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Captain Concho – Band 54

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 54
Als Quantrill hängen sollte

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators

Extra: Die Schlacht um Vicksburg: Das »Gilbratar des Mississippi« im Jahr 1863, Teil 5

Kurzinhalt:
Da ist den Yankees ein dicker Fisch ins Netz gegangen: der Guerillaführer Quantrill, auf dessen Kopf sie fünfzigtausend Dollar ausgesetzt hatten. Nun planen die Blauröcke einen großen Schauprozess, um die Konföderation zu demütigen. Als Captain Concho dies erfährt, bricht er seinen Vormarsch auf Vicksburg ab, um den Freund vor dem Galgen zu retten.

Aber das Kopfgeld lockt auch Desperados auf die Fährte Quantrills, den die Yankees in einem schwer bewachten Zug nach Cairo bringen wollen. Ein dramatischer Wettlauf um das Leben des Guerillas zwischen Concho, den Yankees und den Kopfgeldjägern beginnt …

Leseprobe:

Die Tür des kleinen Ranchhauses flog auf, und ein Sergeant mit vier Negersoldaten drang ein, die Karabiner schussbereit in den Fäusten.

Der Rancher, seine Frau und die Töchter, die beide fast erwachsen waren, sprangen erschrocken und entsetzt auf.

Nur Captain Concho blieb sitzen. In Hemd und Hosenträgern saß er da. Die braune Farmerjacke hatte er über die Stuhllehne gehängt.

Wo er sich hier befand, hatte er nur wissen wollen. Doch die freundlichen Leute hatten ihn zum Essen eingeladen.

Die Negersoldaten nahmen um den Tisch Aufstellung. Zwei Männer blieben hinter Concho stehen. Der Sergeant starrte ihn finster an.

»Alles hinsetzen!«, schnarrte er. »Und du da stehst auf!«

Damit meinte er Captain Concho.

Die Rancherfamilie nahm Platz, die Blicke nun verängstigt und voller Misstrauen auf den Captain gerichtet. Sie befürchteten wohl, ohne es zu ahnen, einen Verbrecher an den Tisch geladen zu haben.

Concho erhob sich. »Was gibt es denn, Sergeant? Ist etwas nicht klar?«

»Alles ist klar!«, versetzte der Sergeant bissig. »Wir suchen die Banditen von Quantrill. Und du bist einer von denen. – Oder gehört er zu euch?«

Der Rancher und seine Frau schüttelten die Köpfe.

Der Sergeant fixierte Captain Concho eisig. »Na also!«

»Sie machen Witze!«, sagte Concho. »Wie kommen Sie auf diese Idee? Ich mache keine Witze!«, rasselte der Sergeant. »Dazu ist die Sache auch viel zu ernst. Ich habe den Befehl, jeden Quantrillbanditen, den ich aufgreife, sofort umzulegen. Also komm mit raus!«

Concho verzog das Gesicht.

Die Negersoldaten, die hinter ihm standen, ergriffen ihn und führten ihn um den Tisch zur Tür.

»Ihr könnt weiteressen!«, sagte der Sergeant zu den Leuten. »Wir legen ihn ein Stück hinter dem Haus um. Ihr könnt ihn später beerdigen.«

»Ich gehöre nicht zu Quantrills Leuten!«, wandte sich Captain Concho draußen vor der Tür an den Sergeant. »Das ist doch verrückt!«

Der Sergeant lud den Karabiner durch und drückte ihm die Mündung in die Seite. »Das hübsche Lockenköpfchen ist für mich!«, sagte er zu den beiden Negersoldaten. »Die anderen Weiber gehören euch! – Du, geh weiter! Hinters Haus!«

Concho setzte sich in Bewegung. Die Negersoldaten rannten ins Gebäude zu ihren Kameraden zurück. Der Sergeant schob Captain Concho unerbittlich weiter.

»Ich beschwöre Sie, ich bin keiner von Quantrills Leuten!«, versuchte es Concho noch einmal.

»Schnauze! Alle sagen das. Wir haben in den letzten Tagen ein gutes Dutzend von euch aufgegriffen. Jeder von denen hat mich beschworen und behauptet, nicht zu diesen Banditen zu gehören.«

Sie schritten unter einen hohen Baum. »Knie dich nieder!«, rasselte der Sergeant. »Ach, halt! Hast du noch einen Wunsch?«

Geschrei drang aus dem Haus. Der Yankee griente.

»Ich möchte denen helfen!«, sagte Captain Concho.

»Das ist dein letzter Wunsch?«, fragte der Sergeant hämisch.

»Ja!«

»Knie dich hin! Da ist leider nichts zu machen.« Der Sergeant zielte schon auf die Stelle, an der sich Conchos Kopf befinden würde, wenn er sich hingekniet hatte.

Captain Concho trat auch einen Schritt nach vorn, flirrte aber im nächsten Augenblick herum, schlug den Karabiner zur Seite, setzte den Sergeanten mit einem Tritt außer Gefecht, bückte sich nach dem Karabiner und zog ihm auch den Revolver aus der Koppeltasche.

Das Geschrei war lauter geworden. Concho ging zum Haus zurück. Nach zwei Schritten rannte er schon.

Die Haustür war offengeblieben. Eine der Töchter kam schreiend, das hübsche Gesicht in Todesfurcht verzerrt, ins Freie gerannt, verfolgt von zwei Negersoldaten, die ihr die Bluse und das Mieder heruntergerissen hatten. Sie besaß große Brüste, die hin und her schaukelten. Die Neger starrten auf ihren nackten, weißen Rücken, die Gesichter vor Gier verzogen. Captain Concho sahen sie nicht.

Concho stellte dem einen ein Bein und schlug dem anderen den Karabinerkolben in den Nacken. Der Mann stürzte bewusstlos zu Boden.

Sein Kamerad wollte aufspringen, aber da traf auch ihn das Verhängnis. Er fiel in das Gras zurück, und die blaue Mütze flog im hohen Bogen durch die Luft.

Das Girl war hinter einen Strauch gerannt und stand dort, die Arme über dem Busen gekreuzt, und blickte aus aufgerissenen Augen auf die beiden bewusstlosen Neger.

Captain Concho stürmte in das Haus hinein. Der Rancher lag bewusstlos und blutend am Boden.

Der eine Neger hatte sich die Rancherin genommen und der andere die zweite Tochter. Sie hatten die Ladys in Ecken gedrängt, aber die Frauen wehrten sich heftig.

Mit dem Karabinerkolben und blitzschnell hintereinander machte Concho dem Treiben ein Ende. Die Neger krachten zu Boden, gewiss, ohne es überhaupt richtig zu merken.

Die Frauen schwiegen und verharrten wie erstarrt. Nur ihre Augen bewegten sich. Mal blickten sie auf Captain Concho, mal auf die bewusstlosen Soldaten. Das war alles so schnell gegangen. Auch sie hatten den Captain nicht gesehen. Begreiflich – in ihrer Not!

Captain Concho packte den einen Neger am Kragen und zog ihn zur Tür. »Kümmert euch um den Rancher!«, sagte er.

Er schaffte beide Negersoldaten vor die Tür und nahm allen die Waffen ab. Fünf Karabiner, fünf Revolver und die Munition! Eine Kostbarkeit, da er und seine Männer fast unbewaffnet waren.

Die Karabiner umgehängt und die Revolver vorn im Gürtel, die Taschen dazu schwer von den Patronen, ging er ins Haus zurück. Das halb nackte Girl huschte vor ihm durch die Tür.

Der Rancher war zu sich gekommen, lag aber noch am Boden. Die Frauen knieten neben ihm. Die Rancherin betupfte ihm die blutende Stirn. Das halb nackte Girl verschwand aufweinend in einer der Kammern.

»Die Schwarzen werden wiederkommen!«, meinte die Rancherin schluchzend.

»Die Kerle haben gleich andere Sorgen!«, erwiderte Captain Concho. »Wie geht es Ihnen?«, wandte er sich an den Rancher.

»Mein Kopf! Der Kerl hat mir den Kolben vor die Stirn gestoßen.«

»Beruhigen Sie sich mal! Ich nehme die Burschen ein Stück mit. Sagen Sie mir jetzt bitte, wo wir hier sind«

»Oceola liegt nur drei Meilen von hier entfernt«, erwiderte der Rancher, die Hand auf die Stirn gepresst und das Gesicht vor Schmerz verzogen. »Wenn Sie …«

»Danke! Das genügt mir«, unterbrach ihn Captain Concho. »Schließen Sie sich am besten ein. Die Frauen sollten sich verstecken. Das sind nicht die einzigen Yankees in dieser Gegend.«

»Wo ist denn Quantrill?«, fragte der Rancher mit krächzender Stimme. »Kann er uns nicht schützen?«

»Ich gehöre nicht zu seinen Leuten!«, sagte Concho, wandte sich ab, nahm seine Jacke vom Stuhl und ging schnell hinaus.

Der Sergeant kam unter dem Baum gerade zu sich.

Captain Concho zückte einen der Revolver und ging zu ihm.

»Nun müsste ich dich eigentlich umlegen«, schnarrte Concho. »Aber da hast du Glück. Ich gehöre wirklich nicht zu Quantrills Leuten. Die hätten es getan.«

Der Sergeant erhob sich.

»Wo seid ihr stationiert?«, fragte Captain Concho.

»Im Fort Pillow.«

»Das liegt doch auf der anderen Seite des Flusses.«

»Wir sind übergesetzt worden, weil sich auf dieser Seite ebenfalls Quantrills Männer versteckt halten sollen.«

»Ich bin aber keiner von denen! Hast du das endlich kapiert?«

Der Sergeant nickte.

»Wo seid ihr übergesetzt worden?«

»Direkt beim Fort! Die Kähne liegen noch am Ufer!«

Ach du grüne Neune!, ging es Captain Concho durch den Kopf. Mit dem Revolver schob er den Sergeant vor sich her zu den Negern, weil sich dort etwas rührte.

Der Erste hockte sich auf die Knie und sah sich verständnislos um. Er hatte die Rancherin vergewaltigen wollen und wunderte sich wie ein Kuckucksei, das plötzlich in einem Elsternnest lag, dass er sich nicht mehr im Haus, sondern im Freien befand.

Er stand auf und wollte weglaufen. »Hiergeblieben!«, rief Captain Concho.

Der Neger drehte sich verwundert um und – verharrte.

Nacheinander kamen auch die anderen zu sich. Concho befahl dem Sergeant, sie antreten zu lassen und ließ den jämmerlichen Yankeehaufen dann vor sich her in Richtung des Flusses marschieren.

Als der Fluss in Sicht kam, ließ er halten.

»Nun marschiert zu eurer Fähre zurück!«, wandte er sich an den Sergeant. »Aber dreht euch nicht um, sonst gibt es Blei zu schlucken. Allgemein verständlich?«

»Aye!«, sagte der Sergeant.

Captain Concho winkte mit dem Revolver. »Ab durch die Mitte! Erwische ich euch komische Soldaten noch einmal dabei, dass ihr euch an Frauen vergreift, ist der Ofen aus!«

Der Sergeant setzte sich in Bewegung. Seine Negersoldaten folgten ihm. Wie die begossenen Pudel zuckelten sie hintereinander durch das hohe Gras.

Captain Concho trat hinter einen Baum und beobachtete sie, bis sie eine halbe Meile entfernt in einer Senke verschwanden. Nicht einer hatte es gewagt, sich umzudrehen.

Zufrieden machte er kehrt und stapfte nach Norden durch das Gras.

Das Floß, das er mit seinen Männern gebaut hatte, war mit Schilf und Laubwerk getarnt. Hätte Lieutenant Benson nicht am Ufer gestanden, er wäre glatt daran vorbeigegangen.

»Was bringst du denn da an?«, fragte der Lange grinsend.

»Ein paar Knarren!«, versetzte Captain Concho. »Die können wir doch gebrauchen, oder?« Er reckte den Bauch vor. »Und sieh mal.«

»Du bist ja ein richtiger Weihnachtsmann!«, griente Benson und blickte auf die Revolver. »Da haben wir ja wieder alle etwas zum Schießen. Aber das Zeug hast du doch nicht gefunden?«

Auf dem Floß reckten die Männer die Köpfe durch das Schilf. Er reichte ihnen die Gewehre und Revolver hinüber und berichtete dabei, was er erlebt hatte.

»Da muss ja Quantrill mächtig eins auf den Hut gekriegt haben, dass die Yankees seine Leute auch auf dieser Seite suchen«, meinte Benson, als sie beide auf das Floß stiegen.

»Muss wohl so sein!«

»Befehlen Sie, abzulegen, Captain?«, fragte Corporal Finnewacker.

»Um Himmels willen! Wir warten zumindest die Dämmerung ab. Irgendwo vor uns befindet sich auf der anderen Seite ein Fort, von dem aus die Suchtrupps mit Kähnen übergesetzt worden sind. Daran müssen wir vorbei. – Die Wache bleibt auf dem Floß,

Ben! Ist Gefahr im Verzuge – selbstverständlich ab durch die Mitte. Aber nur dann. Ich haue mich ein bisschen hin. Weckt mich, sobald es etwas gibt.«

»In Ordnung!«, sagte Benson. »Und wo befinden wir uns hier?«

»In der Gegend von Oceola und Fort Pillow!«

»Hm!«, meinte Benson.

»Menschenskind, noch knapp fünfzig Flussmeilen von Memphis entfernt!«, belehrte ihn Captain Concho, während er sich auf das Schilflager legte.

Benson ging neben ihm in die Hocke. »Eigentlich sollten wir etwas für Quantrill tun. Wir wären es ihm schuldig.«

»Wir sind es ihm schuldig!«

»Eben!«, versetzte der lange Lieutenant.

»Wir sind wohl wieder bewaffnet. Aber wir haben nur dieses eine Pferd. Mit dem kann ich doch nicht durch die Gegend reiten und seine Leute einsammeln. Das würde Quantrill von mir auch gar nicht erwarten. Vergessen wir das Thema.«

»Jetzt haben wir wieder Waffen«, meinte Benson. »Wir sollten uns Pferde von den Yankees beschaffen.«

»Gute Idee! Ich habe heute aber nur Infanteristen angetroffen.«

»Kavallerie ist doch bestimmt auch unterwegs.«

»Mag sein!«

»Du hast eine Bierruhe heute!«

»Weil ich müde bin, und weil ich nicht über ein Armeekorps verfüge, mit dem ich Quantrill aus der Bredouille hauen kann. Was riecht denn da so appetitlich?«

Sergeant Hines trat heran. »Sir, die Katzfische sind gar. Essen kann gefasst werden.«

»Kinder, dass ihr einen nicht mal schlafen lassen könnt«, erwiderte Captain Concho und erhob sich wieder.

Er war so hungrig wie ein streunender Wolf, und das spürte er erst jetzt.

Katzfisch, cross gebacken von Sergeant Hines, das war eine Spezialität.

Sergeant Hines verteilte die Portionen.

Zehn Mann und ein Pferd befanden sich auf dem Floß. Die Soldaten saßen unter dem Schilfdach und verzehrten die Mahlzeit. Kein Mucks war da zu hören. Was Sergeant Hines mächtig freute. Sie kamen von Cairo. Ihr Ziel war die heiß umkämpfte und von den Yankees eingeschlossene Stadt Vicksburg.

Quantrill hatte ihnen Waffen und Pferde beschaffen wollen, war aber dabei unversehens an einen starken Kavallerieverband der Yankees geraten. Captain Concho und seine Männer hatten daraufhin das Floß gebaut, um damit nach Vicksburg zurückzukehren.

»Wo mag Quantrill sein?«, fragte Benson kauend. »Ob ihn die Yankees geschnappt haben?«

»Ich hoffe nicht!«, versetzte Captain Concho. »Zurzeit ist er der Einzige, der die Yankees in Bewegung hält. Truppen, die hinter ihm her sind, kann der Yankee nicht in Vicksburg einsetzen.«

(wb)