Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Jackson – Teil 41

Geständnisse

Sie stieg aus dem Kleid und stieß den Stoff mit dem Fuß beiseite.

Ich blieb wie gebannt stehen und starrte sie an. Mein Herz klopfte wild und in meinem Kopf hämmerte es.

Sie war nackt!

Nackt …

Tausend Gedanken wirbelten durch meinen Schädel.

Da war der Albino, den ich gerade eben erschossen hatte, die Verfolger, unsere Flucht in diesen seltsamen, kleinen, halbdunklen Raum und Yalla, die jetzt splitterfasernackt vor mir stand, obwohl uns nur noch eine schalldichte Tür vor dem sicheren Tod trennte.

Ich schüttelte den Kopf wie ein Boxer, der nach einem schweren Schlag die Betäubung loszuwerden versucht.

Nahm dieser Wahnsinn denn überhaupt kein Ende mehr?

Offensichtlich nicht, denn statt vor lauter Angst oder Sorgen zu zerfließen, zog mich Yalla fest an sich heran und suchte mit hungriger Leidenschaft nach meinen Lippen.

»Wir sollten besser zusehen, dass wir verschwinden, anstatt hier herumzuknutschen«, sagte ich keuchend, nachdem sie wieder von mir abließ.

Ihr Kuss hatte mir fast den Atem geraubt.

Yalla lachte leise. Dabei reckte sie mir die cremefarbenen Hügel ihrer Brüste herausfordernd entgegen.

Als ich keine Anstalten machte, etwas mit ihr anzufangen, zog sie einen Schmollmund.

»Was ist los mit dir? Als wir das letzte Mal zusammen waren, konntest du gar nicht genug von mir bekommen und jetzt …« Sie ließ den Satz offen, wobei ihr deutlich eine gewisse Enttäuschung anzumerken war.

»Verstehe mich bitte nicht falsch«, antwortete ich zögernd. Die ganze Situation war irgendwie unwirklich. Kein normaler Mensch kommt im Angesicht tödlicher Gefahr auf die Idee, Liebe zu machen. Oder war es vielleicht gerade die Gewissheit, jeden Moment abtreten zu müssen, die Yalla dazu veranlasste, mit mir zu schlafen?

Ich wusste es nicht, ich wusste nur, dass ich nicht aus Stein war.

Trotz der prekären Lage, in der wir uns befanden, bekam ich allmählich gewisse Gefühle.

»Du weißt genau, dass ich dich immer noch begehre.« Mein Hals wurde trocken und aus meiner Kehle kam nur noch ein Krächzen, als ich ihre kundigen Finger in meiner Hose spürte.

»Aber warum muss es ausgerechnet hier und jetzt sein?«

»Weil es wahrscheinlich das letzte Mal ist.«

Im nächsten Moment war ich hellwach. Was hatte diese Aussage wieder zu bedeuten, wusste sie etwas, was ich noch nicht wusste?

»Was verheimlichst du mir?«

Anstelle einer Antwort grinste sie mich wie ein Jagdwolf an.

»Das erzähle ich dir nachher.« Dabei langte sie mit einer Hand nach unten, während sie mit der anderen an meinem Gürtel nestelte. Als meine Hose zu Boden fiel, winkelte sie ihr linkes Bein an, schlang ihre Arme halt suchend um meinen Nacken und drängte ihren Unterleib gegen den meinen.

Danach warf ich alle Bedenken über Bord.

Als ich in sie eindrang, waren unsere Bewegungen noch etwas unbeholfen, doch schon nach einer kurzen Weile begannen wir wie eine gut geölte Maschine zusammenzuarbeiten. Die Welt um uns herum war plötzlich bedeutungslos geworden.

Das Einzige, was noch zählte, war das ungestüme Verlangen, den anderen zu befriedigen.

***

»Mein Gott«, murmelte Yalla, als wir uns voneinander lösten. Ihr Atem ging keuchend und auch mir zitterten die Knie. »Du bist unglaublich.«

Ich grinste bis zu dem Moment, in dem sie ihren Kopf an meine Schultern lehnte und scheinbar ohne Grund anfing zu weinen.

»Du verdammter Hund, du verdammter!«

Ich riss die Augen auf. Was zum Teufel war denn jetzt schon wieder los?

Anstatt auf meinen fragenden Blick hin zu antworten, musterte mich Yalla aus zusammengekniffenen Augen. Wobei ich das Gefühl hatte, dass sie mich überhaupt nicht wahrnahm, ihr Blick schien durch mich hindurchzugehen. Es war so, als starre sie auf einen imaginären Punkt im Nirgendwo.

»Es wäre alles so perfekt gewesen, wenn ich dich nicht getroffen hätte«, sagte sie leise.

Die Resignation in ihrer Stimme wurde dabei mit jedem Wort hörbar größer. »Nur du hast alles plötzlich so kompliziert gemacht.«

Ich verzog das Gesicht und musterte sie ratlos.

Yallas Schultern zuckten krampfartig. Sie hatte die Lider geschlossen, trotzdem erkannte ich, wie ihr Tränen über die Wangen liefen.

Sie weinte.

Ich legte meine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf.

»Wieso ich, was meinst du damit?«

Ich hatte kaum ausgesprochen, als in ihr alle Dämme brachen und die Worte nur noch so aus ihr heraussprudelten.

»Ohne dich wäre alles so einfach gewesen. Ich hätte weiterhin nur die Verbindungsperson zwischen dem Hauptquartier, den Nayanos und den anderen Primaten gespielt, meine Berichte abgegeben und wäre am Ende des Experiments eine gemachte Frau gewesen. Man hätte mir ein Haus in der Provence zugeteilt, jeden Monat eine lebenslange Rente von zehntausend Dollar überwiesen und ich hätte nie mehr in meinem Leben arbeiten müssen. Aber was mache ich dumme Kuh? Anstatt mir irgendeinen steinreichen Fatzke im Institut anzulachen, verliebe mich ausgerechnet in dich. Seither ist nicht nur meine Karriere im Eimer, sondern auch mein Leben. Ich gelte inzwischen als Risiko. Weißt du, was man im Hauptquartier mit Leuten macht, die als Risiko gelten?

Man bringt sie um«, erwiderte Yalla, bevor ich ihr auf ihre Frage antworten konnte. »Verstehst du, man bringt sie um!«

Sie hatte inzwischen die Hände zu Fäusten geballt.

»Ich wünschte, ich hätte dich nie kennengelernt«, sagte sie zornig, doch ihre Blicke straften ihre Worte Lügen.

»Moment mal«, sagte ich irritiert. »Willst du damit etwa andeuten, dass du auch zu diesem Verein gehörst?« Für einen Moment war ich fassungslos. »Ich dachte, dass du zu den Nayanos …«

»Nicht ganz«, unterbrach mich Yalla hart. »Ich bin keine von ihnen, zwar nicht direkt, aber trotzdem gehöre ich irgendwie dazu. Ich bin sozusagen ein Teil dieses Experimentes.«

Als sie meine fragenden Blicke sah, winkte sie ab.

»Ich erkläre es dir später. Jetzt sollten wir erst einmal von hier verschwinden, bevor der Zufall doch noch eine der Wachen hier hereinspült.«

Ich blickte mich kurz um.

»Ich dachte, hier drin sind wir sicher. Was ist das übrigens für ein Raum hier?«

Yallas Gesicht wirkte ernst, als sie mir antwortete.

»In dieser dunklen Kammer werden die Embryonen zwischengelagert.«

»Embryonen?«, echote ich verständnislos, obwohl mir allmählich klar wurde, was Yalla damit gemeint hatte.

»Na diese Wesen, die ab dem Moment der Befruchtung in den Muttertieren, so nennen wir die Frauen, die diese neu geschaffene Organismen austragen, heranwachsen.«

Ich kapierte die Zusammenhänge zwar noch nicht so ganz, aber das, was ich da zu hören bekam, war so entsetzlich, dass es mir für Sekunden schier den Atem nahm.

Ich hatte plötzlich das Gefühl, als ob eine eiskalte Hand über meinen Rücken strich. Als mich Yalla an der Hand nahm und wir durch den Raum liefen, war ich dankbar dafür, dass es hier drinnen so duster war.

In diesem Moment wurde hinter uns die Tür geöffnet.

Fortsetzung folgt …