr statt in einer Plastiktüte in einer Mülltonne, die er anschaffte, um sein Outfit zu perfektionieren.

Am Morgen des Samstags im Fasching findet man jedoch in seiner Mülltonne neben vielen Flaschen die abgeschlagene Hand einer jungen Frau, die einen teuren, extravaganten Ring trägt.

Bekker und seine Mitarbeiter – allen voran Kriminalkommissarin Erna Dunst, seine rechte Hand, und Polizeifotograf Werner Niesberg – müssen also während der Fastnacht ermitteln. Zuerst sucht man nach dem Körper der Toten, deren Figur, Haarfarbe, Alter und so weiter Dr. Büben, der stellvertretende Gerichtsmediziner, anhand der Untersuchung der Hand herausfinden konnte.

Der Kriminaloberkommissar macht sich während der Ermittlungen den einflussreichen Mainzer Oberstaatsanwalt Arnold Gresken zum Feind, der sich in der Folgezeit bei Dr. Meiner, Bekkers Chef, beschwert und ein Verfahren gegen den Oberkommissar beantragt. Während nun die Zeit drängt – in der Zeit des Faschings arbeitet die zuständige Behörde natürlich nicht, aber sofort danach wieder – finden Bekker und seine Leute die Leiche der Ermordeten und danach zwei weitere Frauenleichen, denen ebenfalls je eine Hand abgeschlagen wurde.

Im Zuge der weiteren Ermittlungen während der Mainzer Fastnacht sind Schack Bekker und Erna Dunst meist betrunken und bewegen sich durch die Kneipen der Altstadt. Der Kriminaloberkommissar, der sich selbst als Wrack bezeichnet, streitet außerdem mit seiner geschiedenen Frau Helene und deren Vater, einem Staranwalt, um die gemeinsamen Kinder. Während er versucht, die Depression, die er deswegen bekommt, noch im Zaum zu halten, kommt er schließlich zu der Meinung, dass die Morde zusammenhängen. Die zweite Tote war nämlich eine gute Freundin der ersten, und die dritte Tote die Mutter der ersten. Es liegt für Bekker nahe, dass vielleicht ein Familiengeheimnis der Auslöser der Taten ist.

Wir es Jacques Bekker und seinen Mitstreitern gelingen, den Fall rechtzeitig zu lösen, bevor der Oberkommissar suspendiert wird?

Der Autor schildert eine Mordserie, die während der Fastnacht in Mainz verübt wird und dem Leser neben der spannenden Lektüre einer Kriminalgeschichte einen Einblick in den Mainzer Karneval verschafft, der jenseits der großen Prunksitzungen auf den Straßen und Plätzen und in den Kneipen der Stadt stattfindet.

Kriminaloberkommissar Bekker ist denn auch kein Freund der Fastnacht in der gehobenen Bürgerschicht, sondern er liebt die Fastnacht der kleinen Leute. Er ist als trinkfest beschrieben und quasi ein richtiges Mainzer Urgestein, mit allen Ecken und Kanten, die solche Leute zu haben pflegen. Aus seinen Gefühlen wird kein Hehl gemacht, er durchlebt Höhen und Tiefen, vor allem Letztere, und seine Emotionen schwanken mit.

Mit seiner Kollegin Erna Dunst ergänzt sich Bekker, und sein Freund Werner Niesberg, der Polizeifotograf, ist ebenfalls ein Mainzer Unikum. Alles in allem gelingt es dem Verfasser des Romans sehr gut, die Psyche seiner Hauptakteure zu beschreiben, sodass er es dem Leser leicht macht, sich in seine Personen einzufühlen.

Der Mainzer Fasching wird sehr intensiv beschrieben und mit ihm die Altstadt der Stadt. Außerdem spielt der Fußball des Mainzer Clubs eine gewichtige Rolle im Leben der Ermittler, und es ist sicher kein Zufall, dass der Fall im Stadion von Mainz 05 seine Auflösung findet.

Die Lösung der Geschichte präsentiert der Autor sehr geschickt erst auf den letzten Seiten des Romans. Auf diese Weise hält er die Spannung bis zum Ende hoch, und es überrascht den Leser dann doch ein wenig, wer schließlich die Morde begangen hat.

Fazit:
Peter Jackob liefert dem Leser eine spannende Kriminalgeschichte mit einem überraschenden Ende. Zudem beschreibt er die Mainzer Straßenfastnacht sehr intensiv und liebevoll und spart auch nicht mit der Kritik an der sogenannten gehobenen Gesellschaft.

Letztlich ist zu sagen, dass dem Autor, der übrigens auch zuweilen die Mainzer Mundart benutzt, ein sehr interessanter Krimi gelungen ist, der durchaus nicht nur in der närrischen Zeit lesenswert ist. Insbesondere die liebevolle, witzige und psychologisch treffende Beschreibung der Protagonisten macht das Lesen dieses Buches zu einem großen Vergnügen.

Der Autor

Peter Jackob ist 1965 in Mainz geboren. Er studierte Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft in Mainz und Saarbrücken und promovierte dann mit der Arbeit Der Schatten. Wandel einer Metapher in der europäischen Literatur.

Er schrieb verschiedene Bekker-Krimis, aber auch moderne Sherlock-Holmes-Krimis, Lyrik-Bände und andere Romane wie zum Beispiel den aktuellen Finnland-Thriller Kilju.

Nach einem vierzehnjährigen Aufenthalt in Italien lebt der Autor heute wieder in Mainz.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Copyright: Leinpfad-Verlag.
  • Foto des Autors. Ebenfalls Copyright Leinpfad-Verlag.

(ww)